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Frist zu erwarten sein. Dem Vernehmen nach ist der Gesetzentwurf nicht, wie anderweitig von sonst gut informirter Seite gemeldet wurde, an die Ausschüsse verwiesen worden, sondern es soll im Plenum da rüber verhandelt werden. Man wird kaum fehl gehen, wenn man annimmt, daß das Votum des preußischen Staatsraths maßgebend für die preußische Abstimmung im Bundesrathe sein wird und daß nach Lage der Dinge hierüber bereits Beschluß gefaßt sein dürfte. Die Stellung der meisten Bundesregierungen zu dem Entwürfe ist bekannt und es ist nicht wahrscheinlich, daß eine besondere Vorberathung in den Ausschüssen oder jetzt noch eine umständliche Einholung von In struktionen der Einzelregierungen sich als unabweislich ergeben wird, so daß die Annahme des Entwurfs in einer der nächsten Plenarsitz ungen des Bundesraths mit großer Majorität nahezu als außer Zweifel stehend betrachtet werden kann. Zwei deutsche Eisenbahnen, die Leipzig-Dresdener und die Magdeburg-Leipziger, konnten am 14. Mai d. I. ihr goldenes Jubi läum feiern, ein wahrhaft goldenes, namentlich für die muthigen ersten Aktionäre. Friedrich List, der weitsichtigste Nationalökonom seiner Zeit, mußte sich die Lunge aus dem Leibe reden, um seine Zeitgenossen zu überzeugen, eine Bahn zwischen Leipzig und Dresden müsse sich rentiren. Er wurde jahrelang als Schwärmer ausgelacht, die Klügsten rechneten ihm vor, wie viele Postwagen, Fuhrmanns- und Botenwagen jährlich zwischen beiden Städten hin- und herfuhren, und meinten, das sei ein so geringer Menschenverkehr, daß eine Eisenbahn kaum vier Wochen im Jahr zu thun haben werde und Bankerott machen müsse. Sogar kluge Leute hatten damals noch keine Ahnung, daß der Verkehr sich tausendfach hebt, wenn man es ihm leicht und billig macht und daß Zeit Geld ist. Wie gesagt, mancher der ersten muthigen Aktionäre und Unternehmer ist durch die Bahn Millionär geworden. Aus Bayern, 16. Mai. Die Prozesse gegen die Bierverfäl scher nehmen hier ihren Fortgang. In Ansbach wurden am 15. d. M. 5 Brauer zu Geldstrafen von 180—300 M. und Gefängniß von 3—8 Tagen verurtheilt. An demselben Tage standen in Augsburg 14 Angeklagte vor Gericht, von denen 12 zu Geldstrafen von 180— 400 M. und Gefängniß von 8—21 Tagen verurtheilt wurden. In einem gleichen Prozesse vor dem Landgericht Bayreuth wurden der Direktor, der Braumeister und der Kellermeister der Brauereiactienge- fellschaft in Lichtenfels zu resp. 400 und 100 M. Geld- eventuell entspre chender Gefängnißstrafe verurtheilt. Die Motive, welche dem Urtheil zu Grunde gelegt waren, sind sehr eingehend und lauten in der Haupt sache etwa wie folgt: Es sei festgestellt, daß in der von dem Angeklag ten Spühler seit 1881 geleiteten Brauerei durch die Mitangeklagten Frank und Dütsch in der Zeit von Mitte Mai 1882 bis Ende März 1884 jedesmal unmittelbar vor dem Versandte des nach Norddeutsch land bestimmten Bieres die mit Bier gefüllten Fässer, welche und 2 bl Gehalt hatten, ein Gläschen „Biercouleur" — bestehend in zu Caramel gebranntem Zucker — in der Qualität bis zu '/2 1 je nach der Größe des Fasses eingegossen und hierdurch dem Biere eine (an geblich besonders von Leipziger Abnehmern gewünschte) tiefdunkele Farbe gegeben wurde. In Bayern ist es eine althergebrachte That- sache, daß Bier nur aus Malz und Hopfen bestehen darf und der Zu satz irgend welchen anderen Stoffes eine Täuschung des konfumiren- den Publikums involvire und gesetzlich verboten sei, was durch ver schiedene Entscheidungen des obersten bayrischen Gerichtshofes und durch das Reichsgericht festgestellt ist, und wobei es irrelevant ist, ob die zur Verwendung gekommenen fremden Stoffe als Zusatzmittel oder Surrogate gedient haben, und somit die Beimischung von „Biercou leur" stets als Verfälschung des Bieres anzusehen sei. Aus dem Rheingau, 18. Mai. Die Nacht vom 15. auf den 16. laufenden Monats hat nach der „Franks. Ztg." in