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der Eifer und die Hartnäckigkeit des Juristen erwacht. „Wir dürfen dem frechen Patron nicht fo rafch den Sieg überlassen," war seine Meinung und auf sein eifriges Anrathen wurde gegen das erste Ur theil Appellation eingelegt. Mochte der Prozeß enden wie er wollte, Adelheid war schon glück lich, daß ihr die Gelegenheit blieb, den Verkehr mit dem Geliebten festzuhalten. Es gab so viel zu besprechen und zu berathen, und wie viel selige Stunden gewährte ihr eine Sache, die sonst den Beiheiligten fo viel Kummer und Sorgen bereitet. Wohl wurde regelmäßig an fangs die Prozeßangelegenheit erörtert, aber dann sprang die Unter haltung auf andere Dinge über und tiefer als je kam es Beiden zum Bewußtsein, daß ihre Herzen sich für immer angehörten und es für sie unmöglich fei, sich noch einmal zu verlieren. Das entschiedene „Nein", das damals Adelheid ausgesprochen, schien vergessen, sie mochten nicht weiter an die Zukunft denken, aber sie ahnten schon jetzt, wie auch der Prozeß sein Ende nahm, für sie selbst gab es keine Trennung mehr. Leider fiel auch die zweite Instanz für Adelheid Widenbecher un glücklich aus. Das erste Erkenntniß wurde lediglich bestätigt, d, nn Paul Marnholz hatte noch zwei Zeugen namhaft gemacht, die bekun deten, daß der alte Steinberg ihn wirklich mit solchen Börsenspekula tionen beauftragt und ausdrücklich das ganze Risiko übernommen habe. Zwar waren die beiden Zeugen nicht ganz einwandfrei; eine ziemlich befleckte Vergangenheit lag hinter ihnen, aber dennoch waren sie nie mals mit solchen Ehrenstrafen belegt worden, die sie zur Ableistung von Eiden nicht befähigt hätten. Mochten immerhin auch die hervor ragendsten Schreibverständigen ihr Urtheil einstimmig dahin abgeben, daß die Steinberg'sche Unterschrift unmöglich von dem Erblasser her rühren könne, diesem Einwand stand doch die eidliche Aussage Heinrich Gaßner's entgegen, daß Steinberg die beiden Dokumente eigenhändig unterschrieben habe und da dies kurz vor seinem Tode geschehen, war es wohl zu erklären, daß diese Unterschrift ziemlich undeutlich ausge fallen und von der sonstigen Handschrift des Erblassers so bedeutend abwich.(Fortsetzung folgt.) Jie landwirtschaftlichen Verhältnisse der Ver einigten Staaten von Nordamerika. Vortrag, gehalten im Club der Landwirthe in Berlin von Herrn Ritterguts besitze Neuhauß-Selchow. (Fortsetzung.) In Kansas, Nebraska, Iowa, Minnesota, zum Theil auch in Wisconsin, in Kentucky, West-Virginien und Pennsylvanien sind die Durchschnitts-Weizenerträge nach den Regierungskarten nur 6—13 Bushel pro Acre, also auf der größeren mit Weizen angebauten Fläche. In Californien, einem Theil von Oregon, Dacota, Wisconsin, Illinois, Indiana und Ohio sind die Weizendurchschnittserträge 13-20 Bushel und nur auf einem recht beschränkten Raum über 20 Bushel pro Acre. Es soll nun nicht von mir behauptet werden, daß Nordamerika mit seinen 150 Millionen Bushel, gleich 2'/s Millionen Tonnen L 1000 Kg Weizen, die es im Durchschnitt ausführen kann, für Europa nicht von sehr großen Einfluß wäre. Diese Summe und die Erzeug nisse anderer Länder, über die ich mich hier auszulasscn nicht die Zeit habe, sind es ebensowohl, mit denen wir zu rechnen haben. Es lag mir am Herzen, Ihnen nachzuweisen, daß Amerikas Weizenbau