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sein Leben beschließen durfte, welchen festen Entschluß keine Bitten noch Befehle seiner Frau erschüttern sollten. Achtes Kapitel. Stiefmütterchen. Der junge Graf Dürrenstein hatte seiner Verlobten einen pracht vollen Diamantenschmuck, sowie ein ganzes Heer von Kaufleuten und Modistinnen ins Haus gesandt, um die nöthigen Kostüme sowohl für sie als auch für die Baronin zu den unerläßlichen Vorstellungen bei Hofe auswählen und anfertigcn zu lassen. Der Majoratsherr hatte seinem Neffen zu diesem Zwecke Ourts blunolro gegeben, da für Leonies Tochter dem alten Herrn nichts zu schön und zu kostbar erschien. Während die Baronin in einem Meer von Entzücken schwamm, blieb Regina kalt und theilnahmlos all diesem Glanz gegenüber und bat schließlich die Stiefmutter, sie von der Wahl zu dispensiren und auch für sie die richtige Toilettenfrage zu erledigen. „Man hat mich bei der Wahl des Gatten nicht gefragt," setzte sie mit schmerzlicher Bitterkeit hinzu, „wozu also bei diesen rein äußer lichen Dingen?" Die Baronin ergriff ihre Hand und zog sie neben sich aufs Sopha. „Vertraue mir, Regina!" sagte sie leise, „ich meine es besser mit Dir, als Du glaubst. Du hältst mich für Deine Feindin, ich bin eS nicht, im Gegentheil, ich möchte Dich gern glücklich sehen. Du liebst einen andern —" „Mama!" schrie die Arme entsetzt auf, „was habe ich Dir gethan, um mich so tief zu demüthigen?" Die Baronin zog die Widerstrebende in ihre Arme und drückte sie heuchlerisch an ihre Brust; Regina glaubte ersticken zu müssen. „Vertraue mir, Kind!" fuhr jene dringender fort, „ich will Dein Glück. Du liebst den Baron Egbert Dürrenstein —" „Halt ein, Du tödtest mich!" stammelte das junge Mädchen, sie angstvoll mit weitgeöffueten Augen anstarrend, als sähe sie ein Gespenst. „Nein, Du sollst leben, Regina, leben und glücklich sein. Es giebt für Dich ein sicheres Mittel, dieser schrecklichen Heirath zu entgehen, indem Du scheinbar einem Andern Gehör giebst, und dadurch des Grafen AlbrechtS Eifersucht erregst. Diese Gelegenheit wird sich in der Ge sellschaft bald finden, Kind, man wird Dir huldigen, da Du schön, sehr schön bist, wovon Dein Spiegel Dich täglich überzeugt. Nur mußt Du die ernste Miene ablegen, sie macht die Jugend unleidlich und scheucht bald Jeden Bewunderer von Deiner Seite. Wir Frauen sind geschaffen, um zu gefallen, und so wirst auch Du von dieser Regel keine Ausnahme machen. Drum rathe ich Dir, Regina, meine Worte zu beherzigen, sie zeigen Dir den Weg zur Freiheit, jedenfalls aber zum Aufschub Deiner Vermählung, welche mit ungebührlicher Eile vollzogen werden soll, um Dich in unlösliche Fesseln zu schlagen. Ver stehst Du dieses Wort, Regina? Es heißt, bis zum letzten Athemzuge an einen ungeliebten Mann, was sage ich, an einen Verhaßten gekettet zu sein; seine Nähe, ja, was mehr noch, seine Zärtlichkeiten dulden zu müssen, ohne ihm sagen zu dürfen, daß Du ihn verabscheust. Kind! das ist ein grauenhaftes Leben, was aller Glanz, aller Reichthum nicht aufzuwiegen vermag." „Gott, mein Gott, steh' mir bei in dieser Noth!" stöhnte Regina, sich den Armen der Stiefmutter heftig entwindend und beide Hände vor's todtenbleiche