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zu 150 M. und in Unvermögensfalle mit Haft bis zu 4 Wochen be straft werden soll. Die Antragsteller führten aus, daß die vielfach aufgestellte Behauptung, die in Nr. 3 des H 100a getroffene Bestim mung sei ohne Strafbestimmung wirkungslos, eine ganz irrige sei, daß aber die Hinzufügung der Strafbestimmung bei der sich im Uebrigen darbietenden Gelegenheit zu Abänderungen an der Gewerbeordnung sich zur Herstellung der Gleichheit in den Strafbestimmungen empfehle. 660,000 deutsche wahlbere chtigte Män ner, so sagt die Sta tistik, haben dem Reichstag für seine Abstimmung am 15. Dezember vor. IS. ein Mißtrauensvotum ertheilt. In 900 dem Reichskanz ler zugegangenen Adressen stehen die Namen aller derer verzeichnet, welche es mißbilligt haben, daß der Posten eines zweiten Direktors im Auswärtigen Amt nicht bewilligt worden ist. In Hannover ist's am Montag Abend unruhig hergegangen. Ein sozialistischer Agitator aus Berlin hielt dort vor einer Ver sammlung von etwa 600 Mann einen Vortrag über das an und für sich wohl unverfängliche Thema: Durch Bildung zur Freiheit oder durch Freiheit zur Bildung: er wußte dasselbe aber so lebhaft zu be handeln, daß die Versammlung von der Polizei aufgelöst wurde. Da bei gab's nun einen Zusammenstoß zwischen den Zuhörern und der Polizei, so daß die letztere sich genöthigt sah, zur Waffe zu greifen. Der Tumult pflanzte sich auf die Straße fort, als aber das Verhaften begann, nahm er schnell ein Ende. Crefeld, 27. April. In einer Versammlung der vereinigten Schreiner- und Zimmergesellen wurde gestern beschlossen, die Meister zu ersuchen, die Arbeitszeit auf zehn Stunden zu beschränken und 3 M. Tagelohn zu geben. Die Mehrzahl der Meister hat die sen Vorschlag abgelehnt und so haben denn heute 700 Gesellen ihre Arbeit bis auf Weiteres eingestellt. Ueber ein ziemlich intensives Erdbeben, welches in der Nacht zum Freitag in Niederösterreich und Steiermark stattgefunden, wird berichtet: Gegen ein Uhr Nachts wurden in ganz Wien zwei Erdstöße, von Nordwest nach Südost gerichtet, verspürt. Aus den Provinzen, insbesondere den südlichen, liegen gleiche Nachrichten vor. An einzelnen Punkten Steiermarks trat die Erscheinung sehr heftig auf. In Graz beobachtete man fünf Stöße, welche Uhren und Bilder von den Wänden warfen. Viele aus dem Schlaf geweckte Personen eilten auf die Straße. In Kindberg, im Mürzthal, wurden viele Häuser beschä digt, ein Kind getödtet; das Schulhaus mußte, da es mit dem Einsturz drohte, gesperrt werden. Ebenso sind in Mitterndorf und Warlberg viele Häuser dem Einsturz nahegebracht. Aehnliche Meldungen kom men von anderen Punkten des Alpengebiets. An den Instrumenten der Wiener meteorologischen Anstalt wurde die Erscheinung nur in sehr geringem Maße wahrgenommen. Man fährt in Paris fort, den englisch-russischen Konflikt von einem durchaus einseitigen Standpunkt aus zu betrachten. Die Lage, sagt man, wird immer bedenklicher, von Stunde zu Stunde werden die Aussichten auf Erhaltung des Friedens geringer, nur die Vermittelung einer dritten Macht vermöge noch einen Krieg zu ver hindern, der unabsehbare Komplikationen nach sich ziehen könne. Diese Vermittlerrolle könne aber nur Deutschland mit Erfolg über nehmen. Weigere sich Deutschland, hier für die Erhaltung des Friedens einzutreten, so müsse daraus geschlossen werden, daß dem Fürsten Bis marck der Ausbruch des Krieges erwünscht ist, weil dieser einerseits Rußland nach Asien drängt und dort beschäftigt, anderseits England in eine schlimme Lage versetzt, das dem Reichskanzler nicht nur als ein