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WschenHLatt fiir Wilsdruf, Tharan-, Nossen, SieSenleh« «n- die Urngegen-e». 8. Mittwoch, den 15. November ^0. E» r. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. Don Lieser g-jtschrlsl erscheint Mittwochs und Sonnabends eine Runemer. Der -Preis für Len Di-rNl-atngang deir«nt tu Rgr., sür welche» di-l-lbe »on der Sicdaeiion in Wilsdrui, den Agenturen in Lharand, Nossen, und Siebcnicbn, N'ivie der »nchdriiik-r« o°n C. E. Klinkicht und Sohn in Meissen bezogt» werden kann. Auch nehmen dieselben Bekanntmachungen c.ilec Art zur Beförderung an. An S>errn I*. Gebe in Tharaud. Dritter und letzter Brief. - Sie haben meinen ersten Brief meiner, Ihrer, und der ernsten Sache so unwürdig gefunden, dass Sie deshalb auf alle weitere Beantwortung verzichten zu muffen glaubten. Wie Sie wollen. ES war LaS allerdings der bequemste Weg, davonzugchen. Ich fühle, daß ich nunmehr eigent lich schweigen sollte, recht wohl, da Sie Li« Waffen weg geworfen haben um sich nicht mehr vertheidigen mögen, wollen und können. Ich würde Sie auch deshalb bei Seite stellen und mich einzig zur Sache selbst wenden, wenn Sie von der Sache zu trennen wären. Aber: durch! ist auch mein Wahlspruch. Was man angefangen hat, das muß man auch vollenden. So recht zäh und zach einer Sache anzuhangen mit aller Kraft, Ist wahre tust, und die Arbeit selbst ist mir schon die Vergeltung. Ich mochte aber nicht etwa für einen Hanswurst gelten, der da trakehlt, damit Lie Andern was zu lachen oder was ,u l-s-u na. ea. «.» girr mir irr» Ernste r ir -eng, Sache, von der ich wünsche, Laß sich feder Leser darüber eine eigne klare Meinung bilde. „Wie sieht et aber mit den gründlichen Berichtigungen „meines Gegners d. h. mit den von ihm angckündig- „ten auLs" So fragte» Sie mich keck und spitz damals, als Sie noch mit lustiger Flagge auf hoher See fuhren, Lamals, alt Sie noch so niurhig waren, die Tonart zuerst anzugeden, in welche ich nach Ihnen erst eingestimmt habe. Sassen Sic mich antworten. Ich bin heute noch in dem süßen Wahne befangen, als habe ich gründlich berichtigt. Erstens habe ich gleich von vorn herein den Fall erzählt, was Sie nicht konnten, weil Sic aus Ler Kanzel standen. Zweitens habe ich berichtigend erwähnt, Laß wenigstens in Len zu Tharaud gehaltenen Versammlungen Ler Fall „auf richtig beklagt" und Lie „Abscheulichkeit Ler That" Hervor gehoden Worten sei, woran man nach Ihrer Predigt zweifeln konnte. Drittens habe ich bemerkt, daß der Fürst -. auf Ler Rechten L. k. Ler Partei gesoffen, welche der freisinni gen feindlich gegenüber steht. Das hatten Sie verschwiegen. Viertens habe ich hinzugefügt, Laß L. sich Lurch Wesen und Ton Len Haß de« Volkes zugezogen hatte. Auch davon haben Sic nichts gesagt, konnten auch w»hl nicht« davon sagen; denn Sie halten Lie hier einshlagenden Eigen schaften desselben für Offenheit und Liebenswürdigkeit. Fünftens hatten Sie bei der Aufzählung Ler Ursachen Ler Ermordung die wahre Ursache übersprungen. Ich nannte sie. Sechstens säeten Sie mit einer solchen Schärfe und Allgemeinheit Verdächtigungen aus, daß schlichte Leute meinten: „Sie hätten getkan, als wenn wir Alle selbst bei dem Morde betheiligt gewesen wären." Das habe ich Ihnen