be- grenzt ist und daß es dort keine endlosen saftigen Prärien mehr giebt, in denen es kein Kunststück ist, Weizen in so unendlichen Massen zu bauen, daß sie uns sicher einmal erdrücken würden, erdrücken müßten. Es ist nicht der Zweck meines Vortrages, über die Getreide-Produk tion und Konsumtion derjenigen Länder zu berichten, von denen wir Weizen beziehen oder beziehen müssen; ich will Ihnen aber ohne jeden Kommentar die amtlichen statistischen Zahlen über Amerikas, Frank reichs und Deutschlands Weizenbau, Weizen-Import resp. -Export kurz angeben, damit Sie dann über Amerikas Konkurrenz selbst urtheilen können. Amerika hatte in der Gesammtsumme an Körnern geerntet: 1879 rund 2,437,000,OM Bushel rund 60,OM,OM 1 ü 1000 kg 1880 „ 2,697,OM,MO „ „ 67,OM,OM t 1881 „ 2,066,OM,OM „ — „ 50,OM,OM t also in 1881 weniger 10—17,OM,OM t, es hängt also auch Amerikas Ernte wesentlich von Wind und Wetter ab. 1880 waren erbaut: Mais 1,754,MO,OM Bush, ä 52 Psd.^ca. 44,OM,OM 1 L IMO kg Weizen 460,OM,OM „ 12,000,000 t Hafer 407,OM,OM „ L25Psd.^„ 5,000,000 t „ Gerste 44,OM,OM „ — „ 1,000,000 t „ Roggen 19,MO,MO „ — „ 500,OM t „ Buchweizen 12,OM,000 „ — „ 150,OM t „ Von dem Mais wurden in Summa nur rund 88,OM,000 Bushel gleich 2 Millionen Tonnen exportirt, dagegen aber 186,304,000 Bü hel gleich ca. 4*/, Millionen Tonnen Weizen, und zwar: 1. nach Großbritannien u. Irland 2. „ Frankreich 3. „ Belgien und Holland 4. „ dem Deutschen Reich 5. „ anderen europ. Ländern 6. „ Britisch Nordamerika 7. „ Centralamerika u. Mexikc 8. „ Westindien 9. ,, anderen nicht europ. Lände rund 80,OM,MO Bush, r-- 2,MO,MO t „ 43,MO,OM „ 1,000,000 t „ 13,OM,OM „ 325,OM t „ 1,200,OM „ 30,000 t „ 9,OM,OM „ 225,000 t „ 12,OM,MO „ 300,000 t „ 8,MO,OM „ --- 200,000 t „ 7,OM,MO „ 175,MO t rn„ 2,OM,OM „ 50,000 t Nach den mir zugegangenen Berichten unseres statistischen Bureaus sind 1883/84 im Deutschen Reich geerntet Weizen 93,000,OM Bushel — 2,350,OM t es sind eingeführt rund 20,000,000 „ — 500,000 t ausgeführt 2,560,OM „ 64,OM t also doppelt soviel als wir direkt von Amerika einaeführt haben, ein für mich selbst höchst überraschendes Export-Quantum, das aber durch amtliche Nachweise feststeht. Wenn Sie sich nun nochmals die Schwierigkeiten rekapituliren wollen, die sich nach meinen angegebenen Mittheilungen durch das Klima dem intensiven, lohnenderen Weizenbau in Amerika entgegen stellen, so glaube ich, sind auch Sie mit mir zu der Ueberzeugung ge kommen, daß sich die bisherige Durchschnitts-Exportfähigkeit von Weizen aus Amerika nicht wesentlich heben wird, weil der auch dort jetzt un profitable Weizenbau denselben von selbst eher beschränken, als ausdehnen und weil die unaufhaltsam steigende Bevölkerung dieses reichen Landes, die größere Konsumtion in ziemlich gleichem Maße, wie die Weizen- Bernte steigen wird. Dies wünschte ich Ihnen in dem ersten Theile Meines Vortrages nachzuweisen und werde nun kurz, so viel es mir heute die Zeit noch erlaubt, zu den andern landwirthschaftlichen Betriebs- Quellen Amerikas übergehen. Wie Sie aus der Karte Nr. 2 des Bandes I auch ersehen, fällt Dresden, 6. Juli. (Getreidepreise.) An der Börse: pro ,! Kilogramm: Weizen, weiß 178—182 M., Weizen, braun 172^ Mk., Korn 146—149 Mk., Gerste 155—165 Mk., Hafer 148-^ — Auf dem Markte: Hafer pro Hektoliter 7 Mk. 60 Pf. bis