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Tharandt, Nossen, Aikbenlkhn nnd die Umgegenden. Amtsblatt für die Köuigl. Aintshauptmannschaft zu Meißen, das Köninl. Amtsgericht und den Ttadtrath zu Wilsdruff. 45. 4 Erscheint »ichknilich zweimal, Dienstags und Freitags. — Abonnementpreis vierteljährlich 1 Mark. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Inserate werden Aont«<S und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. Rr. 17. Freitag, den 27. Februar 1W5. Bekanntmachung, Vertilgung der Feldmäuse betr. Da zu befürchten steht, daß auch in diesem Jahre die Feldmäuse wieder Schaden verursachen werden, wenn nicht im Frühjahre zu deren Vertilgung energische Maßregeln ergriffen werden, so wird den betr. Grundstücksbesitzern die unterm 14. November vor. Js. in den Amtsblättern deS hiesigen Bezirks erlassene Bekanntmachung mit dem Bemerken hierdurch in Erinnerung gebracht, daß wider die in Anwen dung von Bertilgungsmitteln Säumigen mit Geldstrafen bis zu 30 M. —. wird vorgegangen werden. Die Herren Gemeindevorstänbe haben die Ausführung dieser Anordnung zu überwachen und säumige Grundstücksbesitzer zur Be strafung anher anzuzeigen. Meißen, am 21. Februar 1885, Königliche Amtshauptmannschast. v. Bosse. Bekanntmach Das Fahren mit Kinderwagen auf den Trottoirs ist bei Vermeidung von Drei Mark Strafe verboten. Wilsdruff, am 25. Februar 1885. Der Bürgermeister. -Ficker. Bekanntmachung. Der diesjährige hiessge FrühjahrSmorkt wird Donnerstag, den 12. und Freitag, den 13. März abgehalten. Wilsdruff, am 23. Februar 1885. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. AageSgefchicht«. Der Reichstag ist urplötzlich bis zum 2. März vertagt worden. Windthorst hat dies Kunststück fertig gebracht. Er will sich im preu ßischen Landtag ungestört dem Kulturkampf widmen; er stellte daher den Antrag auf Vertagung des Reichstages und setzte ihn gegen den Widerspruch Bismarcks und der Minderheit durch. Sein Gesicht strahlte vor Vergnügen über diesen Beweis seiner Macht. Die wichtigsten Berathungen und Abstimmungen z. B. über die Zölle müssen warten, bis er im Landlag seine Kulturkampf-Reden gehalten hat. Die Leser und Schreiber der Zeitungen können mit der Pause zufrieden sein, sie konnten dem Geschwmdinarsch kaum mehr folgen und riefen: Luft, Luft! E. Richter hat bis jetzt 122mal gesprochen; Rickert und Windthorst kommen ihm nahe. Der Herzog von Cumberland soll sich, dem „B. B.-C." zu folge, nunmehr bereit erklärt haben, auf den Thron von Hannover feierlich zu verzichten, wenn ihm die Erbfolge in Braunschweig gesichert wird. Der Großherzog von Baden soll neuerdings für eine Verstän digung eingetreten sein. Eugen Richter liebt es, mitunter ein kräftiges Wort in die Debatte zu werfen, und so hat er sich am Donnerstag im Reichstage zu dem „schönen" Ausdruck Quark von Kolonialpolitik verstiegen. Hierzu bemerken die „Hamburger Nachr.": „Wir sind überzeugt, daß der fortschrittliche Führer mit dem obigen Worte seiner Partei mehr Schaden zugefügt hat, als er sich vielleicht selbst vorstellt. Es liegt darin eine unendliche Beleidigung des deutschen Volkes, welches doch wahrhaftig mit seinem ganzen Gefühlt die Kolonialpolitik herbeigeführt und laut zugestimmt hat, als die energische Hand des Reichskanzlers jene kolossalen Länderstrecken nahm, die fernerhin deutsche Namen tragen, die fernerhin der deutschen Produktion und dem deutschen Handel er tragsreiche Absatzgebiete sein sollen. Weil dieser Gedanke so populär und so zeitgemäß ist, weil er so unvergleichlich ausgeführt worden ist, deshalb konzentrirt sich der ganze Haß des deutschen „Freisinns" gegen ihn, deshalb scheut sich sogar Engen Richter nicht, die Gelegenheit bei den Haaren herbeizuziehen, um seinen oppositionellen Jargon daran zu üben. Aber dergleichen unmäßige Attacken pflegen gewöhnlich in da» Gegentheil umzuschlagen, und die Verächtlichmachung