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Wochenblatt für Wils-rnf, Lharan-, Rossen, MeSenlehn und -ie Umgegenden. Zehnter Jahrgang. Freitag, den ZI. Mai 1850. 22» Verantwortlicher Medacteur und Verleger: Albert Reinhold. tiefer Zeitschrift erscheint alle Freitoee eine Nummer. Ler Peet« für »en Viertelladraang bcträql IO N«r. SämmlU-br NeN- «meer tet Znlandes nebmen Bestellungen darauf an. Dekanntmachungen, welche im nächsten Sluck erscheinen seilen, werden tu Wilkdrut bi« Abenb« 7 Uhr, in Tdarand bis Montag Nachmittags 5 Uhr, und in Rossen bl« Mittwoch vormittag« II Udr angenommen, "nnen bi« Mittwoch Mittag eingehende Zusendungen auf Verlangen durch die Pcß an den Drucken d-serd-rl werden, so tat ne in der nächsten Nummer erscheinen. Wir erbitten un« dieselben unter den Adressen: „An die Redaktion de« Wochenblattes in WNsbrut", „an Agentur deS Wochenblattes in Tharaud" und „an die Wochenblatt« - Expedition in Nossen". In Meißen werden Aufträge «d Bestellungen in der Buchhandlung von C. E. Kiinkicht und Sohn besorgt. Etwaige Beiträge, welche der Tendenz de« Blatte« )lsi>rechen, sollen stet« mit großem Danke angenommen werden. » , Die Redaktion. Die Wiederherstellung des Bundestages. Es ist in Frankfurt a. M. nun wirklich der Anfang zur Wiederherstellung des alten Bundestags gemacht. Auf Oesterreichs Einladung haben sich zu diesem Zweck Gesandte von Oesterreich, Baiern, Wür- tembcrg, Sachsen, Hannover, Luxemburg, Hessen- Homburg rc. im Dundespalast zu Frankfurt ver sammelt, und auch den dänischen Gesandten für Schleswig-Holstein hat man zugelassen. Oer Hin- zntritt von hessischen, nassauischen und frankfurter Bevollmächtigten wird erwartet. Preußen hat zwar auf das österreichische Einladungsschreiben unter dem 3. Mai eine abweisende Note erlassen, worin es dagegen protcstirt: I) daß Oesterreich auf Grund der Artikel 5 und 6 der Bundesacte dem nach Frankfurt berufenen Eongreß den Charakter der frü heren Bundesversammlung beilege. 2) dagegen, daß Oesterreich die ehemaligen Präsidialbefugnissc in An spruch nehme, da die Bundesversammlung durch rechtsgültige Beschlüsse im Jahre I848 aufgelöst worden sei- Preußen könne die Aufforderung zum Congrcß nur als eine Einladung, an die einzelnen Regierungen ergangen, erachten, zu der Oesterreich gleich jeder andern deutschen Regierung vollkommen befugt sei; es könne aber demgemäß auch keine nach- lheiligen Folgen für diejenigen Regierungen daran knüpfen, welche sich nicht an diesen Bcrathungen becheiligcn. Aber auch Preußen scheint, Nachrichten aus Berlin zufolge, nicht abgeneigt, den Congrcß Frankfurt zu beschicken, und zwar in Uebcrcin- stimmung mit den Fürsten, die der deutschen Union anhangen. Was dieser Bundestag sich zunächst zu lhun machen möchte, das deutet eine englische Zeitung, die Times, mit folgenden scharfen Worten an: „Obschon in Deutschland die äußere Ruhe wieder hergestellt und eine constitutionellc Regierung in Preußen mit einiger Aussicht auf Erfolg einge richtet ist, so sind die Deutschen doch verletzt und entmuthigt durch den gänzlichen Fehlschlag der Hoff nungen, die man ihnen eine Zeit lang zu nähren leider (?) kein Bedenken trug. Sie haben den Glauben an ihre alten Negierungen verloren und noch kein Vertrauen auf die neuen gewonnen, und cs ist durchaus nokhwcntig, daß der Bundestag, um das Volk zufrieden zn stellen, Mittel finde, durch welche eine kräftigere Verlheidigung der nationalen Interessen erzielt würde. Nach den Wahrnehmun gen unherlsfähiger Beobachter gährt aber allem Anschein nach unter der Oberfläche der deutschen Gesellschaft eine Anarchie der Meinungen, die in kaum geringerem Grade beklagenswcrth ist, als die jenige, welche m Frankreich herrscht, und obschon die nnlitairische Macht der großen Staaten sich auf einem ganz andern Fuß befindet, als im Marz 1848, so fehlt cs unglücklicherweise noch gerade ebenso an leitenden Grundsätzen, um den gerechten Forderungen der Nation zu entsprechen. Wir sind überzeugt, daß die Revolution gegenwärtig erst ihr erstes Stadium erreicht hat und daß sie von Neuem mit gesteigerter Heftigkeit ausbrechcn wird, wenn ihr nicht durch gemeinsame Thätigkeit aller Regierungen und eine von ihnen gemeinsam angenommene Politik vorgcbeugt wird." Diese Bemerkungen, sagt hierauf die Deutsche Z., kann man als richtig und beachtenswert!) gelten lassen, aber der alte Bundestag, wenn die Times diesen will, der von der Nation verachtete und ver worfene Bundestag mit dem überwiegenden Einfluß eincr Monarchie, die sich gerade jetzt wieder papistischcr als je zeigt, die, weil ihre größere Masse außerhalb Deutschlands fällt, nur das Interesse haben kann,