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Beilage zu No. 41. Freitag den 82. Mai 1885. mann an seine Haushälterin befördern. Vorwärts, so rasch die Pferde ausgreifen können, nach Schloß Nieder aus himmlischen Höhen Flammen vom ewigen Licht, Nieder ein Brausen und Wehen! Jst's nur ein täuschend Gesicht? Erfüllt hat sich des großen Meisters Wort, Gesprochen tröstend noch vor seinem Scheiden: Ich gehe hin, um eine Stätte dort In meines Vaters Haus euch zu bereiten, Zu senden euch herab den Geist als Hort, Mit dem allein die Siege zu erstreiten; Der in euch wirken, in euch schaffen soll, Daß ihr des Lichtes und der Wahrheit voll. Wieder kommt Pfingsten, und wieder Braust es und weht es den Geist Flammend zur Erde hernieder, Die ihn als heiligen Preist. Ist er der heil'ge auch der Menschenwelt? Ein schwärzet Zug von rabennächt'gen Thaten Geht durch sie hin, und reiche Ernte hält Sie in den üppig aufgeschoss'nen Saaten Des Acker's, den ein andrer Geist bestellt, Des Acker's, darin» sie wohl gerathen. Das ist der Geist, der Tag und Sonne flieht' Und Freude nur an Nacht und Dunkel sieht. Pfingsten rauscht nieder der Erde Wunderbar jenes Getön, Dessen hochheil'ger Gefährte Wieder der Geist aus den Höh'n. Wer wird der Siegende im Kampfe sein, Im Kampfe der zwei mächtigen Gewalten? Wird dieser Geist aus Licht und Sonnenschein Es triumphirend hoch, sein Banner, halten? Wird jener, jubelnd: Macht und Reich sind mein! Das seine als der Stärkere entfalten? Der Wahlstatt Herr kann sein der eine nur, Der Geist aus Gott, nicht der der Kreatur. Schmücket den Festtag mit Maien! Eilet, dem Gaste, der naht, Fröhlicher Hand sie zu streuen Hin aus den lenzigen Pfad. Du heil'ger Pfingstgeist, Geist der höchsten Macht, Des Friedens und der Liebe, offen stehen Die Thore, komm' in deiner Frühlingspcacht, Und laß uns in dein sonnig Antlitz sehen. Mach' die unheimliche, die düstre Nacht, Mach' sie im heitern Tageslicht vergehen. Du bist aus Gott; du wirst der Sieger sein; Der Pfingsten heil'ger Geist, zieh' ein, zieh' ein! Mtruna 'ikr^ k" kEr -Zkll, als es unbewohnt war. Von der Er- j Falkenberg!" rief er hierauf seinem Kutscher zu und sprang entschlossen u yrer hier verledlen Jugend tief ergriffen, besichtigte sie die in den Wagen, welcher in fliegender Eile mit ihm davonrollte. Die Grafen von Dürrenstein. Original-Roman von Emilie Heinrichs. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Er war kein schlechter oder grundsatzloser Mann, im Gegentheil, ein Charakter, welcher sich stets mit strenger Gewissenhaftigkeit inner halb der Grenzen einer landläufigen Moral und allgemeinen Men schenpflicht gehalten, sich mit keiner groben Sünde befleckt und durchweg in den Augen der Welt einen musterhaften Lebenswandel geführt hatte; ein Mann, welcher als Arzt den bedeutendsten Ruf genoß und als Günstling des Fürsten eine beneidenswerthe Stellung einnahm, ohne indessen von Hochmuth verblendet zu sein, oder dem Armen seine Hilfe zu versagen. So war der Geheimrath Berg überall ein gern gesehener Gast, obwohl er bis heute unvermählt geblieben. Weshalb durfte er sich, nachdem er die Sonnenhöhe des Lebens bereits bedeutend überschritten, nicht eines Glückes noch erfreuen, das selbst der Aermste zu erreichen strebt? Er, welcher im Dienste der Menschheit seine Jugend und be