Hinderniß für seine Kolonialpläne, sondern auch als liberal regiertes Land und „moralischer Bundesgenosse der französischen Republik" ver haßt sei. Dies die Ansichten, welche selbst ein so wichtiges Organ wie der „Temps" zum Ausdrucke bringt, die man daher als in den tonangebenden Kreisen in Paris vorherrschend ansehen kann. Was zunächst aus diesen Auslassungen deutlich hervorqeht, wenn es auch nicht ausdrücklich gesagt wird, ist der heiße Wunsch Frankreichs, daß der Frieden aufrecht erhalten werde. Frankreich, welches seit 1870 immer nur ein und dasselbe Schreckgespenst sieht, an einem förmlichen Verfolgungswahnsinn leidet, befürchtet beim eventuellen Ausbruch eines Krieges natürlich wieder von der bewußten Seite alle möglichen An griffe und hofft schon deshalb die friedliche Beilegung des englisch russischen Konflikts. Dieser Wunsch nach Frieden ist bei der noch immer vorherrschenden Bismarckscheu ganz begreiflich; auffallend ist nur, daß dieselbe nicht schon früher ihre Früchte getragen, und daß man in den letzten Wochen in vielen dem „Temps" und seinen Freunden nahestehen den Organen in Bezug auf den in Frage stehenden Konflikt eine ganz andere Sprache führte. Vor Kurzem noch, als England Rußland Konzessionen machen zu wollen schien, da halte man in jenen Organen nicht Spott und Hohn genug für die schwache englische Regierung, welche ihrem Lande alle möglichen Demüthigungen zumuthe, da ver lachte man den stolzen britischen Löwen und reizte ihn förmlich zum Kampfe; jetzt, wo es sich aufbäumt, kommt plötzlich eine friedliche Stimmung zum Vorschein, und dasselbe England, welches von fran zösischer Seite geradezu in den Kampf getrieben wurde, soll jetzt nach französischem Rezept von Deutschland wieder beschwichtigt werden. Thut Deutschland das nicht, so wird es von Frankreich angeklagt, für den Krieg und alle seine Folgen die Verantwortlichkeit zu tragen. Man wird zugeben müssen, daß die Franzosen, wenn sie wirklich so fried liebend sind, dies schon früher hätten zeigen sollen, daß sie aber abge sehen davon auch wohl zu weit gehen, wenn sie glauben, daß die Ent scheidung über Krieg und Frieden im Augenblick einzig und allein in den Händen Bismarck's liege. Gewiß, Deutschland, oder wenn man will, Bismarck könnte unter Umständen vermittelnd in den jetzigen Konflikt zwischen England und Rußland eingreifen, aber die erste Hauptbedingung wäre doch, daß eine solche Vermittelung von den interessirten Mächten verlangt wird. Ist es aber auch nur anzunehmen, daß Gladstone eine solche Vermittelung Bismarck's erwünscht wäre? Glaubt man wirklich auf französischer Seite, Gladstone könne die Ent scheidung des Streits einem, wie man in Paris doch selbst sagte, ganz Parteiischen Richter anvertrauen? Wären die Politiker in Paris seit 1870 nicht alle aus einem Auge blind, so würden sie die Dinge in etwas richtigerem Lichte sehen und der Allmacht des deutschen Reichs kanzlers nicht alles Mögliche und Unmögliche zutrauen. Sie sollen hinaus, und zwar noch vor den Wahlen, die französi schen Prinzen nämlich sammt und sonders aus Frankreich. Der „Figaro" behauptet, er wisse es ganz genau, daß die Regierung die Absicht habe, durch einen Kammerbeschluß die Ausweisung aller Prin zen zu veranlassen. Das ist eine schöne Republik, eine schöne Illustra tion zu dem Grundsatz: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit für alle, nur für die Prinzen nicht! Die deutsche „St. Petersburger Zeitung" erfährt von gut unter richteter Seite, daß der Friede mit England als gesichert zu be trachten sei. Die ganze diplomatische Aktion, die sich englischerseits jetzt