Volltext Seite (XML)
Mehrere Industrielle am Rhein, die Berliner Diskonto-Gesellschaft und die Kolonisations-Gesellschaft haben eine gutausgerüstete, wissen schaftlich-technische Kommission nach Lüderitz-Land geschickt, um dort das Vorkommen von Kupfererzen und deren Ausbeute-Fähigkeit fest zustellen. Hoffentlich fällt die Untersuchung recht gut aus! Am Dienstag Nachmittag in der sechsten Stunde wurde in Berlin der Briefträger Augusch in der Naunynstraße von drei Männern an gefallen und durch Schläge im Gesicht arg zugerichtet; ob esaufeinen Raub abgesehen war, kann nicht festgesteüt werden. Der Briefträger fetzte sich zur Wehr und die Strolche flüchteten in einen Keller gegen über dem Hause, wurden jedoch ergriffen und zur Wache gebracht. KönigLudwig von Bayern ist, wie man aus München schreibt, jetzt unzugänglicher als je; selbst seine meisten Diener hat er entlassen, nur zum soldatischen Gehorsam verpflichtete Chevauxlegers bilden seine nächste Umgebung. Die Ausgaben wachsen ins Ungeheure, und dabei ist in der Kabinetskasse beständig tiefe Ebbe; die 8V2 Millionen, welche Münchner Banken vor anderthalb Jahren gegen Sicherheit auf das Hausvermögen der Kabinetskasse vorstreckten, stopften alte Löcher zu und für die neuen ist kein Geld da. Wie das enden wird, weiß kein Mensch und eine finanzielle Katastrophe scheint unabwendbar. An dem Gerücht, Fürst Maximilian von Thurn und Taxis habe dem Könige 8 Millionen hinterlassen, ist kein wahres Wort. Wie die Dinge jetzt liegen, scheint es kaum möglich, die Finanzverhältnisse des Königs länger der Oeffentlichkeit zu entziehen. Es ist auch nicht aus geschlossen, daß der Landtag von seinem verfassungsmäßigen Rechte, einen Einblick in den Stand des Hausvermögens zu erlangen, einmal Gebrauch macht. König Ludwig feiert feinen 39. Geburtstag am 25. August; fein Bruder Otto ist unheilbarem Irrsinn verfallen; der nächste Verwandte ist der Oheim der Beiden, Prinz Luitpold, der jetzt 62 Jahre alt ist. Sein ältester Sohn, Prinz Ludwig, vermählt mit einer österreichischen Prinzessin, die ihm 10 Kinder geschenkt hat, steht im gleichen Alter mit dem König, als dessen Nachfolger die öffentliche Meinung ihn zu betrachten sich gewöhnt hat. Er ist ein Mann von großer Liebenswürdigkeit, umfassender Bildung und regem Interesse für Kunst und Wissenschaft. Aus dem Allgäu, 23. Juni, wird berichtet: In Folge zweitägigen Regens hat sich die Temperatur so abgekühlt, daß es im Hochland wieder geschneit hat. Das Gebirge ist bis tief herab mit frischem Schnee bedeckt. In der Reichsbankhauptstelle in Hamburg waren Montag Abend 200,000 M. gestohlen, aber bisher ist es der Polizei trotz aller An strengungen nicht gelungen, der Thäter habhaft zu werden. Ueber die Ausführung des Diebstahles wird folgendes mitgetheilt: Nachdem am Montag die täglich stattfindende Kasfenrevision vorgenommen war, kam, während einer der beiden Kassenbeamten im Bureau gerade nicht an wesend war, ein Fremder, dem Anschein nach ein Engländer, dorthin, um wegen eines Wechsels zu verhandeln. Während er noch mit dem Beamten sprach, kamen zwei andere fremde Herren hinzu, welche den abwesenden Kassirer zu sprechen verlangten, und als man ihn sagte, derselbe werde bald wieder kommen, dieErlaubniß erbaten, warten zu dürfen. Sie zogen eine große Zeitung hervor und lasen anscheinend in derselben, während der Erstgekommene den Beamten beschäftigte. In dieser Zeit muß sich einer der Beiden nach dem Getdschrank ge schlichen und zwei Packete