Volltext Seite (XML)
W-che«dlat« für Wtts-ruf, Tharan-, Stoffen, Sievenlehn und die Umgegenden. Zehnter Jahrgang. Freitag, den 26. Juli 1850. 30» Verantwortlicher Redaeteur und Verleger: Albert Reinhold. . W, «es« Zeltschrtfr erschewr all« Sreltaa« ein« Nummer, »er Pret« fSr »in E»nt«Iiad»sn, »eerigt w R«r. «SmmMchc Köni-a. V«"' eett« del Anlande« nehme» wellellungen darauf an. Bekanntmackunaen, »eiche im nächsten Liuik erscheinen fallen, werden In WilSdruf bi« M»»ia, Abend« 7 Uhr, in Ldarand bi« Montag Nachmittag« SUHr, und in Stoffen bi« Mittwoch »ormittan« II Ubr angenommen, rech linnen dl« Mittwoch Mittag eingehende Zusendungen auf iSerlanaen durch die Post an den Sruikori befördert werden, so dal ne ln der »echsten Nummer erscheinen. Wir erbitten UN« dieselben Haler den Adretten: „An die Redaction de« Wochenblattes in WilSdruf", „an di« Agentur de« Wochenblattes in Lharand " und „an die Wochenblatt« - «rpedition in Stoffen". In Meissen werden Aufträge nd Bestellungen in der Buchhandlung von <t. <k. Kliukicht und Sohn besorgt. Etwaige Beiträge, welche der Tendeuj bei Dla«e« stborechen, «ollen stet? mit grobem Danke angenommen «erden. » Die Nedaction." Eine politische Betrachtung. Die Frage, Oesterreich oder Preußen — Bundesversammlung oder Union? beschäf tigt bekanntlich setzt noch immer alle Politiker. Für uns mag es einerlei sein, ob Oesterreich oder Preußen an der Spitze Deutschlands steht; denn die beiden Machte, obgleich sic in diesem Augenblicke noch Noten mit einander wechseln und sich gegenseitig das -Spiet zu verderben suchen, in ihren politischen Grundsätzen harmoniren sie vollständig. Und den noch gibt es immer noch Leute, welche an einen endlichen Krieg zwischen diesen beiden Mächten glau ben. Wer es von Weitem mit ansiehl, der mag immerhin wahnen, das österreichisch-preußische Di- plomalengefecht könne am Ende zu einem blutigen Waffenkampfe werden; wer cs aber näher betrachtet, der muß einsehcn, daß die Kabinette von Wien und Berlin in diesem Augenblicke in ihren Prinzipien einiger sind denn je. Mag es daher scheinbar noch so gefährlich ausseben zwischen Oesterreich und Preußen, eS wird kein Krieg. Was wir von An fang an geglaubt haben, die österreichisch-preußischen Zerwürfnisse seien keine andern, als Revision der alten Bundesverfassung, gewinnt immer mehr Wahrscheinlichkeit. Zwar ist im Allgemeinen die Sachlage zwischen Oesterreich und Preußen seit dem verwickelter geworden, aber sic werden sich dennoch vertragen- Eine Zeit lang mag es viel leicht noch heißen: Oesterreich oder Preußen; bald aber wird gesagt werden müssen: Oesterreich und Preußen, d. h. beide Mächte werden sich in den Vorsitz beim Bunde theilen, und die kleinern Staa ten müssen, wenn sie zwischen beiden keine Wahl mehr haben, sich dann ebenfalls vertragen. Die Fürsten werden übrigens, wenn cs dem einen gc- meichamcn Feindc gilt, sich ganz bestimmt vertragen und einig sein. Sehr glaublich ist cs daher, daß unlängst der österreichische Ministervorstand auf die Frage, was er zu lhun gedächte, da Preußen rüste und Krieg drohe, geantwortet haben soll: „Wenn Preußen rüstet und seine Truppen vermehrt, so kann Oesterreich eben so viel entlassen, denn beide haben nur einen Feind, die Demokratie in Deutschland und den SocialismuS in Frankreich?' — Woll ten sich aber beide Mächte dennoch nicht vertragen, so will doch der Kaiser von Rußland ihre Einigkeit, und was der will, das geschieht, denn er scheint für die gegenwärtige Diplomatie die höchste irdische Appellalionsinstan; zu sein. Bei solcher Sachlage kann man nur wünschen, daß der alte Bundestag von Neuem wieder auferstehe, d. h. auf seincn Grundlagen ein neues Gebäude aufgerichtet werde; denn besser unter allen Umständen ruht der diplomatische Mittelpunkt Deutschlands in Frank furt, als in Warschau. Das Präsidium in Frank furt wird abwcchseln zwischen Oesterreich und Preußen, ein anderes Ende der diplomatischen Wirren in Deutschland ist kaum möglich. Sollten auch beide Machte vorerst noch weiter auseinandcrgehen; sollte auch das Parlament in Erfurt, was aber sehr zu bezweifeln ist, wieder einbcrufen werden und die Bundesversammlung in Frankfurt sich organisiren: — je weiter sie auseinandcrgehen, desto plötzlicher wird nachher ihre Vereinigung sein. Die alte inner- - liche Freundschaft und Gleichheit beider Machte im Prinzip wird starker sein als die äußerliche Feind schaft von 1848. Die alte Einigung wjrd vor sich gehen, denn sie war niemals in Wahrheit gestört; der alte Bundestag wird auflebcn, denn er war niemals wirklich lobt, sondern nur scheinlodt. — Wie gegenwärtig verlautet, bleibt Oesterreich bei der Foderung, mit seiner GesammtmaMt in den Bund zu treten, als unabweisbare Grundlage aller Unter-