Volltext Seite (XML)
ThmM, WD, Aitbtillthn lind die Umgegenden. Amtsblatt für die König!. Amtshanptmnnnschast zu Meißen, das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff» 45. Erscheint wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnements, reis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Nantagk urchDonnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 46. Dienstag, den 9. Juni 1885. ' ' -- - - -- —7-— — Bekanntmachung. Während der Abwesenheit des Standesbeamten und Gemeindevorstandes Herrn Ohmann in Grumbach werden die Standesamts« geschäfte durch den früheren Standesbeamten Herrn Erbgerichtsbesitzer Ludewig in Grumbach besorgt. Meißen, am 6. Juni 1885. Königliche Amtshauptmannschast. I V Gilbert, Bez.-Ass. Kommenden Freitag, den 12. Juni d. I., Vormittags 9 Uhr, gelangen im K. Amtsgerichte aühier 1 Möbeltransportwagen, 1 kleinerer Handwagen, 1 Kleiderschrank, 1 Waschtisch und 1 Schreibsekretair gegen sofortige Baarzahlung zur Versteigerung. Wilsdruff, am 5. Juni 1885. Matthe», Gerichtsvollzieher. Kommenden Sonnabend, den 13. Juni d. I., Vormittags 10 Uhr gelangen im hiesigen Armenhause die zum Nachlasse des Schmievemeisters Zoch allhier gehörigen Gegenstände, als: 2 alte Schränke, 1 Pökelfaß, 1 Lade, 1 Bettstelle, Betten, Kleidungsstücke, 1 Bierfäßchen u. a. m. gegen sofortige Baarzahlung zur Versteigerung. Wilsdruff, am 5. Juni 1885. Matthe», Gerichtsvollzieher. Tage»geschi<hte. Berlin, 6. Juni. Die Wiederherstellung Sr. Maj. des Kaisers schreitet, wie der „Reichs- und Staatsanzeiger" meldet, in erwünschter Weise fort. Die Publikation des Börsensteuergefetzes dürfte, wie die „Berl. Pol. Nachr." hören, in allernächster Zeit zu erwarten sein, nachdem dasselbe die Unterschrift Sr. Maj. des Kaisers erhalten hat. War das ein Gewimmer in gewissen Kreisen, als im vorigen Jahre zuerst die Absicht von einer Besteuerung der Börsengeschäfte austauchte. Und nun? — jetzt kann man in Börfenkreifen ganz offen die Ansicht aussprechen hören, daß man mit dem neuen Börsensteuer gesetz, wenn der Bundesrath zweckmäßige Ausführungsvorschriften er faßt, recht wohl werde auskommen und bestehen können. Man ist im Grund auch in diesen Kreisen froh, daß die Frage gelöst ist, und wünscht nur, es möchte eine definitive Lösung sein. Die Befürchtung, als ob sich der Verkehr in gewissen Geldgeschäften nach anderen Plätzen wenden könnte, oder gar, als ob große Firmen nach dem Ausland übersiedeln würden, wird jetzt geradezu als lächerlich bezeichnet. Man sieht eben auch hier wieder, daß mit etwas Geduld und einigem gu ten Willen gar viel möglich zu machen ist in dieser schlechtesten aller Welten! Der deutsche Jnnungstag, der am 14., 15. nnd 16. v. in Berlin stattfinden soll, wird allem Anscheine nach sich zu einer großen Hand werker-Demonstration gestalten. Auf 1000 ergangene Einladungen an Innungen, Gewerbsvereine sind bereits mehr als 600 Zusagen ein - gegangen. Fast in aller Stille hat der Reichskanzler am vergangenen Don nerstag sein fünfzigjähriges Dienstjubiläum gefeiert und scheint Man in weiteren Kreisen dieses Tages gar nicht mehr gedacht zu ha ben. Es ist indessen wohl entschuldbar, da die Feier des 70. Geburts tages des Fürsten Bismarck das nur zwei Monate später fallende Dicnstjubiläum bedeutend in den Hintergrund treten ließ, über dies fft ja des letzteren vielfach gleich mitgedacht worden. Wir wollen da rum unseren Lesern nur nochmals ins Gedächtniß zurückrufen, daß Otto von Bismarck am 4. Juni 1835 als Auscultator beim Berliner Stadtgericht eintrat und daß somit dieser Tag den ziemlich bescheide nen Anfang einer Carrisre bildet, wie sie wohl nur selten einem Staats wanne zu Theil geworden ist. Es ist nicht unbeachtet geblieben, schreibt die „N. A. Z.", „daß von konservativer Seite Abgeordnete aus dem Königreich Sachsen be sonders lebhaft für Arbeiterschutzmaßregeln im Allgemeinen und für Verbot der Sonntagsarbeit im Besonderen eingetreten sind. Man wollte daraus irrthümlicher Weife den Schluß ziehen, daß aus den heimischen Erfahrungen dazu besonderer Anlaß genommen worden sei. Wir jagten irrthümlicher Weise, denn, was die vorliegenden Berichte der sächsischen Gewerbeinspektoren für 1884 berichten, rechtfertigt ein derartiges besonders prononzirtes Auftreten für jenes Verbot durchaus nicht. Es lassen sich diese Beamten sämmtlich über die in ihren Be zirken vorkommende Sonntagsarbcit aus. Aus diesen Mittheilungen dürfte sich ergeben, daß