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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und .WUrdruffer Tageblail- krjcheml an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— SiM. Haus, bei Poftbeftellung l.8v RM. zuzüglich DeltellgelL. Einzelnummern lü Üipsg. Alle Postanstalten und Poft» ^ten.unieieAuLträgei u. ,, Geschäftsstelle, nehmen zu ^-r^it Bestellungen -NI- Wochenblatt sur Wilsdruff u. Umgeaend gegen. Zm Falle höherer ^^^«örriegod. sonstiger — Betriebsstörungen besteht Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks An,«igen,reise laut auslitgtNdtm Tarif Nr. 4. — Nachweisungs-Gebüho» 20 Npsg. — Borg-schrieben« Erscheinungsiage und Platzvorschristen werden nach Möglichkeit berüchftchtigt. »- Anzeigen. Annahme durch Fernrufs übermst» Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 men mir keine Gewähr. - —— — Jeder Rabatlansprnch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden- must odev der Auftraggeber m Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stad^ rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 259 — 93. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Dienstag, den 6. November 1934 Ein Reichskommissar für Preisüberwachung. Dr. Goerdeler Preiskommissar. Das Reichskabinctt trat zu einer Sitzung zusammen, in welcher der Führer und Reichskanzler das folgende Gesetz über Bestellung eines Rcichskommissars für Preisüberwachung vorlegte. Das Gesetz hat folgen den Wortlaut: 8 1. Bis zum 1. Juli 1935 werden die durch das Gesetz über die Übertragung der Aufgaben und Befugnisse des Reichskommissars für Preisüberwachung dem Reichs- wirtschaftsministcr und dem Reichsminister für Ernäh rung und Landwirtschaft übertragenen Aufgaben und Be fugnisse durch einen R e i ch s k o m m i s s a r f ü rPreis überwachung ausgeübt. Die Aufgaben und Befug nisse erstrecken sich auch aus Preise von Körperschaften des öffentlichen Rechts und von Verbänden, deren Bildung in Gesetzen oder Verordnungen angeordnct ist oder die auf Grund besonderer gesetzlicher Ermächtigung gebildet sind. 8 2. Der Neichskommissar für Preisüberwachung wird dom Reichskanzler ernannt. Er untersteht dem Reichs kanzler und hat seinen Sitz in Berlin. * Nach der Annahme dieses Gesetzes durch das Neichs- kabinett hat der Führer und Reichskanzler den Oberbürger meister der Stadt Leipzig, Dr. Goerdeler, zum Reicks- kommissar für Preisüberwachung ernannt. * Dr. Goerdeler hat schon früher, unter einer anderen Regierung, das Amt eines Preiskommissars versehen. Er wird dem Führer und Reichskanzler Adolf Hitler direkt unterstellt und erhält weitgehende Vollmachten. Die Neichsregiernng hat nicht abgewartet, ob die bisher be obachteten Versuche von ungerechtfertigten Preistreibe reien weitere Kreise ziehen würden, sondern fofortzu - gegriffen, um jede Beunruhigung gerade der minder bemittelten Verbraucherschichten, deren Löhne stabil ge halten werden, zu vermeiden. Von einer Beauftragung der örtlichen Instanzen zur Beobachtung und Regelung der Preisgestaltung hat man abgesehen, um alle daraus möglicherweise entstehenden Differenzen auszu schalten. Unmittelbar dem Führer unterstehend, wird Dr. Goerdeler die ganze Autorität der Staatsführung auf diesem Gebiete voll und umfassend zur Auswirkung bringen können. Oberbürgermeister Dr. Goerdeler. Kurz und bündig. Dr. Goerdeler über seine neuen Aufgaben. Sus eine Anfrage des DNB. faßt Oberbürgermeister Dr. Goerdeler seine nächsten Ziele als Reichs- kommissar für Preisüberwachung kurz in folgenden Worten zusammen: , ,Zch werde eine Pretsuberwachung durchfuhren, die sich nach vernünftigen wirtschaftlichen Gesetzen richtet. Ich werde gegen alle die rücksichtslos vorgehen, die diese Gesetze mißachten und durch ungerechtfertigte Preis treibereien der Gesamtheit Schaden zufügen. Um diese für unser Volk dringend notwendigen Aufgaben durch führen zu können, bitte ich um die Mitarbeit aller. Schließung von Geschäften wegen Nichtbeachtung der Preis- Verordnung. Kassel. Auf Grund des Erlasses des preußischen Minister präsidenten betreffend Preissteigerung sind in Kassel eine An zahl von Fleischereibetrieben