ä 100,OM M. entwendet haben. Die Un tersuchungen werden sehr streng geführt, alle Dampfer und Bahnhöfe werden genau beobachtet. Unwetter. Aus Eisenach, 25. Juni, wird berichtet: Heute Nachmittag tobte hier ein schweres Gewitter mit Hagel und wolken bruchartigen Regen. Gegen 5 Uhr traf von Wutha die Depesche ein, daß in der Nähe dieser Station der Bahnkörper der Thüringischen Bahn anf ca. 1M Meter völlig mit Geröll von den nahen Bergen überschüttet sei, so daß der Eisenbahnverkehr eine längere Unterbrechung erfuhr. Die Abendzüge in der Richtung nach Kassel und Erfurt konnten erst nach mehrstündigem Aufenthalt befördert werden, da die Abräu mung der Geleise durch die von hier an die Unfallstelle beorderten Arbeiter viel Zeit in Anspruch nahm. Saarbrücken, 27. Juni. Gestern Nachmittag hat in der Grube Dudweiler eine Explosion schlagender Wetter stattgefunden. Von 37 Arbeitern wurden 17 getödtet, einer wird vermißt, die übri gen sind gerettet. Der Grubenbetrieb ist unterbrochen. Vaterländische». Wilsdruff. Der beim hiesigen Königl. Amtsgericht angestellte Herr Referendar Römisch ist, nachdem derselbe vorige Woche das Richterexamen bestens bestanden hat, nunmehr zum Amtsgerichts- Assessor ernannt worden. — Am gestrigen Sonntag feierte im benachbarten Kaufbach der Gutsauszügler Näther mit seiner Ehefrau in bester Gesundheit das Fest der goldnen Hochzeit, an welchem sich nicht nur Kinder und Enkel und Verwandte, sondern auch die ganze Gemeinde in liebevollster Weise betheiligte. Vom frühen Morgen an wurden dem beliebten Jubelpaare Blumenspenden und andere sinnige und werthvolle Ge schenke und Festgrüße dargebracht. Auch wir wünschen dem Jubel paar einen recht sonnigen Lebensabend! — Meißen. Zu dem Neubau der k. Amtshauptmannschaft, mit welchem die hiesigen Baumeister Otto und Schlosser beauftragt sind, ist mit den Erdarbeiten nun begonnen worden. — Meißen. Der vor Kurzem von hier flüchtig gewordene Schmiedemeister Leopold Schleg ist laut einer aus New-Dork einge troffenen Depesche dort abgefaßt und sind ihm 3000 M. baar abge nommen worden. Seine Ermittelung und Festnahme in der Weltstadt ist nur dadurch möglich geworden, daß er der Mutter seiner bekannten Begleiterin, welche in Hamburg lebt, ein Kabeltelegramm gesandt hatte, welches derselben die glückliche und unbehelligte Ankunft auf amerika nischem Boden meldete. Da Schleg seitens der k. Staatsanwaltschaft zu Dresden wegen Betrugs steckbrieflich verfolgt wird, so dürfte der selbe auch von Amerika aus nach Sachsen gebracht, resp. von dort abgeholl und vor Gericht gestellt werden. — Meißen. Die Versammlung des allgemeinen sächsischen Bau gewerkenvereins wird vom 27. bis 29. September d. I. in hiesiger Stadt abgehalten werden. Mit dieser Versammlung soll zugleich eine Fachausstellung verbunden sein, falls die Betheiligung hierbei eine hin länglich zahlreiche wird. Diejenigen, welche die Ausstellung beschicken wollen, haben sich bis zum 27. d. M. mit dem Vorstand der Bauhütte zu Meißen, Obermeister H. Naumann, in Verbindung zu setzen. — Am Donnerstag Vormittag 11 Uhr fand in Nossen in Ge genwart des Königl. Ämtshauptmannes Herrn v. Bosse, sowie der Vertreter der Kaiserl., Königl. und Stadt. Behörden, einer großen Anzahl von auswärts erschienener Gäste und vieler anderer distingir- ter Personen die feierliche Eröffnung der Gewerbe- und In dustrie-Ausstellung statt. Dieselbe verlief in würdigster Weise. Nachdem der Gesangverein „Liederkranz" einen erhebenden Choral ge