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208 Grundsätze desselben immer mehr Anerkennung finden, wenn auch von andrer Seite darüber geklagt wurde, daß sich der Landmann im Allgemeinen noch immer zu wenig bei den politischen Bewegungen bctheiligc. Namentlich wurde dieses bei der allgemeinen Be sprechung über daS Verhalten bei den bevorstehenden Neuwahlen zum Landtage von Mitgliedern des Bauernstandes selbst scharf hervorgehoben, beson ders sprachen sich dec Gutsbesitzer Stier aus dem Volgtlaude und der Gutsbesitzer Bähr aus Klein graupe darüber auf eine Weise ans, welche zeigte, wie richtig diese Männer ihre Zeit verstanden haben. Die Besprechung über die Wahlangelegenheit führte zu einem Resultate nicht, indem auf den Vorschlag des Vorsitzenden die speeielle Bcrathung darüber ausgesetzt wurde, bis zum Erscheinen des neuen Wahlgesetzes. Die Hauptversammlung beschloß dann cinstim- rnig eine Beitritts-Erklärung zu der Adresse des deutschen Vereins in Dresden gegen Verfolgung der Sonder-Interessen und gegen die reactionärcn Be strebungen, welche ohnlängst in Preußen sich geltend gemacht haben und ferner eine Erklärung in Bezug auf das Verhalten der Deputaten der Linken bei der Reichsversammlung in Frankfurt, welche unsern Lesern nachträglich milgetheilt werden wird. Das ganze der Versammlung hinterließ einen befriedigenden Eindruck. Die Debatte bewegte sich lebhaft, aber mit Anstand, Würde und Besonnen heit und überall gaben sich die Ansichten kund, welche zeigten, wie sehr cs dem Verein Ernst ist um die wahre Freiheit des Volkes und nm den wahren Fortschritt auf der Bahn des politischen Lebens. Eine Einladung des Bogenschützen-Vereins zu Copitz annchmend, begab sich die Mehrzahl der Vereins-Mitglieder nach Einnahme eines gemein schaftlichen Mittagscssens, zum Schützenplan auf die Höhen des rechten Elbufcrs, woselbst der Vorstand die Ehre hatte Sr. Majestät unsern geliebten Könige im Namen des Vereins mit einer kurzen Anrede zu bewillkommnen, welche Allerhöchst dieselben mit ge wohnter Huld und Freundlichkeit aufnahmen. Seht Euch vor! (Wegen Mangel an Raum verspätet.) Seit einiger Zeit ist von „dem leitenden Aus schuß des constitutioncllcn Vereins für Sachsen" eine „Petition an die hohe Ständevcrsammlung des Königreichs Sachsen für Aufrechthaltung des Zwei kammersystems" m Umlauf gefetzt worden, worin sich die Unterzeichner als besonnene Mehrzahl, namentlich der ländlichen Grundbesitzer des Vaterlands, zu erkennen zu geben und gleichzeitig direkte Wahlen, sowie das 30. Alters- jahr als Bedingung der Wählbarkeit eines Volks vertreters zu fordern haben. In dieser Petition, die dem Lesenden wenigstens Petris Fremdwörterbuch unentbehrlich macht, wenn nicht Stellen wie die: „die Sicherung der Repräsentation gegen mögliche Corruption Seiten eines volksfeind lichen GouvWnements" noch eme eigene Erklärung des Verfassers über den „dunkelschönen" Sinn erfordern, wird versichert, daß man nur das geistige, leibliche und sittliche Wohl des Vaterlandes im Auge habe und daß man eben sowohl gegen Parteien als gegen eine volksfeindliche Regierung anstreben werde, ja man bekennt sich ent schieden für Aufrechchaltung der wahren „consti- tutionellen Monarchie und ihrer Freiheiten" und fin det eben darin den Grund für Beibehaltung des Zweikammersystems. Ihr, denen man diese Schrift wie weiland die Bitte mir dem Schluffe „Keine Republik" durch Rittergutsbesitzer, Pfarrer, Bürgermeister sogar „ObrigteitSwegen" zur Unterschrift ins Haus besor- gen wird, seid auf Eurer Huth uud prüfet, ehe Ihr unterzeichnet, damit Ihr nicht Bestrebungen dient, welche nach einer ganz anderen Richtung gehen, als Ihr meint und wollet. Es würde Bosheit verrathen, dies auszufpre- chen, wollte man dafür nicht einen hinlänglichen, einen guten Grund anfühcen. Dieser Grund muß leider in den persönlichen und staatsbürgerlichen Verhältnissen derer gesucht werden, welche den con- stitunonellen Verein ins Leben riefen. Geht nur — sagte jüngst ein besonnener Mann, der viel über Politik liest und denkt — auf den Duell zurück, dem der Verein entsprungen ist und betrachtet den Ge halt semeS Wassers. Er sprudelt auf Ritterguts Grund und Boden hervor, wird durch sachkundige Professoren der Land- und Volks - Wirlhschaft von den auffallendsten aristocralifchen Bestandtheilen ge- reinigt und geläutert und findet bald seinen Advo katen, der ihn als tzeilkrank gegen den herrschenden Zeit-Ausschlag im Lande zur Versteigerung bringt. Warum aber erscheint der Boden verdächtig, dem der constilutioneUe Verein sein Dasein verdankt? (Beschluß folgt.) Kirchennachrichtcn von Wilsdruf. Getauft: Iuliu« Otto, Hrn. Carl Gotthelf Grahls, ans. Bürgers und FleischyauermstrS. vier, Söhnlein. — Ernst Richard, Hrn. Carl Erdmann Fritzsch'«, ans. Bürgers und Guttdesitzers hier, Söhnlein. Beerdigt: Emilie Henriette, Johann Gottfried Fürchte gott Eberts, Maurers und Einwohners in Nieder grumbach, chel. einziges Kind, 1 I., 7 M., 22 T. alt, starb am Zahnficder. — Hr. Carl Friedrich Hein rich Ihle, ans. Bürger und Echönfärbermstr. hier, 27 I., 2 M. alt, starb an Bruftkrankheit. Kirchennachrichtcn von Nossen. Getauft: Des Maurers Pcege in Eula, Sohn, August Herrmann. Beerdigt: Des Einwohners Rost in Augustusbcrg, Sohn, Earl Wilhelm, ,0 M. alt, starb an Entkräftung. — Des Schuhmacher-Meisters Pötzsch in Nossen, Sohn, Ernst Herrmann, 3 M., 2 W. alt, am Steckfluß. Getraut: Carl Heinrich Knauth, Einwohner in Rossen, mit Jungsrau Johanne Eva Schlegel aus Dresden.