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290 94, 15), zeuch nun du, als der Heerschaaren Herr, allmächtig diesem Heere voran!" — Müssen wir nicht, geehrte Leser, diesen kampf bereiten, opfermuthigen Sinn bewundern? — Aber wir sind unsern Brüdern im Norden mehr als dies, — wir sind ihnen dafür Dank schuldig, einen Dank, der sich durch Thaten erweist. Denn es ist nicht blos ihre Sache, sür die sie kämpfen, cs ist auch die unsere, denn durch dieselbe wird das Schick sal Deutschlands auf Lange entschieden werden. Oder was hat ein Volk zu erwarten, wenn es seine Ehre verloren hat? — Wollten so viele Millionen jetzt den Arm schlaff sinken und das kleine Dane, mark die Unterdrückung eines Bluderstammes ruhig durchführen lassen — sprecht, was hätte dann Deutschland von dem Auslande zu erwarten, was hatte es dann mit Recht zu hoffen? — — Man ches ist schon geschehen, uns dankbar zu beweisen; aber es muß noch viel mehr geschehen, wenn es für die endliche Entscheidung von irgend einer Bedeutung sein soll! Wir müssen zur Unterstützung des kämpfenden Volkes in gleicher Beharrlichkeit, wie dieses selbst, neue und ergiebige Hülfsquellen aufsuchen. Diese werden wir finden, wenn mehr und mehr das ganze deutsche Volk, Reiche und Unbemittelte, Jeder nach seinem Vermögen, an der Unterstützung der großen und heiligen Sache sich betheiligt. Regelmäßige Wvccheubei- träge würden am zweckdienlichsten sein. Deutschland steht und fallt mit Schleswig! Dort kämpft, dort blutet man für uns! Dorr sind deutsche Brüder auch für unsere Sache, für die Sache deutscher Ehre und Unab hängigkeit vom Auslande, dem schmählichsten Drucke, dem grausamsten Hohne, der absichtlichsten Ver wüstung ihrer Habe preisgegebcn. Sie haben deshalb die gerechtesten Ansprüche auf unsere Dankbarkeit, auf unsere werkthätigc Theil- nahme erworben! Und aus allen deutschen Gauen strömen kampf bereite Männer unsern nordischen Brüdern zu Hülfe oder bringen andere Opfer ans dem Altarc des Vaterlandes. Selbst edlc deutsche Frauen schmücken die Stirn jener Braven mit Kränzen, gewunden aus der ihnen angcborncn Milde und Herzensgute! Möge auch unsere Thcilnahme an dem Geschick unserer braven deutschen Brüder in Schleswig-Hol- stein nimmer erkalten! — Wo das Vaterland spricht, — muß die Parteisucht schweiften. — Zum Schluß noch die Bemerkung, daß die Herren Adv. Reinhard in Wilsdruf und vr. Biehayn in Tharand sich bereit erklärt haben, auch fernerhin freiwillige Liebesgaben jeder Art anzunchmen, zu befördern und zu berechnen. Kurze politische Umschau in Deutschland. Die Förderung der C cn tralregierung Deutfchlands gedeiht noch immer nicht. Nach dem der österreichische Gouverneur der Bundesfestung Mainz sich dem weitern Vorbeimarsch der badischen Truppen widersetzt und die durchgeschlüpften Baden ser, denen von den hessischen und hannöverschen Re gierungen der Durchzug durch ihre Staaten verwehrt worden, glücklich noch den bci der Ländcrtheilung 18l5 ausdrücklich, wie es scheint für einen solchen Fall bestimmten schmalen Streifen Braunschweig benutzt hatten, um sich auf diesem Pascherwcge nach ihren O-"articrn in dem Sandparadiese der Havel zu begeben, Hal Preußen eine Note an Oesterreich gerichtet, welche Bemerkungen über dieses Durchzugs verbot bei Mainz, über die Verwaltung des Bundes archivs, der Bundeskaffe und über den Ausmarsch anderer badischer Truppen enthalt. Die Mainzer Streitigkeit, ist man übcreingekommcn, soll von einem Schiedsgericht entschieden, die Verwaltung des Bun- deseigcnlhums einer gemischten Commission über geben werden. Hinsichtlich der weitern Verlegung der badischen Truppen ist man aber nicht einig und nur so viel ist gewiß, daß Oesterreich selbige durch Drohungen zu verhindern sucht. — Ferner hat sich das Plenum in Frankfurt aufgelöst und Oesterreich die Einberufung des cngern Ralhes (Bundestages) überlassen. Oesterreich hat darauf denselben zum 1. September einbcrufcn und ist derselbe auch am 2. September zusammengetrctcn. Doch fehlen noch manche Glieder. Preußen, und mit ihm die an der Union noch festhaltcndcn Lander, erklärt: es werde sich weder jetzt, noM je am Bundestage betheiligen, sondern wolle in freier Vereinbarung mit den Re gierungen die neue Verfassung Deutschlands auf- richten und hebt dabei namentlich hervor, wie un würdig es sei, bei diesem Werke die Anwesenheit des Gesandten Dänemarks, des erbittertsten Feindes Deutschlands, als Mithelfer zur Herstellung der deutschen Einheit, zu dulden. Bci diesem Zwiespalt nun sind wir so weit wie je vom Ziele. Der Kaiser von Oesterreick hat Berachungen in Ischl mit süd deutschen Fürsten und zugleich in Gegenwart des russischen Diplomaten Ncssclrode gehalten und leicht könnte cs kommen, daß man diesen Zwiespalt zwi- scheu Oesterreich und Preußen auf einem europäischen Fürstcncongresse, ähnlich dem von 1815, auömachte, wo uns dann unser Loos von Fremden zugetheilt würde- An Krieg glaubt Niemand, obgleich ihn Vicle für ehrenvoller für Preußen halten, als dieses ewige Schwanken. Radowitz hat dabei den etwas zweideutigen Ruhm, Preußen vom Handeln abgehal ten und den Krieg verhütet zu haben. In Hessen-Kassel, wo die Finanzen so trostlos sind, daß seit Monaten Beamte ohne Be soldung blieben, haben die erst kürzlich zusammcnge- tretenen Stande in einer Adresse an den Kurfürsten sich in den stärksten Ausdrücken für Entlassung des Ministeriums Hasscnpflug ausgesprochen und die Wiedererrichtung und Beschickung des Bundestages