sungen, ergriff der Ehrenvorsitzende Herr Bürgermeister Zschiedrich das Wort, mies in beredter Weise auf die Bedeutung des Tages hin und schloß mit einem Hoch auf Se. Majestät König Albert, welches begeistert ausgebracht wurde und an das sich der Gesang der Sachsenhymne an- schloß. Hierauf sprach Herr Lochner, Vorstand des KomitoS, Allen, welche dieses für Nossen erstmalige Unternehmen unterstützt und zu« Zustandekommen einer so umfangreichen und schönen Ausstellung bei getragen haben, im Namen des Gesammtausschuffes seinen verbind lichsten Dank aus und erklärte dann die Ausstellung für erröffnet. An den Vortrag einiger Musikpiecen feiten der Stadtkapelle schloß D ein Rundgang sämmtlicher Anwesenden durch die Ausstellungsräume an, welcher allseitige Ueberraschung und größte Befriedigung Hervorries Die reiche Zahl der Gegenstände, vornehmlich auch eine große Menge der mannigfaltigsten landwirthschaftlichen Maschinen und Geräthe, die übersichtliche und geschmackvolle Aufstellung, die sinnige Dekoration der Halle und die prächtige Schmückung, des vor derselben gelegenen Platzes durch Pflanzengruppcn, Teppichbeete Fontaine rc. machen ober auch den Besuch der Nossener Ausstellung ungemein lohnend und 3^ dermann empfehlenswerth und daß dieser nicht fehlen wird, beweist daß schon viele Vereine aus den Nachbarstädten sowohl als aus wei terer Ferne, aus Dresden, dem Erzgebirge rc. sich zur Besichtigung angemeldet haben. Angefügt sei noch, daß der Ausstellungsraum 10,000 HjMtr. Flächeninhalt hat. Die in Hufeisenform ausgeführte Aus stellungshalle ist 38 Mtr. lang und 25 Mtr. breit. An das Haupt gebäude grenzen unmittelbar die 480 ^Wlr. großen halbverdeckien Räume, welche die Abtheilung der landwirthschaftlichen Maschinen bergen. Der vor der Halle südlich und östlich gelegene freie Raum dient Fabrikationen gewerblicher Natur als Ausstellungsraum. 3" der Halle sind 120 Aussteller vertreten, darunter 70 Nossener, in den halbverdeckien Räumen 38 und auf dem freien Felde 36. — Wurzen. Beim Graben des Grundes zu den neuen geist lichen Gebäuden fand man am 19. Juni im alten abgetragenen De chaneigrundstücke unter dem Fußboden einer Stube, vielleicht Metel tief, ein starkvermodertes menschliches Gerippe. Da ein Beerdigung*- platz daselbst nicht gewesen ist, so kann man annehmen, daß dieses Gerippe von einem vor vielen Jahren verübten Verbrechen herrühck Das Thor zu dem alten, nunmehe beseitigten Dechaneigrundstücke trug die Jahreszahl 1584. — Die diesjährigen Gerichtsferien beginnen am 15. 3»" und endigen am 15. Septemper. Nach dem Gerichtsverfassungsgesetze werden während dieser Ferien Termine abgehalten und Entscheidungen erlassen. Feriensachen sind: Strafsachen, Arrestsachen und die eine einstweilige Verfügung erfordernden Sachen; Meß- und Marktsachen! Streitigkeiten zwischen Vermiethern und Miethern von Wohnungs-und anderen Räumen wegen Ueberlasfung, Benutzung und Räumung der selben, sowie wegen Zurückhaltung der vom Miether in die Mieths räume eingebrachten Sachen; Wechselsachen, sowie Bausachen, wen» über Fortsetzung eines angefangenen Baues gestritten wird. Das Gericht kann auf Antrag auch andere Sachen, soweit sie besondere Be schleunigung bedürfen, als Feriensachen bezeichnen. Die gleiche Befug' niß hat vorbehaltlich der Entscheidung des Gerichts der Vorsitzende Zur Erledigung der Feriensachen können bei den Landgerichten FerieN- kammern, bei den Oberlandesgerichten und dem Reichsgerichte Ferien- senate gebildet