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Beilage zu No. 85 Freitag, den 23. Octvbcr 1885 I Publikum wichtige Entscheidung gefällt, indem es die Vermischung voit Neigenbier mit Bier von normaler Beschaffenheit als eine Verfälschun Nachdruck verboten. Was der rothe Mathies gesehen. weilte der Kommev vorgesprochen. Sie Er hatte nach dem Er wollte sich zur Aber die Buchsta- (Fortsetzung.) 2. Kapitel. In arger Verstimmung und großer Unruhe zienrath in seinem Privatkomptoir. Im Vorbeigehen hatte er bei seiner Tochter war aus ihrer Ohnmacht noch nicht erwacht. Hausarzt gesandt. Jetzt blätterte er nervös in den Zeitungen. Ruhe zwingen, indem er den Kurszettel studirte. ben und Zahlen tanzten vor seinen Augen. Unwillig warf er das Blatt weg. Er klingelte. Der Büreaudiener Jonas kam. „Herr Duprat noch nicht da?" fragte Etwold. Jonas verneinte. „So gehen Sie einmal auf sein Zimmer. Er möge sogleich zu mir kommen; ich habe Wichtiges mit ihm zu besprechen." Der Diener ging, kehrte aber bald zurück und meldete, daß Herr Duprat auf seinem Zimmer nicht sei, sein Bette sei unberührt und Frank, der Pförtner, wollte gesehen haben, wie er zur Nachtzeit mit einer leichten Reisetasche das Haus verließ. Er ging durch die Sei- tenpsorte hinaus. Ein jäher Schreck überkam Herrn Etwold; aber den lauernden Blick des Diners auf sich gerichtet sehend, zwang er sich ruhig zu er scheinen. Es war dies ein Mann mit bescheidenem Wesen und einem steten sauersüßen Lächeln im Gesicht, sonst aber mit einem verschmitzten Blick in den kleinen beweglichen Augen. Seine übrige Erscheinung war seiner bescheidenen Stellung nach eine dürftige. „Es ist gut, Jonas, Sie können gehen. ' Vaterländisches . - Im Auftrage des k. s. Ministeriums des Innern und der wird auch dieses Jahr an der k. Forstakademie zn Tharandt ^ehrlursus sür künstliche Fischzucht durch den Professor Kitsche abgehalten werden. Derselbe beginnt Donnerstag, 5. ^mber, Nachmittags 5 Uhr und schließt Sonnabend, 7. November, Mittags ^7 Uhr. Er wird wie früher aus praktischen Uebun- und Vorlesungen bestehen und Jedermann unentgeltlich, gegen Ein- ? Einzeichnung des Namens in die in dem Lokale, in welchem die Äsungen stattfinden, ausliegenden Liste zugänglich sein. - Freiberg. Se. Maj. der König hat den Bürgermeister "üer hier als Mitglied in die Erste Kammer berufen. -Hainichen, 19. Oktober. Einem hiesigen Fischhändler wurde kr Nacht vom Sonnabend zum Sonntag der größte Theil seiner iw« Centner betragenden Karpfenvorräthe durch die Samen- des Goldregenstrauches vergiftet. Der Thäter ist bis jetzt ttmiitelt worden. - Bei einem Geldverleiher in Leipzig erschien am Dienstag lunger, in Gohlis wohnender Kaufmann und bat um ein Darle- »on 1100 Mark, wobei er gleichzeitig ein Sparkassenbuch mit einer 'N von ca. 1300 Mark überreichte, welches dem Geldverleiher Sicherheit dienen sollte. Der Geldverleiher, welcher keinen Arg- in die Angaben des Kaufmanns setzte, streckte ihm ohne wei- E Bedenken die erbetene Summe vor, schöpfte aber nachmals Ver- als er wahrnahm, daß sich in dem Sparkaffenbuch bei der Addi- "der einzelnen Posten ein Rechenfehler eingeschlichen hatte; er er- Me sich bei der Sparkasse und erfuhr dort zu seinem Schrecken, unr der erste Emzahlnngsvermerk — über 10 Mark — echt, die N" aber sämmtlich gefälscht seien. Der Kaufmann, der seit Mai verheirathel ist, wurde ermittelt und verhaftet. Unter seinen ' ist noch ein zweites gefälschtes Sparkassenbuch gefunden worden. — Die Handelskammer zu Leipzig erklärte sich gegen die weitere Nänkung der Sonntagsarbeit, als sie jetzt durch das Gesetz ge- N ist. Weiter sprach sich die Kammer einstinimig sür die Beibe- '"ug der jetzigen