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dem Volke bei, welches leidet, gebe denen Arbeit, welche sich darnach sehnen. Arbeit, Wohlstand, Freiheit und Frieden sind unzertrennliche Be griffe, einer ergänzt den andern! (Beifall.) Die Furckt vor dem Kriege muß das Volk theuer, sehr thcuer bezahlen. Für Europa kostet diese Furckt 1 Milliarde, Frankreich allein muß die Halste davon, bezahlen. Die chimärische Furcht vor dem Kriege hat uns seit dem Jahre 1815 35 Mil liarden gekostet und doch haben wir Revolutionen genug gehabt, aber keine Kriege. Wozu also diese stehende Heere, wozu dieser bewaffnete Friede? Man nennt uns die Friedens-Utopisten (Schwärmer). Was ist der Unterschied zwischen diesen und uns? Die Friedens-Utopisten kosten nichts und die Kriegs- Utopisten kosten Europa 35 Milliarden. Was hätte man Alles bauen und Herstellen können mit dieser Summe? Mit 35 Milliarden hatte man die beiden Enden der Welt verbinden können durch Eisenbahnen und Dampfboote. Mit 35 Milliarden hatte man die Hungrigen speisen, das Problem der Arbeit und des Pauperismus lösen können. Ihr Kriegs - Uto pisten aber, habt dem Volk das Geld entzogen, ihr habt diesen Strom aus seinem natürlichen Belte geleitet. Kriegs-Utopisten, ihr seid verantwortlich für all'das Elend, für all' die Revolutionen und Bür- gerkricge, welche über uns kommen; denn ihr habt dies Geld verschwendet, um Waffen zu sckmieden, Kugeln zu gießen, Pulver zu machen, statt so vieler nützlicher Arbeiten, wornach sich das Volk sehnt- Wenn ihr rüstet und die Rekrmcn einberuft, dann erschüttert ihr die zwei Grundsaulen der neuen Gesellschaft und diese beiden Säulen sind die Arbeit und die Freiheit. Denn ihr nehmt den Arbeiter und den Ackerbauer und steckt ihn in die Uniform. In England und Amerika ist die Rckrutirnng nicht gezwungen; de/ Dienst geschieht durch Freiwillige; m beiden Ländern herrscht Freiheit. Wollt ihr die Freiheit vermehren, so vermindert die stehenden Heere. Gleich nach der Februarrevolution habe ich nicht angesianden, mei nen Landsleuten zuzurufen: Entwaffnet! Entwaffnet! Habt Zutrauen zu der jungen Freiheit! Man hat mick nicht gewollt, man hat nicht gehört; man schrie: Zu den Waffen! Zu den Waffen! Man stellte eine Armee an den Alpen, eine andere am Rhein auf, und was ist die Folge davon? Wir haben keinen Ruhm geerntet und haben von unse rer Freiheit verloren. Das Vertrauen schwand in Handel und Verkehr, unsere Werkstätten wurden geschloffen, unsere Banken stellten die Zahlung ein und wir hatten das Elend und den Hunger im Lande, das Einkommen aber wurde für einen großen Theil von jenen zwei Armeen aufgezehrt. Was wollt ihr mit dem Arbeiter machen, wel cher Arbeit und Brod verlangt? Werdet ihr ihm mit Kugeln und Bayonetlen antworten oder ihm Brod verschaffen? — Während wir auf den Krieg vorbereitet waren, fing zu unsrer Pein und Schmach die Revolution aufs Neue in unseren Straßen an. Das wäre nicht gesckehen, wenn wir nicht gerüstet, wenn wir Zutrauen gehabt halten. Wenn die drei Machte England, Frankreich, Nordamerika morgen zu entwaffnen beginnen, wird es dann eine andere Macht der Welt wagen, Armeen gegen diese drei Mächte zu schleudern? gewiß nicht. Was würde aber die Folge dieser Entwaffnung sein? die Freiheit und die Einheit dieser Völker würde die Freiheit und Einheit unter den andern Völkern ins Leben rufen. Die Nationen schwächen und erschöpfen sich, wenn sie sich durch Kriegs- rüstunqen stärken wollen. Man könnte einen allgemeinen Völkerbund grün den, so wie es einen deutschen Bund giebc und jede Nation würde ihr Contingcnt dazu liefern, wie jeder deutsche Staat sein Contingent zum deutsckcn Bunde liefert. Die Freiheit würde alsdann nicht mehr in Gefahr sein, die gezwungene Rekrutirung und die allgemeine Wehrpflicht würden aufhören, denn die Freiwilligen würden zum Militärdienst genügen. Der Friede würde der Freiheit und die Freiheit dem Frieden nützen." (Stürmischer Beifall.) Ein offenes Sendschreiben. Bester Michel. Die Geduldschule ä ls Hasscnpflug in Kur hessen, welche Du jetzt wieder einmal durchzumachen hast, scheint Dich etwas frappirt zu haben, wie ich aus Deinem unruhigen Hin- und Herrucschen im Sorgenstuhle ohne viele Muhe herausbuchstabiren kann. Es ist auch wirklich eine schlimme Zeil das. Die Reaction sitzt ganz gemächlich im Rohr und schneidet Pfeifen, nach deren Tönen Du tanzen sollst — und noch obendrein rückwärts, was, wie ich Dich kenne, noch weniger wie nach Vorwärts Deine Sache ist. Aber es ist gar nicht zu verwundern, daß Du der Dame Reaction unter den Pantoffel gcrachen bist, da sie einen Verbündeten har, gegen den selbst der Cherub mit dem Flammcnschwcrte aus dem ersten Buche Mosis hätte den Kürzen! ziehen müssen: die Dummheit der Menschen, von der Schiller vor 50 Jahren schon sagte, daß mit ihr selbst Götter vergebens kämpfen würden. Und waS nun gar erst die materiellen Waffen der Reaction betrifft, so bist Du vollends geliefert; denn so einige Dutzend Stahl- und andere Federn, mit denen Du Deine Sache zu verfechten suchst, gegen eine halbe Million Bajonctie gehalten, was will das sagen?! — Ein Gescheckter, sag' ich Dir, bindet die Nase an den Hut und geht auf den Maskenball. Keinen von Denen, die ihn kennen, fällt cs auf diese Weise ein, ihn nicht zu kennen, aber er trägt sein Masken- zcichcn, gilt für maskirt — und genießt die übliche Maskenfrciheil, die nebst der Billard- und Trink- frciheit gegenwärtig die fast einzig gangbare Freiheit ist. — Apropos, noch Eins! Wie stehl'S denn alleweil mit Deinem Erbe Deutschland und wer wird denn endlich noch Vormund werden: Oesterreich, Preußen oder etwa gar Sr. czarische Majestät? — Allerdings sehe ich Dir's schon an, daß D» dies so wenig weißt, wie die politischen Witterungs-