noch vollziehe, sei lediglich eine Rückzugsbewegung, der man einen möglichst anständigen Charakter wahren wolle. Das Blatt äußert je doch noch Zweifel, ob die Situation in dieser unbedingt günstigen Weise schon jetzt aufzufassen sei. Die „Daily News" erfahren aus angeblich unanfechtbarer Quelle, daß der Kaiser von Rußland von dem Wunsche beseelt sei, wen» mög lich den Krieg zu vermeiden; er sei geneigt, dem Vorschläge Englands, den Zwischenfall von Pendscheh einem Schiedssprüche zu unterbreiten, zuzustimmen. Die englische Regierung sei von der versöhnlichen Stim mung des Kaisers und der russischen Regierung auf nichtamtliche« Wege benachrichtigt worden. Die amtliche Antwort auf den englischen Vorschlag könne erst in der nächsten Woche in England eintreffen und werde voraussichtlich die förmliche Annahme der englischen Vorschläge übermitteln. Die Form dieses Arrangements, welche jede Kollision mit der erregten beiderseitigen Stimmung vermeiden müsse, sei von der englischen Regierung erwogen und beschäftige jetzt die Aufmerksam keit des russischen Kabinets. Das Verhalten des Generals Komarow und des Sir Lumsden solle dem Schiedssprüche nicht unterbreitet wer den, sondern nur die Frage, ob die Instruktionen, welche in Folge des Abkommens vom 17. März d. I. gegeben, auf der einen oder der andern Seite falsch ausgelegt worden feien. Es sei auch nicht beabsichtigt, die Grenzfrage dein Schiedssprüche zu unterbreiten. Wenn der Vorschlag eines Schiedsspruches russischerseits angenommen wird, soll die Grenzregulirung fortgesetzt werden, ohne die Entscheidung des Schiedsrichters abzuwarten; während der Arbeiten der gemischten Kom mission soll das streitige Gebiet neutral bleiben und weder von Russen, noch von Afghanen besetzt werden. London. Von dem Assisengericht in Ipswich wurden am 2. Mai wegen Beraubung der deutschen Schiffe „Diedrich" und „Anna" 3 Seeleute zu 12 und und 5 zu 9 Monaten Zwangsarbeit verurtheilt. Der Richter drohte im Wiederholungsfälle Zuchthausstrafe an. Se. Hoheit der falsche Prophet, der den Sudan unsicher macht, oder der Mahdi, wie ihn die Araber nennen, hat also wieder einmal eine Niederlage erlitten. Ob er selbst dabei war, weiß man nicht, seine Truppen aber sind in Kordofan von den ägyptisch-englischen Truppen geschlagen worden und Abu Anga, einer seiner Unterbefehlshabcr, ist gefallen. Auch sollen die Truppen des Mahdi in letzter Zeit in ihrer Treue wankend geworden sein und an den Stern ihres Herrn und Meisters nicht mehr so recht glauben. Es sieht demnach ans, als ob dieser Stern in's Sinken gerathen sei und der Mahdi seine Rolle bald ausgespielt haben würde. Es wird auch Zeit! Vaterländische». — Es liegt uns ein neues Produkt der Seifenfabrik von Ludw. Küntzelmann in Dresden vor, das unter dem Namen Dresdner Hausseife in den Handel gebracht worden ist. Dieselbe stellt sich dar als eine mild abgerichtete Seife, welche spröde Haut geschmeidig zu machen und z. B. zum Baden der Kinder ganz besonders geeignet ist, die aber namentlich deshalb unser Interesse erregt, weil baS dazu verwendete Palmöl aus den neuen deutschen Kolonien Kamerun rc. bezogen ist, und nur durch direkte Verbindung mit unseren Kolonie» in so ausgedehnter Weise für Seifenzwecke zur Verwendung kommen kann. Es wird unsere Hausfrauen interefsiren zü erfahren, daß das Fabrikat eine reine und gute Kernseife ohne Parfüm ist, welches Vit Eigenthümlichkeit hat, der damit behandelten Wäsche einen angenehmen, nicht zu starken Beilchengeruch zu verleihen, der sich noch steigert, wenn die Wäfche öfter mit derselben Seife gewaschen wird. Schön dieser Umstand