Dauer der Leipziger Messen aus. - — Von einem recht traurigen Ereigniß ist aus Johanngeorgen- ,, zu berichten. Ein noch nicht lange angestellter Polizist kam am Mgenen Dienstag Abend mit einem berauschten Schuhmacher in '^l, alz er diesen zur Ruhe verweisen wollte. Der Mann drang .den Polizeidieuer ein und vergriff sich an ihm. Bei dem Hand- ^nge zgg dieser sein Seitengewehr, um ihn abznwehren; der Exce- jedoch beachtete dies nicht, brach bald darauf tödtlich verwundet , Hn'en und gab nach wenigen Stunden seinen Geist auf. Höchst ^schein! ich ist er in die Klinge gerannt, ohne daß den Polizisten trifft. Der Verstorbene hinterläßt eine Frau und 5 un- beinahe 70 Jahre alte Hausbesitzer und Bergarbeiter Do- jsv" Durch au bei Zittau hat am Freitag früh die in den sechzi- Mren stehende Wittwe Schmidt zu erschießen versucht, und zwar, .miautet aus Eifersucht. D. hatte gehört, daß die Sch., welche Jahren die Wirthschaft besorgt und die er selbst zu heirathen F gewünscht hat, sich wieder zu verehelichen gedenke. Um dies zu Mein, Hatter, als die Sch. früh in seine Wohnung eintrat, die- , einer Schrotladung in den Unterleib geschossen und dabei die ^ geäußert: „Den sollst Du auch nicht haben!" D. ist, nachdem , ^durch den Schuß in Brand gerathenen Kleider der Sch. gelöscht ""^ig geworden. Die Wittwe Sch., welche dem Vernehmen ""§er Lebensgefahr ist, war übrigens gar nicht willens gewesen, ^kder zu verheirathen. 11? ^beaufsichtigtlassen von kleinen Kindern hat dieser Tage wie- jz^ück über eine Familie in Brunn bei Reichenbach gebracht, s >kurzer Abwesenheit der Mutter spielte der 4jährige Knabe Mer, wobei der Wagen, in welchem ein zwei Jahre altes Kind gerieth. Trotzdem die auf das Geschrei herbeigeeilte -ar/ Feuer zu löschen vermochte, hatte das arme Kind doch V Brandwunden erhalten, doß es bald darauf verschied. Die Zeit, wo der Ofen sein Recht verlangt, ist wieder gekom- 'Nr ^"^e es daher angebracht sein, auf die Nachtheile hinzu- welche eine zu starke Zimmerheizung aus den Organismus her- bekannte Autorität auf hygienischem Gebiete, Prof. i>r Leipzig, äußert sich hierüber wie folgt: Wer die Zimmerwärme , Grad erhöht, wird bald merken, daß sein Wärmebedürfniß W? tigert und werden ihm bald 17, ja 20 Grad nicht mehr Der Grund hiervon ist folgender: Bei andauernd starkem ^ trocknen die Wände, sowie die in dem Zimmer befindlichen Ge- .°e aus. Je mehr sie ihre Feuchtigkeit verlieren, um so mehr trockene Luft die Feuchtigkeit da auf, wo sie dieselbe säst nur > H Ew findet, nämlich beim Menschen. Die unmerkliche Ausdünstung ^>""t und der Lunge wird gesteigert. Da nun die Verdunstung ^W^lfleit uns viele Wärme entzieht, so wird durch die gesteigerte allmählich auch das Wärmebedürfniß gesteigert, — und Äss erscheint uns dann als der beste Freund, ist in Wirklichkeit ärgster Feind, — denn in der erhöhten Zimmerwärme dün- anderen Gegenstände mehr aus und die Luft wird ver- k warmen Luft athmen wir unser nothwendigstes Le- den Sauerstoff, weniger ein und der Stoffwechsel wird ""d geringer; der Appetit mindert sich, es tritt mürrische ein, der Schlaf wird kurz und unruhig, alle Verrichtungen Bild d /"ssen zu wünschen übrig. Da habeü wir das betrübende Ofen leisten Menschen im Winter! Nur Diejenigen, welche ihrem diese», «fvals gestatten, die Luft über 15 Grad zu erwärmen, sind Heiden nicht unterworfen. Das Reichsgericht zu Leipzig hat eine für das biertrinkende im Sinne des Reichsnahrungsmittelgesetzes erklärte. — Die längsten Tunnel der Erde besitzen Sachsen und Ungarn. Ein Riesenbauwerk unseres Vaterlandes ist der Rothschönberger Stol len, der bei Schönberg im Triebischthale mündet und von dort bis nach Halsbrücke bei