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Tharandt, Nossen, Siebenlkhn und die AmMNifln. Amtsblatt für die Königl. Amtshauptmannschaft zu Meißen, das Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. 4S. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnement preis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 51. Freitag, den 26. Juni 1885. Generalversammlung des KrankenkaffenvrrbandcS im Amtsgerichtsbezirke Wilsdruff. Nachdem der unterzeichnete Vorstand beschlossen hat, kommenden Sonntag, den 28. dieses Monats, Nachmittags 4 Uhr, im Saale des Hotels zum weißen Adler hier eine Generalversammlung abzuhalten, so werden dazu die sämmtlichen, in Z 3 des Statuts der gemeinsamen Gemeindckrankenversicherung bezeichneten Herren Ausschußmitglieder andurch ergebenst eingeladen. Tagesordnung; 1 ., Gesuch des Herrn Amtszimmermeister Partzsch hier um Verlängerung der Frist zur Fertigstellung des Krankenhausbaues so wie um Erlaß der festgesetzten Conventionalstrafe; 2 ., Durchsicht und eventuell Vollziehung des Entwurfs eines Statuts für die zu errichtende gemeinsame Dienstbotenkrankenkasse; 3 ., Mittheilung und Beschlußfassung über die zu beschaffenden Einrichtungsgegenstände und chirurgischen Instrumente; 4 ., Aussprache über Anstellung der Berbandsärzte und eines Oeconomen bez. Krankenwärters im neuen Krankenhause. Wilsdruff, am 20. Juni 1885. Der Vorstand des Krankenkaffenverbandes im Amtsgerichtsbezirke Wilsdruff durch Ficker, Brgmstr., Vors. Obstverpachtung. Die diesjährigen Obftnntznnge« der nachstehend aufgeführten fiskalischen Chaussee« sollen an dem dabei bemerkten Orte und Tage gegen sofortige baare Zahlung und unter den sonstigen vor Beginn des Termins bekannt zu machenden Bedingungen öffentlich an Meistbietende verpachtet werden, und zwar Sonnabend, den 11. Juli d. I., von Vormittags 10 Uhr an im Gasthofe zum „Adler" in Wilsdruff die von der Meißen-Wilsdruffer Chaussee, Abth. 2 (1 Parz.), die von der Kesselsdorf-Nossener Chaussee, Abth. 1, 2 und 3 (3 Parz.) Meißen, am 22. Juni 1885. Königl. Straßen- und Wafferbauinspection II. Königl. Vauverwalterei. NeuhouS. Diesel. Vaterländische» Der Kaiser ist am Sonntag Abend von Berlin abgereist und am Montag früh wohlbehalten in Ems «»gekommen. Trotz der Auf legungen, welche der Hohr Herr in letzter Zeit durchzumachen gehabt hat, befindet derselbe sich wohl. In Ems wurde der Kaiser von ei ner ungeheuer großen Menschenmenge mit nicht endenwollendem Ju bel begrüßt. Der Kriegsminister, Generallieutenant Bronsart v. Schellendorff, macht folgende kaiserliche Kabinetsordre der Armee bekannt mit dem Hinzufügen, daß einer weiteren Bestimmung zufolge die Trauer UM den Geueral-Feldmarschall v. Manteuffel überall beginnen soll, sobald die Trauer um den General-Feldmarschall Prinzen Friedrich Karl beendet ist. „Gottes Fügung hat mir, meiner Armee und dem Vaterland durch den Tod des General-Feldmarschalls Freiherrn v. Manteuffel wiederum einen sehr schweren Verlust auferlegt. Wir haben uns dem Willen des allmächtigen Gottes zu beugen, aber unserer Herzen Trauern ist tief und schwer um diesen in so vielen wichtigen Stellungen hochverdienten und hochbewährten Mann, den mein wärmster Dank zu seiner letzten Ruhestätte geleitet und dessen treue Dienste ich wahrlich schmerzlich vermissen werde. Es wird den Empfindungen der ärmee voll und ganz entsprechen, für ihn, der so viel für die Armee gethan, Trauer anzulegen, welche, wie ich hierdurch bestimme, von sämmtlichen Offizieren der Armee und Marine 8 Tage, von den Of fizieren des 15. Armeekorps, des 1. Garde-Dragoner-Regiments und vrs Rheinischen Dragoner-Regiments Nr. 5 aber 14 Tage — Flor um den linken Unterarm — getragen werden soll. Wilhelm." Die Verhandlungen des Norddeutschen Lloyds mit der Reichs- regierung über die Dampfersubvention sind geschlossen. Der Kon stakt liegt dem Reichskanzler zur Genehmigung vor. Der Lloyd über nimmt auf 15 Jahre gegen Zuschuß von 4,400,000 M. die im Gesetz öorgeschriebenen Schiffs-Verbindungen, hat