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g Wochenblatt T für L Wilsdruf, Lhara«-, Stoffen, Siebenleh« und -ie Umgegenden. Zehnter Jahrgang. der Freitag, den 6. September 1850. JO ost hm " "' — Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. nd , «,» »User ZcltschÄfr erscheint »Ile Fre!ta«e eine Nummer, »er Pre» für den ivimMatr.im, dttri,! 10 «qr. Eimmtliche KSnIgl. P«il. Mttt-et Znlanbe- nehme» Destellungen darauf on. VekanntmaHunaen, welche im nächsten ^tuck erscheinen sollen, werden in WilSdrnf bis Montag Abends 7 Uhr, in Tharaud btS Montag Nachmittag- 5 Uhr, und in Nossen bis Mittwoch Vormittags 11 Ubr angenommen. "— rrvch können blS Mittwoch Mittag eingehende Zusendungen auf Verlangen durch die Pest an den Drucken befördert werden, so da» sic in der nächsten Nummer erscheinen. Wir erbitten uns dieselben unter den Adressen: „An die Nedaction de« Wochenblattes in WilSdruk", „an -ie Agentur de- Wochenblattes rn Tharaud" und „an die Wochenblatt-- Expedition in Nossen". Zn Meißen werden Aufträge vd Veftellunqen in der Nuckvandlung von E. E. Klinkicht und Sohn besorgt. Etwaige Beiträge, welche der Lenden» deS Dlarres «ttrrechen. ^ucn stets mit großem Danke angenommen werden. ", Der Friedenscongreß in Frankfurt a. M. ' Am 24. August hielt der Friedenscongreß in Frankfurt seine 3. und letzte Sitzung. Da wir vermuthen, daß nicht alle unsere Leser recht wissen kerben, was es damit sagen will, so wollen wir -ep-i denselben hier einige kurze Notizen geben. en,! Der Friedenscongreß besteht aus Mannern hnt Englands, Frankreichs, Nordamerikas und Deutsch ¬ lands, ihrem Stande nach Gelehrte, Prediger, Kauf- bure, Staatsmänner, also der gebildeten Welt Angehörigen. Er versammelte sich 1848 in Brüssel, 1849 in Paris, >850 in Frankfurt und wird sich bet, 185k in London versammeln. Seinen Zweck crken- »en wir am besten aus seinem diesjährigen Pro gramm: 1) Der Congreß der Friedensfreunde er- M kennt an, daß die Lösung völkerrechtlicher Fragen durch Waffengewalt den Lehren der Religion, der Philosophie, der Sittlichkeit und dem Staatszwecke widerspreche, daß es vielmehr heilige Pflicht Aller 'ß, auf Abschaffung der Völkerkriege hinzuwirken. soll Congreß empfiehlt daher allen seinen Mitglic- dern, in ihren verschiedenen Ländern und Kreisen durch sorgfältige Erziehung der Jugend, durch Bc- Ehrung von der Kanzel wie von der Rednerbühne, durch die Presse und jedes geeignete Mittel dahin - lu arbeiten, daß jeder erbliche Völkerhaß und alle die commerziellen und politischen Norurtheile aus- g gerottet werden, die zu Kriegen führen; 2) er em- pßehlt den Regierungen bei ihren Streitigkeiten die schiedsrichterliche Entscheidung; 3) er findet in der 'che dlnterhaltung der stehenden Heere eine unerträgliche !ä,l ""d unzählige sonstige Uebel; 4) er verwirft alle öffentlichen Anlehen, die zizm Behuf der Kriegfüh- wng gemacht werden; 5) er erklärt sich für den Grundsatz der Nichteinmischung in innere Angclegen- Dic Redaction. Heiken fremder Länder; 6) er empfiehlt Verbreitung dieses Congrcsses. Demokraten nennen sie sich nicht, werden auch nicht dafür angesehen, denn sonst hatten ihnen die Regierungen nicht freie Beförderung auf den Eisen bahnen und Befreiung von Paß und Durchsuchung ihrer Effecten gewährt, wie weil sie aber davon entfernt oder nicht entfernt sind, mag man aus Obigem beurtheilcn. Die Zbce, der sie Eingang in die Well zu verschaffen suchen, ist wahr, denn der Mord wird von allen Menschen verabscheu! und der Krieg ist nun einmal nichts Anderes, wenn wir aufrichtig sein wollen; sie ist ächt biblisch, zwar nicht nach dem Sinne des Piopheten Sacharja, wohl aber nack dem Sinne und Zweck des durch Christus ge- siiskcten Gotlesreichcs; sic ist menschenfreundlich, weil sie Liebe und Versöhnung anstatt des Hasses und des Krieges predigt und ihre Ausführung würde von den besten Folgen für die Staatskasse, die bekanntlich überall die Hälfte ihres Einkommens für das Militär ausgiebt, sowie für das Wohlsein des Bürgers und Landmanns sein. Die Idee der Friedensfreunde hat blos einen Fehler, nämlich den, daß sie zu neu ist. Bekannt lich lacht der ungebildete Mensch über Alles, was ihm neu ist und woran seine Fassungskraft nicht reicht. Auch ist unser Zeitalter wohl noch zu roh und ungesittet überhaupt, um die Idee des Recht an die Stelle der Selbsthülfe zu setzen. Warum sollte es aber unmöglich sein? Wir wundern uns über das Wohlgefallen des Mittelalters an Grau samkeiten, über seine Gewaltthätigkeiten, Gesetzlosig keit und ewige Fehden, denken aber nicht daran, daß man vielleicht in Jahrhunderten über unsere Zeil sich wundern wird, wo Menschen darauf ein geübt wurden, sich in Massen abzuschlachten, wo