Volltext Seite (XML)
Tharandt, Vaßen, Sikbrnleha and dir Umgegenden. Amtsblatt für die König!. Amtshauptmannschast zu Meißen, das König!. Amtsgericht nnd den Stadttath zu Wüsoruß. 45. 1»I>i^Kx»»xx. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 44 Dienstag, den 2. Juni 1885. Bekanntmachung, das Auhebungsgeschäft im Aushebungsbezirk Nossen betreffend. Die diesjährige Aushebung im Aushebungsbezirk Nosjeu wird »III 18 IIIIlI IN Willis «ÜV8V8 4»IlI V8 von Vormittags 8 Uhr an im Gasthaus zum Deutschen Haus in Nossen stattfinden. Zur Vorstellung kommen die wegen häuslicher Verhältnisse zur Ersatz-Reserve II. Cl., die zur Ersatz-Reserve I. Cl. sowie sämmtliche zur Aushebung in Vorschlag gebrachten Militärpflichtigen. Den vorzustellenden Mannschaften werden von hier aus durch die Ortsbehörden besondere Ordres zugehen, es werden dieselben aber hierdurch noch besonders anfgefordert, sich zu Vermeidung der sie bei ihrem Nichterscheinen nach ß 24„ und 8 65,z der Ersatz. Ordnung treffenden Strafen und Nachtheile zur bestimmten Zeit an dem angegebenen Orte pünktlich einzufinden und hierbei den LoosUNgsschein und die Ordre mit zur Stelle zu bringen. Gleichzeitig werden die Herren Gemeindevorstände der zum Nossener Aushebungsbezirk gehörigen Ortschaften aufgefordert, zu den anberaumten Aushebungsterminen sich mit einzufinden. Ferner werden die Herren Gemeindevorftände angewiesen, den etwa eintretenden 4tb- und Zugang Gestellpflichtiger bez. unter Beifügung der erforderlichen Stammrollen-Nachträge ungesäumt anher anzuzeiqen. Meißen, am 30. Mai 1885. Der Civilvorsitzeude der Königl. Ersatz-Commission. v. Bosse. Bekanntmachung. Die auf den Monat 4khril 1885 festgestellten Durchschnittspreise für Marschfourage im Hauptmarktorte Meißen sind folgende: 7 Mark 86 Pf. pro 50 Kilo Hafer, 3 - 39 - - 50 - Heu, 1 - 90 - - 50 - Stroh. Königliche Amtshmiptmalinschaft Meißen, »m 27. M-, i.». v. Bosse. - Bekanntmachung Im Laufe des Monats Juni ist die Landtagswahlliste einer Revision zu unterwerfen. Indem wir vorschriftsgemäß auf diese Revision aufmerksam machen, bringen wir zugleich zur öffentlichen Kenntniß, daß die Liste für den hiesigen Ort zu der Betheiligten Einsicht in der hiesigen Rathsexpedition ausliegt. Etwaige Einsprüche dagegen sind rechtzeitig und spätestens bis zum Ende des siebenten Tages nach dem Abdrucke eines Wahlaus schreibens in der Leipziger Zeitung bei uns anzubringen. Nach Ablauf von weiteren 14 Tagen wird die Liste geschlossen, werden alle bis dahin in dieselbe nicht eingetragenen Personen von der Wahl ausgeschlossen, sowie auch etwaige bis dahin nicht erledigte Reklamationen unberücksichtigt gelassen werden. Uebrigens hat jeder, welcher seine Stimmberechtigung auf Steuereinrichtung außerhalb des Ortes zu gründen gemeint ist, solches zur Berücksichtigung unter Beibringung des nöthigen Nachweises hier anzuzeigen. Wilsdruff, am 1. Juni 1885. Der S t a d t g e m e i n d e r a t h. Kicker, Brgmstr. Kommenden Donnerstag, den 4. dieses Monats, Nachmittags 6 Uhr, öffentliche Stadtgemeinderathssitznng. Wilsdruff, am 1. Juni 1885. Der S t a d t g e m e i n d e r a t h. Ficker, TageSgefchichte. Das Hauptereigniß der deutschen Politik in voriger Woche war der Besuch des englischen Ministers Lord Roseberry in Berlin beim Grasen Herbert Bismarck und selbstverständlich auch bei dem Reichs kanzler. Von englischer Seite ist dieser