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denselben gleich zu achtende Wertpapiere in Zahlung genommen; dem muh jedoch bemerkend hinzugefügt werden, daß3"/„ige sächsische Rente zu solcher Annahme ungeeignet ist. Auf Grundstücke werden von der Altersrentenbank Darlehnc zu 4'/, "/« gegen erste Hypotheken ausge- liehen. — Die „Dr. Nchr." schreiben: Trockener April, nass er Som mer, das ist eine alte Bauernregel, die nicht von ungefähr, sondern auf alter Erfahrung beruht, und wenn nicht alle Anzeichen trügen, auch dieses Jahr eintreffen wird. Die überaus starken und zahlrei chen Märznebel, man mag daran glauben oder nicht, kehren nach 100 Tagen als Gewitterniederschläge wieder. Die Annahme beruht nicht auf Muthmaßungen, sondern auf Beachtungen. Die im Monat März vorherrschende Windrichtung kehrt nach einiger Zeit zurück und ist be stimmend für die Witterung. Nach diesen Annahmen stehen uns von Mitte Juni bis Mitte Juli zahlreiche Gewitter mit ziemlichen Nieder schlägen in Aussicht und wer die Temperaturverhältnisse des diesjäh rigen März und April mit denen früherer Jahre vergleicht, z. B. des Jahres 1858, wird unsere Prophezeihung nicht ganz grundlos finden. Wir haben in diesem Sommer ziemlich Hochwasser, ja sogar Ueber- schwemmungen zu befürchten. Trotz alledem müssen wir aber unserem diesjährigen April, der ganz aus seiner Rolle gefallen ist, sehr dank bar sein, er hat uns in rascher Folge die wunderbarste Vegetation hervorgezaubert. Bor 14 Tagen noch hatte Baum und Strauch das kahle, winterliche Gesicht und heute besitzen sie kaum Neste und Zweige genug, um all die wunderbar üppige Blüthenpracht zu beherbergen. Vier Wochen früher eilen wir dieses Jahr in den Sommer hinein, und wer kann, der nütze diese herrliche Zeit recht aus, ja soviel wie möglich, denn sie ist eben so rasch vergangen wie gekommen. Darum hinaus, Philister, hinaus in Gottes freie Natur, weg mit den Grillen und Sorgen, das ewig Werdende wird auch Dich zu neuem Schaffen drange anfeuern, wird Dir die kleinlichen Gedanken verscheuchen! — Die Strumpfwaaren- und Wollen-Industriellen in der Gegend von Chemnitz und Limbach führen gegenwärtig lebhafte Klage über den Einfluß, den der drohende russisch-englische Krieg auf den Geschäfts gang auSübt. Die Bestellungen aus England, welches außerdem den Handel mit überseeischen Ländern vermittelt, sind bei den Fabrikanten dieser Branche ebenso auSgeblieben, wie die Bestellungen auf künstliche Blumen. Dagegen ist russischerseits bei einer sächsischen Fabrik eine große Bestellung von Erbswurstfutteralen eingegangen. Dieselben »erden aus Pergamentpapier hergestellt und sollen den Thierdarm in jeder Beziehung ersetzen. — DieZahl der landwirthschaftlichen Vereine im König reich Sachsen beläuft sich auf 498 mit 28,532 Mitgliedern. Dem landwirthschaftlichen Kreisverein zu Dresden gehören 104 Vereine mit 5,738 Mitgliedern, dem Kreisverein Leipzig 73 Vereine mit 4,185 Mitgliedern, dem Kreisverein Chemnitz 198 Vereine mit 8,834 Mit gliedern, dem Kreisverein Reichenbach 60 Vereine mit 4,483 Mitglie dern und dem Kreisverein Bautzen 63 Vereine mit 5,292 Mitgliedern an. — Ein 9- und 10jähriger Knabe rannten am 25. April Abends beim Spielen an einer Hausecke in Frohburg jo furchtbar an ein ander, daß dem einen die Vorderzähne eingeschlagen wurden, der an dere aber eine Gehirnentzündung bekam, infolge