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Vaterländisches. Wilsdruff, 3. Juli. Heute Nachmittag V-5 Uhr findet unter entsprechender Feierlichkeit die Grundsteinlegung zu den hiesigen Bahn hofsgebäuden statt, an welchen Aktus sich ein Abendessen im Hotel Adler anschließt. Wie wir hören, sollen die Bahnhofsgebäude bis zum Spätherbst fertig gestellt werden, weshalb man auch jetzt schon viele fleißige Hände daselbst beschäftigt sieht. — Vor dem kgl. Landgericht zu Dresden fand am Montag die Hauptverhandlung gegen den schon vielfach vorbestraften Handarbeiter Kühne aus Altfranken statt, welcher am 2. Pfingstfeiertage d. I. in Zschertnitz bei Dresden das 6jährige Töchterchen eines Hilfsweichen stellers, das am andern Tage in einem Kornfelde entsetzlich zugerichtet todt aufgefunden wurde, vorsätzlich getödlet halte. Trotz seines beharr lichen Leugnens, wodurch sich die Vernehmung von 34 Zeugen und Sachverständigen nöthig machte, wurde Kühne des Verbrechens für überführt angesehen und infolgedessen zum Tode verurtheilt. — Das Landgericht in Leipzig verurtheilte jüngst eine Hebamme, die beim Baden eines ihr anvertrauten Kindes nicht die nöthige Vor sicht beobachtet und durch Verbrühen den Tod desselben herbeigeführt hatte, unter Zubilligung mildernder Umstände, da sie bereits 20 Jahre ihrem Beruf nachgegangen war, zu einer Gefängnißstrafe von 5 Monaten. — Am 6. d. M. machten vier junge Leute eine Gondelfahrt auf der Pleiße in Leipzig. Da kam oberhalb des Fischerbades am so genannten Brühl die Gondel ins Schwanken und schlug um und alle vier stürzten ins Wasser. Während nun zwei der jungen Leute nicht wieder zum Vorschein kamen und ertranken, wurde ein Dritter durch , einen Pslizeibeamten noch lebend aus dem Wasser herauSgezogen. Die Leichen der Ertrunkenen wurden eine Stunde später im Wasser aufgefunden. Der Vierte hatte sich selbst zu retten vermocht. — Unser deutsches Publikum ist anspruchsvoll. Es verlangt reelle, gute Waare, niedrige Preise, und zuletzt noch oft langen Kredit. Wie sehr der Letztere ausgenutzt wird, bemerkt die Geschäftswelt auch um diese Zeit herum, wo abermals an alle Kunden Rechnungen versandt werden, welche jene vom 1. Januar unbeachtet gelassen. Der Geschäfts mann muß noch sehr zart vorgehen, sonst wird die freundliche Erin nerung schließlich „übel genommen". Daß dem Manne aber durch den langen Kredit direkter, pekuniärer Verlust zugesügt wird, daran denkt das Publikum in seltenen Fällen. Nicht genug damit, giebt das Kreditunwesen, wo es gar zu sehr übertrieben wird, auch häufig zu Streitereien Anlaß und der Geschäftsmann erleidet noch weitere Nachtheile. Baar zahlen, das ist das Beste nicht nur für den Ge- werbtreibendeu, sondern auch für das Publikum, das so stets am besten und billigsten kauft. Wo das aber nicht angeht, da empfehlen sich Vierteljahrsrechuungen. Das ist noch ein gesunder Kredit, der ertragen werden kann, und vermeidet, daß der Geschäftsmann durch das lange - „Borgenmüssen" oft selbst in die peinlichste Verlegenheit geräth. Wie ! viel unnütze Zeitverschwendung wird übrigens auch durch das wer j weiß wie oft wiederholte Rechnungsausschreiben hervorgerufen? Zeit i ist wirklich Geld, und ein Artikel, mit dem man sparsam umgehen muß- Kirchennnchrichten aus Wilsdruff. Am 6. Trinitatis-Sonntage Vormittags predigt Herr ?. l)r. Wahh Jur Landtagswaht im 17. ländlichen Wahlkreise. In dem in Nr. 73 des „Nossener Anzeigers" die Landtagswahl betreffenden Aufsatze ist gesagt, daß die Wahlbewegung in ein Sta dium getreten sei, welches ein einheitliches Vorgehen bei der Landtagswahl ausschließe, was im Interesse der konservativen Sache bedauerlich sei- Durch die Aufstellung des Herrn Fabrikbesitzer und Ingenieur Hahn sind die Interessen der konservativen Sache jedoch in keiner Weise beeinträchtigt worden. Da derselbe nicht nur dem konservativen Verein, sondern sogar dem konservativen Wahlkomitee bis zu seiner eignen Aufstellung angehörte, so ist jedenfalls nicht die konservative Sache geschädigt, sondern nur zu bedauern, daß von einer und derselben Partei zwei Kandidaten aufgestellt worden sind. Dies hätte aber möglicher Weise und sehr leicht vermieden werden können, wenn von den konservativen Komitees von Nossen unb Wilsdruff, anstatt das an dieselben gerichtete Schreiben, in welchem gebeten wurde, bei Aufstellung eines Landtagsabgeordneten das Augen* merk auf Herrn