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dic Polen flüchteten nack der Türkei nnd bereiteten dort Vcileacnhcitcn zwischen der Türkei und Ruß land, die letzter« vielleicht willkommene Gelegenheit geben werden, seine schon seit Kalkarina II. ver folgten Pläne gegen die Türkei ins Werk zu setzen. Im klebrigen schreitet Oesterreich mit seiner innern Organisation mit außerordentlichem Fleiße sorc nnd im Vergleich früherer Zustände Hal cs viele Mangel abg>stellt, nur einen mebt, das ifl — der G-Idman- gcl. — Selbst Rußland ist nicht frei von der allgemeinen Erschütterung geblieben, mir daß sich hier die Unzufriedenheit nicht in Vostsaufständen, sondern in Adelsvcrswwörungen zeigt, wie in Frank« reich nnd Italien im >6. und 17. Jahrhunderte, was ungefähr Rußlands Standpunkt in der Ge schichte bezeichnet. Die außerordcnlkche PapieranS- gabc, zu der sich Rußland genöthigl sieht, zeigt übrigens den Werth, den gewisse Nachrichten über seinen Metallreichthum haben. — Nun zuletzt zu Deutschland. Am 27. Marz kam die Natio nalversammlung in Frankfurt mit ihrem Werke zu Stande, wählte Friedrich Wilhelm von Preußen zum deutschen Kaiser, nachdem cs Ocsterrcich aus« geschlossen, und reiste — natürlich durch Abgesandte vertreten — voll Freude nach Berlin, um dcm König die Krone anzubieten — allein er schlug sie aus. Die Nationalversammlung ging nun, nach dem sie sich über ihr ferneres Verhalten nutzt halte einigen können, nach Stuttgart, 90 Mitglieder an der Zahl, wurde vom Ministerium Renier am 19. Juni verwiesen und zerstreute sich. Blutige Kämpfe brachen nun wegen Anerkennung der Reichsverfaf- sung aus. Dicr Königreiche, Preußen, Sachsen, Hannover und Baiern hallen sich geweigeit, die Frankfurter Beschlüsse anzunehmcn. Es kam, wie sctzon gesagt, zu blutigen Kämpfen, auf welche näher cinzugehen, waS wenigstens unier Vaterland betrifft, wir billig verzichten, da die Ereignisse Allen in noch ganz frischer Erinne ung sind. Dieselbe Hand, die im Mai den Dresdner Aufstand unterdrücken half, half auch un Juni in der Pfalz und ,n Baden, wo am 23- Juli mit Uebergabe der Fe stung Rastalt die Jnsurreclion befugt war. Am 26. Mai oclroyute Preußen eine deutsche Rcichs- Verfassung nnt sich selbst an der Spitze, gewann anfänglich außer Baiern und Würlemberg alle deutsche Lander, sah sich aber bald von Oesterreich, da? allgemach seiner Feinde sich entledigt, an scuun Fortschritten sich gehindert. Nicht nur. daß Baiern und Würtemberg dem Dreikömgsbündmß fern blieben, auch Sachsen und Hannover zogen sich wieder zurück, und Preußen mußte, von Oesterreich bedroht, mir diesem lkilcn. Am 30. Septeniber vereinigten sich b-lde Mächte über ein Jiucum, cinc Cenlralgewalr, welche einstweilen die allgemeinen deutschen Angelegenheiten bis zu Schaffung einer geltenden Buudesvcrfassung leiten soll, und am 20. Dccbr. Kaden zwei österreichische und zwei preu ßgchc Bundcscomnussanen die Last von den müden Schultern des grcuen Erzherzogs Johann genom men nnd ihren Sitz ebenfalls m Frankfurt a. M. aufgcschlagcn, nachdem alle dculschen Lander, oder eigentlich deren Regierungen, ihre Zustimmung ge geben. Viel Schreibens ist inzwischen über das Recht Preußens gewesen, einen Bund im Bunde bilden und