sten Mannesjahre geopfert, sollte allein an dem reichgedeckten Tische des Lebens darben und leer ausgehen, wo die Mehrheit so glücklich erschien — und sein Herz zum erstenmal eine Liebe empfand, welche er bislang verachtet und verlacht hatte, nur erfüllt von jenem Heilgen Feuer, das er geopfert auf dem Altar der Wissenschaft? Und wieder schrie es: „nein! nein!" in seiner Brust, mit dem wilden Trotz der erwachten Leidenschaft, welche in solchen Jahren ver heerender zu wirken pflegt als in der Jugend. Die Wissenschaft war bislang seine Gottheit gewesen, der er anbetend geopfert, sie lag jetzt im Staube vor ihm und keine andere Religion, kein anderer höherer Gedanke wurzelte in seinem Herzen, welches in diesem Augenblick nur von einem einzigen Gefühle erfüllt, von der gefährlichsten aller Lei denschaften vollständig beherrscht war. Der Wagen hielt am Bahnhof, wo der Geheimrath zu seiner Ueberraschung erfuhr, daß der Fahrplan seit gestern eine Aenderung erlitten und der nächste Zug erst in zwei Stunden abfahre. Er besann sich einen Augenblick, schrieb dann einige Worte mit Bleistift auf ein Stück Papier, und ließ dasselbe durch einen Dienst , Vaterländisches 'N -r-n 'N Publikum die Möglichkeit zu gewähren, in dringen- iMen Emschreibbriefscndungen und gewöhnliche Packete stets mit 'Nächsten, also auch mit solchen Postbeförderungsgelegenheiten zur b k m , welche außerhalb oder kurz nach Beginn der Schalter obgehaltene» Dienststunden sich darbieten, "^Einrichtung, baß derartige Sendungen beiden Postämtern ""°"halb der Schalterdienststunden bis spätestens eine halbe , E vor dem Abgänge der Beförderungsgelegenheit eingeliefert en Wunen, sofern ein Beamter zu jener Zeit im Dienst anwesend außerhalb der Schalterdienststunden einaelieferte Einschreib- ! k- ist vom Absender eine besondere Gebühr von 20 Pf. «ntw, P^ete der in Rede stehenden Art sind als „dringende d"" Absendern zu bezeichnen. Außer dem tarifmä- i)s>t der Absender für eine jede derartig dringende Packet- -Kiik?^"n/"iondere Gebühr von 1 M. sowie eine Einlieferungs- - L"? Pf- iu entrichten. , Nj. / ach längerer Abwesenheit kehrte am Freitag Ihre Majestät vmei- k"' wieder in ihr Sachsenland zurück. Von dem herrlichen Hw ber Lagunenstadt Venedig nahm die Monarchin über itowm/k" Weg »ach der Stätte ihrer Kindheit, dem kleinen Dorfe Et einer langen Kette von Wohlthaten neue Glieder ^ia Dchloß Morawetz, welches einst der Prinzessin von Wikd/rc» auchten Mutter unserer Königin, zugehörig war, flossen d^blvhre Königin Carola dahin, und gern kehrt die 'rtruikk^ ""wer wieder dorthin zurück, um die alten Erinnerungen reude u ' . schon als Kind begonnen hatte. Die größte reu P"'Mssin war es, die Jugend von Morawetz an beson- l idr .Eigenhändig Zu bewmhen nnd zu beschenken. Es ge- äche Arm '' w einer kleinen, an ihre Wohnung sich anschließenden achte in ""d Kranken selbst die Mahlzeiten zu bereiten und sie rlöulick ; ben auch bei schlechtem Wetter und auf große Entfernung ute " bie dürftigsten Hütten. Die Königin erinnert sich nun idten bie Namen der von ihr einst auf diese Weise Unter- echerrn w^^^Ehlotz nach dem Tode ihrer Mutter an den Reichs- .'ssin bEvkaust war, besuchte es die damalige Konprin- llale- rr Achsen 1870 im strengsten Jncognito wieder zum ersten Zimmer der abgeschiedenen Mutter, die bis