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ner Hausbesitzerverein mit über 1500 Mitgliedern und im Dresdner Handwerkerverein mit 854 Mitgliedern einmüthige Bewilligung. — Ein eigenthümlicher und durch unbegreiflichen Leichtsinn ver schuldeter Unglückssall ereignete sich in nächster Nähe der Stadt Meißen. Eine von Miltitz stammende Frau wollte ihrem in Siebeneichen be diensteten Manne Wäsche bringen und benutzte von Neudörschen ab den sogenannten „Drescherweg". An diesem sollte gerade ein Baum gefällt werden und man war eben daran, das letzte Stück des Stam mes durchzusägen. Die Frau fragte Vie Arbeiter, ob sie noch vorbei kommen könne. Dies wird nicht nur bejaht, sondern noch einer der Arbeiter beordert die Frau vorbei zu führen. Während des Vorüber gehens wurde flott weiter gesägt; der Baum stürzte, schlug die Frau todt und zerbrach dem Arbeiter einige Rippen. — Eine strenge aber wohlverdiente Strafe erhielt am Montag ein Cigarrenarbeiter wegen Baumfrevels vom k. Landgericht zu Leip zig zuerkannt. Der Angeklagte hatte, nachdem er bereits 3mal wegen derartiger Vergehen bestraft worden war, auf der Straße zwischen Zeitz und Pegau 7 Stück junge Obstbäume umgebrochen, wofür er zu 2 Jahren Gefängniß verurtheilt wurde. — Ein Kongreß der deutfchen Kegler wird von Dresden aus einbcrufen. Um den verschiedenen Kegeiklubs in ganz Deutschland Gelegenheit zu geben, sich einmal im Jahre näher kennen zu lernen, soll zunächst eine berathende Zusammenkunft und zwar im Juni 1885, zu einer Zeit, in welcher wohl bei den meisten Klubs betreffs des abgelaufenen Wintersemesters abgerechnet worden ist, in Dresden statt finden. Die Dauer der Zusammenkunft foll drei Tage umfassen und zwar Sonnabend den 6. Juni in einer Begrüßung der erschienenen Klubs und Commers, Sonntag den 7. Juni Vormittags in Berathung eines Kegelverbandstatuts und Bestimmung des ersten allgemeinen Deutschen Kegelverbandssestes, Nachmittags in einem großen Concert, gemeinschaftlicher Tafel und Ball, sowie Montag den 8. Juni in einer Dampfschifffahrt mittelst Extra-Dampfschiffe und unter Musikbegleitung nach der sächsischen Schweiz bestehen. Die Idee geht von dem Dres dener Kegelklub „Die Sandhasen" („Annenhof") aus und dürfte in allen dem Kegelspiel huldigenden Kreisen willkommen geheißen werden. — In Oberplanitz bei Zwickau ist ein Volksschullehrer, der sich viel mit spiritistischen Experimenten und magnetischen Kuren be faßte, hiervon auch trotz wiederholter Verwarnung nicht abließ, vom Lehramt entfernt worden. — Meißen. Dem ausführlichen Berichte des Bürgermeisters Hirschberg über die Stadtverwaltung Meißens im Jahre 1884 ist zu entnehmen, daß die Verlegung der Triebisck zwischen dem Rathswehre und Jacobi's Eisengießerei nahezu 100,000 M. beanspruchte. Neu geschaffen wurden 3 Orts- und 5 Betriebskrankenkassen; 6 weitere Betriebskrankenkassen und 6 freie Hülfskaffen hatten ihr Statut völlig umzugestalten. Die Zahl der ermittelten Versicherungspflichtigen be trug am 1. Dezember 4806. Die Einwohnerzahl betrug am Schluffe des vorigen Jahres 16,339. Die Anlagen betrugen im Jahre 1884 143,472 M., beziffern sich aber für das laufende Jahr auf l39,660M., sind also um 3812 M. zurückgegangen, und ist darum eine geringe Steuerreduktion in Aussicht. ' (Eingesandt.) Zur Jnnungsfrage. Infolge der Annahme des Ackermann'schen Antrags im Reichs tage, „daß es nurJnnungsmeistern gestattet ist, Lehrlinge zu halten", ist allerorten feiten der Gewerbtreibenden eine lebhafte Thätigkeit ent faltet worden, neue Innungen zu gründen oder die noch bestehenden nach neuerem Gesetz umzuändern. Leider verfällt man dabei immer wieder nur zu fehr in das alte Uebel, man setzt den Beitrittsbetrag viel zu hoch und entzieht damit dem Handwerk unnützer Weise Sum men, welche dasselbe bei jetzigen Zeitverhällnissen sehr nöthig braucht, um mit dem Großbetrieb konkurriren zu können. Wenn z. B. eine Innung bis M. 15 — Eintrittsgeld erhebt, ohne ihren Mitgliedern wesentlichen, dementsprechenden Nutzen zu gewähren, so kann Einsender dieses nicht begreifen, wie damit das Handwerk unterstützt bezw. in die Höhe gebracht wird, fpielen doch meistens bei einem kleinen Hand werker 10 M.