einen Reichstag in Erfurt für alle die, welche dem Bündmß vom 26. Mai sich anschlicßcn, ausschreibcn zu wollen. Zum Ucbcrfiuß nehmen wir noch, wie voriges Jahr, so auch dieses, aus dcm alten ins neue, den an Deutschlands Ehre und Wohlfahrt zehrenden Geier, dm Schleswig-Hol« steirischen Krieg, mit hinüber, den vor der Hand zwar noch der Waffenstillstand gefesselt hält, in dem aber dock vielleicht noch zuletzt das unglückliche Land mit Waffengewalt unter Dänemarks Herrschaft ge zwungen werden wird, wozu vielleicht noch obendrein Deutsche ihre Hände werden bicccn müssen. Kurz, was auch die erblichen Gewalten zur Herstellung der Ruhe und Ordnung gcthan haben und noch zu lhun sich auschicken, das Vertrauen auf die Dauer eines solchen Zustandes will sich nicht cinfindcn, und zwar, weil cS am Nothwmdigstcn fehlt, an dem Glauben, daß der Eine es mit dem Andern ehrlich meine. Vertheidigungsmanifest deutscher Lehrer an das deutsche Volk. Der deutsch.» Lehrerstand ist in seinem tyeucrsten Gute: dem übe et rauen des Lattes bedroht und seine Eyre gefährdet. Seine Gesinnung, seine Lreue, seine Liede zum Lotte wird beargwöhnt und verdächtigt. Verdeckt und offen beschuldigt man ihn, daß durch ihn hauptsächlich das Volk irre geleitet sei und irre geleitet werde; daß er vornehmlich das Herz der Menge den Regierungen abgewendel, das ge waltige Ringen nach Freiheit und Einheit in falsche Bahnen gelenkt und den Widerstand gegen den allen Druck und die alte Noth überstürzt habe; daß er somit einen großen Lheil der Schuld a» der kläglichen Gegenwart des hoffnungsreichen Anfangs deutiwer Freiheit und Ehre trage. Auch die Versammlung der deutschen Lehrer zu Nürn berg im September d. I. hat die Wucht solcher officiellen und nicht officiellen Verdächtigungen zu empfinden gehabt. Sie hat durch ihre Haltung und durch den Znyalt ihrer Verhandlungen das Miptrauen, das ihr hindernd von vielen Seiten her entgegen arbeitete, am besten zu widerlegen ge meint. Aber es kann ihr im Namen des heiligen Berufes der gesammten Lehrerschaft der entehrende Verdacht nicht gleichgültig sein, mir dem man einem Stande zu nahe tritt, dessen Wirksamkeit vorzugsweise mit in der ungetrübten Remyric der Ächtung vor seiner Sittlichkeit wurzelt. Daher dies Notywort der Abwehr an das gesummte deutsche Volk. Es ist wahr, es ist schmerzlich wahr, daß sich in einzel nen deutschen Landern eine Anzahl von Lehrern in widerge- sehiicher Wc.se an den politischen Bewegungen der letztver- gangcncn Zeit belheiligt hat. Die allgemeine gewaltige Erregung, die so Viele — wayilich nicht immer die Schlechtesten — mit sich fortriß; die ge d ruckte a u ßer e Lage, mehr noch die halbe Bildung vieler Lehrer, bei der man sich hüten mag, die Lehrer s.lber am meisten ver antwortlich machen zu wollen — dieses Alles vereint, har jene traurige, nimmer völlig entschuldbare Lhatsache unab leugbar gemacht. Aber die allgemeine deutsche Leh rerschaft muß feierlich die Vcran tworrung für diese Ueberschreitungen Einzelner von sich ab- leynen. Sie muß sich im Ramen der Gerechtigkeit dagegen verwahren, die im Vertzaitniß verschwindend kleine Anzahl, welche jene Ruge trifft, zum Bilde der unendlich »verwiegenden Mehrzahl Ler Lehrer zu machen. 1