heute die Einrichtung je ner entschwundenen Tage zeigen und in denen der hohe Gast seither bei allen seinen Besuchen eingekehrt; ebenso ging sie in die Kirche und versäumte niemals, auf dem Friedhöfe die Ruhestätte einer alten Die nerin aufzusuchen. Seit dem Jahre 1870 war die Königin bereits mehrere Male in Morawetz, woselbst sie auf einem von dem Reichs freiherrn Gudenus hierzu geschenkten Grunde aus Mitteln ihres Pri vatvermögens ein Siechenhaus errichten ließ, das zur Erinnerung an ihre Mutter den Namen Louisen-Siechenhaus führt und dem nun auch während der letzten Tage die besondere Aufmerksamkeit Ihrer Maje stät galt. Die Königin zeigt sich bei ihren Besuchen in Morawetz stets in ihrer ganzen Herzensgüte und Menschenfreundlichkeit. — Dresden, 19. Mai. Unschuldig verurtheilt wurde am 17. August 1883 von der III. Strafkammer des hießigen k. Landgerichts der Handarbeiter Oswald Mager aus Altfranken und hat dieser die ihm wegen schweren Diebstahls zuerkannte Zuchthausstrafe von 1 Jahr 3 Monaten auch vollständig verbüßt. Heute begann nun vor dem k. Schwurgericht die Hauptverhandlung gegen den Urheber der unschuldigen Verurtheilung, den Tischlergesellen Friedrich August Rein hardt aus Leipzig und wohnten der Verhandlung der Justizminister v. Abeken, Exz., der Generalstaatsanwalt Wirk!. Geh. Rath Held und mehrere Stenographen im Auftrage des k. Justizministeriums bei. Bemerkt sei für heute, daß der Angeklagte des Diebstahls und Mei neides beschuldigt ist und ein volles Geständniß seiner Schuld ablegte. — Herr Comerzienrath Albert Niethammer aus Kriebstein hat am Himmelfahrtstage eine längere Reise nach Amerika angetreten zur Erweiterung seiner geschäftlichen Beziehungen und zum Studium der amerikanischen Zustände. Die Einschiffung in Hamburg erfolgte am Sonntag. — Grimma. Das in hiesiger Gegend verbreitete Gerücht über einen in der Nähe von Gölzern von einer Dienstmagd an ihrem neun jährigen Kinde begangenen Mord bestätigt sich leider. Am vergange nen Montag besuchte die im Dietze'schen Gasthof in Roda bei Gro ßenhain bedienstet gewesene Magd Funke ihre in Nerchau in der Ziehe befindliche 9 Jahre alte Tochter und begab sich mit dieser, da ihr deren Erhaltung in Folge eigener Gebrechlichkeit schwer fiel, in die hiesige Amtshauptmannschaft. Sie wollte hier um Unterstützung einkommen. Selbstverständlich mußte sie dort als von der nicht zu ständigen Behörde abschläglich beschieden werden. Die Funke machte sich darauf mit ihrem Kinde wieder auf den Heimweg. In der Nähe von Gölzern führte die Mutter ihren Plan, den sie, wie nach früheren Aeußerungen zu schließen ist, schon zuvor gehegt hatte, aus; sie stieß ihr Kind in die vorbeifließende Mulde, wo es ertrank. Dann begab sie sich nach Großenhain zurück und zeigte sich dort selbst der Polizei an. — Die Königliche Generaldirektion der sächsischen Staats-Eisen bahnen wird anläßlich des bevorstehenden Pfingstfestes wiederum, wie im Vorjahre, Personenextrazüge nach Dresden zu besonders ermäßigten Fahrpreisen, und zwar von Leipzig über Riesa nach Dresden, von Plauen i. V., Reichenbach i. V., Zwickau, Glauchau, Chemnitz, Hai nichen und Frankenberg nach Dresden, sowie von Görlitz und Löbau, bezw. von Reichenberg und Zittau nach Dresden verkehren lassen. Die Extrazüge verkehren in der Nacht vom 23. zum 24. Mai.