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Wochenblatt st, WM-ruf, Lharand, Nyssen, SieVenleh« ««- -ie Umgegenden. 8. Lonuabend, dm 4. November I^t^. Verantwortlicher Nedacteur und Verleger: Albert Reinhold. von dieser Zeitschrift erscheint Mittwochs nnd Sonnabends eine Nummer. Der Preis für den Viertelfnhrgang betrogt LO Ngr., für welchen dieselbe von der Redaktion in Wilsdruf, den Agenturen in iTharand, Rosten, und Sieveniebn, sowie der vuchdruckerei von C. E. Klinkicht und Sohn in Meißen bezogen werden kann. Auch nehmen dieselben Bekanntmachungen aller Art zur Besörderdng an. Die Redaction. Bekanntmachung Bei dem Ministerium des Innern sind seit einiger Zeit, namentlich von städtischen Gcmeindevcr- tretern verschiedene Anträge cingegangen, welche darauf gerichtet sind, den Grundsatz der dircctcn Wahlen auch bei den Wahlen der Gemcindcvertrcter in Anwendung zu bringen. Da nun, nachdem beschlossen worden ist, den Wahlen der Landtags-Abgeordneten das Princip der Unmittelbarkeit zum Grunde zu legen, es allerdings wünschcnswerth ist, daß damit auch die Wahlen der Gcmcindevertrctcr in Uebercinstimmung gebracht werden; so hat das Ministerium Les Innern unter al lerhöchster Genehmigung einen darauf abzweckenden Gesetzentwurf bearbeiten und den gegenwärtig noch versammelten Ständen zur Erklärung verlegen lassen. Indem Man nun Solches vorläufig zur allgemeinen Kcnutniß bringt, damit weitere Anträge in der bezeichneten Richtung von jetzt an unterbleiben, ergeht zugleich an alle Stadträthe und Gemeindeobrig- kciten die Weisung, die wegen des bevorstehenden Wechsels der Gemcindcvertrcter erforderlichen Ergänzungs wahlen, insoweit sie hier und da etwa bereits im Gange sind, zu sistiren und damit nur soweit vorzu- schrciten, daß unmittelbar 'nach dcm Erscheinen des augckundigteu Gesetzes, Lasern dasselbe die ständische Zustimmung erlangt, erst die wirkliche Abstimmung vorgenommcn werde. Dresden,, am 28. Deiober 1848. e * Ministerium des Innern. -Oberländer. An Herrn I?. Gebe in Tkarand. (Erster Brief.) Gestatten Sie mir, daß ich mich an Sie un- mittelbar wende. Es ist kürzer. — Da Sie zu den Wenigen zu gehören scheinen, die die Person von der Sache zu trennen verstehen, so macht es mir doppeltes Vergnügen, die Sache weiter zu füh ren, die uns an einander geführt hat. Ihre Entgegnung ist gerade so ausgefallen, wie ich erwartet hatte. Viele Worte — keine Wirkung. Sie hatten, ich weiß es, geglaubt, ich würde, (vor lauter Ueberzeugung) nichts erwidern können. Es thut mir leid, daß Ihre Erwartung nicht auch die Krone der Erfüllung aufgesetzt wird, wie sie die meunge errungen hat. Viel eher hatten mich die Worte erdrücken, als die Gründe überzeugen können, wenn anders ich eine schwächliche Creatur wäre. Ob gleich ich weiß, daß Selbst- und Mcnschenkenntniß eine schwere Kunst ist — so halte ich aber doch von ^hncn nicht ein so vorschnelles Unheil über meine geistige Armuth und Ihre päpstliche Untrüqllchkeit erwartet. Doch die Erwartungen und Hoffnungen werden nun einmal m diesem Leben nur allzuoft und allzubitler getäuscht. Der arme Mcnsch muß Purs ch. sich das gefallen lassen. — Wenn Sie un Eingänge Jbrer Predigt von der Ermordung zweier Männer redeten so deutlich, daß sie Jeder crralhen mußte, so haben Sie jene beiden Manner, auch ohne den leeren Schall ihrer Namen, nicht angeblich, son dern wirklich auf die Kanzel gebracht. Meine Aufschrift ist daher richtig und wer es anders sagt, spitzfindig. — Sie vermissen an dem Angriffe gereif tes Nachdenken, Genauigkeit, Gewissenhaftigkeit. Aber wer weiß, ob man unter der Sonne, die, nach Ihrer Entgegnung zu unheilen, Ihr Nachdenken gereift hat, Seminarien anzulegen sich entschließen sollte. Die Beispiele wollen Eie weiter untersuchen. — Ich halte es allerdings für richtiger, die Politik von der Kanzel fern zu halten. Mit demselben Reckte aber, mit welchem politische Gegenstände auf die Kanzel gehören, gehören auch kritische Besprechungen politischer Kanzelvorträge in politische Blätter. Dar. auf können Eie sich verlassen, und ich werde stets darnach handeln. Im Volke pflegt man keine Kir« chenzeilungcn zu lesen. Und Sie werden doch nicht den Priesterrock zum Panzer gegen die Pfeile der Kritik gebrauchen wollen? — Brachten Sie, mein Herr und Freund, die Frankfurter Vorfälle auf die Kanzel, um wie viel mehr werden Sie die Miene