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„M-m wies mich, da ich ein Fuhrwerk verlangte, zu ihm, der brave Mann fuhr mich selber hierher, nachdem ich ihm meine Bekannt- schast mit Albrecht Dürrenstein durch dieses Bild nachgewiesen hatte." ,,Ja, ja, er hielt große Stücke auf den Albrecht, um seinetwillen grollte er mir, da er steif und fest glaubte, daß ich den armen Jungen hartnäckig draußen im Elend lasse. Doch gleichviel, was sagte er zu diesem Bild, he? Glaube sreilich nicht, daß ihm der parfümirte Alb recht in Glacees schon einmal vor Äugen gekommen." „O doch, Herr Graf!" versetzte Rosenkranz rasch, „er sah Ihren Neffen schon zweimal und wunderte sich, daß dieser Albrecht denselben matten Blick jetzt habe wie sein Bruder Franz. Dieses Bild erkannte er sogleich als echt." „Der alte Diethelm hat recht", nickte Dürrenstein jetzt, sich ent schlossen erhebend, „ist er schon wieder heimgefahren?" „Nein, er wird aber um zehn Uhr die Fahrt antreten. Logirt mit mir zusammen im ,Goldenen Löwen'." „Ich muß mit ihm reden", sprach der Graf hastig, „Sie begleiten mich zu ihm, Herr Rosenkranz!" „Ich stehe zu Ihrem Befehl, Herr Graf!" „Und Sie, Hochwürden?" fragte Dürrenstein, sich zu dem Pfarrer wendend, „wollen Sie mir nicht zürnen, wenn ich auf und davon gehe?" „Wie könnte ich das, Herr Graf? Doch dürfte ich Sie vielleicht an die Gesellschaft des Freiherrn v. Littorf erinnern?" „Littorf — Regina — der Prinz", murmelte Dürrenstein, sich unruhig mit der Hand durch die grauen Haare fahrend, „wie konnte ich das vergessen! Zum Henker, lieber Pfarrer, mein Kops ist ganz wirr und wüst von alledem — ich muß mich besinnen." „Ich glaube nicht, daß Sie eine sehr erquickliche Rolle in dem vornehmen Salon augenblicklich spielen würden, Herr Graf!" bemerkte der Pfarrer, ihn bedenklich anblickend. „Mau würde mich am Ende für verrückt halten, meinen Sie", lachte der Graf rauh auf. „Das wohl weniger, da man Ihre Absonderlichkeiten in solchen Dingen kennt. Ich meine vielmehr, daß Sie selber dort sich unbehag lich fühlen und am Ende schlechten Dank ernten könnten. Höfischen Sitten und Jntriguen sind Sie, Herr Graf, nun einmal nicht gewachsen." „Lieber bei den Hinterwäldern, als auf den glatten Parketts eines Fürstenhofes", brummte Rosenkranz wegwerfend. „Ganz mein Geschmack", nickte Dürrenstein, ihm auf die Schul ter klopfend, „ich wette, wir werden gute Freunde, he? Sie müssen es bezeugen können, Sie, sein Freund!" „Gewiß kann ich's bezeugen, mit tausend Eiden, daß der rechte Albrecht Dürrenstein stets die gleißende Maske gehaßt und zwar ruhig und demüthig geworden wegen seiner Buße, aber doch nimmermehr ein solches parfümiertes Jammerbild, wie sein falscher Doppelgänger. Aber nun frage ich, wo ist der echte Albrecht geblieben, wie kommt dieses Zerrbild an seine Stelle?" „Ja, ja, das muß heraus", knirschte der Graf, „und sollte ich die Gräber deshalb öffnen müssen. Wie werde ich das ertragen", fetzte er leiser hinzu, „wie soll das Wappen der Dürrensteins sich reinigen von diesem Blut?"