Volltext Seite (XML)
die Ehre der deutschen Nation nothwcn- dig? Wir wollen es nicht fürchten, daß eine einzige Stimme mit Nein antwortet. Wo, wie dies namentlich in Deutschland der Fall ist, d:e Regierung nicht in den Händen des Volkes liegt, sondern häufig dem Ermessen der Behörden anheimgegcben ist, da kann es nicht feh len, daß die Freiheit des Volkes zuweilen an der Willkür Einzelner zu Grunde geht, und was ist ein besseres Mittel für die Wohlfahrt des Volkes als die Freiheit? Handel, Ackerbau, Gewerbe, sie können nur vollkommen da gedeihen, wo sie sich der möglichsten Freiheit erfreuen. Wo Willkür herrscht, verkümmern sie. Wodurch anders kann nun eben dieser Willkür ein Gegengewicht gegeben werden, als Lurch die Presse, durch die öffentliche Besprechung und die dadurch gebildete öffentliche Meinung? Die öffentliche Meinung ist unfehlbar, sie ist die letzte und zugleich mächtigste Instanz. Ist aber die Presse nicht frei und darf sie sich nicht anders aussprechcn, als die Partei, gegen die sie ankampfen soll, es will: dann ist eine Appellation an die öffentliche Meinung unmöglich, denn jene Partei will natürlich nichts gegen sich schreiben lassen und an cm Befferwcrden der öffentlichen Zustande ist nicht zu denken. Es kann Keinem, der nur ir gend zu denken und zu folgern versteht, schwer fal len, zu zeigen, wie der Grund manches Elends des Volkes und mancher Noth, Trübsal und Kummers und allerlei Sorgen nur in dem Mangel der Preß freiheit zu finden sein kann. Und darum ist cs die heiligste Pflicht des Volkes, für die große Frage der Preßfreiheit sich zu inleressiren und dies große Gut erwerben zu helfen. Ohne Furcht, egoistischer Beweggründe beschul digt zu werden, dürfen wir nun wohl auf eine Klasse von Staatsbürgern Hinblicken, welche durch die Eensur direct und materiell bcnachtheiligt wird, wir meinen alle Diejenigen, welche sich durch die Presse und ihre Erzeugnisse ernähren. Warum soll ten den Schriftstellern und Buchhändlern bei Aus übung ihres Gewerbes Mehr Rechte entrissen werden, als z. B. dem Schuhmacher? Wirschen das nicht ein. Wenn man ihm befehlen wollte, sein zugcschnittcncs Leder vor der weitern Arbeit erst dem Polizcrdiener zu übergeben, damit dieser nach seinem eigemhümlichen Geschmack hier etwas ab schneide, dort etwas anhefte, was würde der Schuh macher dazu sagen? Er würde einen solchen Befehl für das größte Unrecht erklären, denn seine Stiefeln und Schuhe würden seinen Kunden nicht> mehr passen, er würde sie verlieren und mit ihncst seinen Broderwerb. Ganz so ist's mit dem Schriftsteller, dem Ecnsor und dem Publikum. Auch dem Schrift steller wird durch die Eensur, ihrem Geschmack zu folge, oft sein Broderwerb verkümmert, zuweilen sogar entrissen. Es könnte nicht passiren, wo Preß freiheit ist. Brauchen wir nun noch zurückzukommcn auf die Frage: Hat Deutschland ein Recht auf die Preßfreiheit? Aus dem bisher Gesagten, sollten wir meinen, geht cm solches Recht zur Genüge hervor. Das Recht, Gedanken zu haben, ist dem Menschen mit dem Gehirne, das Rechts seine Gedanken zu verbreiten, mir der Zunge geboren und eben so unveräußerlich, wie Gehirn und Zunge sclbst. Nur ein richterliches Uriheil kann dein Menschen eines dieser Glieder rauben zur Strafe für ein großes Verbrechen. Die Preßfreiheit ist ein angc- bornes Menschenrecht. Aber sie ist auch ein erworbenes Recht, mit Blut erworben in den verhangnißvollen Jahren l8I3—15, und wurde dem deutschen Datcrlandc durch ein rechtsgilcigcs Docu- ment, die deutsche Bundesakte, feierlichst zu gesichert. Darum ist cs die heiligste Pflicht für das ganze Volk, für den Kleinsten wie für den Größ ten desselben, alle Kräfte anfzubieten, wenn es gilt, auf gesetzlichem Wege dem deutschen Lacerlande die Preßfreiheit zu erringen. Ein Viertelstündchen in einem Material-Gewölbe. Beitrag zur Charakteristik unserer Zeit und Beredtsamkeit. (Eingcsendct.) „Ei, schön'n guten Morgen, bestes Madamchen! wünsche Ihnen wohl geschlafen zu haben. Wir gehc's? was machen Sie Gutes? wie befinden sich Dero Herr Gemahl? was sicht zu Ihren Diensten? - Charmant! Ich werde gleich die Ehre haben, 1 N Kaffee zu 9 NA und i N Zucker zu 8 NA macht 17 NA, bekommen Sic 13 NA zurück; wünschen Sie vielleicht noch was? ich empfehle mich Ihnen ganz ergebenst, grüßen Sie vielmals Ihre werlheste Familie. — I, guten Morgen, lhcuerstcs Röschen'. Nun, sagen Sie mir, liebstes Engelchen, warum Sie gestern Abend so schnell sortliefen? was fiel Ihnen denn ein? Sie milchweißes Ge sichtchen ' mit den herrlichen roscnrolhen Wangen, sagen Sie mir nur was? — Hier Kleine, hast Du um 1 Süßholz und 4 Pf. Eyrop, nasche nicht! — Schön gmcn Morgen, Herr Äcluar! Nun, wie hal's Ihnen gestern Abend im Concerr gefallen? Nicht wahr, 'S war schön? — Um 3 vc Zimmct, 7 zurück, 's ist ein Ncugroschen. —- Ein Milch ner Hering, um 6 Pariser und 2 L Doppclmvps, macht 4. NA, geben Sic Ihr Döschen her, wün schen Sie vielleicht noch was? - wohl zu spcißen, kommen Sie bald wieder. — Guten Tag, mein lieber S.! kannst Du noch einen Augenblick war> ren, ich muß Dir noch viel von Strehle erzählen. — Putzpulver führen wir gar nicht. Wohl geruht zu haben, Frau Nachbarin! 2 L frischgemahlnen Kaffee und ein halbes Viertel Zucker, schön, schön; — Dank Ihnen, so leidlich, und Ihnen? freut mich recht fchr, wünschen Sic vielleicht noch was? cmpfehl mich Ihnen ganz ergebenst. Ach, sieh da! was kören meinen Äugen und sehen meine .Ohren? Louischcn! Sie, liebste, holdeste Braut, Sie einmal hier bei mir? Nun das ist recht so,