und Kolonialwarcugefchäflen vor übergehend geschlossen worden, weil festgcstellt wurde, daß sie die Preisverordnung nicht beachtet hatten. Nach Abstellung der Mängel werden die Geschäfte wieder geöffnet. — Auch in Fulda sind einige Metzgereien, bei denen unberechtigte Preis steigerungen jesigestellt wurden, bis aus weiteres geschlossen worden. KMSBW deutM Wtmleu. Das deutsche Buch Deutschland steht in diesen Tagen im Zeichen der „Woche des deutschen Buches". Große Kundgebungen, Werbe- und Dichterabende werden an allen Orten des Reiches veranstaltet. Zahlreiche führende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens haben durch Geleitworte auf das wichtige Kulturgut des Buches hingewiesen. Den Höhepunkt der Veranstaltungen in Berlin bil dete die große Kundgebung im Sportpalast, zu der sich eine außerordentlich große Zahl namhafter Persönlich keiten des politischen, geistigen und wirtschaftlichen Le bens, Schriftsteller und Verleger sowie mehr als 15 00V Volksgenossen aus allen Schichten und Berufen, Vertreter der Ministerien und Behörden, Beamte und Lehrer, Kaufleute, Handwerker und Handarbeiter, Männer und Frauen, jung und alt, eingefunden hatten. Mit nicht endenwollenden Freudenknndgebungep wurde Reichsminister Dr. Goebbels ' begrüßt. Nori allen Seiten stürmten die Menschen auf den Minister ein, um ihm die Hand zu drücken. Der Präsident der Reichsschrifttumskammer, Dr. Hans Friedrich Blunck, der Dichter des nordwestdeut schen Raumes und nordischer Geschichte, nannte das Le ben der Völker leer und taub ohne die Heiligung des Seins durch den Glauben. Blunck lenkte den Blick nach dem Ausland, mit dem wir nicht immer in freundlicher Berührung stehen, sprach von der Emigrantenpresse und den jüdischen Hetzschrif ten und erklärte dazu u. a.: „An das Ausland richten wir Dichter die Auffor derung zum Wettstreit. Wir meinen, daß es dürftig ist, mit der größten Rüstung die Hegemonie in Europa zu erzwingen. Köstlicher, gesegneter ist der nach barliche Wetteifer der Schaffenden. Wir fordern auf, statt in Leitartikeln zu schelten, sich nns zum ritterlichen Kamps der Geister zu stellen." Darauf nahm, wiederum stürmisch begrüßt, Reichsminister Dr. Goebbels das Wort: Es ist nichts falscher als die Ansicht, der National sozialismus verachte die Kunst des Bücherschreibens. Wir kennen sehr wohl den ungeheuer weitreichenden Einfluß, den ein Buch ausübeu kann, und nicht umsonst hat der Führer während seiner Festnngshaft in Landsberg sein Buch geschrieben, denn er hatte leine andere Möglichkeit, seine Gedanken an die breiten Volksmassen heranzutragcn. Allerdings waren wir uns von vornherein darüber im klaren, daß wir weder reden noch schreiben durften für eine dünne Oberschicht von Intellektualismus, wir wollten uns an die breiten Massen des Volkes wenden sowohl mit der Rede als mit der Schrift, und wir mußten deshalb auch eine andere Sprache sprechen, als sie sonst in den Bezirken der sogen. Geistigkeit Mode war. Jetzt rückt das Buch wieder in seine alten Stellun gen ein, und man hört überall die Klage: Das Volk hat kein Verhältnis mehr zum Buch! Eine ungerechte Klage! Richtiger wäre der Satz umgekehrt, nämlich: Das Buch hat kein Verhältnis mehr zum Volk. Das Buch darf nicht warten, bis das Volk zu ihm kommt, sondern das Volk wartet, dis das Buch zum Volk kommt! Und die Dichter und Schreiber der Zeit werden Bestand haben, die diese Grundwahrheit unseres literarischen und schriftstellerischen Schaffens erkannt haben. Der Standpunkt ist im nationalsozialistischen Staat ganz undenkbar, daß die Kunst dem Künstler gehört und daß der Künstler das Vorrecht habe, über dem Volk in einer luftvcrdünntcn Atmosphäre der Acsthetik oder der Litera tur ein einsames und unbekanntes Dasein zu fristen. Wenn der Künstler nicht im Volk steht, dann hat er feine eigent liche Zcitaufgabe nicht erkannt, und er darf cs dann dem Volk nicht verargen, wenn das Volk ihn nicht kennt und nicht versteht und deshalb auch nicht achtet. Wollen wir deshalb dem Buch eine neue Lebenskraft geben, dann milfsen wir die zerstörte» Bindungen zum Volk Wieder- Herstellen. Das Buch muß sich der Probleme der