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Schmiegsamkeit, in Fremdes cinzugehen, mit so viel Feuerkraft gepaart, wie bei Michael Bakunin. Er setzte geschulte deutsche Philosophen durch den Schwung seines specmatwen Geistes und durch die Gründlich keit seiner pbiloiophisckcn Bildung ui Staunen. — In der Spreiz, wohin er sich begab, verkehrte er viel mit den Communisten, welche damals dort ihr Nest und ihre praktische Pflanzschule hatten. In Paris schrieb er in einigen demokratischen Journalen, trat im Polenvereine auf und hielt dort die bekannte flammende Rede für das Elavenchum. Rußland scheint seitdem sich alle mögliche Mühe gegeben zu haben, seiner habhaft zn werden- Guizot war schließlich so dienstfertig, Bakunin auszuweisen. Wir horten alsbald wahrend der Marztage von seinem Auftreten in Berlin. Plötzlich erschien er jetzt in Dresden an der Seite der provisorischen Regierung. Er ist schwerlich dergestalt betheiligt, daß nach säch sischem Rechte sein Kopf gefährdet wäre; er ist Schwärmer und Idealist, kein Terrorist. Auch ist cs irrthümlich, sagt man uns, ihn für einen Pan- slavistcn zu halten; er ist, wie abstrakte Philosophen, über die Nationalitäten hinaus. Der Trivialität Tfchirner's hat er zweifelsohne imponirt und sich darin gefallen, dessen dürftige Praxis mit einigem philosophischen Schmuck zu bekleiden. Das Härteste was ihm widerfahren könnte, wäre ausgeliefert zu werdens In seiner genialen Sorglosigkeit verließ er an Hcubncr's Seite Dresden und ward in Chem nitz als dessen Gefährte gefangen genommen. Kurze Notizen über die Sachsen und Szekler in Siebenbürgen. In dem furchtbaren Kriege, der das schöne Ungarn verwüstet, leiden vor Allen unsere deutschen Landsleute, die Sachsen in Siebenbürgen. Es ist von ihnen sehr wenig bekannt, >o daß wir zu ihrer Charaklerisirung Folgendes anführcn- Sie sind keine Sachsen. Sachsen hießen damals un Aus lände alle Deutschen, wie sie jetzt hier und da Schwa ben heißen. Sie wohnen im Innern des Landes, in einer ununterbrochenen Kette von Thalern, bis weilen auch rahmarcig zwischen den übrigen Volks stammen, etwa 250,000 an der Zahl, welche ll46, unter König Geisa lk von Ungarn, aus den Ge genden von Trier, Coblenz und Bonn einwanderten, und, zum Andenken an das aftheimaihliche Sieben gebirge, das Land Siebenbürgen nannten. Sie sind ein nüchternes, wohlhäbiges Völkchen, welches Acker bau und Industrie treibt, aber, wie Colonisten ge wöhnlich zu sein pflegen, durch und durch materielle Egoisten, welche weder einer politischen Begeisterung fähig sind, noch politische Begriffe haben, die über den engen Kreis ihrer alten Nationalprivilegien hinausgehen. Der stebenbürgische Sachse ist in seinem Wesen und Charakter der Urlypus des echten deutschen Michels: diese schlafmützige Gemächlichkeit, die sich höchstens bis zur sentimentalen Poesie er hebt, dieses tabakumqualmte Dammern in den Ge 191 danken, diese hausbackene Bornirlheit, dieser Mangel an Energie und stolzem Celbstbewnßtfem, dieser ehrliche Fleiß und diese ehrliche Dummheit! Der Sachse ist so mit ganz das Gegcntheil seines magyarsichen Nach bars, dessen halborientalischer Charakter, gepaart Mit der occidentalifchen Thatkrafc, nur zu oft zur Wildheit und Rohheit auswächst. — Der eigent liche Sitz des sächsischen Lebens ist Hermannstadl — dort tagt die Nauonalumveisttät, dort wohnt der Nationsgraf und die alte Bureaukratie, dort end lich herrscht die Elite des sächsischen Spießbürger thums. Außer diesem Hermannstadt und Kron stadt haben die Sachsen keine bedeutenden Städte; sie wohnen in Flecken, Dörfern und meistens in einzeln liegenden Gehöften, welche in ihrer äußern Erscheinung und innern Einrichtung ganz an die einzeln liegenden in Norddeutschland erinnern. Das ganze Sachscnländchcn ist in 1l Stühle «Kreise) und Districte cingetheilt, welche, ähnlich den Schwei- zercantonen, eben so viele Landgemeinden bilden. Ein anderer Dolksstamm Siebenbürgens sind die Szekler, etwa 300,000 an der Zahl, ein wildes Reiter- und Coldatcnvolk, welches aus einem Ge- misch von magyarischen (hunnischen) Horden, die hier in dem Gebirge hängen blieben , und wallachi- schen (dako-romanischen) Eingebornen entstand. Sie treiben mehr Viehzucht als Ackerbau , mehr Raub als Gewerbe, mehr Schmuggel als Handel. Eie wohnen in den Grenzgebirgen gegen Ost und Süd; bewandert in den Gebirgspässen und Schluchten, stets zu Pferde einherreitend, befördern sie die Manu- faclurproducie des Westens, besonders der Leipziger Messe, über die wallachische Grenze, um sie von dort wieder nach Oesterreich hinein zu schmuggeln, weil es leichter und wohlfeier ist, den Transits durch Oesterreich und Ungarn zu bezahlen, und von der benachbarten östlichen Grenze zurück zu schwär zen, als von der entfernten westlichen Grenze dircct durchzuschmuggcln. Auch sie sind in eine Anzahl Stühle cingetheilt und bilden neben den Ungarn und Sachsen die dritte politisch berechtigte Nation Siebenbürgens. Vermischtes. Im Dresdner Journal, dem Dresdner Anzei ger, dem Pirnaifcheu Wochenblatte und wer weiß wo sonst noch, trieb sich in diesen Tagen die nach stehende Anzeige herum: „Mindestens i 2,1)00 Thlr. zu verdiene». In den Aufruhrtagcn vom 4.-0. Mai sind im Kampfe von den sächs. Truppen 23 Mann, von den preußischen 8 Mann gefallen, spater noch 4 Mann an den Wunden gestorben, zusammen 35 Mann geblieben. Die Namen dieser Gebliebenen sind nach amt lichen Quellen in der Schrift: „Der Aufruhr in Dresden" und dem dazu gehörigen Nachtrag angegeben. Nickls desto weniger wird von einer gewissen Seite her fortwährend behauptet, es seien 25*