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252 Collegium der ehemöglichsten Berichlserstallung Seitens des Stadtraths und Communication des Resul« talS entgegen. 3) Die Einreichung der Communrcchnungcn zur Monirung betreffend, ist das Collegium mit dem Vorschläge des Sladlralhs einverstanden, steht jedoch auch der zugestcherlen halbjährigen Frist zuversicht lich und der ersten du'Sfallsigen bis l. August entgegen. 4- Die Einführung einer neuen Marktordnung betreffend, werden von dem Collegium die Herren Harder, Geßner und Bretschneider erwählt. 5) Die Grenzbesichligung betreffend, werden die Herren Geßner, Bretschneider und Jüchtzigcr als Deputate ernannt. 0) In Betreff des von dem Lohgerber Schubert nachgesuchten Bürgerrechts bewendet es bei der nun erfolgten Verpflichtung. 7) Die Mitlheilung des Sladlralhs, die König!, hohe Kreisdircclorial-Derordnung in Bezug auf die Abgabe der Bürgcrrechtsgebühren anlangend, so wünscht das Collegium, daß die Verordnung dem Kammerer cvmmunicirl und daß die jedesmalige Aufnahme eines neuen Bürgers un Lokalblatte ver öffentlicht werde. 8) Die Aufnahme des Bäckermeisters Pilz aus Burkhartswalde scheint bedenklich und wird Seiten der Commun vorbehältlich ihrer dieSfaUstgcn Rechte weitern Resultaten der angestelltcn Erörterungen entgegengcfehen. Hiernächst wünscht das Collegium zu wissen, wie weit die Verhandlungen wegen des Röhrwassers mit der Braucommun gediehen seien, da man sich seit ziemlich einem Jahre darüber in Ungewißheit befinde. Schließlich wird beantragt, wegen eines nöthigen Holzplatzes für den Herrn Lehrer Schneider den Etadtrath um Berichtserstattung an die Schulcommission zu ersucken und als solchen zugleich die über flüssigen Räumlichkeiten des Herrn Mädchenlehrers Obenaus zu bezeichnen. Kurze politische Umschau. Der Verfassungsentwurf der franzö sischen Republik beginnt mit folgenden zwei Artikeln: 1) Die Pflichten des Menschen in der Gesellschaft sind begründet in der Achtung der Ver fassung, in dem Gehorsam gegen die Gesetze des Vaterlandes, in der Erfüllung der Familienpflichten und in der brüderlichen Ausübung des Grundsatzes: WaS du nicht willst, das man dir lhue, daS thuc auch keinem Andern; was du willst, das die Men schen für dich lhun, das lhue auch ihnen. — 2) Die Verfassung gewährleistet allen Bürgern: die Freiheit, Lie Gleichheit, die Sicherheit, den Unter- richr, das Eigenlhum, den Beistand. Don „Gara n- tie der Arbeit" ist in dem ganzen vortrefflichen Verfassungsentwurfe nicht die Rede, aber es ist auch natürlich, daß es dem Faulen freistehen muß, nach Belieben zu verhungern. — Der ausgezeich nete Sch lacht plan, den die Empörer entworfen, wird jetzt allgemein bewundert. — Die Ruhe ist in Paris nicht wieder gestört worden. — An 10,000 Aufrührer sind gefangen. Die Galeeren sklaven werden sogleich erschossen, gegen die klebri gen ist ein Riefenprozeß eröffnet. Die Zahl der Empörer wird auf 40,000 geschätzt; die unzähligen, kunstgerecht gebauten Barrikaden und viele verschanzte Häuser gaben ihnen jedoch die Macht einer drei fachen Zahl. Der Barrikadenkrieg und der Straße nkampf haben sich jüngst in Paris in ihrer ganzen Furchtbarkeit gezeigt. Die älteren Militaws versichern, daß in allen Schlachten Napo leons das Verhältniß nie so blutig gewesen sei und bei der Erstürmung der größten Festungen nicht so viele Menschen umgekommen seien, als in den Junischlachten bei den Pariser Barrikaden. Man rechnet wenigstens 1l,000 Todte und Verwundete. Die Franzosen selbst sagen, zehn Jahre vermöchten nicht die Wunden zu heilen, welche der Aufstand dem Wohlstand von Paris geschlagen. — Cab et, der Communistcnführer, hat, weil er an der prak- tijchen Ausführbarkeit seiner Lehren in Frankreich verzweifelte, einen Brief an den General Cavaignac gerichtet, worin er bittet, mit einigen Hundert seiner Anhänger auf einem Elaatsschiffe nach Texas ge- bracht zu werden, um dort eine Colonie nach com« munistischen Zuschnitt zu gründen. Die Regierung hat begreiflicher Weise dieses Gesuch sogleich bewil ligt. — Die Auflösung der National Werkstät ten hat sehr günstige Folgen gehabt. All« Werk- ställen und Fabriken, die wegen Mangel an Arbeit feiern mußten, sind in voller Tätigkeit und der Landbau in der Umgegend von Paris, der bis jetzt immer nur mit Mühe Arbeiter erhalten konnte, sieht alle jene rüstigen Arme wieder zu sich zurückkehren, die ihm der höhere Tagelohn der Industrie und später der bezahlte Müssiggang der Nationalwerk« siätten entzogen hatte. Die Lage ist jetzt sehr gün stig, das Vertrauen ist allgemein und die Börse, dieser beste aller- Barometer, beweist dies. — Der Ricscnprozeß gegen di« Gefangenen in Paris schreitet schnell vorwärts. Die meisten werden auf irgend eine der französischen Inseln geschafft werden. Als eine harte Strafe wird das nicht angesehen, wenig stens haben viele bei dem Aufstand unbetheiligte Arbeiter um die Uebersiedelung als eine Gunst nach gesucht. Es sind allerdings Beispiele vorhanden, daß z. B. englische Verbrecher in der Strafcolonie Botany-Bay reiche Leute geworden sind. — Die D. Aüg. Zeit, gibt einen wunderlichen Erntebericht ausSpanien: „alleFruchtgattun- gen ständen in ganz Spanien wundervoll und auch die Königin Isabella sei gesegneten Leibes." In Neapel spricht man ganz unverhohlen vom „letzten Bourbon." Es ist alle Aussicht, daß der jetzige König der letzte sein wird. Sein Schloß ist wie eine Festung mit Kanonen und Soldaten besetzt. Dennoch quält ihn das böse Gewissen und er fühlt sich nicht mehr sicher und laßt packen zur Flucht nach Malta, dem Lager der Jesuiten. Das königliche Heer in.Calabrien ist eingeschlossen. —