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Als geiegneter Platz wurde der Garten am Waldschlößchen in Aus sicht genommen. Der Reservefond soll in vertraulicher Weise gezeich net und eine Höhe desselben von 10,000 M. als hinreichend erachtet werden. Mit der Ausstellung soll eine Lotterie verbunden werden. Die Aussteller müssen im Bereiche des Amtsgerichts Meißen wohnen. Die auszustellenden Gegenstände müssen im Ausstellungsbezirke erzeugt, bezw. fertig gestellt sein. Als Ausstellungskomitee wurde der Vorstand und Ausschuß des Gewerbevereins gewählt. - — Bautzen, 7. Nov. Bei Gelegenheit eines Besuches in hie siger Stadt hatte der Kreishauptmann von Koppenfels aus Dresden das Unglück, zu fallen und die rechte Kniescheibe zu brechen. — In einem Steinbruche zu Schreiersgrün bei Treuen löste sich am 2. November eine mächtige Felswand plötzlich los und traf einen aus Böhmen gebürtigen Arbeiter so unglücklich, daß dessen Oberkörper vom Unterkörper vollständig getrennt wurde. Eine Masse von an nähernd 2000 Centner ist zu beseitigen, ehe der Unterkörper des Un glücklichen zu Tage gefördert und beerdigt werden kann. Wäre das Unglück nur eine Minute eher geschehen, so hätten noch drei andere Arbeiter das gleiche Schicksal theilen müssen. — In Spitzkunnersdorf war am Morgen des 31. v. M. auf bisher unerklärliche Weife in einem Hause des Niederdorfes ein Balken hinter dem Ofen in Brand gcrathen. Gar bald war das Feuer ge löscht, allein es ist ein Menschenleben zu beklagen. Den 76 Jahre alten Schneider Johann Gottlieb Tannert fand man in der betreffen den Stube in seinem Bette vom Rauch erstickt auf. — Kürzlich reiste ein Döbelner Barbier und Friseur nach Berlin, um, wie er seiner Frau angab, sich dort zum praktischen Zahnkünstler heranzubilden. Er nahm auch einen Theil der erforderlichen Instru mente mit und sagte seiner Frau, daß sie ihn nach Verlauf einer be stimmten Frist in Berlin abholen sollte. Der bestimmte Tag kam und die Gattin eilte nach Berlin, um ihren Gatten abzuholen. Als stein das Haus kam, wo ihr Gatte seinen Angaben nach logirte und den Wirth nach Herrn A. aus Döbeln fragte, meinte dieser, derselbe habe mit Frau bis vor wenigen Tagen bei ihm gewohnt, sie seien aber jetzt beide auf der Reise nach Amerika begriffen. Verblüfft hörte Frau A. das mit an und stellte sich als die Gattin des Döbelner Herrn vor. Es stellte sich nun heraus, daß der saubere Herr Gemahl mit der Schwester seiner Gattin die Reise über den Ozean angetreten hatte, aber vorher in Döbeln auf der Sparkasse das Vermögen seiner Gattin, 1500 Mark, erhoben und auch die Geschäftskasse um ca. 300 Mark leichter gemacht hatte. Der Betreffende lebte in guten Verhält nissen und besaß ein einträgliches Geschäft. — Bisher war den Papierfabriken nachgelassen, an Sonn-, Fest- und Bußtagen, mit Ausnahme der ersten Feiertage der drei hohen Feste, der Bußtage, des Charfreitags und des Todtensonntages unter Vermeidung jedes nach Außen dringenden Geräusches auf der Papier maschine und im Holländersaale fortzuarbeiten. Eine neuerliche Ver ordnung vom 14. Oktober bestimmt dagegen, daß in Papier-, Pappen-, Cellulose- und Strohstofffabriken, sowie Holzschleifereien an den vor hergenannten Festtagen überhaupt nicht gearbeitet werden darf, und auch an den übrigen Sonn- und Feiertagen der Betrieb von 6 