vorgchalten und somit — berichtiget. Wer übcr- h^m sch«» will, wird der berichtigten Punkte noch mehrere Und nun noch Las Capitol von Ler Abschaffung de« Ehnstenthums. Ich muß eingcstehen, daß ich L. Feuer» kachs Religion der Zukunft und Bruno Bauers und des jungen Deutschlands Chrisienlhum nicht gelesen habe und nicht kenne. So viel Zeit ist mir noch nicht übrig geblie ben. Ich werde vielleicht später darüber Nachlesen, vicllcichr auch nicht. Aber soviel weiß ich und soviel habe ich zu Ler himmlischen Kraft Les Christenthums unbedingtes Ver trauen, Laß es keiner Macht der Erde gelingen werde, es zu ver tilgen. Ihr Vertrauen wird ein noch erhöhte«« sein, und Sie thaten den Gemüthern Ihrer Zuhörer einen viel grösse ren Gefallen, wenn Sie gleich von vorn herein von diesem Vertrauen ihnen cinzuflößen sich bestrebten, als ihnen erst mit allgemeinen Redensarten bange zu machen, und, ich komme immer wieder Larauf zurück, allgemeine Verdick - kigungen auszustreuen. Auf mich hat Lat einen ganz un angenehmen Eindruck gemacht; auf Andre auch; und al« ich auftrat, hatte ich keine andre Absicht, al« Lie liberale Partei nach Kräften in Schutz zu nehmen. Nun cts soweit gekommen, so strömt weiter, ihr freien Gedanken! strömet aut ohne Rück, und Hinterhalt, und .... .< mir b»» uoe,«„ü< -per,! ü.» IM in eer an» 4. September L. I. gehaltenen Rede die Vernunftsätze vom Königsthum und Volksthum in populäre Sprache übersetzt vorzetragen halte, wollten oder tonnte» Sie dieselben nicht gerade mißbilligen, aber Sie äußerten: Laß man cs dem Volke nichl so sagen sollte. Sehen Sie, mein Herr; Las ist Ihre Liberalität. Ich aber bin ganz andrer Mei» nung. Entweder ist was ich sagte, wahr, und dann ver kündige ick es frei und laut allcr Welt, auf Laß sie cs höre und Lie Wahrheit sich zu Herzen nehme; oder es ist unwahr, dann bekämpfe mich mit der allcrjchärfsten Waffe, wer Lust hat. Aber Lem Grundsätze: daß man Lem Volke die Wahrheit vorcnthaltcn solle, werde ich nie huldigen. Er gehört in La« jesuitische VerLummungs- svstcm. Konnten Sic aber diesen Satz anziehen in Sachen Ler Politik, so erlauben Sie mir Ihnen zuzutrauen, Laß Sic ihn in Ihrer Sphäre, L. i. in Sachen der Religion wirklich zur Anwendung bringen; so erlauben Sie mir zu zweifeln an der Reinheit Ihrer Behauptung, Laß es Ler tiefst« Wunsch Ihres Herzens sei, zur Reinigung de« Christenthums b«izutragen. Der geistliche Stand, Lem auch Sie innig angehörcn, ist unser Papst. Er hält sich für untrüglich; auch er sinket das Regieren für ein süsse« Ding; Las Christenthum, so meint er, macht, kält und versteht er allein ; Lie s. g. Seelsorge ist ihm ein bequemes Mittel, überall die Hand im Spiele zu behalten; Kirche, Schule und Gemeinde ist nur sei» Terrain und wenn ec nicht will, so geschieht es nicht; und gewöhnlich will er nicht und wenn er will, so gilt es sein Interesse oder inan streitet sich über den Unterschied zwischen Jesus und — Christus da, wo man zu rcformircn zusammengekommcn war. Glauben Sie mir, Las Volk kennt rcchc gut, was ihm frommt; glauben Sie mir, da« Volk fühlt richtig heraus, wer cs gut mit ihm, und wer es gut mit sick meint; glauben Sie mir, in kurzer Zeit wird, wenn nicht ein Rückschlag kommt, über Lie s. g. Geistlichkeit ein schwer