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2 Indem wir dem Publikum die erste Nummer des zehnten Jahrgangs unseres Blattes übergeben, sei es uns gestaltet, sie mit einigen Bemerkungen zu versehen, die uns beim Begmn cims neuen Jahres recht geeignet erscheinen. Zunächst fühlen wir unS gedrungen, den geehrten Lesern unserer Zeitschrift für die Theilnahme, welche sie derselben innerhalb des Zeiiraums von neun Jahren bewiesen, unsern aufrich tigsten Dank darzubringen. Namentlich fühlen wir uns den Wenigen, die uns zuweilen mit passenden Beitragen für unser Blatt erfreuten, um so mehr zu bcsondcrm Danke verpflichtet, als eben ihre Zahl eine nur beschränkte ist. Es ist wohl leider ein nicht eben günstiges Zeichen der Zeil in Bezug aus die Bestrebungen der Localprcssc, daß nur Wenige derselben ihre Federn widmen. Dies gilt besonders der Besprechung örtlicher Angelegenheiten und gemeinnütziger Interessen, sowie mittheilenswerlher, in der Gegend vorgekom mener Begebenheiten. Wir erneuern daher unsere Dille an alle Diejenigen, welche Befähigung und Neigung in sich fühlen, uns zuweilen mit geeigneten, dem örtlichen Interesse vorzugsweise gewidmeten Artikeln zu erfreuen, damit unsere Zeitschrift ihrem Berufe als Localblatt immer mehr und mehr nachkomme. Es versteht sich von selbst, daß uns auch Artikel von allgemeinem Interesse stets willkommen sein werden, wenn sic der Tendenz unseres Blattes entsprechen. Endlich können wir nicht umhin, diejenigen geehrten Abonnenten, welche mit der Zahlung noch im Rückstände sind, freundlichst zu ersuchen, dieselbe uns recht bald zukommen zu lassen. Die Redaction. Rückblick auf vas Jahr 1849. Das zweite Jahr der Bewegung, die ganz Europa erschütterte, ist verronnen. Ganz Europa, mit wenig Ausnahmen, hat die Schläge der heftigen Aufregung gefühlt, am meisten die Länder, wo man mehr als ein Ziel im Auge hatte und dadurch die Begriffe verwirrte und den Parteikampf erbitterter, aber auch erfolgloser mackle. Daß aber die Be wegung vorüber sei, wird Niemand behaupten wollen. Zum Beweise diene uns ein kurzer Rückblick auf das vergangene Jahr. Gänzlich verschont von dem Sturme dec Re volution blieben blos England, Belgien und Norwegen, Lander, in denen der Regierung der Dolkswille heilig ist und wo der Monarch sich als Repräsentant der Nation, nicht als der Nation gegenübcrstehende Gewalt ansieht. — In Hol land und Dänemark hat das Volk unblutige Revolutionen zu Stande gebracht; man fühlte auch hier die Mängel der Verfassung, sprach sie der Regierung gegenüber aus und diese hielt sich für verpflichtet, darauf zu hören und den allgemeinen Wünschen nachzugcben. In beiden Ländern haben die Fürsten die Veränderung der Verfassung unter zeichnet. — Ruhige Reformen bereiten sich auch in Schweden »vor, sowie auch in Spanien der Fortschritt seinen gemessenen Gang gebt, nachdem eine Pfaffen- und Wciberinlrigue, die glücklicherweise nicht über die Mauern des Palastes hinausging, ohne Erfolg geblieben war. — Frankreich, das Land, von wo der Stoß ausging, ist weit ent fernt, durch seine republikanische Verfassung Alle zu befriedigen und dadurch ein Pfand für Erhaltung des Friedens zu geben. Der Parteicnhaß ist zu groß. Legitimisten oder Anhänger der 1830 ver triebenen Bourbonen und Orleanisten, bilden die royalistische oder königliche Partei, deren Fcldgeschrei Heinrich V. oder der Graf von Paris ist. Ihnen gegenüber, noch öfter aber mit ihnen stehen die blauen oder gemäßigten, und die rothen oder socia- listischcn Republikaner. Uebcr allen Parteien will sich der Präsident, Louis Bonaparte, erhalten, der sich ein gehorsameres und ihm persönlich ergebeneres Ministerium gebildet Hal und durch Einsetzung von Beamten nach seinem Sinne, durch Empfchlungs- reisen und dergl. seine 1851 zu Ende gehende Prä» sidentschaft zu erneuern und wo möglich erblich zu machen sucht, welche Bemühungen eben die königliche und socialistische Parte, so oft zu augenblicklichen Freunden machen. Unterdessen halten die Franzosen seil dem 3. Juli Rom besetzt und haben dort nach vierwöchentlichem Kampfe der Republik cm Ende gemacht; jedoch, wie man meint, weniger aus Liebe zum heiligen Vater, als um den Oesterreichern zuvor zu kommen, die ihr blutiges Friedenswerk auch hier beginnen wollten. So viel ist gewiß, daß der Papst nicht nach Rom kommen will, so lange die Franzo- sen dort sind. — Das unglücklichste Land m ganz Europa ist wohl, außer Ungarn und beziehungs weise Deutschland, Italien. Nachdem im Februar in Rom und Florenz die Republik ausgerufcn und die Lanoesvälcr geflüchtet, nachdem am 20. Marz der Krieg von Neuem zwischen Sardinien und Oesterreich auögebrochcn war und in Sicfllea Fer dinand noch mit den Kanonen und Bajonetten der Schweizerrcginienlcr auf die Wünsche seines Volkes antwortete, siegle der alte Radetzky über die Pie montesen am 24. Juli bei Novara, Karl Alvert dankte ab, und am v. August wurde zwischen seinem Nachfolger Emanuel und Oesterreich der Friede geschlossen. Oesterreich, das nun freiere Hand halte, besetzte Toskana und einen Theil des Kirchenstaates, in Sicilicn siegte Ferdinand und die Reaction be gann, am unverhülltcstcn in Neapel, wo die Kerker keine Räume mehr bieten. Am 24. August fiel auch Venedig; doch vermag eine Armee von 150,000 Mann das Land, das in verbissenem Grimme kocht, nur mit Anstrengung im Zaume zu halten. — Dasselbe Glück, welches Oesterreich in Italien hatte, hatte es auch in Ungarn. Oesterreich halte durch seine octroyirte Verfassung vom 4. März, welche alte verbriefte Verträge mit Ungarn verletzte, den Ungarn gezeigt, daß man sich ihres guten Willens in Zukunft besser versichern wolle, und es begann ein äußerst heftiger Krieg, der das schöne Land zur Wüste machte. Am 8. Mai rückten die Russen Oesterreich zur Hülfe; am 19. Juni begann dec Kncg mit aller Heftigkeit und endigte am 14. August mit dem Dcrralhe Görgey's. Kossuch, Perczel und