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richten ihrer Tapferkeit alle Anerkennung gezollt wird und es nickt bezweifelt werben darf, daß kriegser fahrene Führer an ihrer Spitze stehen, gibt ihnen das numerische Ucbergewicht noch außerordentliche Vorkheiie. Die Erstürmung des Centrums des schlcswig-holsteinschen Heeres bei Idstedt hat es klar herausgestellt, daß nur die Uebermacht dieses für unsere Brüder so ungünstige Ergebniß hcrbei- zuführen vermochte, wenn wir auch sehr gern glau ben wollen, daß tue bekannten unglücklichen Zufällig keiten den Dänen in die Hände gearbeitet. Dazu kommt noch die geographische Lage des Landes, in welchem der Krieg geführt wird, welche cs den Dänen zur See möglich macht, plötzlich im Rücken des schleswig-holsteinschen Heeres, oder wo es ihnen sonst passend erscheint, Truppeü ans Land zu setzen, Razzias auszuführen und die unglücklichen Bewoh ner alle Uebel des kleinen Krieges erdulden zu lassen. Wir sind dabei weit entfernt anzunchmen, daß es doch dahin kommen müsse, sondern haben nur andeuten wollen, daß cs dahin kommen könne, wenn nicht noch andere Ereignisse alle Auslegun gen und Wahrscheinlichkeitsberechnungcn mit Einem Schlage über den Haufen werfen. Und daß dies geschehen werde, fürchten wir mit gutem Grunde nur zu sehr. Vor allem ist es das Petersburger Kabinet, welches mit dem größten Mißfallen dem Freiheits- kampfc unserer Brüder zuschaut, in welchem es nur Rebellen und Hochverräthcr erblickt. Rußland ist dieser Kampf ein Gräuel, und cs möchte je eher je lieber die zur Hellen Glut entbrannte Flamme der Vaterlandsliebe und der Begeisterung für Freiheit und Recht mit seinem Riesenleibe erdrücken. Daher die Absendung der bedeutenden Flotte in die Nähe des Kriegsschauplatzes, den sie lauernd umkreist. Es ist leicht möglich, ja fast gewiß, daß der Czaar die Danen zur See direct und indirect unterstützt hat und noch unterstützt, wie dies von Gerten Schwe dens ganz unleugbar zu Tage liegt, das des Bruchs der Neutralität sich schuldig gemacht hat. In der Schlackt bei Idstedt wurde ein dänischer Offizier gefangen, der auf Ebrcnwort versichert, daß drei ze k n schwedische Bataillone in den Reihen der Dänen kämpften, diese hätten dänische Uniformen erhalten, Lederzeng und Waffen seien schwedisch. Es hätten sonach, das Bataillon nur zu 800 Mann gerechnet, 10,400 M. schwedischer Hülfstruppen den Danen zur Seite gestanden. Um aber jeden Zweifel an den Gesinnungen Ruß lands, der etwa in ungläubigen Gemüthern noch auftaucken könnte, zu zerstreuen, diene die verbürgte Nachricht, daß das Petersburger Kabinet in diesen Tagen an die europäischen Regierungen eine Circu-- larnote erlassen hat, in welcher es erklärt, daß nach den Verträgen von 1815 Schleswig einen Theil Dänemarks bilde, und daß es, nämlich Rußland, gesonnen sei, mir allen Mittel diese Verträge auf recht zu erhalten. Das heißt nämlich mit andern Worten so viel, als wundert euch nicht, ihr Machte, wenn ick, im Fall das Kricasglück die Danen fer ner nicht mehr begünstigen sollte, eines schönen Morgens meine gewaltigen Kriegsschiffe, wie beim trojanischen Pferde geschah, ihres waffenstarrcndcn Inhalts sich entleeren lasse, um der Hand voll Deut schen den GarauS zu machen, die es gewagt haben gegen die unzweifelhaften Rechte ihres legitimen Herrschers sich aufzuichncn. Das Petersburger Kabinet versichert dabei, auch Frankreich sei gänzlich damit einverstanden. Geschieht nun wirklich, woran wir gar nicht zweifeln wollen, ein thatsachliches Ein mengen Rußlands in deutsche Angelegenheiten und ganz Deutschland erhebt sich nickt wie Ein Mann gegen diese Anmaßung, was wir indessen sehr zu bezweifeln alle Ursache haben, so wird faclisch durch die Einverleibung Schleswig-Holsteins an Däne mark mir der Thcilung Deutschlands ein Anfang gemacht werden und wir dürfen ganz un besorgt fein wegen der Nachahmung dieses schönen Beispiels von Seiten unserer großen Nachbarn, die zulangen werden, wenn sich ihnen die gewiß nicht ausbleibcndc Gelegenheit zur Erscknappung eines fetten Bissens zeigt. Möchte Polen Deutschland als warnendes Beispiel vor Augen schweben! Das trübe Bild, welches sich vor unsern Augen aufgerollc hat, gewinnt aber keine freundlichere Ge staltung, wenn wir unsere Blicke auf Deutschland selbst ruhen lassen, das in dem begonnenen Drama, freiwillig oder gezwungen, eine Rolle mitzuspielcn sich veranlaßt sehen dürste. Leider sind die Russen nicht der einzige Feind, den außer den Dänen die Schleswig-Holsteiner zu fürchten haben; kin nicht minder gefährlicher ist im Rücken der Hcrzogthümcr, die deutschen Monarchen und besonders der „Freund" des König von Dänemark, nämlich der König von Preußen. Wer wird diesen „Freund" überwinden, selbst wenn die Danen geschlagen werden sollten und Rußland nicht helfe? Hat dieser „Freund" nicht in den Anfangsartikcln zum Friedensschlüsse sich verpflichtet, dahin „mitzuwirken," daß die Rechte des Königs von Dänemark auf die Herzogthümer demselben ungeschmälert erhalten werden, wie er sie vor dem Jahre 1848 besessen? Sind im Sinne dieses Friedensschlusses die Schleswig-Hol steiner überhaupt etwas anderes als Rebellen? Man wagt jetzt noch nickt, sie offen so zu behandeln; aber die Zeit dürfte nicht ausbleiben, wo dies geschieht, namentlich unter der Voraussetzung, daß die Schles wig-Holsteiner noch siegen. Im Allgemeinen ist gewiß die Begeisterung des deutschen Volkes für seine deutschen Brüder in Schleswig-Holstein manchem deut schen Fürsten höchst unangenehm. Und daß diese Be geisterung nicht blos in den unteren Schichten des Volkes, nicht blos in den Bierstuben, unter den Turnern und den Demagogen von Profession Platz gegriffen, sondern daß das Lauffeuer der Begeisterung für diese rein deutsche Sache bei seinem windschnellen Laufe auck den Weg in das Heer gefunden und der zündende Funke auch das Herz des Kriegers belebt und er wärmt hat, — das ist es, was ihr eine so große Bedeutung gibt und von der folgenschwersten Wich' tigkeit sein kann. Und wie kann cs auch anders sein? Diejenigen, welche ohnlangst für die Sacke der Schleswig-Holsteiner ihr Blut verspritzt haben,