Freiberg führt und eine Länge von über 14 km hat. Die Seitenflügel von Halsbrücke aus, im Innern des Freiber gers Reviers, sind außerdem noch 35 km lang. Mit Hinzurechnung der Seitenflügel ist dieser sächs. Tunnelbau, welcher in seiner Länge gang- und fahrbar ist, jedenfalls der längste Tunnel der Erde. Der Bergwerkstunnel in der Nähe der alten ungarischen Bergstadt Schwem- nitz ist dagegen 16^ km lang, hat aber keine so ausgedehnte Verzwei gung wie das vaterländische Bauwerk. Von diesen beiden Bergwerks tunneln, unter welchen man sich vollständig ausgemauerte Canäle zur Fortleitung der Schachtwässer zu denken hat, werden die längsten Eißenbahntunnel, der des Mont-Cenis von 12,? Km und der St. Gott hardtstunnel von 14,g km an Länge noch übertroffen. — Leipzig. In der Angelegenheit der Bußtagsfeier scheint end lich eine entscheidende Wendung eintreten zu sollen. Der gegenwärtig versammelten preußischen Generalsynode ist ein Schreiben des Ober- kirchenrathes zugegangen, welches die Einrichtung eines gemeinsamen nationalen Buß- und Bettages betrifft. In dem Schreiben ist bemerkt, daß die Schwierigkeiten, welche die Angelegenheit bisher gefunden habe, durch die Erklärungen der Kirchenregimenter von Nord- und Mittel deutschland beseitigt seien und man nur auf das Vorgehen Preußens warte. Dieses werde erfolgen, sobald dem gemeinsamen Feiertage der staatliche Schutz zugesichert sein wird. Auch dieser Schutz sei in nächster Zeit zu erwarten. „Wir glauben hiernach die Hoffnung he gen zu dürfen, daß auch die letzten der Erreichung des Zieles bisher entgegenstehenden Hindernisse in nicht allzu ferner Zeit beseitigt sein werden," so schließt die Mittheilung des Oberkirchenrathes. — Für junge Leute, welche mit Entlassungsurkunde nach Amerika auswandern, sich auf diese Weise der Militärpflicht entziehen und später nach Deutschland zurückzukehren beabsichtigen, ist ein, in Uebereinstim mung mit dem kgl. preußischen Kriegsministerium erfolgter Erlaß des preußischen Ministers des Innern vom 9. September d. I. von Be deutung. Es heißt daselbst: Im Allgemeinen ist davon auszugehen, daß jenem als Bürger der Vereinigten Staaten von Nordamerika zu rückgekehrten Wehrpflichtigen, auch wenn keine besonderen Umstände vorliegen, welche darauf schließen lassen, daß der Betreffende in der Absicht ausgewandert ist, um sich der Ableistung der Militärpflicht zu entziehen, nur ein zeitweilig begrenzter, nach Lage des Falles auf Wochen oder Monate zu bestimmender Aufenthalt im Jnlande gestattet sein wird. Mit alsbaldiger Ausweisung ist vorzugehen, wenn die Betreffenden durch herausfordernde Haltung, durch Pochen auf ihre Ausnahmestellung oder sonst sich unbequem und lästig machen, oder offenbar lediglich in der Absicht, sich der Wehrpflicht zu entziehen, nach Amerika ausgewandert sind, ohne daß aus den Umständen nach billigem j Ermessen der Behörden eine Rechtfertigung dafür zu entnehmen ist. In Betreff derjenigen Amerikaner, welche ehemals Deutsche waren und sich länger als zwei Jahre wieder im Jnlande aufhalten (okr. Art. 4, Abs. 3 des Staatsvertrages vom 22. Februar 1868), wird bemerkt, daß dieselben gemäß H 11 des Reichsmilitärgesetzes bis zum vollendeten 31. Lebensjahre zum Militärdienst herangezogen werden können. Ist das 31. Lebensjahr überschritten, so wird zu unterscheiden sein, ob bei i der seiner Zeit gehabten Auswanderung eine auf Entziehung der Mi- z litärpflicht gerichtete Absicht obgewaltet hat oder nicht. Ersterenfalls j ist mit sofortiger Ausweisung vorzugehen, während letzterenfalls den ! Betreffenden bei entsprechendem Verhalten der Aufenthalt im Jnlande ! gestattet ist. Die Falschmünzer. Kriminal-Roman von Gustav Lössel.