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Schwenke Schumann, Gottschald, Dost, Marhold, Eager. Vaterländisches. Wilsdruff. Für die Bismarckstiftung sind in hiesiger Stadt 87 Mark 30 Pfennige gesammelt und an den Ortsausschuß für diese Stiftung in Meißen zur Weiterbeförderung abgegeben worden. — Seit dem 23. Februar ist in Riesa die Einrichtung getroffen, daß den Handwerksburschen, die durchreisen und das sogenannte Stadt- gefchenk in Anspruch nehmen, diese Gabe nicht mehr in Geld verab- reicht wird. Vielmehr haben sich dieselben, wenn ihre Papiere in Ordnung befunden worden sind, in die Herberge zur Heimath zu be geben, wo ihnen warmes Essen im Werthe von 15 Pf. verabreicht wird. Die gleiche Einrichtung ist auch in Großenhain getroffen Die zur Bekämpfung der Blutlaus Seiten der Behörden in den letzten fünf Jahren ergriffenen Maßregeln haben eine wesentliche Ab nahme dieses für die Obstkulturen, insbesondere aber für die Aepfel- bäume so gefürchteten Schädlings leider nicht bemerken lasten. Es ist daher nothwendig, erneut mit Maßregeln zur Bekämpfung und Ver tilgung desselben energisch vorzugehen. Nach den bereits im Jahre 1882 in diesem Blatte veröffentlichten Maßregeln zur Bekämpfung der Blutlaus muß diese Bekämpfung in zwei Zeitperioden erfolgen. Während der Sommermonate bei Bildung der Colonien müssen dieselben durch Bepinselung mittelst einer der nachfolgenden Lösungen zerstört werden. Vr Kilo Schmierseife in 8 Liter Wasser ausgelöst; eine Mischung von 4 Theilen Carbolsäure mit 100 Theilen Wasser glas; '/r Kilo Petroleum mit 12'/? Kilo Wasser; 25 Gramm grüne Seife, 50 Gramm Leinöl, 25 Gramm Carbolsäure untereinander ge mischt und 15 Liter Wasser hinzugegossen. Auch kann das aus Gas anstalten billig zu beziehende Gasammoniakmasser zum Waschen der von den Läusen befallenen Baumpartien unverdünnt angcwendet wer den, muß dagegen mit 10 Theilen Wasser verdünnt werden, wenn es zum Bespritzen der schwer zugänglichen befallenen Theile des Baumes benutzt wird, weil anderenfalls die Blätter desselben darunter leiden würden. Sodann ist im Herbst eine gründliche Rindcnflege vorzunehmen, d. h. die alte Rinde wird mittelst Baumscharre abgekratzt und der Stamm mit einer Mischung von Kalk und Rindsblut u. s. w. ange strichen. Endlich aber ist auf die überwinternden Mutterthiere am Fuße der Bäume zu fahnden, und ist zu dem Zwecke das Kalken der Wurzeln im Herbste oder in frostfreier Winterzeit vorzunehmen. Es besteht darin, daß man im Bereiche der Baumkrone die Erde bis zu den Wurzeln wegnimmt, je nach der Wurzelmenge 1 bis 2 Gießkannen Kalkwasser oder Aschenlauge aufgießt und nun bis etwa 3 Centimeter hoch gebrannten und zerfallenen Kalk aufschüttet und die weggenom mene Erde darüber deckt. EageSgeschichte. Die vom Fürsten Bismarck nach Berlin berufene Kongo-Kon ferenz ist am 26. Febr. vom Fürsten Bismarck geschlossen worden. Sie ist in seltener Einigkeit verlaufen und hat Centralafrika allen Völkern zum Wettbewerb erschlossen. In Berlin ist der Vorhang ge fallen, über dem Weltmeer trüben geht er auf über einer großen, viel versprechenden Zukunft. Bismarck sagte einst im Reichstage- „Setzen wir Deutschland in den Sattel, reiten wird es schon können!" Und es hat gut