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends zu ruhen habe. Nur bei cintretender Kälte bleibt der Betrieb der Stoffmühlen, Holzschleifmaschienen, Raf fineure, Sortir-Apparate und Papiermaschinen an allen Sonn-, Fest- und Bußtagen den ganzen Tag hindurch nachgelassen. Der Schichten wechsel der Arbeiter ist so einzurichten, daß jedem der Letzteren eine Sonntagspause von 24 Stunden verbleibt. — Wir glauben vielen unserer verehrten Leserinnen einen Dienst zu erweisen, wenn wir sie hiermit auf eine praktische Neuerung Hin weisen, durch welche das Stärken und Plätten von Kragen, Manschetten, Hemden etc. in hohem Grade vereinfacht und er leichtert wird; wir meinen die Verwendung von Mack's Doppel-Stärke, welche ihrer vorzüglichen Eigenschaften halber überrafchend fchnell überall Aufnahme gefunden hat. Die einfache Reisstärke allein genügt bekanntlich den Anforderungen längst nicht mehr, welche gegenwärtig von dem größten Theile des Publikums an eine schöne Wäsche ge stellt werden. Man bedient sich daher, um die Wäsche schöner und steifer herzustellen, schon lange der verschiedensten Stärkezusätze, wie Borax, Wachs, Traganth etc.; die Anwendung derselben ist aber zeit raubend und schwierig, bei unrichtiger Mischung beeinträchtigt sie nicht selten die Schönheit der Wäsche. Die Ulmer Reisstärke-Fabrik von Hch. Mack in Ulm beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Aufgabe, dem Publikum ein vollständig fertiges Stärkemittel zu liefern, dessen Zusammensetzung auf Grund der Erfahrungen der renommirtesten Plätterinnen des In- und Auslandes erfolgt ist und hat nun nach langjähriger, praktischer, forschender Thätigkeit unter dem Namen Mack's Doppel-Stärke ein Fabrikat in den Handel gebracht, welches nicht nur die Mängel und Nachtheile der bisherigen Stärke sorten vollständig beseitigt, sondern sogar neue bedeutende Vorzüge entwickelt: das Plätten wird in hohem Grade erleichtert, die Arbeit vereinfacht und die Wäsche sehr geschont. Mack's Doppel-Stärke ent hält alle nöthigen Zusätze in vorzüglicher, bewährter Mischung und liefert ein überrafchend schönes Resultat. Segen des christlichen Tischgebets. Es war in Ries in Baiern, wo einst ein Judenmädchen an be stimmten Tagen eine christliche Familie besuchte, um das Nähen und andere weibliche Arbeiten zu erlernen, und da der Weg nach Hause etwas weit war, so pflegte sie öfters über Mittag zu bleiben. Wenn sich nun die Familie zu Tische setzte, so hörte die Jüdin stets das Sprüchlein beten: „Komm, Herr Jesu, sei unser Gast und segne, was du uns bescheeret hast." Sie wußte nichts von diesem eingeladenen Jesus, aber je öfter sie ihn einladeu hörte, um so mehr wünschte sie zu erfahren, wer er wohl sei, warum man ihn um seinen Segen bitte und ob er dann wohl auch der Einladung Folge leiste und mit seinem Segen erscheine. Sie wandte sich also mit der Frage: „Wer ist denn der Herr Jesus?" an ihre jüdische Mutter. Diese war über die Maatze erschrocken, als sie ihre Tochter diesen Namen aussprechen hörte, und verbot ihr aufs strengste, denselben je wieder in den Mund zu nehmen; die Mutter versäumte aber ihr irgend etwas über den zu sagen, der diesen Namen führt. Die Tochter, von ihrer Mutter ein- geschüchtert, wandte sich nun mit ihrer Frage geradezu an jene Christin, die ihr Unterricht im Nähen gab. Diese kannte den Herrn Jesus