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307 mal seit Erschaffung der Welt bis auf unsere Tage eine derartige Versammlung nicht bestehen könne. So sei eine Rechte und Linke, eine äußerste Rechte und Linke rc. entstanden, deren Bildung keineswegs aus Nachahmungssncht der Franzosen, sondern aus innerer Nothwendigkeit hervorqegangcn. Die Verhandlungen selbst hätten bisher des halb eine große Schwierigkeit dargeboten, weil man noch nicht habe dazu kommen können über den Um« fang der Reichsgewall und eine Regelung derselben zu berathen. Man habe es der National versammlung von mancher Seite zum Vorwurf ge macht, daß manzur Feststellung der Grundrechte geschritten, ehe man über die Reichsgewalt sich ge- eimgt; eS sei aber die Nothwendigken erkannt wor> den, erst diesen Grundrechten Anerkennung zu ver< schaffen, da eine 33jährige Erfahrung leider gezeigt, wie wenig Ernst es den Regierungen gewesen, die den Völkern versprochenen Rechte und Zugeständnisse anzuerkenncn und zu halten. Dann erst fei es an der Zeit die Rechte der Dynastien festzustellen. Ob- schon nun,jwie dies nicht anders habe geschehen kön- neu, die Verhandlungen über die Grundrechte nur langsam fortgeschritten, so sieht doch gegenwärtig die Beendigung dieser hochwichtigen Angelegenheit in wenig Tagen und die Publikation noch im Laufe dieses Jahres in Aussicht. Der Redner thcilc so dann die verschiedenen Paragraph« der Grundrechte mit, die er als eine schöne Basis für die Freiheit dcS deutschen Volks bezeichnet. Zunächst verbreitet sich der Sprecher über das Recht der Freizügig keit und die Regulirung der Gewerbevet- hällnisse. In Bezug rauf die von vielen Innun gen an die Nationalversammlung eingesendelen Pe titionen bemerkt der Abgeordnete, daß man damit umgehe, die Innungen auf eine andere Arc zu orga- nisiren. Sodann bezeichnet derselbe den die Presse behandelnden Abschnitt als den sreisinnigsien Para graph. Wenn man nun auch dem sich einschltichen- den Mißbrauch nicht Thor und Thür habe verschlie ßen können, so dürfe man darob der Nationalver sammlung keinen Vorwurf machen, die deshalb die Freiheit, die ganz bestimmt und sicher zur Ordnung führe, nicht habe beeinträchtigen können, und weist dabei auf das freieste Land Europa's, auf England hin, das bis jetzt von den Bewegungen der Zeit unberührt geblieben. Als dritten Paragraph nennt der Redner die Selbstständigkeit der ver schiedenen R el jgionsge feilsch «ft en und die Trennung derKirche vom Staate und hofft, das sächsische Volk werde das Recht erlangen, die Geistlichen und Schullehrer selbst zu wählen- Der vierte Paragraph behandelt die Befreiung des Grund und Bodens von denFeudallasien. Die Belastung des Grund und Bodens sei in manchen Gegenden Deutschlands noch außerordent lich groß und die Befreiung von diesem unnatürli chen Drucke zeitgemäß und dringend. Was nun die Verdächtigungen anlangt, mit welchen man in Sachsen die Linke, der er selbst angehört, übtrhäufr, so müsse er dieselben mit Ent rüstung zurückweisen, da sie, dir meist anonym durch die Presse verbreitet würden, beim Lichte besehen in Nichts zerfielen. Von der Linken seien die entschie densten, für die jetzige Zeit ersprießlichsten Anträge gestellt worden, so daß der Vorwurf, die Linke über stürze sich, durchaus unbegründet dasiehe und noch nicht im geringsten von den Gegnern bewiesen wor den sei. Die Linke solle ferner Aufruhr gepredigt haben und Schuld sein an den Ereignissen des 18. September. Solcher und ähnlicher Anschuldigungen bediene man sich, um die Linke in den Augen s>es Volkes herabzusetzen. Es sei die unsinnigste Anklage, wenn man behaupte, eine aus l.3l Mitgliedern be stehende Partei habe in der Stille Aufruhr ge predigt, was doch in der Thal bei der Oestentlich- keit aller ihrer Verhandlungen gar nicht möglich gewesen sei. Dennoch gebe cs Leute, welche einem solchen durch die Zeitungen ausposaunttn Gerüchte Glauben schenkten. Der Redner schildert nun die Ereignisse der Septembertage und bemerkt dabci, daß gerade die Linke dieselben mit allen Kräften zu unterdrücken gesucht habt. Der Redner geht sodann auf die dänische Waffen still 6 andsfrage über, durch deren Abschluß und Gutheißung von Seiten der Majori tät der Nationalversammlung die Ehre Deutschlands in Gefahr gcralhen, der Sieger zum Besiegten ge- worden. Hätte man diesen Waffenstillstand sistirt, so würde es dennoch Niemand gewagt haben 45 Millionen Deutsche deshalb anzngreifen. Um aber zum Zweck zu kommen, habe man um jeden Preis den Krieg mit dem Auslände als Popanz hingestellt un» die Gemvther in eine Lanz unnöthige .Furcht und Angst zu versetzen gewußt. Wenn nun ans Theilnahmc für diese Frage am Abend nach der Abstimmung darüber ein Theil des Volkes in Frank furt Excesse begangen, so könne doch daraus unmög lich die Folgerung gezogen werden, die Linke habe sie hervorgerufen, weil sie hinsichtlich der Waffen- siillsiandsfrage mit den Tumultuanten derselben po litischen Ansicht ist. Auch seien am Tage darauf bei Gelegenheit einer von gegen 12,000 Menschen auf der Pfingstwiest abgchalttnen Volksversamm lung von mehren Mitgliedern der Linken aufreizende Reden gehalten worden und man habe dort beschlossen, die Linke möge auslreten und ein besonderes Parla ment bilden. Die betreffenden Reden würden im Druck erscheinen und den Beweis liefern, daß sie etwas Aufreizendes nicht enthalten und die Linke habe mit großer Majorität in einer besondcrn Be- rathung beschlossen, in der Paulskirche zu bltibcn. Der Linken würde es nur sehr lieb sein, wenn man eine Untersuchung deshalb einleitete, aus welcher sie von dem gegen sie geschleuderten Verdächtigungen gereinigt hervorgehen müßte. Wahr sei ts aller dings, daß gegenwärtig einige Mitglieder der Linken wegen der Theilnahmc an den genannten Ereignisse» in Untersuchung sich befänden; indessen müsse doch zwischen einzelnen Mitgliedern einer Partei und der Partei selbst ein großer Unterschied gemacht werden, da Das, was der Einzelne verschuldete, doch, un möglich der ganzen Partei angerechnet werden könne, wenn m«n nicht in Demagogenritcherei verfallen