eines Lieb- lingtwunscheS des Volkes wird ein Motiv mehr werden, um die noch vorhandenen Sympathien für die „freisinnige" Partei mehr und mehr zu verringern." Aus Bremen wird dem „B. T." geschrieben- Die Rückwande rung von Amerika war »och in keinem Jahre so bedeutend, als gegenwärtig, jeder Lloyddampfer bringt im Zwischendeck durchschnittlich b—600 Passagiere mit herüber. Der billige Paffagepreis von 10 Dol lars für einen Platz im Zwischendeck veranlaßt Viele, die günstige Gelegenheit zu einem Besuch der alten deutschen Heimath zu benutzen. Der Konkurrenzkampf zwischen den Dampfergesellschaften scheint seinen Höhepunkt erreicht zu haben, eine Einigung würde im gegenseitigen Interesse sein. Danzig, 23. Februar. Heute Nacht brach hier in einem von 13 Familien bewohnten Hause Feuer aus, das sofort das ganze Trep penhaus ergriff und den Bewohnern die Flucht abschnitt. Die Feuer wehr rettete mit großer Gefahr 6 Personen, viele andere waren vorher aus den Fenstern gesprungen. 2 Erwachsene und I Kind sind ver brannt. 1 Artilleriesergeant und 1 siebenzigjährige Wittwe sind infolge Sprunges vom Fenster herab lebensgefährlich, 2 junge Damen schwer verletzt. Die Leichen wurden Mittags gefunden. Das anfangs ver- mißte Kind ist gerettet. Vor dem Schwurgerichte zu Köln a. Rh. stand am Montag der Kaufmann Karl Rogge, angeklagt, den Hauptmann Hirsch gefordert und im Duell tödtlich verwundet zu haben. Es wurde nachgewiefen, daß der Getödtete sich in kompromittirender Weise um die Gunst der Ehefrau des Rogge beworben hatte und daß alle Versuche, ihn daran zu hindern, vergeblich gewesen waren. Der Schwurgerichtshof sprach hiernach den Angeklagten frei. Sozialisten und Anarchisten leben in New-Dor! wie Hund und Katze. Am Sonntag voriger Woche versuchten Anarchisten ein großes Schnittwaarengeschäft in die Luft zu sprengen und am Dienstag bläuten sich Sozialisten und Anarchisten in einer großen Versammlung furcht bar durch. Most, der sich hinter einem Vorhang versteckt hatte, bekam dabei sein gerütteltes und geschütteltes Maß zugemessen. „Du Lump bist an allem schuld!" riefen sie. Man gesteht es sich noch nicht gern ein in England, aber es ist eine Thatsache, daß mit dem Falle von Khartum der ganze Feldzugs plan Wolseley's gescheitert ist, und daß die vorgeschobene Bri gade Buller's sich auf einem nicht mehr freiwilligen Rückzüge befindet. Sie wird bereits vom Feinde bedrängt, der, wie es scheint, auch etwas gelernt hat. Er versucht nicht mehr durch wüthendes DraufloSstürmen die Engländer über den Haufen zu rennen, sondern beschränkt sich da rauf, sie unablässig zu beunruhigen, und verschwindet, sobald die Eng länder aus ihrem Lager bei Abu Klea ausrücken, um ihn anzugreifen. Der Feind schießt zwar aus weiter Entfernung, aber nicht schlecht, und innerhalb achtzehn Stunden waren 16 Engländer verwundet, unter ihnen mehrere Offiziere. General Buller wartet auf Kameele zum Transport, die ihm General Wood von Gakdul schickt, um den Rück zug dorthin anzutreten. Am 17. Februar war er noch in Abu Klea. Inzwischen arbeitet sich die andere, jetzt von Oberst Brackenbury be fehligte Kolonne unter großen Schwierigkeiten den Nil aufwärts. Sie hat Salamat erreicht, das von den Einwohnern verlassen war. Den Schukukpaß hatten die arabischen Stämme offenbar die Absicht gehabt, zu vertheidigen. Die Niederlage bei der Insel Dulka scheint jedoch ihre Widerstandskraft gebrochen zu haben. Jenseits des Dulkapasses wird das Land freier; dafür hatte man auf dem Nil eine Stromschnelle, die ganz und gar unbekannt war, zu überwinden. Vaterländisches. Wilsdruff. Wie wir hören, findet nächste Mittwoch das 3. und letzte Winter-Abonnement-Concert und zwar wiederum mit ganz neuem, sorgfältig zusammengestelltem Programm statt. Wenn wir bei dieser Gelegenheit kurz des zweiten Abonnement-Concerts gedenken, so geschieht es nur, um unseres Hern Musikdirectors Spüring und