deren er schon am 27. April früh gestorben ist. — Am 25. April verwendete in Zwickau das Dienstmädchen Emilie Kunze beim Feueranmachen Petroleum. Wie sich schon oft dieser Leichtsinn sofort rächte, so geschah es auch hier, das Petroleum tkplvdirte in der Flasche. Das Mädchen erlitt erhebliche Brandwun den im Gesicht und mußte in das Sladtkrankenhaus gebracht werden. Die Grafen von Dürrenstein. Original-Roman von Emilie Heinrichs. (Nachdruck verboten.)' (Fortsetzung.) Nach kurzer Arbeit wurde der Sarg sichtbar. Beide beriethen sich Über die Oeffnung desselben, welche indessen nur durch Hebung des Sarges bewerkstelligt werden konnte. Es war äußerst schwierig, doch dursten sie jetzt vor dem letzten Hinderniß nicht zurückschreckcn, wo die Lösung des schrecklichen Rärhsels so dicht vor ihnen sich befand. Sie mußten den Sarg soweit freilegen, um mindestens für einen von ihnen dort unten einen festen und freien Standpunkt zu schaffen und nach anstrengender Arbeit gelang auch dieses, Rosenkranz ließ sich in die ^uft hinab, um hier vorerst zu versuchen, den Deckel zu heben. „Es geht nicht", rief er leise hinauf. „Vielleicht ist er nur zugenagelt", sagte Diethelm, „versuchen Sie, biese Messerklinge dazwischen zu schieben." „Ich nehme mein spitze- Dolchmesser, das wird in solchem Falle bessere Dienste leisten." Rosenkranz zog ein langes, eingeschlagenes Messer aus der Tasche, öffnete dasselbe und begann damit seine Ver- Me. „Wahrhaftig, zugenagelt, man hat mit dem armen Fremdling «ine Umstände gemacht", murmelte er, mit dem Aufgebot seiner Rie senkraft den Deckel zu sprengen versuchend. Er krachte und hob sich aus den Nägeln: mit turnerischer Ge wandtheit wußte der muchige Mann die andere Seite zu gewinnen, um wer sein Werk fortzusetzen, mit äußerster Anstrengung den Deckel zu wsen und denselben soweit zu heben, um das Antlitz des Todten schauen iu können. Das war der schrecklichste und schwerste Moment dieser Nacht! Der Strahl des Vollmondes, welcher senkrecht in die Lichtung und somit ans die Gräber herabfiel, leuchtete taghell. Vater Diethelm aber, welcher aus alles Bedacht genommen, hatte NH von dem Wirth eine kleine Laterne geliehen, da er sich gesagt, daß Wan vor allen Dingen in dieser Sache felsenfeste Ueberzeugung ge winnen müsse und sich auf das ungewisse Mondlicht nicht verlassen öurse. Als er sah, daß Rosenkranz mit Erfolg gearbeitet, zündete er rasch das Licht in der Laterne an und legte sich platt auf die Erde nieder, um dem wackeren Kameraden bei seinem furchtbaren Werke zu leuchten, da das Mondlicht nur in zitternden Reflexen, als fürchte es >!ch, das düstere Geyeimniß zu erhellen, in die Gruft hinabfiel. Diethelms Lickt beleuchtete das bereits fleckige Todten-Antlitz, wel che- ein blonder Boübart umrahmte, ein Bart, der nicht modern ge stutzt und gesiegt lvorden, sondern wirr und wild Mund und Kinn bedeckte. Rosenkranz blickte einen Moment auf den Todten, er bebte mit einem Schreckenslaut zusammen und vermochte nicht länger den Sarg- bccstl zu halten. Nur einen Blick warf er hinauf zu Diethelm, der «ichenblaß, wie erstarrt hmabschaute und ließ dann behutsam den Dcckel wieder sinken, um das Grausige für immer in Nacht zu verhüllen. Diethelm reichte ihm die Hand, um hinauf zu gelangen, worauf die beiden Männer schwelgend die Gruft wieder zuschaufelten, soviel als möglich den Boden ebneten und