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Wochenblatt für WNS-Mf, Lharattd, Stsffer^ SiehesE« «np -is UmgegeMen. 8. .litltt'MNA. Mittwoch, den 8. "November 1818. -^0'^^ Verantwortlicher Redakteur unb Verleger: Albert Reinhold. ».n dies« g-ltsLelft -rsch-Int Mittwochs und Sonnabends -in- Rnmm-r. D-r Preis für den «ierieti°hrg°n, b- rijk t» «gr, für welch,n di-s-ib- o°n d« Reda-N°n in Wilsdruf, dm Ageniuttn in Tharaud, Nohen, und Siebenlehn, s°nn« »er vuchd-uck-r-l von C. E. Klinkicht und Sohn in Meißen b-zeg-n w-rd-n tann. Ruch N-I>!N-N dieselbe,iBekanntmachungcn alter ,.t,ur Lesörderung an. Die Redaction. Frankfurt a. M., im Oktober 18^8. Während in Frankfurt und dem westlichen Eüd- Leutschland allgemeine Rube herrscht und nur die trau rigen Biercrawalle in München unangenehme Rückerinne rungen Hervorrufen, sind die Vertreter des deutschen Volks in der Paulskirche ifnf allen Seiten des Hauses von einer, großen geistigen Bewegung ergriffen, welche noch durch die Ereignisse in Wien gesteigert wird. Noch nie waren die Verhandlungen von s» großer Wichtigkeit für die Zukunft Deutschlands, als Lie jetzt auf der Tagesordnung stehenden. Man hat cingeschen, daß cs endlich Zeit wird, LaS Funda ment zu dem Bau Deutschlands zu legen und auf die Hin dernisse, die sich demselben cntgcgenstellcn, geraden Wegs loszustcucrn. Glücklicher Weise sind hierüber Lie verschie denen politischen Partl,eien in Ler Paulskirche nicht so schroff einander entgegen, als es der Aall bei Fragen über die Leurtheilung der Handlungen des Ministern zu sein pflegt. ES handelt sich jetzt in der Paulskirche um die Frage, »L ern Theil Le» Lculschen Reiches Mll nicht -Datschen rän dern zu einem Staate vereinigt werden kann. Deutsch land ist bisher in der traurigen Lage gewesen, daß seine Grenzen unklar, zweifelhaft und haltungSlos sind, und es schwer ist, zu bestimmen, wo es beginnt und wo es auf- hört. Dies gilt hauptsächlich von den österreichischen Staa ten, von Limburg, Lurembourg, Schleswig-Holstein und Posen. Dort befinden sich theils deutsche Dvnastien in dem Besitz nichtdeutschcr Länder, theils stehen deutsche Länder unter den Dynastieen fremder Fürsten. Die Verwickelun gen, welche dieses Verhältniß zu allen Zeiten herbcigeführt hat, sind nicht die geringsten in Ler Geschichte Deutschlands und eS scheint fast, daß die Verträge, welche in dieser Be- ji-hung anscheinend zum Ruhme deutscher Fürstenhäuser abgeschlossen worden sind, darauf berechnet gewesen wären, Deutschland zu entzweien und Lessen Einheit unmöglich zu machen. Der VerfaffungSausschuß hat dieses Verhältniß durch folgende 2 §j zu ordnen gesucht: § Kein Theil des deutschen Reichs darf mit nichtdeutschen Ländern zu einem ktaste vereinigt werden. s Hat ein deutsches Land mir einem nichtdeutschen Lande dasselbe Staatsoberhaupt, so ist das Verhältniß zwischen beiden Ländern nach den Grundsätzen der Personalunion zu ordnen. Die dafür sprechenden Gründe lassen sich in folgende jusammcnfaffcn: Ein deutscher Staat, welcher ausscrdcutsche Staaten beherrscht, kann wegen Liefen außerdcutschcn Staaten in Kriege verwickelt werden, welche, wenn sic auch zunächst den Bundesstaat nicht berühren, dennoch auf ihn wirken und ihn in feindliche Stellung mit andern Staaten brin gen. Hier liegt in der neuesten Zeit das Beispiel des Kriegs der österreichischen Krone