— eine große Rolle. Um diefem Uebelstande abzuhelfen und gleichzeitig es auch den vereinzelt dastehenden Gewerbtreibenden zu erleichtern, den gesetzlichen Vorschriften nachzukommen, ist aus der Mitte des hiesigen Gewerbevereins eine Kommission hervorgegangen, welche sich mit Gründung einer „Gewerbsgenossenschaft" oder „Vereinigte Handwerkerinnung für den Amtsbezirk Wils druff" beschäftigt, wie es deren schon anderorts giebt und mit bestem Erfolg bestehen. So liegt z. B. dieser Kommission durch Vermittlung der „Dresd ner Handels- L Gewerbekammer" ein schon genehmigtes Statut der vereinigten Handwerker-Innung für Hirfchfelde und Umgegend zur Einsicht und Grundlage vor, welches sämmttiche Gewerbe umfaßt und an Billigkeit nichts zu wünschen übrig läßt, das Beitrittsgeld ist bei spielsweise 2 M., und da eine derartige Vereinigung auch nicht mehr Kosten hat, als eine kleine Innung, so entfällt selbstredend auf das einzelne Mitglied ein kaum nennenswerther Betrag. Es wäre alfo im Interesse des Gewerbes sehr zu wünschen, daß sich auch hier diese Vereinigung erzielen ließe. Hoffen und wünschen wir der Kommission den besten Erfolg ihrer Bemühungen. Wilsdruff. 61. 8. Musikalisches. Bevor wir daS erste in diesem Jahre, das am vorigen Montag von Dresdner Künstlern ausgeführte Konzert einer näheren Besprechung unterwerfen, glauben wir nicht unterlassen zu dürfen, auf die in un- ferer Stadt in den letzten Wochen des alten Jahres stattgehabten, fehr beifällig aufgenommenen Konzerte in Kürze zurückkommen zu müssen. Wir erwähnen da zuerst das vom Herrn Musikdirektor Spüring am 26. Nov. im Löwen arrangirte erste Abonnementkonzert, welches durch günstigen Ausfall allgemeine Befriedigung und lebhafteste Zu stimmung seitens der Zuhörer fand. Insbesondere delektierte an die sem Abend die sehr begabte Sängerin Fräulein Hedwig Rockstroh aus Dresden, deren schöne Stimme und gute Schulung allen sehr im ponierte. Ihre frischen, so mit aller Herzlichkeit und schwärmerischem, doch maßvollem Ausdruck gebotenen Vorträge, verbunden mit reiner Intonation und feinem Tonschmelz, erbauten sicherlich alle Hörer. Die Orchesterfätze wurden exakt ausgeführt und mit großem Beifall aus genommen. Das am 4. Dez. veranstaltete Wohlthätigkeitskonzert für den hie sigen Frauenverein, ausgeführt von der hiesigen Stadtkapelle und der Liedertafel, brachte viel Anerkennenswertes. Hier erweckte ganz be sonders die uns so hochgeschätzte Sängerin Fräulein Döhnert aus Grumbach durch die kräftige Schönheit ihres hohen, biegsamen Sp- prans aller Wohlgefallen und errang sich wohlverdienten, lebhaften Applaus. In den sonst recht gut gespielten Orchestersätzen zeigte sich leider eine überaus große Hast, ein Treiben dem Ende zu; nicht ein mal eine Pause zwischen dem ersten und zweiten Teile wurde inne gehalten. Die Leistungen der Liedertafel im Männer- wie im ge mischten Chor sind sattsam bekannt, als daß wir dieselben einer wei teren Kritik unterzögen; die Abwechselung der Gesänge war eine sehr angenehme, durch liebevolle Hingabe aller Mitglieder kamen die Piecen prächtig heraus und fanden außerordentliche Befriedigung und häufigen Anlaß, dem Enthusiasmus des Publikums Ausdruck zu geben. Ganz besonders gilt dies über die Leistungen gesagte von dem am 16. Dez. ausgeführten Gesellschaftskonzert der Liedertafel, in welchem in 1'/,stündiger Aufführung das herrliche, von Perfall kom ponierte Mährchen „Dornröschen" für Solo und Chor zu Gehör ge bracht wurde. Die Ausführung dieser höchst kostbaren, dabei aller dings ziemlich schwierigen, aus 12 verschiedenen Chor- und Soiosätzen bestehenden Compositio» legte beredtes Zeugnis ab, wie weit es uner müdlicher Fleiß und treue Hingabe für die edle Sache des Gefangs bringen kann. Der große Reiz dieses Tonstückes wird den Konzert besuchern noch lange in bester Erinnerung bleiben; wesentlichen An teil an dem guten Gelingen dies-s Werkes hatten Fräulein Olga Com michau, deren wohlklingende, schätzbare Altstimme stets die Herzen der Hörer entzückt, ferner Fräulein Döhnert, Fräulein Minna Berger, Herr Lehrer Bornemann, insbefondere auch Herr Lehrer Näumann aus Deuben, welcher die Klavierbegleitung in bewährter, tüchtiger Weise ausführte. Auch eines Jnstrumentalkonzertes der Kapelle des Kgl. fächs. 