das Grad in der früheren Form wie- btl herzufttllkn suchten. Dann knieten die beiden rauhen Männer, wie von einem Gedanken erfaßt, nieder, um mit einem stillen Gebet von dem Todten Abschied zu nehmen. Das Pferd am Zugel leitend, stiegen sie schweigend bergabwärts. Sie fanden an Ort und Stelle den Wagen unberührt wieder vor, schirrten das Pferd an und fuhren eiligst davon. Von der schrecklichen Lösung des schauerlichen Räthsels fast ver nichtet, schienen die beiden Männer vor ihren eigenen Gedanken sich zu fürchten, denn schon lag drüben im Mondenfchein die Stadt, daS Ziel ihrer unheimlichen Fahrt, und noch immer war kein Wort zwi schen ihnen gewechselt worden. Jetzt konnten sie ganz deutlich die Thurmuhren schlagen hören. „Schon vier Uhr", bemerkte Diethelm halblaut, „mein armer Gaul hat das Menschenmögliche geleistet." „Ein kapitales Thier", nickte Rosenkranz, wie aus einem schweren Traum erwachend, „wir fahren nach unferm Gasthof zurück, Herr För ster?" setzte er dann, sich stramm ausrichtend, hinzu. „Wird nicht gut angehen, lieber Herr! Verdacht erregen — die Menschen sind nun einmal so und nicht anders. Wollen gleich voran in der ersten Straße einkehren — Kaffee trinken, und dann —" Er brach mit einem Seufzer ab. „Wird eine verwünscht schwere Arbeit sein, dem alten Herrn reinen Weinen einzuschenken", fuhr er dann leiser fort. „Es muß aber sein, Vater Diethelm!" versetzte Rosenkranz, „soll der Mörder ruhig des Besitzes sich erfreuen? Im frechen Hochmuth sich im Glanze eines Glückes sonnen, das er durch Brudermord, durch den scheußlichsten Betrug sich geraubt und erschlichen hat? Könnten Sie ruhig sein fortan bei dem Gedanken an jenen Schläfer dort oben—" „Nein, nein", fiel Diethelm schaudernd ein, „das könnte ich nicht ertragen — nicht um die Welt ein solches Geheimniß in mir bergen, ohne daran zu Grunde zu gehen. Er muß alles erfahren — und dann?" „Ja, dann mag er richten, wie er es vor Gott und feinem Ge wissen verantworten kann", sagte Rosenkranz, „was mich anbetrifft, Vater Diethelm, so hätte ich nicht übel Lust, selber den Richter zu spielen und meinen teuflisch gemordetehFreund an diesem feigen, heuch lerischen Bluthund zu rächen." Der starke Mann streckte die geballten Fäuste mit so wildentfchlosfenen Ausdruck empor, daß Vater Diethelm von der Wahrheit seiner Worte sicherlich überzeugt sein konnte. „Kann's mir denken", nickte er düster, „wäre mir auch so am liebsten — aber es geht nicht, ein Graf T'irrenstein darf nur von feinesgleichen gerichtet werden und dazu ist de» Mörder seines Bruders leiblicher Sohn, er kann und darf ihn nicht dem Henker überliefern. Jemine! es überläuft mir altem Knaben eine Gänsehaut über die an dere — und ich mag die Geschichte nicht ausdenken." Rosenkranz schwieg, doch in seinem bleichen Gesicht standen Ent setzen und Grauen mit lesbarer Schrift. Die Residenz lag noch im tiefen Schlafe, als der Wagen über das holprige Steinpflaster rasselte und vor dem ersten Gasthofe, wel cher den Landleuten als Ausspann diente, hielt. Es währte eine ge- räume Weile, bevor der Wirth selber öffnete und die Gäste eintreten ließ, worauf er Pferd und Wagen unterbrachte, und dann die Magd weckte, um den Kaffee zu bereiten, da den beiden Männern nach dem grausigen Erlebniß dieser Nacht eine Stärkung noth that. Es war 6 Uhr morgens, vls sie das bereits geöffnete Hotel be traten, um