den Wein bergen recht empfindlichen Schaden angerichtet, indem viele junge Triebe an den Rebstöcken erfroren sind. Fast ganz verschont geblieben sind die Berglagen und die Weinberge mit Schiefer- und Kiesboden, ziemlich hart aber sind die niedrig gelegenen Weinberge betroffen wor den. Doch auch hier ist der Schaden nicht gleichmäßig groß. So haben z. B. gut gebaute oder mit Oesterreichern bestandene Weinberge mehr gelitten, als magere oder mit Riesling bestandene. Wie groß der Schaden ist, wird sich erst in einigen Tagen übersehen lassen. Die Weinstöcke kommen in diesem Jahre sehr ungleich zur Entwickelung; aus manchen Augen sind schon fingerlange Triebe gewachsen, während andere Augen noch in der Wolle oder eben erst am Aufbrechen sind. Den zurückgebliebenen Augen hat die Kälte nicht geschadet. Der erste Kolonist in Kamerun ist ein junger Mann von etwa 22 Jahren, ein Müllerssohn aus der Nähe von München. Er ist am 27. März bei der dortigen Faktorei des Herrn Woermann gelandet und hat alsbald erklärt, daß er Geld genug besitze, um Plan tagen zu errichten. Er hat sich dann mit zwei Schweden in Verbin dung gesetzt und sucht nun mit diesen passenden Platz, um seine Ab sichten zu verwirklichen. Er ist in der That der erste, der ernstlich einen Versuch mit Plantagenbau machen will und hat durch sein sicheres und doch gleichzeitig bescheidenes Auftreten allgemein fofort gefallen. Glück auf also! Koma roff heißt der russische General, der vor ein paar Wochen die Afghanen mit Flinten und Schwert zurückgedrängt und dadurch den Handel mit England veranlaßt hat. Gladstone verlangte, daß er als Karnikel eine Nase erhalte und abberufen werde; Kaiser Alexander hat eine wahrhaft schneidige Antwort gegeben, nämlich seinem General einen goldenen, mit Diamanten geschmückten Ehrensäbel überschickt. Gladstone wollte im englischen Parlament eine Erhöhung der Steuer auf Bier und Branntwein beantragen lassen. Sofort erhoben sich Krawalle in London und die Volkshaufen wollten sogar das Klub haus, in welchem sie die Minister suchten, zerstören, die Polizei schritt aber energisch ein und es gab blutige Köpfe. Sicher aber ist, daß die Vertheurung des Biers Gladstone gefährlicher werden kann, als Mahdi, Gordon und der Czar zusammengenommen. Die Verbrechen gegen die Sicherheit des Lebens und des Eigen thums nehmen in Paris in grauenerregender Weise zu. Herr Kühn, der Chef der dortigen Sicherheitspolizei, erklärte vor wenigen Tagen, Paris berge in seinen Mauern eine Armee von 34,000 Verbrechern, er habe zu ihrer Bekämpfung nur 350 Mann zur Verfügung. In den ersten hundert Tagen dieses Jahres wurden in Paris mehr Ver brechen gegen Leben und Eigenthum verübt, als während des ganzen Jahres 1883. In der heil. Geisterkapelle der Kirche Germain l'AuxerroiS wurde ein Rentier am Hellen Tage von drei Männern überfallen und einer Baarschaft von mehr als 40,000 Franks gewaltsam beraubt. Die Räuber verschwanden spurlos. Mp- Inserate für nächste Nummer d. Bl. erbitten wir uns deS Pfingstfestes halber bis spätestens ersten Feiertag Abends. vis Lxpsckiliou ckv8 Woolisudlattk8. Li m^Webergaffe 1 I. Etage, Seestraßenecke^« WMM der Arnoldischcn Buchhandlung gegenüber. Für die Frühjahrs und Sommer Saison erlaubt sich das lchilüi^emeiN 8iexliie«I 8ckIe8iMr seiner ausgcbreiteten Kundschaft von Wilsdruff und Umgegend in empfehlende Erinnerung zu bringen. Für Jedermann, der dasselbe noch nicht besucht, ist es von größtem Interesse, sich vor beabsichtigtem Einkauf mit dessen enormen Waarenlägern und billigen Preisen zu orientiren. Das Etablissement Siegsried Schlesinger bleibt unausgesetzt bestrebt, seiner nach vielen Tausenden zählenden Kundschaft selbst beim kleinsten Einkauf augenscheinliche Vor theile zu bieten. Proben-Collectionen von sämmtlichen Artikeln in Wanusactur - Modewaaren L Seidmwaaren werden auf Wunsch gern verabreicht. 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