Hahn zu richten, einfach zu ignorieren, eine Annäherung mit dem diesseitigen Komitee gesucht worden wäre. Wenn nun weiter erwähnt ist, daß Herr Hahn sich im Voraus auf die Durchführung des Bahnprojektes von Wilsdruff über Ditt mannsdorf, Reinsberg, Bieberstein, durch das Muldenthal nach Nossen und gegen jedes andere Projekt verpflichtet habe, so ist zu erwidern, daß eine derartige Verpflichtung weder von Herrn Hahn verlangt, noch von demselben eingegangen worden ist, sondern daß man — wieder betreffende Artikel selbst sagt — die Förderung dieser Angelegenheit von demselben für selbstverständlich gehalten hat. Das Komitee und die hinter ihm stehende Wählerschaft hat viel zu hohe Achtung und zu großes Vertrauen zu ihrem Kandidaten, als daß man dessen Kandidatur von besonderen Instruktionen abhängig zu machen für nötig erachtete. Man ist vielmehr überzeugt, daß Herr Hahn die gesamten Interesse des Wahlkreises nach eigenem Ermessen fördern wird und der ihm als Landtagsabgeordneten zustehenden Pflichten sich voll und ganz bewußt ist, so daß der Hinweis auf die Berfassun gsurkunde als vollständig überflüssig anzusehen war. Im beregten Aufsatze ist ferner des weiteren ausgeführt, daß die Eisenbahnfrage die Wähler im oberen Teile des Wahlkreises nicht hätte zu nötigen brauchen einen Gegenkandidaten aufzustellen, da Herr vr. Calberla wiederholt schriftlich und mündlich seine wärmste» Sympathien für dieses Projekt ausgesprochen habe. Solche Kundgebungen sind aber bisher wahrhaftig nicht ins Publikum gedrungen und so muß jeder Unbefangene sich fragen: Wo kommen aber nun kurz vor der Landlagswahl auf einmal bei Herrn Vr. Calberla die „warmen Sympathien" her, da doch ei» von demselben geschriebenes und mit seiner Unterschrift versehenes Exposa in hektographischen Abzügen im Februar 1883 verbreitet worden ifi, welches sich in 10 Sätzen für das andere Eisenbahnprojekt, nämlich Dresden-Deutschenbora aussprach? Schon während der letzten Reichstagswahl, zu einer Zeit also, wo an eine Landtags-Kandidatur des Herrn Hahn von keiner Sei« gedacht wurde, war die hiesige konservative Wählerschaft sich klar, daß man wohl Herrn vr. Calberla in den Reichstag, aber nie in de» Landtag wählen werde, und warum dieses? Hätte es Herr vr. Calberla verstanden sich die Sympathien der direkt um ihn wohnenden Wähler zu erwerben, so würde desse» Landtagswahl gewiß eine gesicherte gewesen sein. Mag man nun auch die Kandidatur des Herrn Hahn — ohne jeden Grund — eine Eisenbahn-Kandidatur nennen, der Beweis sü^ das allseitige Vertrauen, welches derselbe auch bei Landwirten genießt und das einzig und allein der Hebel zu seiner Aufstellung war, 'fi geführt, indem sämtliche Herren Gemeinde-Borstände der Umgegend, sowie eine sehr bedeutende Anzahl kleiner und großer Grundstücksbesitzer, unter letzteren auch hochangesehene Rittergutsherren in Herrn Hahn einen Mann zu finden überzeugt sind, der für die Landwirtschaft ei» warmes Herz hat und deswegen gleich von allen Anfang an für dessen Kandidatur einzutreten bereit waren. Sympathien lassen sich aber nicht machen, diese muß die betreffende Persönlichkeit sich durch ihr Leben und Wirken selbst erwerben. Wenn dies aber so ist — was bei Herrn Hahn geschehen — so kann es dann auch nicht fehlen, daß man bei öffentlichen Gelegen ¬ heiten dieselben dem Betreffenden voll entgegenbringt. Daß die Kandidatur des Herrn Hahn aus den Sympathien aller derer, mit welchen er länger oder kürzer in Verbindung gestände» und die Gelegenheit hatten, ihn näher kennen zu lernen — und dies ist auch bei einer großen Anzahl Landwirten der Fall — hervorgegange» ist, beweist seine Ausstellung und so hoffen wir, daß die Herrn Hahn bis jetzt noch fern stehenden Kreise sich durch das Vertrauen, welche wir demselben entgegenbringen, auch bewogen fühlen werden, ihm ihre Stimme zu geben. Ob Landwirt, ob Industrieller, darauf kommt es nicht an, sondern einzig auf das unbedingte Vertrauen, welches der Kandidat bei seinen Wählern sich erworben hat. Das Komitee für die Wahl des Herrn Latin. Um mein Sommerwaarenlager vollständig zu räumen, gebe ich von jetzt an: kromsnaäsninäntöt, durchgehends zum Herstellungspreise ab. ITdlnUoIcL HIIdi-Lotir, gegründet 1872, Vreden-A1181M nun IVIani6N8in. 24. Im Hause mit 12 Laternen! Geld auf Hypothek zu 4 — 4?/z 0/0 sofort 0. später in j. Posten pr. 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