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Wochenblatt für . ' WilA-ruf, Thara»-, Nossen, Sievertlehn un- -re Umgegenden. Achter Jahrgang. " Frertag, den 23. Juni 1848. 25. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. Von dlefer Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Vierteljahrgang beträgt IN Ngr. SämmMchc König!. Post ämter chcs Inlandes nehmen Bestellungen darauf an. Bekanntmachungen, «eiche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden in WilSdruf biS Montag Abends 7 Uhr, in Tharaud bis Montag Nachmittags 5 Uhr, und IN Nossen bis Mittwoch Vormittags 11 Uhr angenommen. Luch können dis Mittwoch Mittag eingehende Zusendungen auf Verlangen durch die Post an den Druckort befördert werden, so daß sie in der nächsten Nummer erscheinen. Wir erbitten uns dieselben unter den Adressen! „An die Redaction des Wochenblattes in WilSdruf", „an die Agentur des Wochenblattes in Tharand" und ,, an die Wochenblatts - Expedition in Nossen". In Meissen werden Aufträge und Bestellungen in der Buchhandlung von C. E Klinkicht und Sohn besorgt. Etwaige Beitrage, welche der Tendenz des Blattes entsorcchen, sollen stets mit großem Danke angenommen werden. * Die Nedaction. Kurze politische Umschau In der Sitzung der preußischen Natio nalversammlung in Berlin stellte unlängst ein Abgeordneter den Antrag, man möge die Berliner Märzrevolution anerkennen und,zu Protokoll erklären, daß sich de ren Kämpfer um das Vaterland verdient geanacht hätten. Dieser Antrag ward mit 198 gegen 177 Stimmen abgclehnt, was bei der Min derheit und den. Ungeheuern Volksgruppen vor dem Sitzungsgebäude große Entrüstung erregte, die da durch zu erkennen war, daß das Volk die Debatte mit den Fäusten forlsctztc und der Minister v. Ar nim, welcher vorzugsweise gegen den erwähnten Antrag gesprochen, beim Hcrausgehen vom erbitter ten Volke dermaßen umdrängt und gestoßen ward, daß man ihn erdrückt glaubte. Er hatte einem Manne, der ihn nach dem Erfolge der Abstimmung gefragt, etwas schnöde geantwortet. Nur die Stu denten vermochten? ihn zu befreien, sowie es auch nur einigen liberalen Abgeordneten gelang, die Volks- Haufen zu beruhigen. — Obschon in den letzten Tagen kein Minister wieder in ähnlicher Gefahr ge schwebt hat, so sicht's doch mit der Polizcilichkcit Berlins sehr schlimm aus. So Ivar unlängst ver boten worden, cs dürfen keine Volköhaufcn irgend wo und am wenigsten vor dem Sitzungslokalk der Reichöversammlung stehen bleiben — und wo sonst Hunderte standen, stehen jetzt gleich Tausende. Wozu gibt man also jetzt Gesetze in Berlin? Antwort: damit sie nicht gehalten werden. — Am Zenghausc gab es Cravall, ,dcr sehr ernstlich werden konnte, weil das Volk den Glauben sich nicht nehmen läßt, es würden mit den daselbst aufgehänftcn und nach auswärts zu sendenden Gewehren Truppen bewaffnet, die damit nach Berlin ziehen sollten. Es kam zu einem Zusammenstoß mit Ler Bürgcrwehr,- wobei Verwundungen und selbst Todesfälle zu beklagen sind. Die Bürgerwehr ging endlich gar auseinan der und nach Hause und das Volk plünderte nun ungehindert das Zeughaus, nachdem auch die aus nur 40 oder 50 Mann bestehende militairischc Be satzung dasselbe ohne Kampf verlassen. Erst später, nachdem fast sämmtliche Waffen weggeschleppt wor den waren, wurde das Zeughaus wieder von einer größern Truppenmacht besetzt, worauf' die Menge sich verlicf. Anch sind die meisten der entwendeten Gewehre bereits wieder eingeliefcrt worden. -— Der Kaiser Ferdinand von Oester.rcich lenkt wieder um. Er — oder vielmehr der ihn um gebende hohe Adel und die Jesuiten, da man sicht, so geht's nicht — nennt in einer Zuschrift die Wie ner jetzt „lieben Kinder" und verspricht ihnen auch eine Belohnung, weil sie so schön artig wcpren. Uebrigens würde er nächstens wieder mit dem ganzen Hofstaate (und da hängt viel daran) in die Hofburg nach Wien zurückkchrcn. —- So wird denn der Reichstag, wenn Wien ruhig bleibt, doch noch in Wien zum 26. d. M. zusammcnkommen und der Kaiser zur Eröffnung desselben dorthin zurückkchren. Anch hat er sich davon überzeugt, daß er zu der auffallenden Flucht von Wien nach Innsbruck nur durch die betrügerischen Ränke einer Hofpartei sind namentlich des Grafen Bombcllcs verleitet worden ist. Der Graf kam in den Garten gestürzt und versicherte, der Pöbel stürme herein, man solle sich retten, und nun floh die ganze kaiserliche Familie, ohne etwas mitzunehmen. — Wie der Kaiser die böhmische provisorische Regierung des Grafen Leo Thun nicht anerkannt hat, so hat er jetzt auch Len Ban von Kroatien, Jcllatschitsch, zur Verantwortung wegen der Unverschämtheit gezogen, mit welcher derselbe ohne alle Genchmigung einen