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Wort beredet, wenn die Wolle einen sehr pechigen Schweiß habe und es an gutem Wasser fehle, der Spritzwäsche dagegen unter allen Umständen lo bend gedacht. Jntrefsant war es mir, zu vernehmen, daß es fast keine Schäferei in Schlesien gicbt, die nicht mehr oder weniger an der Traberkrankheit leidet. Es kann nicht mehr verschwiegen werden, man laugnet jedoch, nach meinem Dafürhalten mit Recht, ihre unbedingte Vererbung, meint dagegen, daß sie in ihrem höchsten Stadium ansteckend wer den könne. Ja es erschien nicht unwahrscheinlich, daß diese Krankheit in zwei verschiedenen Formen auftretc in einer mehr und einer minder gefährlichen Güte, Pflege und Abwartung der Heerde, beson ders gleichmäßige und nicht zu geile Ernährung, namentlich mit vielen Körnern, .Bewahrung vor Erkältung, nicht zu frühes Begatten der Thicrc und ein mäßiger Gebrauch der Sprungböcke wurden als die einzigen bis jetzt bekannten Schutzmittel gegen die allzugroßen Verheerungen dieser Krank heit anerkannt. Unsere Berathung über die Terminologie war überaus zeitraubend, sie dauerte 9 Tage lang re gelmäßig 3—4 Stunden täglich, führte jedoch zu keinem erwünschten Ziele, war dafür aber in an derer Hinsicht höchst intressant, weil darin eine Menge Dinge zur Sprache kamen, die sonst un besprochen geblieben sein würden und da nur neun Personen aus den verschiedensten Ländern voll des besten Willens daran Theil nahmen, weit mehr ohne Rückhalt darin gesprochen wurde, als es un- 1er andern Verhältnissen der Fall gewesen sein würde. Ich vermöchte, wenn es die Zeit verstattete, <in eigenes kleines Schriftchen darüber zu schreiben, das des Jntressanten viel darbictcn sollte. Es wäre dies aber unredlich und so will ich denn auch hier weiter nichts darüber sagen, um so weniger, als eS nur unnöthigen Zeitverlust und Ermüdung der Zuhörer zu Folge haben würde. In den Hauptsitzungen kamen meist nur aus- gearbcitete Vorträge zum Vorschein, zum Theil sehr geistreich, zum Theil nicht viel sagende. Da der Bericht sic sämmtlich vollständig bringen wird, erwäh- neichuurwenigdarüber. ProfessorGlubeck aus Gräz hielt gleich in der ersten Sitzung einen blendenden Vor trag, einewahre Olla potiick i, überdieverschiedensten landwirthschaftlichen Angelegenheiten, der sich eines großen Applauses zu erfreuen hatte, aber leicht Punkt für Punkt zu widerlegen gewesen wäre, wenn man Zeit gehabt hätte, sich darauf vorzu- berciten. Das Streben deS Sprechers ging vor nehmlich darauf hinaus, den Professor Liebig lä cherlich zu machen. In der dritten Hauptsitzung ward statutenmäßig die Wahl des künftigen Versammlungsortes vor genommen. Als nun hier Gräzß einstimmig er wählt wurde und der Erzherzog Johann durch seinen Bevollmächtigten, Herrn von Mandelb, der Versammlung, wenn sie ihm ihr Zutrauen schen ken wolle, sich zum Vorstand anbitten ließ, ward ich in eine Stimmung versetzt, die ich nicht zu be schreiben vermag. Es war einer der glücklichsten Momente meines Lebens. Ein solches Gedeihen der von mir zum größten Theil, wie ich wohl sa gen darf, in'S Leben gerufenen Zusammenkünfte der deutschen Land- und Forstwirthe hätte ich 1837, wo ich Wochen der größten Angst und «Lorge um das Gelingen der ersten, welche stattfand, durchlebte, und die Mühe der ersten Einrichtung, die allein auf mir lag, mich fast zur Verzweiflung brachte, nicht geahnt. Dieser Erfolg war der schönste Lohn für die vielen Opfer, die ich diesem Unternehmen gewidmet habe, das ja doch wohl immer mehr als ein -zeitgemäßes und für die Wissenschaft in aller Hinsicht wohlthätiges aner kannt werden wird. Dankbare Gefühle gegen un sern trefflichen König ergriffen mich jedoch auch wundersam in jenem Augenblicke. Hätte er 1837 auf unsere erste Zusammenkunft nicht mit so freund lichem Blick geschaut und dadurch anderen Fürsten ein Beispiel gegeben, wer weiß, ob ein solcher Er folg stattgcfunden hätte. In der Ackerbauscction wurden sehr viele in teressante Thatsachen, wenn auch wohl nicht immer der Wahrheit getreu mitgetheilt, kam es indessen, wie schon gelagt, zu keinem genügenden Resultat. Eine sehr lang zu werden drohende Debatte über Kartoffelbau und dessen mögliche Ausdehnung war ich so glücklich abzuschneiden durch die Ent wickelung meiner Ansichten darüber, die zu meiner Freude allgemeine Anerkennung fanden. So viel über die Verhandlungen! (Fortsetzung folgt.) V ermischtes. Der Kaiser von Rußland hat befohlen, daß in diesem Jahre abermals ein An ariffs- und Ver- tilgungskriea gegen die Bergvölker deS Kaukasus gefüh-t werden soll, obschon der Ober befehlshaber de- russischen Armee am Kaukasus, Fürst Woronzoff, wiederholt sein Bedenken gegen den Feldzug auoqesprochen hat. Man bat bereits zu dieser Expedition große Vorher« tungcn getroffen, deren Ziel auch dieses Mal Echtmils Residenz, jetzt der Aul Weden, eine von steilen Felsklippen und Engpässen geschützte in Versteck ungeheurer Walder gelegene Bergs sie, sein soll. Daß die Russen wieder eine bedeutende Niederlage erhal ten, ist mit ziemlicher Gewißheit vorauszusehen, da zumal der Oberfeldherr voraussichtlich die Opera tionen mit Unlust und daher wenig Eifer leit n wird. So ist denn auch-in diesem Jahre der Kau kasus für den nordischen Riesen die eiternde Wun de welche viele gme Safte desselben an sich ziehen und verschling n wird. Europa kann sich baS im' merhin gefallen lassen.