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178 Bald hebt fix und fertig Stolz sein Haupt, gewärtig Süßer, duft'ger Opfer, der Altar, Und mit frohem Drange, Zieht bei Sang und Klange Weihend aus die künft'ge Turncrschaar. Drauf nun schminkt der keck? Turner sich am Recke, Klimmt empor am straff gespannten Seil, Fällt nicht auf die Nase, Wenn er wie zum >vpaße Schnell im Kreise schwingt sein sterblich Theil. Wie die Muskeln dehnen AuS sich, und die Sehnen Spannen sich dem straffen Bogen gleich! Und des Turners Weise Zieht die Glieder leise Alle in der Thäligkeit Bereich. Da geschieht's nun eben, Daß gestärkt sic geben Dankbar den erzeigten Dienst zurück: Sie verjüngen Greise, Und die Lcbensreisc Dünkt, ob lang auch, diesen doch ein Glück. Daß gesund auch bleibe Im gesunden Leibe Herz und Seele, macht der Turner klar. Kräftig zeigt und heiter Sich sein Geist, ein Streiter Für das Recht, die Freiheit immerdar, Turnet fort so künftig Turner, ist auch zünftig Eure Kunst nicht allwärts anerkannt. In der Turner Herzen Zündet an die Kerzen Heil'ger Liebe sie sür's Vaterland. Doch da zu vermeiden Nie ganz Schattenseiten Und viel Licht bedingt auch Dämmerschein: Das Geschick cs wolltc, Daß da heißen sollte' ,,Arm" hienieden Tharauds Turnverein. Kann die leere Kasse Auch die Schuldenmasse Tilgen nicht, tragt „stolz" Ihr dies Geschick, Und des Reichen Gaben Wollet Ihr nicht haben: Eigne Kraft verhilft zum Silberblick. Drum habt sonder Säumen In den Uebungsräumen Ihr ein festlich Turnen angesetzt. Unter diesem Titel Habt ein Auskunftsmittel Zhr gefunden, das Euch nicht verletzt. Wenn nicht Alles trüget Und die Hoffnung lüget, Ist die Aera silberglänzend nah, Ist der Wurf gelungen Und das Ziel errungen, Wo Ihr steht, befreit von Schulden, da. Zu dem Feste fahren Sehe ganze Schaarcn Ich im Geist, 's gebt mancher auch am Stock. Kaum die Menge fassen Können Tharauds Gassen, 'S ist als gälte es dem heil'gen Rück. Auch gemahnt es Biele An olymp'schc Spiele, Denn der Circus füllt sich eminent. Leute sind zu schauen Aus entfernten Gauen. Ja auch Nossen stellt sein Cvntingent. Und der blaue Himmel Lacht auf das Gewimmel Froher Menschenkinder wonniglich. Erst als bleiche Sterne Schimmern matt von ferne, Schwingt vom Reck der letzte Turner sich. Zu den Ereignissen in Galizien und Krakau. (Beschluß.) Hier zeigt sich wieder einmal recht deutlich die menschliche Ohnmacht. Selbst ein Kaiser, der Kai ser von Oestreich, vermag nur der Stimme eines . Unglückliheu in so weit Gehör zu geben, als eS sich um Gerechtigkeit, was hier gleichbedeutend mit Rache ist, handelt. Geschehene Dinge kann er, der Kaiser, eben so wenig ungeschehen machen, alS irgend ein anderer Mensch. Hoffen wir wenig stens, daß es der österreichischen Regierung Ernst sein werde, die Verbrecher mit der ganzen Strenge deS Gesetzes zu züchtigen, das sie mit Füßen getre ten haben. Den letzten Zeitungsnachrichten zufol ge scheint man allerdings in Galizien und nament- ' lich im Tarnower Kreise noch keine Anstalten ge troffen zu haben der Schreckens- und Wülkührherr« schäft der Bauern ein Ende zu machen. Der ent setzliche Szela ist wenigstens noch kürzlich in Tar now dem Gesetze zum Hohn frank und frei herum gegangen und keine Polizei hat es gewagt, den blutbefleckten Mordgescllen anzutasten. Daß dieser unnatürliche Zustand ohne große Gefahr für den Staat nicht lange bestehen darf, liegt auf der Hand; indessen mag cS allerdings so leicht nicht sein mit schonender Behutsamkeit — welches Verfahren man aus politischen Gründen eingcschlagen zu ha-