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WlM, W«, MM« Aid die UWMdri. AmtsbtclLL für die Kgl. Amtshauptmannschaft zu Weißen, das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff. Erscheint wöchentlich zweimnl, Dienstags und Freitags. — Abo nnemenlp reis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pjg. — Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Nr. 85. Freiing, den 23. October 1885. 77^- 7^ — — I, , 7—- 7 — . Bekanntmachung. Mittwoch, den 28. October ds. Js., Vormittags IIV2 Uhr, findet im hiesigen Verhandlungssaale öffentliche Sitzung des Bezirksausschusses Statt. Die Tagesordnung ist aus dem Anschläge in hiesiger Hausflur zu ersehen. Meißen, am 20. Oktober 1885. Königliche Amtshauptmannschaft. v. Bosse. U «ff 0 rderu n g. Diejenigen Gläubiger, denen an den Nachlaß des Gutsbesitzers Karl Gottlob Lehmann in Sachsdorf noch Forderungen zustehen, werden hiermit aufgefordert, dieselben ungesäumt und spätestens bis zum 5. November dss. Jahres unter Beifügung der bezüglichen speciellen Beläge bei dem unterzeichneten Amtsgerichte anzumelden. Wilsdruff, den 16. October 1885. Königliches Amtsgericht allda. vr. Gangloss. Erbtheilungshalber sollen von dem unterzeichneten Amtsgerichte die zum Nachlasse des Gutsbesitzers «Kael Gottlob Lehmann in Sachsdorf gehörigen Grundstücke, als Folien 2, 37, 46 und 49 des Grundbuches für Sachsdorf, welche ausschließlich des vorhandenen todten und lebenden Inventars ortsgerichtlich auf 75,559 Mork -- unberücksichtigt der darauf ruhenden Oblasten, gewürdert worden sind, auf Antrag der Erben freiwillig an Ort und Stelle im Haupt- gute, Fol. S genannten Grundbuchs, Brandkatafter No. S für Sachsdorf unter den am hiesigen Amtsbrette und im Gasthofe zu Sachsdorf einzusehenden Bedingungen meistbietend versteigert werden. Erstehungslustige haben sich am 10. November 1885 Nachmittag 1 Uhr in dem genannten Hauptgute einzufinden und des Weiteren gewärtig zu halten. Weiter soll am darauffolgenden Tage, den ll. November 1883 von Vormittags 9 Uhr ab, durch die Ortsgerichte zu Sachsdorf in demselben Gntsgrundstücke das gesammte zum Lehmann'schen Nachlasse gehörige Mobiliar gegen Baarzahlung meistbietend versteigert werden. König!. Amtsgericht Wilsdruff, am 16. October 1885. Ur. Gangloft. . TageSgefchichte. Der braunschweigische Landtag ist am Dienstag eröffnet wor den. Gleich in dieser Sitzung hat Staatsminisier Graf Görtz-Wris- berg im Namen des Regentschaftsrathes den Prinzen Albrecht von Preußen zum Regenten des Herzogthums vorgeschlagen. Die ein stimmige Wahl des Prinzen erfolgte am Mittwoch. Zum Schluß der Sitzung wurde dem Minister ein Vertrauensvotum dargebracht. Oberstabsarzt Ur. H. in Mainz, der taugliche Leute gegen Geld und gute Worte vom Militärdienst frei gemacht hat, ist zu 9 Jahren Zuchthaus verurtheilt und aus dem Offizierstand ausgestoßen worden. Aus Berlin wird der „Magdeb. Ztg:" berichtet: „Die Gefahr kriegerischer Verwicklungen in Folge der letzten Bewegung auf der Balkanhalbinsel gilt heute in unseren leitenden Kreisen als glück lich beseitigt, nachdem die bulgarischen Truppen aus Ostrumelien zurückgezogen worden und nunmehr mit Bestimmtheit verlautet, daß auch Serbien geneigt sei, sich den Vorstellungen der Mächte zu fügen. In Griechenland scheint man sich keine Sorgen zu machen. Dem in zwischen hier eingetroffenen griechischen Gesandten Rhangabo wird man hier deutlich genug zu erkennen gegeben haben, daß ein Widerstreben seiner Regierung gegen den Willen der europäischen Mächte Griechen land nur zum Schaden gereichen könnte. Es wird sich jetzt nur noch um eine Auseinandersetzung mit der Türkei über Bulgarien handeln und man hat hier bereits Gewißheit darüber, daß sich die Pforte einer Verständigung etwa dahin, daß der Fürst von Bulgarien als Gouver neur von Ostrumelien fungirt, nicht widersetzen wird. Es ist inzwischen hier nicht verloren gegangen, daß, trotz aller Uebereinstimmung der Mächte in der bulgarischen