o. 40 Pf. Kartoffeln 4 Mk. 50 Pf. bis 5 Mk. — Pf. Butters gramm 2 Mk. 20 Pf. bis 2 Mk. 60 Pf. Heu pro Centner " 40 Pf. bis 3 Mk. 80 Pf. Stroh pro Schock 23—25 Mk. die Fläche, auf der Weizen und andere Körnerfrüchte gebaut werden können, naturgemäß zusammen. Mais ist eine Frucht!, die einen hohe« Anspruch an den Boden macht, die durch ihr Blattsystem im Stande ist, aus der Luft die Feuchtigkeit, den Thau aufzusauchen und die del' halb auch in südlicheren Zonen mit Erfolg gebaut werde" kann. Del' halb werden in Amerika größere Flächen 2 -3 Breitengrade südliche! mit Mais bebaut, dieser giebt viel größere Körnererträge als Weizen, Es beziffern sich die Maisernten dort etwa viermal höher als Wcizeir! Zur Nahrung von Menschen, Pferden, Rindern und namentlich Schwsi'i nen und zu Fabrikationszwecken werden dort so große Quantität^ Mais verbraucht, daß die Ausfuhr sich um so mehr beschränkt, je billiges der Mais ist. In der dort sehr reichen Ernte von 1880 belief D die Ausfuhr nur auf rund 2 Millionen Tonnen. Zuckerrohr wir" ganz im Süden, aber Zuckerhirse und Besenmais, wird in den Dh' cheren, sehr bodenreicheu Distriken viel und mit Erfolg gebaut. JE glaube, daß der Besenmais für die an Stickstoff überreichen Rieselst der eine sehr beachtenswerthe Handelspflanze ist, denn von dem Sanier büschel werden die in der ganzen Welt benutzten gelben Reisbesen aS' gefertigt. Dort dient dieser Mais, von dem man den Samen e^' nominell hat, in Herbst und Winter als Weide für das Rindvieh besonders wenn der Schnee den Boden deckt. Hafer kann auf groß"" Strecken gebaut werden, wird es aber, wie Sie auf der koloriri^ Karte sehen, mit Erfolg nur in den mehr nördlicheren Distrikten, E Summa etwa 5 Millionen Tonnen, die als Ausfuhrartikel für De>M land ohne Interesse sind. Auch der Anbau von Gerste ist für Europ ohne Einfluß, es wird nur in Californien und im Norden gute erbaut, ein Quantum von rund 1 Million Tonnen Roggen nur für technische Zwecke und als Brodkorn für die aus DeE land und Schweden Eingewanderten gebaut; ebenso steht es mit Buchweizen. Daß südlich vom 37. nördl. Breitengrade in Am^, vorherrschend Baumwolle gebaut wird, muß ich als ziemlich beko"^ annehmen, aber verwundert bin ich gewesen, namentlich aus den bellen des zehnjährigen Census zu sehen, daß in Nordamerika doch"", auf dem kleinen Areal von 638,841 Acres Tabak gebaut wird, , Fläche, die auf der Karte Nr. 23 verschwindend klein erscheint. . ? Die klimatischen Verhältnisse Nordamerikas sind, wie ich E! auf der Karte gezeigt, nun der Art, daß die Menschen bei der E, > Sommerhitze und bei dem dadurch nicht erfrischenden Trinkwassel rauf angewiesen sind, das Wasser mit Eis gekühlt zu trinken, wok^ , dort die Magenleiden ganz außerordentlich verbreitet sind. In dessen genießt der Amerikaner, um sich zu erfrischen und ausGelA, heitsrücksichten, täglich Obst und frisches Gemüse gern das ganzes?" hindurch. An der Küste des atlantischen Oceans sind es Ost-VW^ Georgia, Carolina, besonders Florida, Alabama und Mijsisippu A stillen Ocean Californien, welche ein Klima wie Algier und in Afrika haben. Dieser Umstand ermöglicht in Amerika im den ganzen Winter hindurch den Anbau des feinen Gemüses undv^.i Obstsorten, während die Anzucht dieser Früchte bei dem zunehmE, s Sommer sich immer nördlicher das ganze Jahr hindurch erhaltens. In den mit Eisbehältern versehenen Eisenbahnwagen der werden diese Früchte, ohne umgepackt zu werden, in einem oder A, i nigen Tagen, wie im frischen Zustande erhalten, in die großes satzorte gebracht, wodurch der Obst- und Garten-Anbau in dierA noch verhältnißmäßig sehr jungen Kulturlande nicht nur sehr E breitet, sondern auch außerordentlich vorgeschritten ist. Wie daß Algier Paris und in verhältnißmäßig geringerem Maaß".