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132 und Weise ihrer Herrschaft in folgenden herrlichen Worten an: „Mit sanft überredender Bitte Führen die Frauen das Scepter der Sitte." Wer wollte ihm nicht bcistimmen? O, wäre diese Sitte nickt verwischt worden, wie sckön wäre das Leben! Ja dann hatten wir nicht so viel Un heil zu beklagen, das manckem Menschenfreunde so schwer auf dem fühlenden Herzen liegt. Wie wich- tig ist nickt das Weib in der Gesellsckaft! Je mehr unsere Frauen zur Magd heruntersinkcn, je weniger sie die zweite Seite des Lebens bilden: desto mehr Verwirrung, Trug und Täuschung. Euch, ihr Männer, sagt Schiller: „Ehret die Frauen, sie fleckten und weben Himmlische Rosen ins irdische Leben!" — Eine schwere Verantwortung lastet übrigens auf den Müttern der Vergangenheit und Gegenwart. Warum? wird man fragen. Der schlechten Erzie hung wegen. Die weise Vorsehung Hal die ersten Keime des Heranwachsenden Menschen den stillen und engen Kreisen der Mutter anvertraut. Haben unsere Müller diesen zarten Keim einer edlen Men- pflanze treu gepflegt? Man stellt dies von ver schiedenen Seiten in Abrede. Wir machen darüber den Frauen keine Vorwürfe. Das Heil der Zukunft beruht nur in einer Reform des weiblichen Geschlechts. Die Frauen bilden die Kanäle, aus welchem das wahre Leben fließt. Wenn die Natur den unbchilflichen Liebling noch in ihrem Schooße tragt, beginnen die Muttcrsorgen. Die Familie ist die Pflanzstätte aller guten Menschen. Wenn unsere Töchter besser gebildet werden, so er- halten wir bessere Mütter, und haben wir bessere Mütter, so erziehen diese auch gute, fromme Söhne, die Gott und das Vaterland lieben. Diese Fol gerungen sind richtig. Unschuld, Tugend, Sitte und — Freiheit haben ihren tiefsten und letzten Grund in einem scclenvollen Frauenlcben. Die Frauen sind die Hüterinnen des heiligen Feuers der Reinheit der Sitten. Das erkannte man schon im Alter- thume. Die Vestalinnen sind uns ein Vorbild — sie waren das lebendige Symbol der Frauen- würde, welche im Christenthume zur Wahrheit ge worden ist. Nichts steht den Frauen besser an, als Tugend und Sittlichkeit. Das ganze Gefühls leben dcr Frau findet sich in seiner Reinheit und Lauterkeit nur in der Religion. Die weibliche Tugend bezwingt selbst die grausamste Härle des Mannes. Die Frau ist nicht nur eine Erzieherin der Kinder, sie ist in gewissen Fällen auch eine Bildnerin des Mannes, des Vaters. Ein Beispiel wird es zeigen. Das Her; des Mannes ist durch die fortgesetzte Berührung mit der Welt, ihrem Un glauben, ihrer Unsittlichkcit und Verdorbenheit an gefressen; er hat sich dem Wellsinn in die offenen Arme geworfen und von der Tugend Abschied ge nommen. Wohl ihm, wenn ihm eine fromme Frau, eine wohlgczogenc Tochter zur Seite steht. Die Welt wird sich einst vom Manne trennen, der sich nicht von der Welt trennen wollte und konnte. Wie, wenn jahrelange Leiden dieser gewaltsamen Trennung vorangchen? Wenn ihm dann eine Gat tin zur Seite sieht, die den Stempel eines Höhern Lebens an der Stirn tragt, die mit unermüdlicher Kraft ihm das erhabene Beispiel reiner Sittlichkeit vor Augen stellt: dann wird auch der Mann zur Tugend zurückkehren, die er im Leben verloren hatte. Das ist das Werk der Frau, der Tochter! — Der Einfluß der Frauen auf die socialen Zu stande ist unermeßlich groß, er bezieht sich nicht blos auf die beschränkten Kreise des Privatlebens — er reicht auch über diese hinaus. Wollen aber unsere Frauen diesen ihren Einfluß behaupten, so müssen sie besser erzogen werden. Das Heil liegt allererst in der Erziehung der Erzieher und der Erzieherinnen. Vermischtes. In Neapel wird die Revolution nur durch die Schweizer truppen und wenige Bataillone des italienischen Heeres noch zurückgehalten, so fürchter» lich ist die Wuth über den Terrorismus, den die Partei des Königs und dieser selbst ausübt. Die Schweizer haben die Forts besetzt, welche die ganze Stadt beherrschen, und sind theils reine Söldlinge ihcils pfäffisch-fanatisirte Menschen aus den Son« Verbunds - Cantonen. Das Proletariat wird zur Halste aus den Kassen des Königs erhalten und halt dadurch die andere Hälfte in Schach, wenn diese ja Miene machen sollte, sich zu erheben. Das Lager an der römischen Grenze ist mehr aus mili- tairisch-disciplinellen Gründen gebildet worden, als um in den Kirchenstaat einzurückcn. Unter den Offizieren der Armee sind so viele unzuverlässig, daß mitunter in einem Monate die Hälfte derselben zu anderen Corps versetzt wird, bei denen sie wiede rum nur wenige Wochen bleiben, weil die Regierung fürchtet, sie könnten mit den Soldaten komplottiren. Die Spionerie ist fürchterlich, und um so mehr fallen ihr als Opfer, als der Neapolitaner seine Zunge schwer im Zaume zu halten vermag. Doch fehlt es auch nicht an Beispielen, daß der Spio- necke Schuldige auf der Straße gctödtet gefunden werden. — Neapel, 1. April. Trotz des Ekels fahre ich fort, zum Frommen Europas die Thaten unse rer väterlichen Regierung zu registriren. In einem hiesigen Gefängnisse, wo Tausende von politischen Gefangenen zusammengepfercht liegen, fühlte ein Schließer menschliches Mitleid; er erfrechte sich, den Kranken frisches Wasser und frisches Stroh statt des vermoderten für ihr Lager zu geben. Ein Hof- schranzc erfuhr dies und denuncirte pflichtgemäß den Schließer, der als „heimlicher Liberaler" sofort in das Gefängniß der Vicaris wanderte. Ein mensch licher Kerkermeister! das erweckte in der Brust eines Unmenschen den Verdacht von Verschwörungen, und es erfolgte eine Reinigung im Corps dieser getreuen und nothwcndigen Diener Er. katholischen Majestät, in Folge deren mehre abgesetzt, andere cingesperrt