reiten gelernt. Dasmal führt er Deutschland aus's Meer, damit es auch schwimmen lerne. Herr Lüderitz hat Unglück gehabt. Eines seiner Schiffe ist vor der Einfahrt in den Hafen von Angra Pequena gescheitert. Es gelang zwar, die Mannschaft und die Passagiere zu retten, aber die Ladung, namentlich die Maschinen und Bohrer für Wasser und Artesischen Brunnenanlagen, ist verloren. Kulturkampfdebatten und kein Ende. Waren es in der vorvorigen Woche im Reichstage die Zoüdebatten, die einen Tag wie alle Tage das Feld behaupteten, so ist jetzt, während der Pause der Reichstags verhandlungen, der Kulturkampf im preußischen Abgeordneten haus« obenauf. Herr Windthorst und alle seine Mitstreiter von der Centrumspartei haben dem Kultusminister von Goßler ihre Klagen über den Nothstand in der katholischen Kirche in kräftigster Weise zum Ausdruck gebracht und energisch eine Vorlage wegen weiterer Abände rung der Maigesetze zu Gunsten der Kirche verlangt. Der Minister antwortete sehr liebenswürdig und freundlich, indessen irgend welche neue kirchenpolitische Gesetzvorlage konnte er für diese Session nicht in Aussicht stellen. Uebrigens wurden alle Forderungen im Etat um verändert genehmigt und die Anträge des Centrums auf Ablehnung der Positionen für den kirchlichen Gerichtshof und den altkatholischen Bischof Reinkens verworfen. Flankirt wurden diese Kulturkampfreden von den Debatten über die Anstellung des Leibarztes des Reichskanzlers, Professors Schwenninger, als außerordentlicher Professor in Berlin und über die polnischen Agitationen zur Wiederherstellung des Polen reiches. Es gab recht scharfe Worte, aber Folgen hatten dieselben weiter nicht. An diese Tagessragen knüpften sich dann die üblichen Besprechungen über das gesammte Unterrichtswesen, die alljährlich wiederkehrende Klagen und Wünsche zum Ausdruck brachten. Die Berliner Bürger bringen dem Fürsten Bismarck zu seinem 70. Geburtstage einen Fackelzug, wie ihn die Reichshauptstadt noch nicht gesehen hat. Die Innungen, die Studenten der Universität und der andern Hochschulen, die Kriegervereine, die Turner und Künstler haben sich zum Zuge verbunden und die Vorbereitungen werden bereits getroffen. Berlin, 28. Februar. Die „Nat.-Ztg." schreibt: Im Bureau des Reichstags haben die Petitionen gegen die Getreidezollerhöhung, welche in den letzten Wochen in immer steigendem Maße eingegangen sind, gegenwärtig bereits die Petitionen für die Erhöhung in der Zahl der Unterschriften weit übertroffen. Bei Beginn der Getreidezolldebatte im Reichstage standen den 89,700 Unterschriften „für" erst 60,200 Unterschriften „gegen" gegenüber. Seitdem sind zu ersteren noch 55,700, zu letzteren aber 126,900 hinzugekommen, so daß jetzt 145,400 Unter schriften „für", aber 187,100 Unterschriften „gegen" angesammelt sind. Die Verhandlungen des englischen Parlaments über das gegen Gladstone beantragte Mißtrauensvotum tragen ein sehr trübes Gepräge. Abgesehen von den persönlichen Anhängern des Pre mierministers Gladstone ist eigentlich das ganze Parlament wider ihn. Die Konservativen, die Whigs der alten Schule, die gemäßigten Li beralen unter Goschen und die imperialistischen Radikalen werfen ihm Energielosigkeit vor und verlangen von ihm, daß er nicht blos