sich erboten, auf der ost- astatischen und Mittelmeerlinie mit 12 statt der geforderten 11'/, Knoten Schnelligkeit zu fahren und will 6 neue in Deutschland gebaute und 9 andere, in seinem Besitz befindliche, auf 13 Knoten Schnelligkeit laufende Dampfer einstellen, wovon 5 speziell für die Fahrt in den Tropen gebaut sind. In Berlin striken die Maurer. Der Strike ist seit dem 19. d- M. für alle Berliner Bauten allgemein durchgeführt. Obwohl ein zelne Meister bereits den höheren Tagelohn von 5 M. bewilligt haben, lehren die Gesellen zu ihnen noch nicht zurück, die Arbeit soll vielmehr «st dann wieder ausgenommen werden, wenn alle Meister die Lohn- «höhung bewilligt haben. Es haben auch einige Ruhestörungen statt- Sesunden, die aber schnell durch polizeiliches Einschreiten unterdrückt Man wird die Anzahl der gegenwärtig Feiernden mit 19,000 nicht zu hoch schätzen, und man kann sich daraus einen Begriff fachen, wie tief solche Vorgänge in das soziale und materielle Leben »«lerer «reise eingreifen. Uber den deutschen Jnnungstag spricht sich die Vöhmert'sche „Sozial - Korrespondenz" aus, wie folgt: „Die Strömungen und Wandlungen des politischen Lebens pflegen sich in der Regel auch auf das wirrhschaftliche Gebiet zu übertragen, und haben gegenwärtig ei nen Theil der deutschen Handwerker zu weitgehenden Forderungen an die staatliche Gesetzgebung veranlaßt. In Berlin haben sich am 15. und 16. Juni etwa 250 Abgeordnete von Innungen uud Handwerks verbänden aus allen deutschen Gauen versammelt, um ihren Wünschen für eine Umgestaltung der Gcwerbegesetzgebung Ausdruck zu geben. Am meisten Beifall erwarben sich diejenigen Redner, welche sich für Wiedereinführung des Befähigungsnachweises und für obligatorische Innungen erklärten. Die letztere Frage stand zwar gar nicht auf der Tagesordnung, aber der Vorsitzende beantwortete eine Anfrage über den Standpunkt des Komitees zn dieser Frage dahin: daß nach An sicht des Komitees die obligatorischen Jnungen als reife Frucht aller Arbeiten den Handwerkern in den Schooß fallen würden. Es ist Thatsache, daß die bei Weitem größte Anzahl der Handwerker jetzt noch außerhalb der neuen Innungen steht. Die darinnen stehenden Meister wünschen daher den Eintritt in ihren Kreis dadurch begehrenswerther zu machen, daß sie von der Gesetzgebung eine Erweiterung ihrer Rechte verlangen. Von einer Würdigung der "gewaltigen innern Verände rungen, welche sich im Gewerdeleben der Gegenwart vollzogen haben, von dem Umschwünge, den die Technik, die Ärbeitstheilung, die Groß industrie, die Eisenbahnen und Telegraphen täglich bewirken, war in den Reden der deutschen Handwerksmeister wenig zu hören. Auch die Geschichte der deutschen Gewcrbegesetzgebung scheint den meisten Theil nehmern fremd zu sein. Nur das ältere Geschlecht erinnert sich heute noch der gewaltigen Anstrengungen, welche insbesondere die preußischen Handwerksmeister in den Jahren 1848 und 1849 machten, um neue Rechte und eine Aenderung der Gewerbegesetze zu erlangen. Die preu ßische Regierung gab auch wirklich dem Andrängen im Jahre 1849 nach; aber was ist aus der künstlichen Beibehaltung des Innungs- Wesens der alten Zeit geworden? Jedes neue Ausflicken des alten Jnnungskleides hatte das Gewand nur noch mehr durchlöchert und die Einrichtung selbst immer unhaltbarer gemacht. Wahr ist es, daß wir einer besseren Ausbildung der Lehrlinge, eines neuen genossenschaftli chen Geistes, eines strengeren Pflichtgefühls der Meister und Fabri kanten bedürfen; aber nicht die erzwungenen, sondern nur die frei willigen Genossenschaften werden auf die Dauer einen neuen Geist unter der deutschen Handwerkerwelt verbreiten. Es ist den bestehenden Innungen zu rathen, sich erst selbst zu bewähren und den Eintritt in ihren Kreis nicht durch den Ruf nach Privilegien und Ausschlußrech- len, sondern durch Anregung innerer gewerblicher Verbesserungen, durch ernste Unterweisung der Lehrlinge, durch Verständigung mit den Ge hülsen und durch Befriedigung des Publikums begehrenswerth zu machen."