(Fortsetzung folgt.) Vermischte». * Gute Behandlung. Ein junger Arzt, welchem man nicht eben große Geschicklichkeit nachrühmen konnte, gerieth eines Tages mit einem pensionirten Major über den Standpunkt der heutigen medici- nischen Wissenschaft in einen lebhaften Wortstreit. Der alte Haudegen, der auch noch als inactiv über eine bedeutende Schlagfertigkeit ver fügte, trieb durch seinen beißenden, anzüglichen Spott den Jünger Aeskulaps so in die Enge, daß dieser endlich ärgerlich ausrief: „Solche Behandlung, Herr Major, verkitt' ich mir!" Da klopfte ihm jener gutmüthiq lächelnd auf die Schulter und erwiderte höhnisch: „Weshalb ärgern Sie sich, lieber Doktor ? An meiner Behandlung ist noch Nie mand gestorben. Wochcnmarkt zu Wilsdruff, am 17. April. Eine Kanne Butter kostete 2 Mark — Ps. bis 2 Mark 10 Pf. Ferkel wurden eingebracht 250 Stück und verkauft»Paar 18 Mark ' — Pf bis 33 Mark — Pf. Wechselfonnnlare, Eisenbahnfrachtbriefe hält vorräthig die Druckerei dieses Blattes. Bekanntmachung. Die kürzlich hierselbst verstorbene ledige Handarbeiterin Henriette Trobisch hat einen zehnjährigen Knaben hinterlassen, welchen wir recht bald unlerbringen möchten. Achtbare Leute, welche denselben zur Pflege und Erziehung zu übernehmen beabsichtigen, fordern wir hiermit auf, deßhald sich mit uns in Vernehmen zu setzen. Wilsdruff, am 20. April 1885. Der Stadtgemein derath. Ficker, Brgmstr. Bekanntmachung. Nachdem von der König!. Kreishauptmannschaft zu Dresden die neu revidirten Statuten der Bäckerinnung zu Wilsdruff am 15. Febr. d. I. genehmigt worden sind, und diese Innung der König!. AmtS- hauptmannschaft als Oberaufsichtsbehörde unterstellt worden ist, theilen wir hierdurch dieses der Oeffentlichkeil mit. Gleichzeitig werden daher Eltern und Vormünder laut Vecbandstagsbeschluß ZU Berlin V0M 18. August 1884 aufmerksam gemacht, ihre Zöglinge nur bei einem Ger maniameister in die Lehre zu geben, damit solche in Zukunft vor Nach theil bewahrt bleiben. Ferner ist durch den Eintritt in die hierorts bestehende Innung nachbenannten Herren das Meisterrecht zuerkannt worden und werden dieselben sich von heute ab zeichnen: Paul Illgen, Conditor und Bäckermeister in Wilsdruff, Hermann Burkhardt, Bäckermeisterin Weislropp, Franz Kunze, Bäckermeister in Limbach, Moritz Junghans, Bäckermeister in Blankenstein. Wilsdruff, am 21. April 1885. Der Vorstand der Bäckerinnung. UtLlirnnttun, Obermeister. MM ZSalk sind sofort oder später, auch getheilt, auf Güter, Häuser und Fabriken gegen hypothekarische Sicherheit zu 4V, ev. 4"/» auszuleihen. Gesuche unter 8. L. 2228 an Luäolk Klosse, vreisäen erbeten. 6-7000 Mark werden zu 4 Procent als einzige sichere Hypothek auf ein Landgrund- stück gesucht. Näheres zu erfragen in der Expedition dies. Blattes. 5—6 Eentner gute gebackne Birnen sowie 6—8 Centner Wiesenbe« liegen zum Verkauf beim Schuhmacher Üarmaao ölümvl in Helbigsdorf. Eine hochtragende Kuh steht zum Verkauf i» No. 63 in Grumbach. Ein Haus mit Garten ist zu verkaufen in Blankenstein No. 29. Ein starker Läufer (Kuuze) ist zu verkau- fe« in «Kausbach No. 2V. Bekanntmachung^ Das unbefugte Betreten des zum Rittergute Steinbach gehö rigen Waldes wird hiermit strengstens verboten und werden Zuwider handelnde unnachsichtlich zur Bestrafung angezeigt. Denjenigen, die derartige