Gordon räche und den Mahdi zermalme, sondern daß er auch für eine dauernde Organisation des Sudan sorge. Die radikalen Friedensfreunde dagegen zeihen ihn unnöthiger Kampflust und wollen, wie z. B. Morley im Unterhaus, daß er Verhandlungen mit dem Mahdi anknüpfe, der je doch von Jedermann, der mit ihm verhandelt, zunächst verlangt, daß er Muhamedaner werde. Alle aber werfen ihm vor, daß seine Politik unklar, widerspruchsvoll und ziellos sei. „Pall Mall Gazette" nennt ihn heute ein todtes Holzdild am Vordertheil des Staatsschiffes, daß zwar Augen habe, aber mit denselben nicht zu sehen vermöge. Das Blatt, welches ihm so lange zur Seite gestanden, nennt seine letzten Reden im Unterhause eine Schmach und wundert sich nur, daß er sich nicht den Dank der Nation votirt habe, weil nach seiner Theorie das langsame Zustandekommen und Vorrücken der englischen Entsatzexpedition Gordon's Leben noch einige Wochen gefristet worden sei. In der That bewegten sich Gladstone's Reden in dem widerwärtigsten Eigen lob. Er erklärte, bezüglich Gordon's habe die Regierung ihr dem Parlamente gegebenes Versprechen gehalten, ferner: in Egypten habe daS englische Regiment der Civillsation und Humanität eine Stätte bereitet, und schließlich gar, seine Politik habe die herzlichste Freund schaft zwischen England und Frankreich hergestellt. In London ist eine Sammlung zu einem Denkmal für den General Gordon eröffnet. Was wird man aber mit Gladstone thun, der ihn geopfert? Wo die Männer stumm geblieben sind, hat eine tapfere Frau gesprochen, die Gemahlin eines Lords. Ihr ist ein Sohn in Khartum gefallen und Gladstone machte ihr eine Trauervisite. Die Dame empfing ihn sehr kalt und sagte: „Mylord, meine Familie hat manchen Sohn, der Offizier war, verloren; wir müssen bei Offizieren darauf gefaßt sein, daß sie für das Vaterland fallen; für den Tod meines jüngsten Sohnes aber sind Sie verantwortlich, Sie sind sein Mörder!" — Sie machte eine tiefe Verbeugung und verschwand. — worden, wo die Verabreichung von Speisen ebenfalls in der Herberge zur Heimath erfolgt. — Unsere erhabene Landesmutter, die Königin Carola ist un ermüdlich in Werken der Barmherzigkeit und immer weiß Ihre Maje stät etwas Neues anzuregen, um auch die Allgemeinheit für ihre edlen Bemühungen zu interessireu. So hat die hohe Frau ihren erlauchten Schwager, Se. kgl. Hoh. den Prinzen Georg dazu zu bestimmen ver mocht, darein zu willigen, daß die hinterlassenen Kunstwerke von der Hand der verewigten Prinzessin Georg öffentlich ausgestellt werden. Es ist ja, wenn auch nicht in weiteren Kreisen, bekannt, daß die ver ewigte Prinzessin Georg nicht blos mit allen Tugenden einer Hausfrau und trefflichen Mutter geschmückt war, sondern daß ihr auch ein feiner Kunstsinn zu eigen war, der sie befähigte, als ausübende Künstlerin Bedeutsames zu leisten. Was die Heimgegangene Prinzessin in ihren Mußestunden an Oelgemälden, Aquarellen, Kreide-, Feder- und Bleistiftzeichnungen geschaffen, ergiebt immerhin eine Kollektion von 200 Nummern. Diese werden vom 1. März an durch 14 Tage von 10 Uhr Vormittags bis 4 Uhr Nachmittags gegen 50 Pf. Entree im Prinzenpalais am Taschenberge öffentlich ausgestellt und zwar zum Besten des Elisabethvereins. Es ist in hohem