gegen Italien vor, welches Deulsch- and sehr leicht mit hineinziehen konnte und sogar.vielfäl tig als eine deutsche Sache behandelt würden ist. Noch Mehr tritt die bisher bestandene Vereinigung deutscher Staa ten mit fremden bei materiellen Interessen hervor, denn wie ost wird Ler Aall bei Zollangelegenheitcn cintröten, daß die Interessen des deutschen Staates denen des frem den schnurstracks cntgcgensteyen und daß ein Staat entwe der in seiner Stellung als Bundesstaat Alles anweuLeo wird, um Beschlüsse zu hindern, oder wegen seines Verhält nisses zu Len nichtdeutschen Provinzen Lie Ausführung von BundcSverordnungen zu vereiteln. Soll Deutschlands Ein heit durchgeführt werden, so muß man sich klar sein, Laß alle Staaten, welche LaS deutsche Reich bilden, ganz und mit ungethetltem Interesse Bundesglieder werden. Die Bedeutung dieses Satzes tritt ganz vorzüglich in Beziehung aus Lie österreichische Monarchie hervor. Dieselbe ist nicht nur aus Len verschiedenste» Nationalitäten zusammengesetzt, sondern beherrscht auch Lie meisten außerdeutschen Staaten. Ihre Größe und Macht hat stets in Ler innigsten Verbin dung mit Lem Gesammtvaterlande gestanden und ist neben Lem preußischen Staate gewichtig in Lie Wagschaalc gefal len. Deutschland kann Oesterreich niebt aumebcn, daniik es mchr aucin in Lie -pandc Ler Großmacht Preußen falle, sondern als deutscher Bundesstaat Preußen gegenüber Lat Gleichgewicht in Deutschland aufrecht erhalle. Der einzige Weg, Oesterreich «n Deutschland festzuhalten ist darinnen zu finden, daß das Verhältniß zwischen deutschen und nicht- deutschen Landern nach Len Grundsätzen der reinen Perso nalunion zu ordnen ist. Es ist Lies „ein kühner Griff" i» Bezug auf Oesterreich. Soll aber die neue Verfassung Deutschlands nicht schon beim Beginn Len Keim des Ver falls in sich tragen, so müssen alle Halbheiten vermieden werden. Sehr viele Oesterretcher haben Lies erkannt und mit beredtem Munde den Grundsatz LcS Ausschusses verthei» digt. Ader es ist auch ein nicht unbedeutender Theil in der Versammlung, Lee ein festes Durchführen d,D-oufgc- stellten Grundsatzes mir dem Abfall Oesterreichs von Deutsch land gleich hält. Dieser Theil trennt sich wieder in zwei Hauptlager, von Lenen Las eine geradezu die Trennung Oesterreichs von Deutschland ausgesprochen und nur ein völkerrechtliches Bündniß hergestellt wissen will, das andre aber einen Aufschub Ler Entscheidung, um Zeit zur Ver handlung mit Oesterreich zu erhalten, verlangt. Diese Parrhei wird Lie schwarzgelbe genannt, obgleich sie entschie den gegen diese Benennung protestirt und ihre Ansicht als die allein für Deutschland heilsame ausgibt. Beide Par- theicn eifern gegen das angebliche HcrauSschncidcn der deutsch-österreichischen Provinzen aus der Monarchie durch die Personalunion und finden darin eine Parthcinahme.für Len Aufstand in Wien, Ler in Oesterreich selbst keine Spm» pathieen habe, vielmehr die Herzen der Oesterreichcr Lem Kaiser zuwcnde. ss) Alle diese Ansichten, welche insgesammt ein Ziel: „die Trennung Oesterreichs von Deutschland und die Herstellung eines österreichischen Föderativstaates " im Auge haben, suchte in Ler heutigen Sitzung Heinrich von Gagern zu vereinigen, indem er Las Amendement stellte: „Oesterreich bleibt in Berücksichtigung seiner staatsrecht lichen Verbindung mit nichtdeutschen Ländern mit Lem