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391 geknüpfte Band enger schließen und muthig, wie es ihnen iicmt, dem Feinde die Stirp bieten werden! Ob die Faulen und Gleichgültigen, die Rücksichtvollcn und Acngstlichen Wohl aufgerüttelt werden, ob ihnen wohl die Augen auf- gchen von dem Glanze der Freiheitssonnc, die auf Bajo netten und Säbeln sich erhebt? Ich möchte es wissen! Wohl sollte man meinen, -es könne kein Zweifel mehr darüber sein, was die nächste Zukunft bringt, wenn die Mehrzahl unserer Männer in dem breit getretenen Gleise der Theilnahmlosigkeit fortschrcitet und höchstens schwerfällig einmal nach Ruhe schreit, selbst aber dafür etwas nicht thut. — Nun Ruhe kann auch werden, die Ruhe des -Kirchhofs. Möge Blum's Ermordung wie Donnerten in eure trägen Seelen fahren und eure Äugen öffnen, damit auch ihr seht, was jeder Aufmerksame schon längst gesehen hat. Schaart euch zusammen; cs muß kein Mann sein in Sachsen, Ler seine Entrüstung über Blum'S, des unverletz lichen Volksvertreters, Ermordung nicht laut zu erkennen gäbe, Niemand, der nicht öffentlich Rechenschaft forderte für das Blut seines Mitbürgers, den eine volksfeindliche Partei unter gewissen Rechtsformeln hinschlachtete, um den Beweis recht verständlich zu führen, daii man der neuen Zeit keine Zugeständnisse zu machen gedenke. Und giebt es noch Leute, denen Wicn'sFall und Blum's Tod immer noch nicht genug ernst« Mahnung ist, dann mögen sie nach Norden sehen, wo man in und um Berlin den zweiten Akt des Trauerspiels vorbereitet, in welchem Kugeln und Kartätschen einem Sterbenden als Beruhigungs- Mittel gereicht werden. Wer dann noch nicht hell sieht, der ist — glücklich. — Der deutsche Vaterlandsverein zu Wils- druf hat in seiner gestrigen Sitzung folgende Adressen an. die Sächsische Staatsregicrung und an die Reichsver- sammlung zu Frankfurt a. M- berathen und einstimmig angenommen. Am 9. d. M. ist der Sachs. Deputirte bei der Nationalversammlung zu Frankfurt a. M. Robert Blum auS Leipzig in Wien standrechtlich erschossen worden. Noch kennt man die Einzelheiten nicht, welche dieser blutigen Thatsache vorausgegangen sind, aber soviel wissen wir, Oestertcichs deutsch-constitnlioncller General Windischgrätz hat das Gesetz Deutschlands mit Füßen getreten, welches dessen Abgeordneten per sönliche Unverletzlichkeit verleiht. Wir zweifeln nicht, daß die Sachs. Staatsre- gierung bereits Maßregeln ergriffen hat, um der Verletzten dcntschen und sächsischen Ehre gerecht zu Werden und wenn Sachs. Staatsbürger ihre verehrte Regierung noch besonders darum angchen, Alles zu thun, was zur Wiederherstellung des tief vcrwundc- ien Ehr- und Rechtsznstandes fuhren kann, so wollen wir nur zu erkennen geben, daß wir wie ein Mann zur Unterstützung aller Maßnahmen cinstehcn werden, Welche unsere Regierung für dienlich hält zur Er reichung jenes Zweckes. Hohe Versammlung. Ein Schrei des Entsetzens tönt durch Deutsch lands Gauen! Blum ist erschossen, standrechtlich gemordet auf Befehl eines Soldatenführcrs, der der Menschlichkeit ebenso wie dem Gesetz trotzig Hohn spricht. Mit Füßen tretend die völkerrechtliche