aus Erfahrung und beantwortete ihr daher die Frage mit großer Freude. Nach Verlauf eines Jahres erklärte das Judenmädchen der Mutter: sie kenne nun den Herrn Jesus und sie sei Willens ihm zu folgen. Darüber wurde die Mutter aufs ärgste ergrimmt und versuchte nun Alles, was sie nur vermochte, diesen Schritt zu hintertreiben. Allein die in dem Herzen des Mädchens durch den heiligen Geist entzündete Jesus-Liebe war stärker, als der Christus-Haß der Mutter. Die zur Erkenntniß Gekommene bekannte nun auch ihren Glauben, wodurch zuerst ihr ältester Bruder und darnach auch der Vater zum Glauben kam. Im Herzen der Mutter brachte dies nur um so entschiedeneren Widerstand hervor und man mußte sie mit Gewalt hindern, ihren bei den jüngeren Söhnen kein Leid zuzufügen, da sie es in ihrer Blind heit und Verstocktheit für besser hielt, daß ihre Kinder stürben, als daß sie Christen würden. Doch sie starb früher, als ihre Kinder. Der Segen ihrer bekehrten Tochter aber ruht noch auf deren Urenkeln, aus deren Munde der Erzähler diese Geschichte hat. Die Falschmünzer. Kriminal-Roman von Gustav Lössel. (Fortsetzung.) Nachdruck verboten. „Wollen Sie mir vielleicht damit anzudeuten wagen, daß Herr Duprat seine bevorzugte Stellung verwerflichen Mitteln verdankt?" fuhr Etwold auf. „Ich kann micht nicht enthalten zu sagen", entgegnete Leuchtmann, „daß Herr Duprat lügt, wenn er mich der Vergeßlichkeit beschuldigt. Er kann mir keinen Beweis dafür erbringen, und wenn er kommt, wird er mir den Empfang des von mir geschriebenen Briefes selbst bestätigen müssen." „Sie führen eine kühne Sprache", sagte Etwold grollend. „Was für einen Grund hätte Herr Duprat, Ihnen Feind zu sein?" „Er haßt und feindet alles an, was sich nicht sklavisch vor ihm beugt, und wenn Sie meine ganz aufrichtige Meinung haben wollen, Herr Kommerzienrath, so fürchte ich, daß sein maßloser Ergeiz Ihnen —" „Was?" „Noch einmal verhängnißvoll werden wird." „Mir?" Mitleidsvolle Geringschätzung lag in dem Ton dieser Frage. „Ich sürchte es." „Und ich danke Ihnen für Ihre Besorgniß, die ganz überflüssig ist und mich nicht bestimmen kann, anders über die zur Sprache ste hende Sache zu denken. Ich will in Ihrem Interesse hoffen, daß Sie Herrn Duprat keine Veranlassung weiter zur Klage geben werden; ich würde mich sonst genöthigt sehen, Sie sofort zu entlassen." Leuchtmann fand auf diese niederschmetternden Worte keine Ent gegnung mehr; ein stummes Kopfnicken Etwolds bezeichnete ihm, daß er keine Fortsetzung der Unterhaltung wünsche. Der alte Mann wankte hinaus. Im gleichem Augenblick trat der Bureaudiener Jonas von der nur angelehnt gewesenen Thür zurück. Das stete sauer-süße Lächeln, welches für seine Züge charakteristisch war, hatte jetzt den Ausdruck übermüthigen Spottes. Leuchtmann bemerkte es und warf ihm einen wüthenden Blick zu. „Auch so Einer," knirschte er, „der sich durch Lüge und Verrath emporgeschwindelt hat. Und dazu schweigen müssen! Aber wartet nur Gesindel! Auch an Euch kommt die Reihe, und dann werden An dere jubiliren." Als Leuchtmann an seinen Platz zurückkehrte, waren die Augen des ganzen Bureaupersonals auf ihn gerichtet; man zweifelte nicht, daß Herr Duprat dem alten Herrn wieder etwas eingebrockt habe. Eine diesbezügliche Frage eines Ueberneugierigeu blieb unbeantwortet. Aber man kannte den Herrn Prokuristen schon