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178 Ihr nur in Ruhe und Frieden Eure Wirtschaften bestellen könnt, vermeinend, wenn nur Ihr gut seid, dann müßten es auch alle Menschen sein! Ihr, die Ihr recht eigentlich in Eurer Behaglichkeit einge schlummert seid, weder politische noch sociale Ver hältnisse Euch stören konnten, erwacht! Denn es kann die Zeit kommen, wo Ihr von einer Macht aufgeschreckt werdet, an die Ihr noch gar nicht dach tet! Bähr, in Kleingraupa. . Der Aufsatz über die Einführung^ weise der Communalgarde in Tharaud, so klar er auch immer die unabweisiiche Nothwen digkeit eines anderen Verfahrens dargelegt haben dürfte, hat dennoch bei Einigen Mißverständnisse erregt, oder richtiger gesagt, Veranlassung zur ab sichtlichen Erregung von Mißverständnissen und falschen Bcurtheilung gegeben. Wenn diese sehr Wenigen, die hierzu jenen Aussatz wider besseres Wissen gemißbraucht, die erste Zurechtweisung von einem nach den jetzigen Wahlen zusammengesetzten Communalgardenausschuß erfah ren hatten, würden sie die Ersten gewesen sein, die seine gesetzliche Autorität in Frage gestellt und sich noch etwas besonderes darauf zu gut gethan haben würden, daß sie dieß mit Erfolg vermocht. Für solche Falle soll aber eben gesorgt sein. Der einmal constituirte Ausschuß soll nicht von der Gnade und Gutwilligkeit derer abhangen, die ihn so lange anerkennen als es ihnen gerade paßt und dann seiner Autorität Hohn sprechen. Der Ausschuß ist die Seele des ganzen Insti tuts. Bekommt er gleich vom Hause aus keinen Halt, so kann die ganze Communalgarde keinen Halt bekommen. Ein solcher Halt aber kann einer ungesetzlich constituirten Behörde nie inwohnen, denn das Gesetz und die Gesetzlichkeit sind eben seine erste Bedingung, seine einzige Grundlage. Fällt diese weg, so tritt Willkühr an ihre Stelle, und die Willkühr, die heute den Ausschuß geschaffen hat, kann ihn morgen wieder auseinandergehcn heißen, — Aber auch wenn Letzteres nicht geschieht, schon die Ueberzeugung seines ungesetzlichen Entstehens und Daseins würde dem Ausschuß jede moralische Kraft und Macht benehmen und so von vorn herein ein Hemmschuh jeden energischen Wirkens werden, des sen es zur Förderung des Institutes der Commu nalgarde in mehr als einer Beziehung bedarf. Darum, Ihr Manner Tharauds, laßt Euch nicht irre machen durch das Geschrei solcher Men schen, denen die Sache nichts und ihre Persönlich keit alles gilt. Scheut die Mühe nicht Euch auf künftige Anordnung der Behörde nochmaligen Wahlen zu. unterziehen, es gilt der würdigen, der gcsetzlichen Gründung eines wahrhaft volksthümlichcn Instituts und das ist wohl einer so geringen Mühe werth. Wer dem entgegen ist, der meint es nicht mit dör Sache gut und er wirft wohl gar die Flinte in's Korn, wenn etwa zufällig seine unbedeutende Person irgend wie bei der neuen Organisation in den Hintergrund treten soll. Wo bleibt da der Eemcinstnn, der durch das Institut dec Commupal- garde gehegt und gepflegt werden soll? — Möge dem Stadtralhe es gefallen dem Dildungsverfahren der Tharander Communalgarde ungesäumt seine volle Thatigkeit zu widmen; damit Tbarand nicht hiermit hmter Stadt und Land der Nachbarschaft zurückbleibe. O e r t l i ch e 6. Am 21. d. M. kam der regierende Herzog von Parma mit Gefolge auf seiner Besitzung inWcis- tropp an, um eilten zeitweiligen Aufenthalt daselbst zu nehmen. Eine politische Betrachtung. Die Lage Deutschlands ist im Augenblicke keine bencidcnswcrthc, denn: , Rußland hat ein Interesse, alle freien Staats- cinrichtungeu zu bekämpfen. Despotie und gesetz liche Voltsfrciheit können nicht miteinander gehen. England muß ein mächtiges Deutschland fürch ten, Las selbst fabricirt, das selbst Handel und Schiff fahrt treibt und beide Lurch W Millionen Bürger zu schützen weiß, das vielleicht sogar englischen Er zeugnissen seine Grenzen sperrt. Es wird sich mit den Todfeinden Deutschlands verbinden, cs wird ihnen Gold und Waffcn liefern, um unsere Ohn macht zu verewigen und sich unsere Märkte offen zu halten. Nicht minder ist unsere Zukunft eine Lebensfrage für Holland, für Dänemark. Ersteres sperrt noch immcr unsere Ströme und saugt uns durch Zölle aus; ja selbst letzteren sind wir durch den Sundzoll tributpflichtig. .Beide haben Grund zu verhüten, daß das große Deutschland das werde, was cs sein kann, was cs sein muß und was es durch seine Zerrissenheit nicht ist. — Zeigt uns unsere Stellung stach außen fast nur Feinde, so ist sic jetzt im Innern um nichts er freulicher. Oesterreich, von dem wir freudig wahrnchmcn, daß es seine alte Untcrdrückungspoli- tik gegen die großen Massen seiner slavischen Bevöl kerung aufgegeben und an deren Stelle die Ancr- kestntniß der nationalen Rechte treten lassen will, nimmt jedoch als d cn tsche Bundeömacht eine kläg liche Stellung ein. Scheint es doch fast, als sei das Wiener Cabinet bereit, daS Deutschthum den Slaven Preis zu geben, wird dadurch nur Lie Krone eines großen Oesterreichs der Familie der Habsburger gesichert. So fast scheint cs uns mit der deutschen Vaterlandsliebe in Wien beschaffen. Und Preußen? Schon längst darauf ausgehend, die Obcrhcrrlichkcit in Deutschland zu erlangen, wird man in Berlin wohl kaum damit sich cinverstchen wollen, ohne Zusage Les Löwcnthcils in einen Kampf für Deutschland sich zu stürzen. Dieser Löwcnthcil ist aber »ach der Ansicht der Herrschergeschlechter nichts anderes als die höchste Krone des deutschen Volkes, die höchste und unbeschränkteste Gewalt, daS höchste Ansehen.