allein sichert der Seife gewiß einen lebhaften Absatz, aber auch der Preis des Fabrikates ist nicht höher als der guter Kernseife. Unsere Haus- und Waschfrauen mögen nur getrost einen Versuch mit dieser neuen Seife machen, sie werden unsere Angaben bestätigt finden. Näheres siehe Inserat der Seifenhandlung von A. Wendisch. — Der sächsische Landtag hat bekanntlich im Jahre 1883 für den Neubau der Kunstakademie auf der BrühlschenTerrasst die Summe von 2'/? Millionen Mark bewilligt. Wie die „Dresdner Zeitung" berichtet, erkläre nun Prof. Lipsius, nachdem die Baupläne nochmals im Detail durchgearbeitet und zum Theil geändert worden sind, mit dieser Summe nicht auskommen zu können, sofern die Aus führung eine würdige sein solle. Die Landstände werden daher iM Herbst d. I. ersucht werden, die Mehrforderung von 700,000 Mack nachträglich zu bewilligen. Bis dahin soll, wie das citirte Blatt noch beifügt, mit dem Neubau noch nicht begonnen werden. Der neuere, von Prof. Lipsius herrührende Bauplan bedinge übrigens eine Be- seitung der in der Gegend der Frauenkirche stehenden Münze, die nach Freiberg verlegt werden solle. Das dem nächsten Landtage vorgelegte Budget werde außerdem die Kosten für einen Neubau der Bergakade mie in Freiberg und einer neuen Fürsterschnle in Grimma enthalte». Dagegen werde, um den Etat nicht allzusehr nach dieser Richtung hi» zu belasten, von dem Bau einer vierten Elbbrücke hierselbst, sowie de« Neubau des Finanzministeriums zunächst noch Abstand genommen. — Die Einlagen zur Königlichen Altersrentenbank in DreSdc» (Altstadt, Landhausstraße 16, im Landhaus), welche in letzter Zeit be kanntlich eine sehr starke Zunahme enfahren haben, vertheilen sich i» ziemlich ungleichmäßiger Weise auf die verschiedenen Zeiten de» Jah res und Aehnliches wird auch bei den Privatanstalten dieser Art der Fall sein. Es liegt dies eines Theils in allgemeinen Verhältnisse», andern Theils in den besonderen Einrichtungen, die eine jede dieser Anstalten bezüglich der Rentenberechnung getroffen hat, begründet. Unter den allgemeinen Einflüssen gedachter Art ist besonders hervor zuheben der Umstand, daß die Coupons der Staatspapiere nur aM Schluß der Quartale des Jahres fällig werden. Ein Theil dieser Gelder wird von den Empfängern zu Einlagen in die AlterSrentcn- bank verwendet und es muß sich daher gegen den Schluß der Quartale hin eine Steigerung der Einzahlung bei der Altersrentenbank bemerk lich machen. Diese Steigerung muß aber um so stärker werden, als die Agenten der Altersrentenbank angewiesen sind, das Publikum i» seinem eigenen Interesse zu veranlassen, gewisse Einlagen erst kurzer dem Qnartalschluß zu machen, diejenigen Einlagen nämlich, für welche die Rente sofort und nicht erst mit einem späteren Altersjahre des Versicherten beginnen soll. Aus den Monatsergebnissen der AlterSre»- tenbank zeigt sich nur in der That, daß immer die dritten Monate eines Quartals eine viel größere Einlagcsumme ausweisen, als die ersten beiden desselben. Im vorigen Jahre z. B. wurden eingezahü im Januar 33,281 M., Februar 40,182 M., KLi-ri 197,324 ZI,'Apr" 105.781M., Mai 22,118 M., §uul 219,450 «, Juli 47,904 M-- August 75,999 M., ttvptvmbvi- 227,020 «, Oktober 72,994 November 39.266M., Üsromdvi- 241,013 ZI. Auch im laufende» Jahre ist bis jetzt wieder dieselbe Erscheinung zu Tage getreten; den» es wurden im Januar 50,510M„ im Februar 69,635 M., im" Nör» 216,197 ZI und im April 116,168 M., bei der Altersrentenbank ein gelegt. Wie schon vor einiger Zeit von uns erwähnt wurde, werde» von der Altersrentenbank auch StaalSpapiere des Landes uu,d ändert