Antlitz pressend. „Du Wirst umsonst zu Gott flehen," fuhr die Unerbittliche lang sam fort, „da Du mit einem Meineid auf den Lippen vor seinen heiligen Altar treten willst. Oder ist es kein Meineid, wenn Du dem Grafen Albrecht Treue schwörst, während das Bild eines andern Mannes in Deinem Herzen lebt? Wird Deine ganze Ehe nicht ein Meineid sein, den Gott früher oder später furchtbar strafen wird?" Regina ließ die Hände von ihrem Antlitz sinken und blickte die Stiefmutter starr an. (Fortsetzung folgt.) Vermischtes. — Das k. Ministerium des Innern hat mit Rücksicht auf neuer liche Vorkommnisse und im Anschlusse an die von der k. preußischen Regierung verfügte gleiche Maßregel auf Grund von §7 des Reichs gesetzes, betreffend die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen, vom 23. Juni 1880, die Ein- und Durchfuhr von Schweinen aus Oesterreich-Ungarn bis auf Weiteres gänzlich untersagt. Für den kleinen Grenzverkehr bleibt jedoch den Bewohnern von sächsischen Grenz orten nachgelassen, zum Schlachten bestimmte Schweine aus höhmischen Grenzorten bis zu zwei Stück nach Sachsen einzuführen. Sie haben sich diesfalls den Grenzzollämtern gegenüber als Bewohner von Ort schaften innerhalb des Grenzbezirks zu legitimiren. — Ein Oekonom in der Nähe von Chemnitz kaufte kürzlich ein Schwein, legte dasselbe auf Stroh und streute dieses Stroh später unter die Ochsen. Nach zwei Tagen waren die Thiere mit derMaul- und Klauenseuche behaftet, welche Krankheit in der angegebenen Weise von dem Schweine auf die Ochsen übertragen worden war. * Ein Unikum — die kleinste Uhr der Welt — unter dieser Bezeichnung befindet sich jetzt im Schaufenster des Hof-Uhrmachers Hartmann Unter den Linden zu Berlin eine Uhr, welche an einem goldenen Haken befestigt und als Damenschmuck zu tragen ist. Die Uhr ist kaum halb so groß, als ein 20-Psennigstück. Die Uhr, welche auch unserem Kaiser vorgelegt werden wird und sehr gut geht, ist das Werk eines jungen Genfer Uhrmachers, welcher 4 Jahre daran gear beitet hat, und repräsentirt einen Werth von 15,000 M. * Von der Intelligenz französischer Geschworener erzählt der Fi garo solgendes hübsche Geschichtchen, das sich sogar im Seine-Depar tement ereignet haben soll: Vor der Berathung über das Urtheil be lehrte der Obmann einige der Geschworenen, daß sie auf den Zettel nur Ja oder Nein zu schreiben hätten. Als man nach der Abstimmung die Zettel öffnete, fand man sechs mit dem Inhalte: „Ja oder Nein!" * Aus dem Gerichtssaal. Präsident: „Sie werden beschuldigt, eine Handvoll Kleingeld, etwa fünf Mark, aus der Kaffe eines Schank wirths entwendet zu haben." Angeklagter: „Ach, Herr Präsident, wenn man seit zwei Tagen nichts gegessen hat! . . ." Präsident: „Aber es ist doch festgesteüt worden, daß Sie bei Beziehung des Dieb stahls einen Zwanzigmarkschein in ihrer Börse hatten." Angeklagter: „Das gestehe ich ein, Herr Präsident, aber ich wollte ihn nicht anreißen!" * Aus dem Leben der Großstadt. Von Hunger und Kälte er schöpft, war Anfangs Februar ein anständig gekleideter junaer Mann auf der steinernen Freitreppe eines Hauses am Neuen Markt' in Berlin zusammengebrochen. Ein Schutzmann trat an den bleichen, vor Frost zitternden Menschen heran mit