in Sachsen regelmäßige Sonntagsarbeit als eine vereinzelt dastehende Ausnahme betrachtet wird, die nur da tole- rirt wird, wo eine nachgewiefene Nothwendigkeit vorliegt; das deuten alle diese Beamten durch den Ton an, in welchem sie von der Sonn tagsarbeit sprechen. Ferner beweisen die vereinzelt aufgeführten Fälle cingetretcner Bestrafungen, daß die gesetzlichen Bestimmungen streng gehandhabt und Willkürlichkeiten der Unternehmer nicht geduldet wer den. Es wird also wohl mit dem Eifer der gedachten sächsischen Ab geordneten für Erlaß eines generellen Verbotes der Sonntagsarbeit die Urfache haben, daß man sich sagt: Sonntagsarbeit ist an sich ein Uebel, bei uns tritt es zwar nur vereinzelt auf, anderen OrteS könnte das aber wohl mehr der Fall sein, und da wollen wir doch den ar« men Leuten dort helfen. So wohlgemeint solche Gesinnungen sein mögen, so können sie allein doch kaum entscheidend sein , und eS wird untersucht werden müssen, ob entbehrliche Sonntagsarbeit in solchem Umfange zu konstatiren ist, daß mit den bisherigen Bestimmungen dem nicht abzuhelfen wäre. Dazu werden die noch nicht veröffentlichten Berichte der übrigen Fabrikinspektoren voraussichtlich weitere- Mate rial liefern". Die preußische Regierung wird in nächster Zeit beim deutschen Bundesrath einen Antrag auf Erbauung des Nordsee-Kanals einbrin gen. Die Kosten sollen auf 156,000,000 Mk. veranschlagt sein, wo von etwa 50,000,000 Mk. von Preußen vorweg geleistet, die übrigen etwa 106,000,000 Mk. vom Reich getragen werden sollen. Ein palriotischer Statistiker hat herausgerechnet, daß die vier be deutendsten Männer Deutschlands gegenwärtig zusammen genau 333 Jahre zählen. Und zwar ist dem Alter nach aufgeführt Leopold v. Ranke 90 Jahre, unser Kaiser 88 Jahre, Graf Moltke, der mit dem Jahrhundert schreitet, 85, und als „Nesthäckchen" dieser illustren Gesellschaft Fürst Bismarck 70 Jahre alt. Macht zusammen 333. Kreuznach. Heute Mittag gegen 1 Uhr brach in der Mann heimer Straße, dem ältesten Theile der Stadt, Feaer auS, durch wel ches eine Bierbrauerei, 4 Gerbereien, sowie mehrere kleinere Wohn« und Nebengebäude zerstört wurden. Weitere Gefahr ist jetzt beseitigt. Die englischen Blätter schwärmen bereits von einem Bündniß zwischen Deutschland und England und der „Daily Telegraph" sagt am Schluffe eines längeren Artikels etwa Folgendes: „Der Weg ist geebnet für jene dolle Lilianes, welche ein großer Krieg an irgend einem Tage so glänzend verherrlicht fehen dürfte, wie es vor 70 Jahren auf den Ebenen von Waterloo geschah." Wien. Soeben werden die ministeriellen Verordnungen veröffent licht werden, welche bestimmt sind, die Durchführung des Gesetzes, be treffend die Sonntagsruhe und den Normalarbeitstag, im Einzelnen zu regeln. Nach diesen Verfügungen wird die Sonntagsruhe nach Sonntag Morgens um 6 Uhr ihren Anfang nehmen und durch 24 Stunden bis Montag Morgens um 6 Uhr dauern. Obligatorisch ist die Sonntagsruhe für alle Industrien und Gewerbe — „mit Ausnahme derjenigen, bei denen eine Unterbrechung des Betriebes unthunlich ist und welche den Bedürfnissen der Konsumenten dienen". Ausgenommen von der Sonntagsruhe sind auch die Unternehmungen für den öffent lichen Verkehr. Als solche Ausnahmen sind bezeichnet: Hüttenwerke, Maschienen- und Glasfabriken, Mühlenindustrie, ferner die Gewerbe, welche sich mit dem Verkauf von Lebensmitteln beschäftigen, Badean stalten und alle Arten von Verkehrsunternehmungen. In der französischen Deputirtenkammer scheint am 4. Juni wieder ein heftiger Kampf gekämpft worden zu sein, wenigstens deuten kurze telegraphische Berichte über den Verlauf der Sitzung darauf hin, in welcher der Antrag, das gestürzte Ministerium Ferry in Anklagezustand zu versetzen, zur Verhandlung stand und das Ende berathen wurde. Die Annahme des Artrags, dessen Ablehnung die Kommission vor schlug, wurde von den Rednern der Radikalen und der Monarchisten empfohlen, und die Angriffe, welche dieselben machten, waren derart heftig, daß es Ordnungsrufe geregnet zu haben und an nicht gerade feinem Komplimenten Mangel nicht geherrscht zu haben scheint. Daß der Antrag auf Verfolgung des Ministeriums Ferry mit bedeutender Majorität abgelehnt wurde, ist wohl hauptsächlich durch das kräftige Eingreifen des jetzigen Ministerpräsidenten Brisson gegen den Antrag und seine eindringlichen Mahnungen zur Einigkeit der republikanischen Parteien Angesichts der bevorstehenden Neuwahlen herbeigesührt worden