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2ir thucnden Priester angerührt. — Nach den vor jährigen Erfahrungen, welche die Uttramontanen in Trier gemacht haben, gehört eine Zähigkeit des Willens, eine Art unbeugsamen Trotzes dazu, wie er nur die Seele eines fanatischen römischen Prie sters erfüllen kann, um es zu wagen ein Schau spiel zu wiederholen, welches der Partei des kirch lichen Rückschritts bereits eine unheilbare Wunde geschlagen. Vielleicht will es das Vcrhängniß, daß die Ultramon'lancn blindlings in die Grube stürzen, die sie jsich mit eignen Händen gegra ben. Sie sind reif dazu, und der Sturz wird er folgen, ohne daß Johannes Ronge einen zweiten Brief den Priestern Aachens zu schleudert ähnlich dem an den Bischof Arnoldi gerichteten. Die Zeit selbst wird und muß über die Römlinge das Urtdeil sprechen. Der österreichische Ministerresidcnt hat plötzlich Hamburg verlassen. Sein Posten soll unbesetzt bleiben. Auch der auf Urlaub gegangene Reprä- sendant Preußens wird dem Vernehmen nach nicht wieder nach Hamburg zurückkehren. Das war den Hamburgern doch in der That außer dem Spaße, da die beiden Herren, welche sich auf acht fränzösischc Manier gedrückt batten, sich vorher in keiner Weise über diesen von wenig freundlichen Gesinnungen ihrer Regierungen gegen die alte Hanscstadt zeugenden Schritt geäußert. Jetzt ha ben die freien RcichSstädter die Ursache des diplomati schen Unglücks endlich herausgebracht: es ist nichts, aber auch weiter gar nichts daran schuld, als man höre und staune! die zu freie Hamburger Presse. Es kommt uns dies gerade so vor, als wenn man Jemand einen Knebel in den Mund stecken und sich dann über das Geschrei des Gefesselten beklagen wollte. Was wird man der armen mit tausend Argusaugen bewachten deutschen Presse nicht noch in die Schuhe schieben wollen! Man würde sich verflicht fühlen das ganze Hamburger Ereigniß für einen schlechten Spaß oder für bit tere Ironie zu halten, wenn nicht leider die Er fahrung nur zu oft gezeigt hätte, daß in Deutsch land in Bezug auf die Presse Manches sich er eignet, wovon sich freilich unsere Philosophie nichts hätte träumen lassen. Um nun das über der Stadt Hamburg schwebende drohende Ungewitter abzulenken, hat man wie es heißt, beschlossen ei ne „Bittdeputation" nach Wien zu senden, mit einem Worte z>ar«<- zu machen. In der deutschen Kaiscrstadt wird man sich vorerst gewaltig entrüstet stellen und den Dcputirten tüchtig den Kopf waschen, bis die bekannte österreichische Mil de die Oberhand gewinnt. Man verzeiht, und der Verzeihung auf dem Fuße folgt der neue Mi nisterresident nach Hamburg nach. In Betreff Preußens dürste ohngefähr dasselbe geschehen. Die alten srsundschaftlichcn Beziehungen zwischen den beiden mächtigen Staaten und der kleinen freien (?) Reichsstadt beginnen wieder und der liebe frühere Zustand ist in seiner ganzen beglückenden Herrlichkeit wieder hergestcllt. Nur eine kleine Operation wird man vvrzunchmen sich veranlaßr fühlen: man wird den die Presse zügelnden Kapp zaum in Hamburg um einige Löcher höher schnal len. Weiter wird nichts dabei passiven. In den letzten Tagen des Juni hat sich in Sachsen der bis jetzt seltene Fall einer Auswan derung in Masse gezeigt. Es zogen nämlich 26 Personen aus der Umgegend von Lommatzsch davon, um in den Vereinigten Slaaren, dem Va terland« der Wünsche sür so viele unserer deutschen Brüder, eine neue Heimath sich zu gründen. Be sonders hervorgehobcn zu werden verdient cs, daß mehre der Ausgewanderten sich im Besitze von kleinen Feldwirthschaften befanden. Da die Ge gend von Lommatzsch wegen ihrer Fruchtbarkeit allgemein bekannt ist, und Jeder, der im Besitze eines kleinen Ackergrundsiückcs ist, gewiß die hin länglichen Mittel zu seinem Unterhalte findet, so kann die Erscheinung der Auswanderung nicht in dem Nothstand der Ucbcrvölkerung und dem Man gel an Nahrung und einem unzureichenden Aus kommen ihren Grund haben. Dieselbe liegt wohl vielmehr in der bei der unbemittelten Klasse stark hervortretenden Neigung, die Landwirthschaft auf eigne Hand, oder wenn dies bereits der Fall, in größerer Ausdehnung zu betreiben. Da sich nun aber bei dem hohen Preise der Grundstücke nirgcns eine Aussicht bietet, überdies Familien, die sich" selbst im Besitze eines kleinen ländlichen Ei- gcnthums oder doch einiges Vermögens sehen, den noch ihre -Löhne und Töchter nicht anders versor gen können, als daß sie zeitlebens dem Taglohn bei dem größern Grundbesitzer nachgeben, so hsfft man das Ziel dieser Wünsche in Amerika zu er reichen, eine Hoffnung, deren Wahrscheinlichkeit durch die günstig lautenden Nachrichten einzelner vorausgegangener Landsleute sehr bestärkt wird. Möge es den Fortgcwandcrtcn stets wohl gehen und mögen sie nie in den Fall kommen einen Schritt zu bereuen, der sich nur in den seltensten Fällen ohne den größten Nacktheit wieder zurückthun läßt, oft auch zu den Unmöglichkeiten gehört. Besser und rathsamer bleibt allerdings stets,wenn, wu im vor liegenden Falle, mehre Familien, die nicht ganz ohne Mittel sind, gemeinschaftlich die weite gefahrvolle Reise unternehmen und, am Ziele der Wanderung augclangt, wiederum gemeinschaftlich die neue Niederlassung gründen und nicht aufhören sich unausgesetzt mit Rath und That an die Hand zu gehen. Einig keit ist ein starker Schild selbst im Unglück und erhöht im Glück den Genuß desselben. In Krakau mag, wie vorau-zusehen war, die Verarmung der Bevölkerung ihren Höhepunkt erreicht haben. Die Noth , herbeigeführt durch Theuerung, durch die hermetische Schließung der Grenzen, die Verhaftung vieler Personen, die Aus-