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Der Russe saqt: Ick bekenne mick zur recht- gläubigen griechischen Kirche; der Katholik: Ick gc- höre jur rechtgläubigen, allein seligmachenden katho lischen Kirche; der strenge Lutheraner meint, nur er habe den wahren Glauben, der Ealvimst rc. des gleichen. Nur der Rationalist, der m Allem der Vernunft huldigt, besckeidet sich gern, daß sein Wissen Stückwerk ist, daß es unmöglich ist, daß alle Men schen in Reliqionssachen einerlei Glauben haben kön nen, da sie ja selbst in den gewöhnlichsten Dingen des gemeinen Lebens in ihren Meinungen und An sichten nickt immer mit einander übercinstimmen und noch nie hat man von reinen Rationalisten die Aeußerunq gekört: Ich habe den einzig wahren rationalistischen Glauben! Bei diesen verschiedenen Ansichten vom Glauben, wo man seine Glaubensansicht mit Eifer verthcidigt und Andersdenkende für Irrgläubige hält, ja sie wohl gar anfeindet, ist die Frage ganz natürlich.: Wer von diesen verschiedenen Parteien hat denn Recht? Wel cher Kirchenglaube ist denn drr einzig wahre? Keiner! mochte die Antwort sein. Wahrheit ist und bleibt Wahrheit; sie kann nur Eins sein, aber nicht auf vielfache, abweichende, ja gar sich wider sprechende Weise modificirc werden, dann hört sie mehr oder weniger auf, Wahrheit zu sein. Also, objectiv betrachtet, kann man von keinem einzigen der verschiedenen Kirchenglauben behaupten, er sei der einzig wahre. Jeder derselben enthält un streitig Wahres, aber mit Falschem vermischt, und welcher sich der absoluten Wahrheit am meisten nähert, werden wir erst dort gewahr werden, wo aller menschliche Jrrthum vor unsern Augen schwinden wird. Darum bis dahin Duldung und Bruderliebe! Hal denn aber Niemand schon hier auf Erden den wahren Glauben? Allerdings! Jeder Christ Hal ihn, der Nickt blindlings dem herrschenden Glauben seiner Kirchenpartei folgt, sondern durch sorgfältiges Lesen und Betrachten der heil. Schrift, durch ernstes Nach denken, Prüfen und Anwendcn die Wahrheiten der Religion zu erforschen sich bestrebt, und sie durch eigene Ueberzeuqung zu seinem Eigentkum gemacht hat, der hat für sich subjecliv den wahren Glauben. Dieser dient ihm zur Richtschnur seines Lebens und Wandels, dieser leitet ihn zur Ausübung der Pflicht und Tugend und so sieht er bei treuer Befolgung der Gebote Jesu und seines Beispiels dem Tode und H Ewigkeit mit Ruhe entgegen, unbekümmert, daß Mhnancke dogmatische Geheimnisse nicht Hal begrei fen und zu seinem Glauben machen können und hofft auf einen gnädigen Gott, der das Maaß seiner Geisteskräfte und seinen redlichen Willen kennt. Aus Californien! Die erste Gesellschaft Goldsucher, welcher wir begegneten, batten eben einen kleinen Nebenfluß des Mokalume abgedämmt. Es waren ihrer zehn, ver sehen mit Schaufeln und höl^rnen Schüsseln, behufs des Goldwaschens. Während des Morgens halte man Z Pfund Gold gewonnen. Wir blieben bei ihnen bis zum Abend, zu welcher Zeit sie noch 3 Pfund sammelten; diese 6 Pfund wurden gctheilt, machte per Kopf -7 Unzen, ungefähr l63 !hlr. Pr. Et. Das erbeutete Gold war von der größten Reinheit. Als ich die Goldwäsckcr in der größten Sonnenhitze arbeiten sah. bis am Kme im Wasser stehend und den Rücken gebückt, muß ich gestehen, daß ich eben keine Lust verspürte, ihnen nachzuak- men, als ich aber am Ende d.s Tags das Resultat ihrer Mühe sah, begann es mir in den Fingern zu kitzeln und ick bekam nicht wenig Lust, mich den Goldwasckern anzuschließen. — Ein wenig weiter hinauf hatten einige 36 Goldsucher ebenfalls einen Theil des Flusses abgedämmt. Sie halten, um dies zu bewerkstelligen, langer als einen Monat ge braucht, allein ihre Mühe wurde reichlich belohnt, denn den Vormittag allein hatten sie 10 Pfund ge diegenes Gold gefunden. — Das kostbare Metall befindet sich bisweilen in einer Tiefe, die zu erreichen, dw Ungeduld der Mineurs nickt zuläßt. So kommt es ost, daß ein anderer den Nutzen aus einer von einem andern verlassenen Arbeit zieht. Ich habe einen Menschen gesehen, der vor drei Wochen hier ankam, der, der arbeitsamsten eben keiner, sich unter den Schallen eines prächtigen Kastanienbaumcs postirle und dort, weil er da gegen die Sonne ge schützt war, ein Loch grub, hoffend, auf diese Weise Reichthümer zu erringen. Zwei Tage arbeitete er, ohne ein Körnchen Gold zu finden, am Ende des zweiten Tages verließ er seine Grube. Ein kleiner Deutscher war sein Nachfolger und seine Arbeit war lohnender, denn den ersten Tag schon fand er 800 Dollars, unter andern ein Sluck, welches nicht mehr als l l Pfund wog. — Ueberall wo cs Gold gicbt, sind auch Spieler. Hier sind wenigstens 12 Banken, tue während der Rachl die Amerikaner und Mexikaner frequcnliren. Ich schreibe ihnen dieses auf der Ecke einer solchen Tafel und unter einem auS Zweigen gebildetem Zelle- Die Eonoriens (Mexikaner) lassen den größlen Theil ihres Gold- ertragS auf dem grünen Tische und man rechnet, daß sie diesen Sommer über 10,000,060 Dollars erbeutet haben. Man Katte sie zwar Anfangs ver jagt, allein sie sind jn neuerer Zeit wieder erschienen und Niemand Hal sie belästigt. — Ich habe diese Nacht ausgezeichnet sckön auf dem Tiscke geschlafen, auf dem wir gegessen hallen und diesen Morgen mich zu den Goldsuchern des FlusseS begeben. Ich besuchte zuerst jene zehn Mann, deren ich bereits oben gedachte und die ich in voller Thätigkeit fand. — Der vr. Giletle, dem ick sehr dankbar für all die Aufmerksamkeiten bin, mit denen er mick über häuft, Hal mir die Geschickte der Entdeckungen er zählt, wclcke so viele Menschen an den Mokalume lockten. Dor ungefähr sechs Wochen machte er in Gesellschaft des vr. Martin eine Entdeckungsreise in diesen Landstrich, der jeilher ganz verlassen war; sic begcgnelcn auck nur einigen Indianern von dem Stamme Jose Jesus. Eines Tages, zu Mittag, wahrend sie im Schatten eines Baumes ruhten, stieß der vr. Gillette seinen Stock in den Fußboden-