und dcutschgesetzliche Bestimmung, daß Abgeordnete deS Volkes unverletzlich sind, hat man eines Deiner Mitglieder in Wien durch Pulver und Blei sterben lassen, weil es für deutsche Freiheit zu kämpfen sich vermessen! Vertreter der Nation, zeigt, daß Ihr wachen könnt über die theuerstcn Interessen des großen deut schen Volks, erhebt Euch und handelt, damit deutsche Ehre nicht ein Spott werde für Mit- und Nachwelt? Zeigt, daß eine große Nation hinter Euch steht, welche die Schmach von sich abzuwendcn weiß, sie möge kommen, woher sie wolle! Handelt, aber handelt rasch und kräftig; kein Deutscher, dem noch ein Gefühl seiner Würde und ein Begriff von Schande übrig geblieben ist, wird zandcrn, wenn Ihr ruft zur Sühnung der größten Schmach, welche Uebcrmuth und Rohheit über das Vaterland verhängen will. Und Ihr, Sächsische Brüder in den Reihen der Nationalversammlung, bedenkt, daß der Gemordete Sächsischer Staatsbürger war, daß Euere Aufgabe mithin eine zwiefache ist! Ucberlaßt die Wahrung der edelsten Rechte Eueres beschimpften Volkes nicht der kraft-und thatcnloscn Gewalt, Lie bisher nichts für Deutschland gethan hat! Handelt selbst und ruhet nicht, bis das schwere Verbrechen gesühnt ist, das Barbarei und Dynastieübermuth an Deutsch land in Deutschland beging. Kirchennachrichten von Wilsdrus. Getauft: August Erdmann, Mstr. Carl Eduard Pctzsch's, Bürgers und Klempners hier, Söhnlein. — Martha Maria Hillig, ein außcrehel. Töchterlein. — Amalie Anna, Johann Christian Gottlieb Riedrichs, Tagarbei ters und Einwohners hier, Töchterlein — Ferdinand Herrmann, Msti. Johann Gottlob Knobelochs, ans. Bürgers und Schlossers hier, Söhnlein. — Heinrich Otto, Mstr. Gottlob Heinrich Rose's, ans. Bürgers und Böttchers hier, Söhnlein. — Anna Christine, Mstr. Friedrich Ernst Webers, ans. Bürgers und Glasers hier, Töchterlein. — Carl Friedrich Ferdi nand, Carl Friedrich Ferdinand Hähnels, Eiscnhändlcrs und Einwohners hier, Söhnlein. — Getrauet: .lov. Mstr. Carl Traugott Güldner, Bürger und Maurer hier, nut Jungfrau Christiane Auguste geb. Schirmer von hier. Beerdigt: Ein todtgcbornes Söhnlein deS Mstr. Johan« Christian Friedrich Esthers, Bürgers und Tischlert hier. Kirchen« achiichlcu von Tharaud. Getauft: Wilhelmine Laura, Hrn. Carl FücchtegottRich- ter's, Bürgers und Schnitthändlers hier, Töchterchen. — Johanne Mathilde Agnes, Carl Wilhelm Schrei- ber's, Einw. und Lohnfuhrmanns hier, Töchterchen. — Anna, Hrn. Ferdinand Heinrich Rüliug's, Königl. Forst-Conducteur allhier, Töchterchen. — Anna Ottilie Mstr. Gottlieb Ehrenfried Kneisel's, Fleischhauers und Pachtinhabers des Erb- und Lchngerichts allhier, Töch terchen. Beerdigt: Frau Johanne Christiane Richter, weil. R. Richters, Webers und verabschiedeten Soldaten in Niedergersdorf bei Senda, hiuterl. Wittwe, 78 I. l M. und 14 L. alt, starb an Altersschwäche. — Johanne Juliane Rumberg aus Großburgk, 38 I. alt, starb am Rervenfieber. — Hr. Johann Gottfried Kiesling, Bürger, Kauf- und Handelsherr allhier, 83 I. 5 M. und 3 T. alt, starb an Altersschwäche. — Ein todtgcbornes Löchterchern von Carl Traugott Beier, Einw. und Tagearbeiters allhier.