^« Berlin im Frühjahr mit frischem Gemüse versorgt. Wie sch"!? und kostspielig ist aber die Versendung auf dem wechselvollen im Vergleich selbst von Florida nach Cincinati, St. Louis, Bailly,, Washington, Philadelphia, New-Jork, Boston, Chicago, San cisco und vielen, vielen anderen Plätzen, so auch zur Versorgung Schiffe, die mit Vorliebe jetzt die Passagiere und Mannschaften V frischem Gemüse bewirthen. Während an Sonntagen in Amerika, nigstens auf den Nebenbahnen, fast aller Verkehr der Güter-, der Personenzüge eingeschränkt oder gar Wirt ist, wird Milch Obst in Eiswagen mit Schnellzügen rechtzeitig an den entspreche"^ Markt befördert. Aus diesem günstigen Umstande wird, außer r^, vorhergenannten südlichen Staaten, auch in Maryland, Jersey, sylvanien, im nördlichen Illinois der Gartenbau und die Viehho""^ behufs der Milchwirthschaft außerordentlich ausgedehnt bctriebev- daß mich diese Distrikte mit ihren herrlichen Viehheerden der Shorts Durham-, Hereford-, Jersey- und Holländer-Rassen in ihrem Aus! an das westliche England, an Westfalen und Holstein erinnerten-^., besuchte von Philadelphia aus einen so sandigen, wüsten Distrikt, Hardor, wie Theile der Lünneburger Haide und fand dort We^ As ausgedehnten nnd vorzüglich betriebenen Gemüsebau. Um Beispiel hiervon zu geben, theile ich Ihnen mit, daß dort ein st"^, Hannoveraner, John Hoenes, von seiner sonst 160 Acre großen statte nur 46 Acre frischen Sandboden, auf dem er 2 Pferde, 2 ^ und 4 Schweine hielt, mit seinem 18jährigen Sohne und nur 2 beitern in der Weise bewirthschaftete, daß er 8 Acre süßen Ma>»' dort als Gemüse gegessen wird, 3 Acre zu Weintrauben, 2 Acr" z Himbeeren, 2 Acre Brombeeren, 2 Acre Kartoffeln, 1 Acre Acre Gras, 4 Acre Hafer und 14 Acre mit 50 verschiedenen - von Gemüse bebaute, so daß sich dadurch für diese wenigen Ar° die Arbeit sehr einlheilte und fast unausgesetzt Artikel für die A^ Plätze Atlantic-City, Philadelphia und New-Jork bereit waren, x,; Hoenes sagte mir, daß die Brombeeren pro Acre bis 500 Don die Himbeeren bis 300 Dollars, die Weintrauben 150 bis 200 lars, mehr noch, als manches Gemüse, pro Jahr einbrächten. Westküste Amerikas, Californien unv ein schmaler Strich am Ocean in Oregon sind hervorragende Distrikte für den Obstbau. sah in Californien Weingärten einzelner Gesellschaften bis 2500^, gleich 38M Morgen groß, und Orangen-Plantagen, von deN^L eine mit 2000, freilich exemplarischen Bäumen jährlich 100,000 Pacht einbrachte. Die Weinreben tragen dort im dritten Jahre, dem sie gepflanzt sind, volle Ernten. Der Wein ist klar, wohlschE' feurig, aber ohne Aroma und Bouquet, so daß unser guter wein, wenn er auch theuer, doch auch in Californien gern geE, wird. Die Weintrauben in Californien sind wohlschmeckend, nMh die Trauben im Osten für uusere Zunge herbe, ich möchte sage» ! Wohlgeschmack sind. (Fortsetzung folgt-'