Grade anzuerkennen, daß dem treuen Sachsenvolke auf diese Weise Gelegenheit geboten wird, die unvergeßliche Prinzeß Georg auch in ihrem künstlerischen Schaffen würdigen zu lernen. — Nossen. Zur hiesigen Gewerbeausstellung sind bis jetzt angemeldet 70 Branchen mit 109 Ausstellern, von welchem 11 aus den Dörfern der hiesigen Umgegend und 17 aus Nachbarstädten kom men. Der Werth der zur Feuerversicherung angemeldeten Ausstellungs gegenstände beziffert sich bis auf ca. 52,000 M. Der Gesammtaus- schuß hat beschlossen, solche Gegenstände, welche den Patent- oder Musterschutz genießen, auch dann zur Ausstellung zuzulassen, wenn im Allgemeinen die betreffende Branche bereits durch einen hiesigen Aus steller vertreten ist. Nur hat in diesem Falle der betreff nde Aussteller einen hierorts wohnenden Vertreter zu ernennen. Ferner beschloß der Gesammtausschuß auch Lehrlingsarbeiten, die als solche besonders zu bezeichnen sind und für welche eventuell eine besondere Abtheilung gebildet wird, gegen Erlegung des halben tarifmäßigen Betrage- für Anmeldegebühr und Platzmiethe, zur Ausstellung zuzulossen. — In Oberlangenau bei Freiberg brannte am 26. Februar das sogenannte Lotzmann'sche Gut des Rittergutsbesitzers von Oehl schlägel bis auf die Umfassungsmauern nieder. Das Feuer kam im Schuppengebäude zum Ausbruch, ergriff dann Scheune und Wohnhaus, welche Baulichkeiten rettungslos ein Raub der Flammen wurden. Fünf Familien, die einen großen Theil ihrer Habe verloren, sind durch daS Feuer obdachlos geworden. Die Entstehungsursache ist bis jetzt noch unbekannt, doch wird Brandstiftung vermuthet. — Aus dem Erzgebirge.' Die Nachricht, daß sich Räuber im sogenannten Kreuzwalde aufhielten, durcheilte die Dörfer Hermsdorf, Schönfeld und Ammelsdorf. Sonntag Abend ging von Hermsdorf nach Ammelsdorf ein Musikant; als dieser den Kreuzwald passirt, wird er Plötzlich von einem ihm unbekannten, großen Manne, welcher mit einem langen Ueberzieher bekleidet war, mit den Worten festgehalten: „das Geld, ober das Leben!" Der Musikant schlägt mit seinem Stock zu und trifft des Räubers Kopf, worauf Ersterer die Flucht ergreift. Am andern Morgen früh gegen 4 Uhr fuhr ein Mühlenbesitzer aus Hermsdorf durch denselben Wald, auch dieser wurde von demselben Unbekannten durch den Wald verfolgt. — Ein lustiges Vöikchen sind doch die Oberlausitzer: Da wurden kürzlich von Eibau aus die „Herren Wittwer" zur Vorbesprechung über Abhaltung eines „Wittwer-Balles" einberufen und auch ledige Herren, welche das 30. Lebensjahr überschritten haben, sind als gleich berechtigt betrachtet und ebenfalls freundlich eingeladen. Für den 28. Febr. war der „Wittwer-Ball" mit vorangehendem Konzert angesetzt; das Programm zu letzterem zeigt die herrlichsten Liebeslieder, so daß man es als eine natürliche Folge des Festes betrachten muß wenn demnächst eine Anzahl Wittwer und ältere Junggesellen von Eibau und Umgegend durch AmorS Hand zum Aufgebot und Ehestand geführt werden. Nähere Auskunft ertheilen die mitunterzeichneten Revierverwaltungen. Creditüberschreitungen sind unzulässig. Köniql. Forstrentamt Tharand und Königl. Nevierverwaltungen Spechtshansell, Naundorf, Grillenburg, Höckendorf und Wcndischcarsdorf zu Rabenau, 21. Februar 1885.