Uebertreter oder Waldfrevler fo an- zeigen, daß sie bestraft werden können, wird eine Belohnung von 20 Mark zugesichert. Die Rittergutsverwaltung in Steinbach bei Mohorn. Z-ank. Für die uns an unserm Hochzeitstage durch Glückwünsche, Ge schenke und Gesänge dargebrachten Beweise von Liebe und Freund schaft sprechen wir hierdurch unsern herzlichsten Dank aus. Wilsdruff. k'rsar Loeb u. Frau geb. Schtätz. -- Kalkwcrk Biirkhardtßwaldk. «an- und Düngekalk in anerkannt vorzüglicher Qualität, empfiehlt billigst « 8eI>nint»I«r k'. H.. Herrmann, Butter , Mehl und Kaffee Handlung, Freibergerstraße No. 4. Soeben empfing ich per Post: frische hochfeine Ostsee-GroS Butter, Hochf. von Geschmack, ü Pfd. 1 Mark, ff. Bergfett - «Käse (Limburger Hochf.), Prima Schweizerkäse (Emmcnthaler Hochf.), Olmnitzer Schafs-«Käse, hochfein, ü Dutzend 30 Pf., ff. marinirte Heringe mit Tapern, täglich frisch gerösteten Perl - «Kaffee, grüne ^Kaffee» zum Grosso-Preis, R. Selbmann'» Mohrn-Malz für Husten und Heiserkeit, Neues feines Provencer «nd Olivenöl empfiehlt billigst der Obige. Lerslioder Dank. Tiefgebeugt durch den Tod unseres innigstgeliebten einzigen Sohnes Otto, welcher seiner lieben Schwester Linna zu früh in die Ewigkeit nachfolgte, sind uns so zahlreiche Beweise von Liebe und Theilnahme, namentlich durch reichen Blumenschmuck gegeben worden, daß es uns drängt, hierdurch unsern herzlichsten und innigsten Dank dafür auszusprechen; innigsten Dank besonders auch dem Herrn Lehrer Schwertner für die ehrenvolle Begleitung mit den Schulkameraden zur letzten Ruhestätte des geliebten Entschlafenen. Möge Gott Ihnen Allen ein reicher Vergelter dafür sein. Wilsdruff. Die trauernde Familie Patzig. Herzlicher Dank. Während der kurzen Krankheit und am Begräbnißtage unsrer lieben unvergeßlichen Mutter und Schwiegermutter Johanna Christiana Charlotte Pinkert geb. Wachsmuth, find' uns so zahlreiche Beweise herzlicher Liebe zu theil geworden, daß wir uns gedrungen fühlen, dafür noch hierdurch unsern herzlichsten Dank aus zusprechen. - Vor allen aber den herzlichsten Dank Herrn und Frau Roßberg auf Schloß Taubenheim für alle die Wohlthaten, welche Sie der lieben Mutter bis zu ihrem Todestage bewiesen haben, wie für das von Ihnen veranstaltete schöne Begräbniß und für die für uns am Begräbnißtage so aufopfernde freundliche Bewirthung. Durch Ihren so innigen Beistand ist uns der Schmerz gelindert worden, welches uns unvergeßlich bleiben wird. Möge Ihnen Gott dafür ein reicher Vergelter sein. Dank allen lieben Freunden, Bekannten und Verwandten für den so reichen Blumenschmuck und ehrendes Grabgeleit; Dank dem Herrn Pastor Crusius für die für uns so erhebenden Trostesworte am Grabe unsrer guten Mutter; Dank dem Herrn Cantor Wangemann für die durch die Schuljugend dargebrachten Gesänge. Alle diese Beweise inniger Theilnahme haben uns recht wohlgethan und unsern Schmerz gemildert. Nehmen Sie daher nochmals Alle unsern tiefgefühltesten Dank entgegen. Dir aber, geliebte Mutter, rufen wir in Dein stilles Grab noch ein „Ruhe sanft" und „Ays Wiedersehen" nach. Blankenstein, Birkenhain und Priestewitz, den 14. April 1885. Die trauernden Hiaterlasteue«.