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Wochenblatt für Wils-ruf, Tharan-, Stoffen, Sievenlehn nn- -ie Umgegenden. Sechster Jahrgang. H/o Freitag, den 27. November 1846. 48. Mit Königl. Sachs. Concession. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. Don dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preis für den Viertcljadrgang betrügt 10 Ngr. Sümmt» Uche Königl. Postämter des Inlandes nehmen Bestellungen darauf an. Bekanntmachungen, welche im nächsten Stück erscheinen sollen, werden i» WilSbruf bis Montag Scbkiid« 7 Uhr, in Lharand bis Montags Nachmittag« 5 Uhr, und in Nossen bis Mittwoch Bormittag« I I Uhr angenommen. Auch können bis Mittwoch Mittag eingebende Zusendungen ans Berlangcn durch die Post an den Druckort befördert werden, sodaß sic in der nächsten Nummer erscheinen. Wir er bitten uns dieselben unter den Adressen: „an die Redaktion de« Wochenblattes in WilSbruf." „an die Ekgentnr de» Wochenblatte» in Lharand," und „an die Wochenblatts-Expedition in Rossen." In Meißen nimmt Herr BuchdruSereibesltzer «linkicht Inn. rcnstrage und Bestellungen an. Etwaige Beiträge, welche der Tenden, des Blattes entsprechen, sollen stets mit großem Danke angenommen werden. Die Redaction. Zwei Gegensätze. (Beschluß.) Im schreiendsten Contrast zu den berühmten und gefeierten dramatischen Künstlern, die Sanger und Sängerinnen natürlich mit cingeschlossen, stehen nun die, den kleinen wandernden Gesellschaften angchürenden Jünger ThalienS. Die Kluft, welche die beiden genannten Klassen in Bezug auf ihre bürgerliche Stellung sowohl als ihr Einkommen voneinander trennt, ist so unendlich weit und tief, daß uns kein zweiter Stand bekannt ist, dessen Angehörige in Betreff ihres ganzen Seins so himmelweit von einander verschieden wären. Man muß einen Blick in die traurigen Verhältnisse der Mitglieder hcrumziehender Schauspiclergesellschaftcn gethan haben, um sich einen Begriff von dem tie fen Elend und der bcklagenswerthen Lage der mei sten dieser Leute zu machen. Die Schicksale, welche diese Jünger der Kunst erfahren, und die ihren Eintritt in den Tempel? ThalienS bedingten, sind oft die abenteuerlichsten und entbehren zuweilen sogar nicht einer gewissen Romantik, fast immer aber macht d e Quintessenz als Herbciführcrin der wechselvollen Lebensereignisse eine tüchtige Portion Leichtsinn aus, welcher, Hand in Hand mit einer unglücklichen Liebe, einen harten Lchrherrn oder bösen Stiefältern und der unbezwinglichen Lust zum Theater, der Gedanken, „unter die Schauspie ler zu gehen," zur That werden ließ. Ist dieser Schritt einmal gethan, so ist das Individuum mit fast unauflöslichen Banden an das Theater ge fesselt. Es gehört zu den seltensten Fällen, daß Schauspieler oder Schauspielerinnen, wenn nicht ganz besondere und eigenthümlichc Beweggründe vorliegen, das Theater verlassen, um sich einem andern Berufe zu widmen. Das alte deutsche Sprüchwvrt: „wer einmal ein Paar Schuhe auf den Bretern (cem Theater) zerrissen, der kommt nicht wieder von ihnen los," bewährt seine Wahr heit bis auf die heutige Stunde. Es muß in der Tbat in den ganzen Lebensverhältnissen der herum- ziehendcn Schauspieler ein nicht gewöhnlicher Reiz liegen, von dem andere gewöhnliche Menschenkin der keine Ahnung baden, weil cs sonst oft geradezu zu den Unbegreiflichkeiten gehören würde, zu sehen, wie diese Leute selbst unter den äußerlich traurig sten Lebensverhältnissen dennoch mit jäher Beharr lichkeit und wirklich bewunderungswürdiger Aus dauer einem Berufe anhängen, der ihnen so viele