den Majorathsherrn v. Dürrenstein Bericht zu erstatten. Ein schwerer Gang, welcher selbst diese beiden muthigen Herzen zag haft erbeben ließ. „Es muß fein", murmelte Diethelm, voranschreitend und die Thür des Vorzimmers leise öffnend, Frank war im Krankenzimmer bei sei nem Herrn, dessen Stimme laut und deutlich durch die offene Thür drang. „Sind die beiden Herren noch immer nicht da?" hörte man ihn fragen, „steh' nach, Frank, und lasse sie sogleich eintreten." „Ah, da ist der Herr Förster und auch der andere Herr", rief Frank erfreut, „bitte, der Herr Graf erwartet sie bereits." Er ließ sie eintreten und ging dann ins Vorzimmer, die Thür hinter sich schließend, um hier Wache zu hallen. Die Augen des Kranken richteten sich, glühend von innerer Erre gung, auf die Eintrerenden, welche sich langsam dem Bett näherten. Ihre Gesichter waren blaß und traurig und nur zu deutlich spiegelten sich die Schrecken dieser Nacht in ihren verstörten Zügen. „Ihr sagt nichts", begann der Graf mit leiser zitternder Stimme, „so habt Ihr Euch gefürchtet, meine Bitte nicht erfüllt?" „Wir sahen den Todten, welcher hoch oben im Gebirge neben dem Bruder Eustachius ruht", versetzte Diethelm mit Anstrengung. „Und? — Und?" fragte der Kranke, schwer athmend, „o, fürchtet Euch nicht, mir alles zu sagen, meine Freunde!" setzte er hastig hinzu, als jene schwiegen, „ich werde nicht daran sterben, noch nicht, glaubt es mir — noch nicht. Ihr schweigt noch immer? Hat keiner von Euch den Muth, mir zu sagen, daß mein theurer Albrecht es wirklich ist, welcher von frevelnder Hand gemordet? — daß der Tobte, welcher neben Bruder Eustachius ruht, an jenem stürmischen Abend dem ster benden Klausner sein Wort gehalten und vor Mitternacht zu ihm ge kommen ist, wenn auch als toter Mann, von Kain erschlagen? Kain! Kain! wo bist du?" Der Kranke, welcher sich bei den letzten Wor ten mit gewaltsamer Anstrengung ein wenig erhoben, sank stöhnend zurück und schloß die Augen. „Großer Gott! er stirbt doch daran", rief Rosenkranz erschüttert, „ich werde zum Arzt schicken." „Nein, nein, ich will leben", sprach der Kranke, die Augen öff nend, „will selber Gericht halten über Kain. Nur schwört mir noch einmal, das schreckliche Geheunniß zu bewahren." (Forts folgt.) Vermischte». * Errrunken. Aus Tegernsee, 27.April, wird berichtet: Der gestrige Marktsonntag sollte leider mit einem Unglücke abschließen. Im Gasthofe zum Steinmetz war des Markttages wegen Tanzmusik. 6 Personen, 4 Männer und 2 Weiber, welche sich bis gegen 1 Uhr Nachts beim Tanze ergötzt hatten, wollten den Heimweg über den See antreten und eigneten sich hierzu das zweiruderige, 4 Personen fassende Schiff des Notars Himplinger an. Das Schiff ist verschwunden und wahrscheinlich vom Nachtwmde gegen Kaltenbrunn getrieben. Daß sich hier ein Unglück zugetragen, stellte sich heute Abend heraus, weil keine vou den 6 Personen nach Hause gekommen, wo man Anfangs glaubte, sie hätten die Lustbarkeit in Tegernsee nicht abbrechen können und des halb auch noch den Montag darangesetzt. Diese Vermuthung stellte sich aber als unrichtig dar. Sämmtliche 6 Personen standen in den 20er Jahren. * Eine Revolte. Aus Bukarest wird vom 28. April gemel det: Das heutige Amtsblatt publizirt den Bericht über eine Revolte im Sirafhause Dobrovez, bei deren Unterdrückung achtzehn Sträflinge getödlel oder schwer verwundet wurden.