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gcbung Aller für das Gemeinwohl ist, und dem öffentlichen Schatze, dem Eigcnthum der Gesammt- heit, zuflicßt? Welches Gefühl kann wohl befrie digender sein als das der Hoffnung, daß eine Zeit nicht nur kommen könne, sondern auch kom men werde, wo man den Begriff Armuth nicht mehr kommt und die Allen, die Gebrechlichen und zur Arbeit Untauglichen stets offene Freistätten finden, und in Rube und Behaglichkeit, befreit von allen Nabrungssorgen, dem Ziele ihrer Tage entgegcnzusehen? Welches Gefühl muß wohl ver klarender und beseligender am das Gcmütd ein wirken als der Hinblick auf einen sittlich so ver vollkomimicten Zustand, daß jeder einzelne Staats bürger sich moralisch für verpflichtet hält nur dem Gesammtwohl seine Kräfte zu widmen und nur im Gedeihen desselben seine höchste Belohnung, zu finden? Wir möchten Den sehen, der die von uns eben angedeutcten Wünsche und Hoffnungen, obschon eckt communistischer Natur, durch überzeu gende Gründe sür verwerfliche erklären wollte. Wenn indessen die Theorie praktisch ausgcführt werden soll, dann kommt der hinkende Bote nach und zeigt den Verblendeten, wie unausführbar ein die ganze Ordnung dem der Dinge umstürzcn- dcs Unternehmen ist, das menschlichen Charakter, den menschlichen Ansichten und den menschlichen Neigungen und Leidenschaften geradezu widerspricht und stets widersprechen wird. Wir glauben für unsere Ansicht keinen schlagenderen Beweis liefern zu könne», als wenn wir die nachstehende Anecto- dc, die wir neulich erzählen hörten, wiedergeben. Ein Engländer bemerkte nämlich, daß sein Diener John für communistische Lehren eingenommen sei. Eines Tages sagte er zu ihm: „Wie, wenn ihr die Macht hättet, würdet ihr alles Eigcnthum in gleiche Theile theilen?" — „Ja, Sir." — „Da aber ein Mensch fleißiger ist als der Andere, der Eine viel aufgchen läßt, der andere wenig, so würde bald einer, wie zum Beispiel Du, Nichts mehr haben, Andere, wie ich, würden aber wieder reicher geworden sein. Wie dann, John?" — Der Diener besann sich nicht lange: „Dann Sir, dann würden wir wieder theilen." Es giebt wohl allerdings kein Land in der Welt, wo man einen bessern Boden für daS Ge deihen des Communismus finden kann, als Eng land, wo neben dem Palast die elendesten Hütten das Auge erblickt und der Millionär von einer Schaar Bettler sich umgeben weiß, die buchstäb lich nicht wissen, wo sie ihr Haupt hinlegen sollen. Und doch erfährt man nichts von communistische» Umtrieben in England, wenn man die Aufstände der Chartisten, die allerdings vor einigen Jahren der Regierung viel zu schaffen machten, nicht sür eine Erscheinung des Communismus ausgeben will, was doch öffenbar zu weit gegangen wäre. Vielleicht ist der Verstaub der Engländer, die nied rige Volksklasse nicht ausgeschlossen, zu praktisch, um nicht einzusehen, daß die tatsächliche Ausfüh rung communistischer Theorien nur in Utopien möglich sei. Einen andern Grund wissen wir für diese Wahrnehmung nicht anzuführen. Das wahre Heimatland des Communismus ist aber bekanntlich die Schweiz, und eS erscheint für den ersten Augenblick wie Ironie, daß in einer freien Republik der geeignetste Boden sich gefun den, in welchem der Communismus breite und tiefe Wurzeln geschlagen, wenn man nicht im näch sten Augenblicke daran denken müßte, wie jammer voll und kläglich es doch um die gepriesene Frei heit der dortigen Republikaner steht. Dieser Um stand allein wirft Licht in das Dunkel der com- munistischen Wirren in der Schweiz und macht es erklärlich, daß ein Theil der besitzlosen Maße den communistische» Ideen willig das Ohr öffnete. Wie weit man schon damit gekommen die commumsti- schen Theorien praktisch zu erläutern, beweist das Treiben des bekannten Schneidergescllcn Weidling, dessen wirklich genialen Bestrebungen man seine Achtung wohl nicht versagen kann, wenn man auch an der Möglichkeit der Ausführung verzwei feln und ihnen das Gelingen auf die Dauer ab sprechen muß. Der Mensch darf sich nun einmal nicht ungestraft gegen die Weltordnung auflehnen, und wenn er eS tut, so rächt der verunglückte Erfolg solches Beginnen. Es ist aber eben dieser Weltordnung entgegen, wenn viele Menschen zu einem Verein zusammentreten, um bei völliger Gütergemeinschaft ein Leben zu führen, das blos der Gesammthcit gewidmet ist, wo der einzelne mir seinem Streben spurlos verschwindet und all sein Thun und Treiben so unbeachtet an den Blicken seiner Brüder vorübcrgeht, daß cs, wenn der Tod ibn abruft, gar nicht erst der Vergessenheit anheim- zufallcn braucht. Der Communismus kennt nicht häusliches Glück und stille Familicnfreuden, ja manche seiner Apostel verwerfen sogar die Ehe und würdigen die Frauen zum Gemeingut des Vereins herab. Wir wollen es allerdings durchaus nicht be streiten, daß z. B. Speisen, welche für fünfzig oder hundert Personen zusammen bereitet werden, dem Einzelnen für seinen Theil viel billiger zu ste hen kommen, als wenn er die gleiche Kost für sich allein oder die Deinigen zurichtct oder zurich- tcn laßt. Es liegt allerdings auf der Hand, daß eine Anzahl Menschen in den Kasernen ähnlichen Räumen auf weit weniger kostspielige Weise zu sammen zu wohnen vermag, als dies dem Einzel nen in seiner für sich bestehenden Behausung mög lich ist. Es ist nicht in Abrede zu stellen, daß Einkäufe aller Art, wenn sie im Großen gemacht werden, weit vortheilhafter für den Käufer sind, als wenn er dieselben Gegenstände in nur unbe deutenden Quantitäten vom Klcinkramer entnimmt. Ader trotzdem sind diese unläugbar großen Vor theile, welche communistische Einrichtungen in ma terieller Hinsicht zu bieten vermögen, nicht in Vergleich zu bringen mit den Nachtheilen, welche ein der artiges öffentliches Leben mit sich führt. Alle die Tugenden, welche nur im Schooße des Familien»