Ministerreise weit größere Bedeutung beigelegt, als von deutscher. Verschiedene Londoner Blätter scheinen erwartet zu haben, Fürst Bismarck werde sich nun ohne Wei teres dazu hergeben, Alles, was der englischen Regierung noch Ver legenheit bereitet, durch seine Vermittelung zu beseitigen; aber so eilig hat es der Kanzler schwerlich. Solche Freundschaftsdienste bringen unter Umständen wenig Freude, aber dafür um so mehr Verdruß ein. und das weiß Fürst Bismarck sehr wohl. Er hat zum Frieden ge- rathen, als ein Krieg zwischen England und Rußland bevorzustehcn schien, aber für eine von beiden Mächten Partei zu ergreifen, dazu haben wir gar keine Veranlassung. Außerdem ist der afghanische Streit soweit beigelegt, daß England und Rnßland den noch aus stehenden Rest schon ohne Deutschlands Hilfe tilgen können. Auf der Rückreise ist der englische Minister vom Grafen Herbert Bismarck be gleitet worden, der im Haag, der holländischen Hauptstadt, sein Ab berufungsschreiben von feinem dortigen Gesandtschaftsposten überreichte. Auf dem Gebiete der innern wie äußeren Politik trug die letzte Woche fast durchweg den Charakter der Ruhe und abwartenden Stellung. War dies in der hohen Politik geboten durch die Lage der egyptischen und afghanischen Frage, so ist in der innern Politik die Ruhe mehr die Folge einer wirklichen Pause, die nach dem Schluffe der Parla mente und der damit verbundenen Einschränkung der Discussion öf fentlicher Fragen eingetreten ist. Es beginnt eben zweifellos jetzt die stille Zeit für die innere Politik sich mehr und mehr, fühlbar zu ma- Brgmstr. chen Nur der Bundesrath wird noch einige wichtige Berathungen er ledigen, um dann aber auch sich bis zum Herbst zu vertagen. Ueber die iu letzter Reichtagssession angeregte Frage der Sonn tagsarbeit wird seitens der Reichsregierung eine allgemeine Unter suchung vorbereitet. Damit wird diese wichtige sociale Angelegenheit m jene Bahn gelenkt, die von der nationalliberalen Partei im Reichs tage von Anfang an empfohlen wurde und die auch der Reichskanzler als die allein richtige und beschreitbare bezeichnete. Erst auf Grund einer solchen Enquete werden Maßregeln getroffen werden können, welche, ohne die Interessen der Arbeiter sebst zu schädigen, den Segen der Sonntagsruhe den weitesten Kreisen gewähren und die Bestrebun gen der religiösen Genossenschaften zur Förderung der Sonntagshei ligung unterstützen. So lange und soweit eine zwangsweise eingeführte Sonntagsruhe die materiellen Interessen der Arbeiter selbst beeinträch tigt, ist weder in socialer noch in religiöser Beziehung ein segensrei cher Einfluß von der Sonntagsruhe zu erwarten; in den hart davon betroffenen Kreisen würde eine solche Institution nur zu erhöhter Er- bitterung gegen Staat und Kirche führen. Natürlich wird die Enquete eine möglichst vielseitige und umfassende sein müssen. Die Nachricht, daß auch in diesem Jahr eine Zusammenkunft der drei Kaiser von Deutschland, Oesterreich und Rußland stattfinden werde, taucht immer wieder auf. Näheres erfährt man auch heute nicht darüber; nur soviel soll feststehen, daß Kaiser Alexander von Rußland die Absicht habe, den Besuch, welchen ihm im vorigen Jahr Kaiser Joseph von Oesterreich gemacht hat, zu erwidern. Daß bei dieser Gelegenheit unser ehrwürdiger Kaiser nicht vergessen werden wird, ist selbstverständlich. Böse Mundstücke haben sie, die Berliner, das ist wahr, aber