Frage, Frankreich mit den kriegerischen Gelüsten, namentlich in Griechenland, dann aber auch in Serbien ge- liebäugelt hat und auch sonst bei den Verhandlungen der letzten Mo nate es nicht an Andeutungen nach Petersburg hin hat fehlen lassen, welche die Erwartung eines Zusammengehens Frankreichs und Ruß lands im geeigneten Moment hatte aufkommen lasse». Mau glaubt hier jetzt, daß sich die aufgeregten Wellen der bulgarischen Bewegung sehr bald verlaufen möchten. Eine diplomatische Aktion zur Fernhal tung von Wiederholungen der Bewegung der kleinen Balkanstaaten, welche den europäischen Frieden beunruhigen könnten, ist Vorbehalten und der bezügliche Plan durch die neueste Wendung der Dinge eher noch befördert worden. Die deutsche Regierung hat von vornherein die Ansicht vertreten, der europäische Friede dürfe nicht durch die Ländergelüste der kleinen Balkanstaaten bedroht werden." Auch die „Köln. Ztg." spricht in einem Leitartikel über die Lage im Orient, der auf den neuesten Nachrichten fußt, die Zuversicht aus, daß die aus dem Aufstand in Ostrumelien entstandenen Gefahren für den europäischen Frieden so gut als wie beseitigt sind. Es steht zwischen den Drei-Kaiser-Mächten fest, daß unter allen Umständen die Bestim mungen des Berliner Vertrages vom Jahre 1878 über die Batkanlän- der, welche die Bulgaren durch ihren Aufstand zu stürzen im Begriff waren, aufrecht erhalten und streng durchgeführt werden sollen. Ein Nachgeben der Mächte würde lediglich eine Aufmunterung für die kleineren Staaten sein, über die Köpfe der großen Mächte hinweg neue Zustände zu schaffen und immer wieder den europäischen Frieden zu bedrohen, dessen Gewährleistung die erste Pflicht der Großmächte sei. Nachdem es sofort gelungen, die Pforte zum Abwarten zu bestimmen, galt es, die kriegerischen Schritte der kleineren Balkanstaaten zurückzu halten, besonders die Vorbereitungen Serbiens, dessen Rüstungen die größten Befürchtungen wachriefen. Aus bester Quelle verlautet, daß König Milan und seine Regierung sich den Mächten gegenüber ver pflichtet haben, die Ruhe zu wahren, wenn in der That die Mächte die Wiederherstellung des durch den Berliner Frieden geschaffenen Zu standes bewirken; Serbien hat dagegen für den Fall, daß der rume« lische Aufstand eine Machtvergrößerung des bulgarischen Fürstenthums zur Folge haben sollte, das Ergreifen kriegerischer Maßregeln in be stimmte Aussicht gestellt. Da die Mächte über die Frage der Rück führung und dauernden Aufrechthaltung des durch den Berliner Ver trag beschlossenen Zustandes einig sind, so kann und wird die Durch führung nur nach der Vereinigung mit der Pforte stattfinden. — Schon in der allernächsten Zeit wird die Pforte eine Einladung zur Beschick ung einer Konferenz an die Mächte ergehen lassen. Die Eröffnung der Konferenz, deren Vorsitzender der türkische Minister des Auswär- wärtigen, der ehemalige türkische Botschafter in Berlin, Said Pascha, sein wird, dürfte in kürzester Zeit erfolgen. Im Herren- und Abgeordnetenhaus in Oesterreich kämpfen die Deutschen einen gewaltigen, aber zunächst aussichtslosen Kampf gegen die grundsätzliche Vergewaltigung der Deutschen durch die Czechen, ein System, welches die Regierung Versöhnung der Völker nennt. Die Czechen haben sich mit dem hohen Adel und mit der ultramontanen Geistlichkeit zur Unterdrückung der deutschen und liberalen Bevölkerung verbündet und leider gehören auch alte, große und reiche deutsche Adels geschlechter diesem Bündniß an. Im Herrenhause führten Unger, Schmerling und Hasner, die hervorragendsten Männer des Hauses, den Kampf, im Abgeordnetenhaus ist die Zahl noch größer. Wer sind die eigentlichen Treiber bei der Verfolgung der Deutschen? rief vr. Heilsberg den Gegnern zu, viele von Ihnen, meine Herren, sind nur die Treiber bei der Jagd auf den edlen deutschen Hirsch, die Jagd herren sind ganz andere. Das sind die Feudalen, welche im Bunde mit den Clerikalen stehen, welche in ihrer Feindschaft gegen alles, was