der Frage, was ihm fehle. Dem Aermsten fehlte Obdach und Nahrung. Er war ein von auswärts zugezogener junger Kaufmann, der vergeblich Stellung suchte, dessen letzter Nickel aufgezehrt war, und der nun umherirrte, eine Beute del Kälte und des grimmigsten Hungers. Rasch hatte sich um den Be' dauernswerthen eine Gruppe Neugieriger gebildet, die nach Kenntniß des Sachverhalts sofort eine Kollekte veranstalteten und als klingende» Beweis des guten Berliner Herzens dem Nothleidendcn ca. acht Mast einhändigteu. Mit lebhaftem Danke wankte der Beschenkte von banne» — eine lebendige Warnung für alle junge Leute von außerhalb, dir auf's Geradewohl nach der Großstadt kommen, in dem Wahn, hiel könne cs ihnen gar nicht fehlen! * Eine überwundene Brillenschlange. „Bitte, erzählen Sie mit doch von Ihrer großen Reise in Afrika irgend so etwas recht Gefühl' liches." — „Ja, das merkwürdigste Derartige passirte mir mit einet Brillenschlange, die mich im Schlafe vollständig umwand." — „Gott^ wie haben Sie sich da befreit?" — ,.O, ganz einfach, ich schlug ihr im Moment, da sie beißen wollte, die Brille herunter, daß sie nichts mehr sah!" * Eisenbahn-Kalauer. Eisenbahnreisender A.: „FallenIhn«" nicht die vielen Tunnels dieser Bahn auf?" B.: „O, gewiß niA Mir gerade am wenigsten, da die Bahn in meiner Heimath so viel( Tunnels hat, daß deren Direktion gar keine Tagesbillets ausgebe^ lassen kann." * Es wird immer bunter in der Welt und in der Herrenw^! ist eine große Revolution ansgebrocheu, zunächst in London und Paris( An der Spitze vieler Revolution steht der Prinz von Wales. Modeherren rragen farbige (rothe) Fracke mit silbernen Knöpfen, da^ weiße Weste und Kniehosen, weiße Seidenstrümpfe und schwarze AtlaS' schuhe mit silbernen Schnallen. Der ernstere Mann trägt einen blauc»! Frack mit goldenen Knöpfen und weiße lange Kaschmirbcinkleidel Aeltere Herren erscheinen in braunen Beinkleidern, braunem Frack u»" weißer Weste. Die Beinkleider sind großgcmustert wie in Urgroßväter' Zeiten und in den lebhaftesten Farben. Ganze Anzüge von demselben Stoff, wie noch vor wenigen Jahren, sind ganz außer Mode; No^' Hose und Weste müssen verschiedene Farben haben. Umlegekrag^j, dürfen nur Männer über 50 Jahre oder absolut halslost Män»r' tragen. Die Kravatten müssen roth und breit sein mit Blumen Arabesken, das saubere weiße Hemd darf man nicht mehr sehen. bedingt nothwendig für moderne Herren sind breite Armbänder, ha»^ breite goldene Uhrketten, Ringe an jedem Finger und mächtige Sieges ringe am Daumen, kurz alles, was Leuten von Geschmack, vor Kurzes noch streng verpönt war. Wie das alles aussieht, werden wir a»! den Maskenbällen und bald auch auf der Promenade an bevorzugt Herren beobachten können. finden schnelle Hülfe in Fällen wie bei Reißen Hexenschuß — Rheumatismus — Gicht — Hüfta"' KM— Rücken- und Gliederschmerz — Lähmung — Kopl und Zahnschmerz — Frost- und Brandwunden, ^^n man den außerordentlich heilkräftigen, bewährte" Lampert's Balsam sogleich nach beigefügter Vorschrift anwendet. Flaschen zu 1 und 2 Mark; Haupt-Depot halten die A^ th-ken in Wilsdruff, Tharandt, Siebenlehnu. Noff^ WviÄ. 8»lLvi , Möbelfabrik, Meißen. 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