werden. Auf das Mahnverfahren, das ZwangsvoU' streckungsverfahren und das Konkursverfahren sind die Ferien ohne Einfluß. . — Wie früher die Cooper'schen Jndianergeschichten, so ziehen E die afrikanischen Erzählungen unsere Jugend an. Das Lied „RoH Afrika, nach Kamerun" hatte die 13 und resp. 14 Jahre alten SE eines in Dresden wohnenden Kaufmanns so sehr begeistert, daß ße beschlossen, das ferne Afrika auszusnchen, um zu der allgemeinen vilisation daselbst das Ihrige beizutragen. Mit ihren Ersparnissen Betrage von 75 M. in der Tasche fuhren sie zunächst per Dampft^ nach Hamburg und quartirten sich in einem Gasthofe am Hafen eM> Zwar mußten sie sich sagen, daß „Afrika" noch ziemlich weit, M Geldbeutel aber sehr eng sei, indeß ihre Jünglingsphantasie spiegel" ihnen vor, daß sie sich nur bei irgend einem Kapitän zum freiwilligen Schiffsdienste zu melden brauchten, um sogleich mit offenen ArNieN empfangen zu werden. Darin hatten sie sich jedoch sehr getäusch'- Die zarten Knäblein wurden natürlich überall abgewiesen, bis sie end lich den Muth verloren. Gesenkten Hauptes traten sie vor ihren Log'*' wirth hin und entdeckten sich ihm. Dieser machte hierauf der PolA! von der Anwesenheit der kleinen Afrikareisenden Mittheilung, woraus dieselben in Obhut genommen wurden. . — In Taubenheim hat sich die Masernkrankheit derau verbreitet, daß sich in den meisten Familien kleine Patienten befinden und infolgedessen die vier untersten Klassen der Schule bis auf Weitere* geschlossen werden mußten. — Leisnig, 21. Juni. Der Gesammtverein der sächsisch^ Gabelsberger Stenographenvereine feierte gestern und hc»^ das fünfundzwanzigjährige Stiftungsfest dieser Vereine 'N hiesiger Stadt. Es waren dazu erschienen Geheimrath Häpe aN« Dresden, Gründer und jetziger Ehrenpräsident des Vereins, Oberland' gerichtsrath Lamm, sämmtliche Professoren des k. sächsischen stenogra phischen Instituts zu Dresden, sowie viele Stenographen und StenN' graphinnen aus allen Theilen Sachsens. Sie sind von hiesiger Bür gerschaft, welche die Häuser beflaggt hatten, sehr wohl ausgenommen und in Freiquartieren, bezw. Gasthöfen untergebracht worden. AM 20. Juni fand unter Mitwirkung des „Liederkranzes" im Johanns thale Festkommers statt, welchem Bürgermeister Erchenbrecher präsidir-e und dabei die Gäste begrüßte. Sonntag, 21. Juni, früh war Be handlung mit Ueberreichung eines Ehrengeschenks an Häpe und Festrede desselben, Abends Ball im Belvedere, Mittags ein besuchtes FestnE im Rathskeller. Weiter wurden Ausflüge in Leisnigs herrliche An lagen und Umgebung vorgenommen. Zur Erhöhung der Feststimmung trug die ziemlich günstige Witterung bei. — Aus Brand wird dem „Freib. Anz." geschrieben: Der An trag des Reichskanzlers, sowie der Beschluß des Bundesrathes, be treffend die Vermehrung der Scheidemünzen, wobei 10,267,OM M- Einmarkstücken geprägt werden sollen, sind für die Silberbergwer^ von großer Bedeutung. Zur Ausprägung dieser Summe machen 1141 Centner 77V,Pfd. Silber nöthig. Da nun im Vorjahre die Freiberger Reviere 70,000 Pfd. Silber geliefert haben, würde sich gm Beschaffung des obengenannten Quantums eine Zeit von 1,6 Jahren nöthig machen. Unsere benachbarte Fundgrube „Himmelsfürst", welche im Vorjahre allein 20,MO Pfd. Silber geliefert hat, würde sonaM eine Zeit von 5 V, Jahren brauchen, um das erforderliche blinkende Metall zu Tage zu fördern. — Der Stadt Glauchau sind laut amtlicher VekanntmachE von dem am 18. April dortselbst verstorbenen Rentier Hörner für die