Volltext Seite (XML)
Wochenblatt für Wils-ruf, Tharan-, Neffen, Sievenleh« »md die Umgegm-en. Mittwoch, dm 25. October IMilD Xi). Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. Vrn d!es„ ^kNschrifl erschki»! Mittwochs und S o n n a t> e u L s -m- Rummrr. Dkr P»i« für ök» Vikrirl^nhrganq dktra^t >" Rgk., für welch,» di,sklbr von dk, Redaktion in Wilsdriu, den Agenturen in TharanL, Nosten, und Sikdenlehn, sowie d-e vuchdruktrrei non C. E. Httnklcht und Sohn in Meißen bezogen werden kann. Auch nehmen dieselben Bekanntmachungen aller Art zur Beförderung an. Dio ueoLnotik'N v. Ltchnowsky und v. Auerswald an;; cblick «ruf der — Kanzel 6s wird niemand darüber ungewiß sein können, baß eine Besprechung kirchlicher Neben in politische Zeitblättcr eigentlich nicht gehört; inkcß ausnahms weise, in so außerordentlicher Zeit, wie Lie unsre ist, und mit Beziehung aus sie mag cs wohl als zu lässig erscheinen. Herr Scerctair Fritzsche hat so gcurtheilt nud daher nicht angestanden, in No. S5 dieses Wochenblattes eine von mir am 1. October gehaltene Predigt seiner Kritik zu unterwerfen. Er hat das »un zwar wohl, wie sich Las bei ihm von selbst versteht, in anständigem, gebildetem Tone, aber doch mit so sichtbaren Mangel an gereistem Nachdem,» (gegen seine Gewohnheit) und mit so wenig Genauigkeit, ich möchte säst sagen, Gewissen haftigkeit in den einzelnen Sätzen nud Len gebrauch ten Ausdrücken gcthan, daß seine angeblich gründ liche Berichtigung in Ler That einer etwas gründlicheren sehr bedarf. Ich will mich bei dieser möglichst her Kürze befleißigen; fällt sic deuncch nicht kurz aus, so wird Ler Grund davon in Lem gegebenen Stoffe nud in Ler Nöthigung, Stellen aus dem Fritz sch eschen Aufsätze und Sätze aus der angegriffenen Predigt anzuführen, zu suchen sein. Da ich meinen Gegner, Hrn. Adv. Fritzsche, hoch- fchätze und ich Len Glauben habe, daß er wirklich Las Rechte und Gute will, wenn es mir auch nicht immer möglich ist, seine Ansichten und Meinungen für richtig anzuerkenneu und sie für genug erwogen und für genug gemäßigt zu halten; so werde ich Mgfältigst Alles vermeiden, was auch nur den Schein eines unnöthigen Zunahetretenö oder Beleidigens geben könnte. den nicht reiflich genug erwogenen Aeuße- rungen meines Gegners wird zunächst die zu zählen scm: "^'cnn eS in angemessener Weise geschieht, „kann man cs nicht geradezu tadel», wenn „auf Ler Kanzel politischer Ereignisse Erwähnung „gethan wird." . „ kiesen Worten ist Hr. Adv. Fr. halb und R geneigt, cs zu tadcln, wenn auf Lcr Kanzcl wird'^Vcrüom politischer Ercignissc gedacht I cht er unter diesen Ereignissen einzelne, unwichtige Begebenheiten, Tagesnenigkeiten, Orts- geschichleu u. s. w., >o wird seine Mißbilligung als eine begründete anzusehcn sein; wenigstens bin ich selbst Ler Ansicht, Laß Prediger nicht darnach Ha schen sollen, alles Neue aus die Kanzel zu bringen, sa Laß sic selbst Len Schein dessen zu vermeide» habe». Wenn aber Hr. Adv. Fr. meinen sollte, auch aus Dinge von solcher Wichtigkeit und solcher Verwerflichkeit, wie die Vorfälle von Frankfurt, sei aus Lcr Kanzcl kciu Bezug zu nehmen, so würde er sicherlich irren. Christliche Geistliche sollen als Lie Organe Les Evangeliums so viel wir irgend' möglich Gottesfurcht, Gerechtigkeit, Liebe und Men schenwohl auf Erden fördern; sic müssen also auch das, was Leni entgegentritt, bekämpfen, und folglich dürfen sie über Verbrechen, wie Lie in Frankfurt waren, nud über das großellurecht, ja Lie Verwor fenheit Lerer, Lie Liese Verbrechen als nicht erheblich Larstcllcn, sie entschuldigen, oder gar wohl beloben und preise» und Las öffentliche Urthcil über sic irre zu letten suchen, nichi schweigend hingchcn. Daß aber >» Leu Aufsätzen mancher Blätter über Lie Frankfurter Ereignisse sehr leichtfertig gesprochen, ost nur Las Kopf- nud Planlose, aber nicht daS sittlich Verwerfliche derselben hervorgehobcn worden ist, und daß nach einem, so viel ich weiß, nicht widerlegten Artikel der Leipziger Zeitung der dcmocratische Ver ein zu Berlin den Mördern Lichnowsky's und Auerswalds in öffentlichen Versammlungen ein Hoch! gebracht und hinsichtlich der Männer, welche Lie Ereignisse jener Tage herbcigcführt haben, die Erklärung abgegeben hat, „sic hätten sich um Lie Sache Les Volkes, (oder um das Vaterland, ich weiß nicht mehr gewiß, welcher Ausdruck gebraucht war) vcrdieul gemacht": Las kann wohl auch meinem Gegner nicht unbekannt geblieben sein. Ohrenzeugen versichern, auch Hr. P. aus D. habe bei der Massen versammlung zu Tharaud am 24. Sept, die Frank furter Dinge nur mit Lem Ausdrucke „„einer Ucbcr- mluug"" bezeichnet; ich selbst indeß erinnere mich dieses seines Ausdruckes nicht. Unstreitig dürfen Prediger wichtige Ereignisse LerZeit von dem sittlich- rcligiöscnStandpnnktc aus betrachte» und besprechen, ja sic sollen cs sogar; namentlich haben sic Lcr ge flissentlichen Irreleitung und Vergiftung der öffcnt-