Zeit bemächtigen, damit das Volk sein eigenes Sein und Dasein, sein Leben und seine Sorge, feine Not, seine Freude, feine Begei sterung im Buch auch wiedersindet. Ich rede damit nicht dem Kitsch und dem Dilletantismus eines Heeres von Nichtskönnern das Wort, die glauben, daß die Konjunk tur da sei,und daß es nun an der Zeit sein müsse mit Parade märschen und wehenden Hakenkreuzfahnen über Bühne und Filmleinewand zu marschieren. Der Geist, der hinter diesen Symbolen steht, der will gestaltet werden, und er braucht seine Stoffe nicht aus der Gegenwart zu nehmen, er kann sie ans der Vergangenheit emporzaubern. Das deutsche Volk soll in dieser Woche dem Buch seine Dankbarkeit bezeugen, eine Dankbarkeit, die dem Buch wieder Lebensfähigkeit gibt. Hunderte und Tausende von ernsten Köpfen sind bestrebt, dem Volk ein gutes Buch Zu geben, den Absatz des Buches zu organisieren und cs so billig wie möglich für die breiten Volksmassen zu gestal ten. Gestalten wir diese Woche wirklich zu einer Woche der Dankbarkeit für das deutsche Buch, und lesen wir es nicht nur in Zeitungen nach, sondern machen wir es zur Richt schnur unseres eigenen und privaten Handelns: Haltet fest am deutschen Buch, und Ihr bewahrt damit den köstlichen Schatz unseres deutschen GcistcS! Der Führer weilte kurze Zeit in Dresden. Dresden, 5. November. Der Führer stattete am Mon tag mittag aus dem Weißen Hirsch bei Dresden dem erkrankten Reichswehrminisler Generaloberst v. Blomberg einen etwa halbstündigen Besuch ab. Generaloberst v. Blomberg befindet sich auf dem Wege der Besserung. Sein Befinden ist sehr gut. WM MS Sie skMzWe SrchM. Eine gewundene Erklärung Sir John Simons zur Saarfrage Auf eine Anfrage im englischen Unterhaus erklärte der Staatssekretär des Aeußeren, Sir John Simon: Die Verantwortung für die Aufrechterhaltung der Ordnung im Saarbecken liegt bei der Regiernngskommis- sion des Saargebietes. Eine Lage, in der sich die Ncgic- rungskommission des Saargebietes unfähig sieht, die Ord nung aufrechtzuerhalten, dürfte nicht eintreten und wird, so hoffe ich zuversichtlich, niemals eintreten. Schon im Jahre 1926 teilte die Rcgierungkommission des Saar gebietes dem Völkerbundsrat mit, daß sie berechtigt sei, im Falle absoluter Notwendigkeit, auf Truppen außerhalb des Gebietes, aber in der Nachbarschaft der Gebietsgren zen, zurückzugreifen, um die Ordnung aufrechtzuerhal ten. Der Völkerbundsrat hat diesen Bericht der Kom mission am 8. März 1926 zur Kenntnis genommen. Das Unterhaus kann hieraus ersehen, daß die Ver wendung britischer Truppen niemals in Frage gekommen ist, und nichts Derartiges ist nnscrerseits in Aussicht ge nommen. Gewisse französische Vorkehrungen in dem Teil Frankreichs, der an daS Znargcbiet im Westen grenzt, sind reine Vorsichtsmaßnahmen. Wie ich bereits erklärt habe, rann die Hinzuziehung von Truppen außerhalb des Saargcbietes zur Aufrechterhaltung der Ordnung nicht in Frage kommen, es sei denn, die Regierungskommission des Saargebietes sollte nicht in der Lage sein, die Ausgabe zu erfüllen, die ihr gestellt ist und sähe sich gezwungen, nm Beistand zu ersuchen. Der deutsche Botschafter hat mir die Nachrichten be stätigt, wonach die deutschen Regierungsbehörden in einem Befehl an die SA- und SS-Formationen auf der deut schen Seite der Saargrenze für ein Gebiet, das einen Gürtel von 25 Meilen Breite bildet, das Tragen von Uniformen, die Abhaltung von Aufmärschen und Kund gebungen sowie Ansammlungen jeder Art für die Zeit der Abstimmung verboten haben. Gleichzeitig haben sie feierlich versichert, daß die Gefahr eines Einmarsches in das Saargebiet nicht besteht. Ich habe sowohl Herrn von Hoesch als auch dem französischen Botschafter die Befrie digung der britischen Regierung über diese Mitteilung zum Ausdruck gebracht. Vom französischen Botschafter habe ich die Zusicherung erhalten, daß die französischen Vor kehrungen reine Vorsichtsmaßnahmen darstellen. Unter diesen Umständen dürfen wir erwarten, daß die Abstim mung, die der Völkerbundsrat abzuhaltcn verpflichtet ist, bei angemessener Zurückhaltung auf allen Seiten am 13. Januar ordnungsgemäß durchgeführt werden wird.