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und durch völlige Teufel ersetzt wurden. Einer dieser Sorte, ein durch königliche Gnade freigclassc- ner Vatermörder, erhielt den Posten in dem oben erwähnten Kerker und schon zwei Tage nach seinem Eintritte erfolgte ein Aufstand der Gefange nen gegen ihn. Sogleich eilte der Poiizeidircklor Picchincda mit einem Bataillon „flüchtiger Helden von Dcllctri" herbei und amüsirte sich, wiederholt auf die Unglücklichen anschlagen zu lassen. Seitdem dulden sie die härteste Behandlung, und da ihnen jede Verbindung nach außen abgcschnittcn ist, so wissen ihre Familien nickt, was ihnen trauriges nock bevorsteht. Ein zweites Scheusal dieser Art ist Morbillo, das nützlichste Instrument in der Hand del Carrctto's. 1848 vor dem gerechten Zorne des Volkes entflohen, ist er jetzt wieder von der Reaction als Polizcicommissar angestellt. Unter ihm steht das Hospital Sta. Maria la Fede, für syphilitische Dirnen. Ihre Behandlung übersteigt alle Begriffe, Geißelung im Zustande völliger Nacktheit ist das gewöhnliche. Jüngst in der, Eharwoche, wurden zehn dieser Armen aus ihren Löchern geholt, um das Osterfest zu feiern. Beim Anblicke des Hellen Tageslichtes und die freie Luft in vollen Zügen athmend, jauchzten sie laut auf: wie ist doch die Freiheit so schön! Die Sbirrcn hören das, wollen darunter ein aufrührerisches Geschrei erblicken und in ihrer heiligen Loyalitätswuth stürzen sie sich mit ihren Säbeln auf die Mädchen. Geschlagen, ver- wundet flüchten diese nach allen Seiten und verbrei ten durch ihr Hilfegeschrci Entsetzen im ganzen Epitale. Alle fliehen, verfolgt von den Ebirren, in die Kapelle. Aber schon ist die Nachricht von der Jnsurrcction der Mädchen an Morbillo gelangt. Mit flatternder Fahne, Trommclschlag, an der Spitzt von 50 Soldaten und Karabiniers eilt er herbei. Bei seinem Erscheinen werfen sich die Frauen auf den Boden und flehen um Schutz und Gerechtigkeit; ihre Wunden sprechen für sie, Morbillo hört die Aussagen beider Parteien, einen Augenblick scheint es, als ob er die elenden Meuchelmörder bestrafen werde, aber plötzlich kommandirt er Feuer. Seine Henker schießen — aber auf die Frauen. Nur sieben — sagt der Rapport — sind nicht wie der aufgestanden! — (Dresd. Zeit.) Der bekannte Schriftsteller Eugen Sue ist von den Socialisten zum Candidaten für die Nativ- nalversammlung erklärt worden, da dieselben zweifel ten, ob der zuerst vorgeschlagene Dupont de l'Eure, Mitglied der provisorischen Regierung in den Februartagen, die Stimmenmehrheit erhalten würde. — Lola Montez ist auf ihren Streif- und Qucrzügcn auch wieder einmal nach der Welt stadt Paris gekommen und von dem Präsidenten in einer besonderen Sitzung empfangen worden, welche beinahe 2 Stunden lang gedauert; er wird wol Unterricht im baierischcn Cancan nehmen. — Mit jedem Tage wird die Lage Griechen lands trostloser. Trotz der Aufhebung der Blocade wagt cs kein Rheder, bevor nickt die englisch-grie chische Frage völlig ausgeglichen ist, einem griechi- 133 scheu Schiffe eine Ladung anzuvertrauen. Die Folgen dieses zwangsweisen Stockens der griechischen Schiff fahrt sind unermeßlich, da die halbe Bevölkerung des Landes von diesem Erwerbszweige lebt und nun brodlos ist. Die Verluste werden auf 30 Millionen Drachmen berechnet. — Kossuth lebt jetzt mit ungefähr fünfzig seiner Genossen in Broussa am Fuße des Olymps, wo ein wahrer Nektar, der köstliche Olympwcin, wächst. Man sieht den Agitator zuweilen ausreiten oder fahren, immer aber bewacht von einer Polizei, die größere Fortschritte in europäischer Ausbildung, als irgend ein anderes Institut in der Türkei, gemacht hat. Ein Beweis dieser Ausbildung mag sein, daß, als neulich ein seit längerer Zeit in Broussa ansäs siger ungarischer Doctor der Medicin der Frau Kossuth's, die unpäßlich war, als Engländer ver kleidet einen Besuch machen wollte, die Polizei schon wußte, daß er am Tage zuvor mit einem der Flüchtlinge gesprochen habe, und daß er selbst ein Ungar sei. Er wurde abgewiesen und seitdem Nie mandem mehr der Zutritt zu den Emigranten ge stattet. Ueberhaupc ist Earim-Pascha, der Macht haber in Broussa, gegen die Flüchtlinge Nichts weniger als freundlich gesinnt, und läßt sie diese Gesinnung bei jeder Gelegenheit durch kleine Quäle reien fühlen. — In Madrid ist bereits eine Gesandtschaft aus dem Fürstembume Asturien cingetroffen, um den Kronprinzen, der in 3 Monaten geboren werden soll, den üblichen Eid zu leisten und ihn als Prinzen von Asturien zu begrüßen. Kommt eine Prinzessin zur Welt, so Hal sich die Gesandtschaft wieder still- schweigend zu entfernen. — Abermals wird eine ganze Reihe großer Feuers brünste aus Nordamerika gemeldet, — ein Beweis, daß es mit der Feuerpolizei in der Union ziemlich schlecht stehen muß. Bei Montgomery, in Alabama, verbrannte das Dampfboot „Sc. John," wobei gegen 50 Personen durch Feuer oder Wasser umkamen, und für 350,000 Dollars californischer Soldstaub mit verbrannte. In Louisiana grasstrt die Cholera sehr bösartig. In Texas wüthen die Indianer; nicht weniger als 204 Weise sollen im Jahre 1849 von diesen Wilden erschlagen worden sein. Hingegen sind in Aucatan (Mexiko) die In dianer vom Statthalter endlich besiegt worden, welcher 400 derselben theils tödtctc, lhcilS gefangen nahm. — In Paris ist am 14. April eine junge Frau von 19 Jahren mit 5 Kindern nicdergekommen; die Mutter, sowie die Kinder befinden sich wohl. In London Hal ein Herr Rapier eine Mi schung erfunden, die er weißes Pulver nennt, und die an Kraft das Schießpulver zehnmal übertreffen soll. Sie besteht aus einem Theile gelbem blau saurem Kali, einem Theile Zucker lind zwei Theilen Chlorkalk. — In London lebt ein Mann, der ein Glas auge hat, Brillen und eine Perrückc trägt, ferner nur einen Arm besitzt, dagegen zwei hölzerne Beine, eine künstliche Nase, die an die Stirnhaut befestigt