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der Akadcmicsccrctar Advokat Louis Fritzsche aus Tharand, der Kaufmann Gel» ans Dresden, der Juüizamlmann Heisurbergk in Rochlitz, der Gucsleesitzer Haden aus Lotzdorf, der Professor Hanssen in Göttinnen, der Justizamlmann Hensel 1. in Camcnz, der Stadlrath Hensel ll. in Zittau, der Regierungsrat!) Heubner in Zwickau, der Advokat Höffner in Nossen, der Eladlrakb Klinger in Leipzig, der Minister von Lindenau m Altenburg, der Gutsbesitzer Oehmigen m Kiebitz, der Bürgermeister Pfotenhauer in Glauchau, der Oberleutnant v. Punkammer in Zwickau, der Webermeister Rewitzcr in Chemnitz, der Professor H». Richter aus Dresden, der Professor Roßmaßlcr aus Tharand, der Gcneralint. Siegmann aus Dresden, der Eupcrimend. vi. Schumann in Annaberg, der Advokat Schumann in Dippoldiswalde, der Rittergutsbesitzer v. Watzdorf auf Leichnam, der Prof. vr. E. H. Weber in Leipzig, der vormalige Bürgermeister Wehner in Chemnitz. Tharand, am 15. April 1848. Der Ausschuß. Als bei Gelegenheit der am 12. d. Mvn. im hiesigen Rathhaussaalc abgchalkenen Volksversamm lung Seiten des Vorstandes der Stadtverordneten der von mir schriftlich gestellte Antrag auf Ein führung der Oeffentlichkeit in den Sitzungen unserer Gcmeindcvertrelcr zur Kenntniß der Versammlung gebracht und lebhaft unterstützt wurde, da versprach ich, denselben zu veröffentlichen, um Niemand über die Art und Weise im Jrrlhumc zu lassen, in wel cher von mir das Thema der Oeffentlichkeit auf unser Etadtverordnctcncvllegium und seine Wirk samkeit'zur Anwendung gcbrachr morden sei. Ich übergebe die Schrift — mein erstes Worr in der Oeffentlichkeitsfrage — in ihrer ur sprünglichen Form, in welcher sie für den Druck allerdings nicht bestimmt war, ohne sic einer noch maligen Redaction zu unterwerfen, und hoffe da mit anck dem leisesten Zweifel über meine Absicht zu begegnen. Oeffentlichkeit ist der Grund und Schlußstein des bürgerlichen und politischen Lebens und ich zweifle keineswegs, daß wir mit Oeffentlichkeit auch in Wilsdruf die Epmncngcwrbc veralteten Vor- urtheils ansfegen werden, welche bisher sich lah mend an Manneswort und Mannesihat hängten und keinen Blick über unser Alltagsleben hinaus gestatteten. An die Stcrdtverordnrten zu Wilsdruf. Die großen Bewegungen, von denen innerhalb der letzten sechs Wochen alle Völker im Herzen Enropa's, hauptsächlich aber unser großes schönes Vaterland, Deutschland, erschüttert worden sind, haben nicht blos eine politische Richtung genommen, sonderst zunächst und hauptsächlich auch die inneren Zustande der Nationen, ihr bürgerliches Leben, be troffen. Die umfassenden Veränderungen, welche in wenigen denkwürdigen Tagen in den Beziehungen zwischen Volk und Negierung herbcigeführt worden sind, berühren das innerste Leben unserer bürgerli chen Verfassung. Oie Fesseln der Presse sind gesprengt, das Militair hat durch den Eid auf die Verfassung des Landes den verspotteten Namen Vaterlandsverthei- diger zu Ehren gebracht, das Recht der Staats angehörigen zur freien Vereinigung iss von dem polizeilichen Drucke erlöst, unter dem es zcithcr ge schmachtet, Reform des Wahlgesetzes zu Gunsten der bisher unocrlrclcncn großen Mehrzahl von Staatsbürgern, Gleichstellung der Glaubensbekennt nisse, Aenderung der vaterländischen Rechtspflege auf Grundlage der Mündlichkeit und Oeffentlichkeit mit Geschworncngcrichtcn in Strafsachen, sind zu- gesagl, überhaupt Schritte gcthan worden, welche die endliche Verwirklichung der gerechten Wünsche des Volkes m nahe Aussicht stellen. Indessen wird und kann diese Erneuerung der inneren und äußeren politischen Zustände auf das jenige sich nicht beschränken, was das volkslhüm- liche und volkSftcundlichc Ministerium unseres Va terlands Sachsen m dem Programm vom 16- vor. Mon. verheißen hat. Mil freudiger Ucbcrzeugung sagt sich der Freund unserer Verfassung, es werde icncr denkwürdige Tag nur der erste einer vielversprechenden Zukunft sein, in welcher die auf Achtung der Sitte und des Ge setzes gegründete staatsbürgerliche Freiheit zur Wahr heit wird. So innig und stark diese Gewißheit in uns lebt, so laut und bringend ruft sie uns aber auch zu, daß die politische Wiedergeburt der Freiheit von Allen und Jedem die thaligste Theilnahme an dem großen Werke fordert- Es genügt nicht bei dem bloscn Gedanken, daß eine kräftige, mit den Bedürfnissen des Volkes be kannte und mit dem redlichsten Eifer für deren Be friedigung erfüllte Regierung die Angelegenheiten des Landes leite, Beruhigung zu fassen; es möge Niemand glauben, daß die alte Gleichgültigkeit ge gen Alles, was über die Grenzen unserer häuslichen und bürgerlichen Verhältnisse hinauslicgt, fortwa- rcn könne, cs täusche sich Niemand in den Zeichen der Zeil! Sie sind ernst und erheischen einen kräf tigen Kampf mit unsern Vorurtheilcn. Das alte Stichwort politischer und gesellschaftlicher Unduld samkeit und Gleichgültigkeit „cs bleibt beim Alten" muß seine traurige Geltung verlieren; sie hat un sere Thaikrast gefesselt und Jahrhunderte hindurch die Jämmerlichkeit im bürgerlichen und Staats- lebcn des Deutschen fcstgchalten. „Wirke, weil es Tag ist," ist der Ruf, der eben jetzt um so lauter und dringender an unser Ohr schlagt, je weniger cr bis jetzt Gehör gefunden hat. Aber Jeder wirke und schaffe, was an ihm ist, damit in allen Zweigen des Lebens, in Haus, Staal und Kirche, die Tbäligkeit Kräfte erwecke, dicKrafc aber schaffe und die Frucht der Freiheit bringe. 16*