genügend, um zu wissen, daß alles Böse von ihm kam. „Schade um ihn", murmelte Etwold indessen gedankenvoll. ..Aber Gedankenschwäche — nein, so etwas kann ich unmöglich dulden." Diese Worte bezogen sich natürlich auf den Gemaßregelten. Mr das, was jener gegen seinen Prokuristen vorgebracht, hatte der Kom merzienrath jetzt, wo er das überdachte, nur ein mitleidiges Lächeln. Jonas suchte sein am äußersten Ende gelegenes Privatzimmer auf, wo er in Ermangelung einer anderen Beschäftigung an den Schei ben trommelte, wobei er, wie er zu sagen Pflegte, seine Gedanken Re vue passiren ließ. Plötzlich wurde diese Gedankenparade unterbrochen. Herr Duprat war an der kleinen Seitenpforte vorgefahren. Mit einer Behendigkeit, wie er sie selbst auf ein Klingelzeichen des Chefs nicht entwickelte, und ganz rücksichtslos gegen jede andere dienstliche Anforderung, welche an ihn herantreten könnte, eilte Jonas aus dem Bureau und die Treppe hinab, dem allmächtigen Prokuristen entgegen. Einen anderen Diener, der eben mit derselben Absicht aus dem Hause trat, schob er bei Seite, um der Erste zu sein, der Herrn Du prat sein „ergebenes Willkommen" zuflüsterte. Mti vielen Bücklingen nahm er dann dem Ankommenden seine wenigen Reiseeffekten ab, die er auch, während sie die Treppe Hinauf stiegen, fest in Händen hielt. „Dienstbereit, wie immer", sagte Duprat mit lelbstzufriedenem Lächeln; man sah es dem elegant gekleideten, noch jungen Mann an, daß er sich gerne in dieser sklavischen Weise bedienen ließ. Seine Verdienste um das Haus Etwold waren Manchen so zwei felhaft, wie seine Herkunft, die Niemand kannte, Und trotzdem stand er heute in einem Alter, wo Andere noch nach untergeordneten Stel lungen zu ringen pflegen, auf einem Platz, der wohl geeignet war, ihm Neider und Feinde zu erwecken; und der letztere Umstand war es denn wohl auch, der Etwold veranlaßte, auf Verdächtigungen Duprats kein Gewicht zu legen. Der Kommerzienrath nahm an seiner Jugend keinen Anstoß. Er machte ihm sogar Konzessionen, welche mit Recht nur einem Aelteren oder einem Leidenden gebührt hätten. So zum Beispiel hatte er ihm neuerdings auf sein Ansuchen eines der prächtigsten Zimmer in seinem Hause eingeräumt, welches Duprat nach Belieben benutzen konnte; es wurde für ihn immer in Bereitschaft gehalten. Und warum? Nur weil des jungen Herrn Privatwohnung etwas entfernt lag und er sie während der Geschäftsstunden nicht mit gewünschter Bequemlichkeit er reichen konnte. Aus demselben Grunde wurde auch für den Proku risten immer ein Couvert mit beigelegt, ganz gleich, ob er davon Ge brauch machte oder nicht. War eine Festlichkeit im Hause, so durfte er nicht fehlen. Ueberhaupt war er die rechte Hand Etwolds, welcher ohne seinen Rath kaum etwas unternahm. Von der Macht seines Einflusses gab besonders der Umstand Zeugniß, daß er die Versetzung des eigenen Sohnes des Kommerzien rath nach dem Zweighaus in M. durchgesetzt hatte, während er hier die Oberleitung führte und felbst wie ein Sohn des Haufes auftrat und lebte. In seinem Zimmer augekommen, vollzog Duprat einen hastigen Kleiderwechsel, wobei ihm Jonas hülfreiche Hand leistete; einen ande ren Diener hatte er vorher weggeschickt. „Nichts Neues?" fragte er den süßlächelnden Büreaudiener mit scheinbarer Gleichgültigkeit. „Jemand da?" entgegnete jener, absichtlich mißverstehend. Er