1. Feld-Art.-Reg. No. 12 unter Direktion des Herrn Stabstrompeter Baum am 7. Dez. müssen wir rühmend Erwähnung thun. Das Pro gramm brachte nur hier noch nicht gehörte Novitäten, die alle wirklich vorzüglich und mit respektvoller Präzision zur Geltung kamen; im Interesse dieses im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichneten Kon zertes hätten wir dringend gewünscht, daß der Besuch ein etwas besserer gewesen wäre. So gut das alte Jahr in musikalischer Hinsicht geschlossen, so gut begann das neue Jahr. Am 12. Januar beglückten uns sieben Mit glieder der königl. Hofkapelle aus Dresden mit einem Konzerte im Adler. Diese Herren Künstler ernteten mit ihren Vorträgen großen Beifall, und haben wir alle Urfache, denfelben für die Darbietung diefes an künstlerischen Genüssen reichen Gastspiels dankbar zu sein. Der treffliche Violinist Herr Brückner erbaute die Anwesenden mit einem Violinkonzerte von Mendelssohn und einer Phantasie a. d. Op. „Margarete" von Gounod - Sarasate. Seine brillante Technik, sein ausdrucksvoller Vortrag kamen zur vollen Wirkung. Mil vorzüglichem Gedächtnis begabt, entfaltete er ein sehr gewinnendes Spiel mit schö nem Tone und bestem Schwünge. Herr Strauß hatte die Klavierbe gleitung übernommen und führte dieselbe in künstlerischer Weife aus. Leider beleidigte das sehr verstimmte Instrument die Ohren ganz ge waltig und schädigte insofern nicht nur die Violinsolos, sondern auch die übrigen mit Klavierbegleitung versehenen Piecen. Volle Aner kennung verdienten die Leistungen des Herrn Ahlendorf auf dem Cornet und die des Herrn Strauß auf dem Fagott; in schwierigen Variationen über Opernthema's zeigten diese Herren ihre ganze Meisterschaft auf diesen Instrumenten. Nicht allein aber im Solospiel, sondern auch im Ensemblespiel, als in 2 Posaunenquartetten (ausgeführt von den Herren Meisel, Gölfert, Reinert und Bruns), in den berühmten Kom positionen: lÄoäitutron v. Bach, 6argo v. Händel, Aufforderung zum Tanz v. Weber bekundeten die Herren Künstler eine Präzision, eine Übereinstimmung, eine Feinfühligkeit des Vortrags, die von überra schender Wirkung war. Es wurde eben virtuos gespielt. Infolgedessen war die Stimmung des sehr zahlreich versammelten Publikums eine äußerst belebte, die Aufnahme eine überaus beifällige. Schließlich unterlassen wir nicht, der Rührigkeit des Herrn Hotelier Gietzelt lo bend zu gedenken, durch welche es uns vergönnt war, dergleichen Kunstgenüsse zu haben. Die Grafen von Dürrenstein. Original < Roman von Emilie Heinrichs. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) Drittes Kapitel. Die Billa Einsiedel. An der Hauptpromenade einer kleinen deutschen Residenz befand sich eine elegante Villa, welche seit zwei Jahren von einem Baron Einsiedel bewohnt wurde, welcher seinem Namen insofern Ehre machte, als er mit feiner, wie es hieß, sehr kränklichen Gemahlin und der einzigen Tochter allerdings so einsam lebte, daß er bislang weder eine Gesellschaft besuchte, noch eine solche gegeben hatte. Die Herren des Hofes schwuren auf die wunderbare Schönheit der Baroneß Einsiedel und scheuten keine Jntrigue, um Eintritt in die verwunschene Villa zu erhalten; die kecksten Kavalire hatten dieses auch durchgesetzt, aber nur zu ihrer eigenen Beschämung, wie es hieß, da den Baron sie mit weltmännischer Höflichkeit zwar empfangen, aber auch in fehr bestimmter Weise für immer abgefertigt haben sollte. Man hatte die junge Baroneß nur in der Kirche sehen und be wundern können, da sie regelmäßig mit ihrem Vater die Messe besuchte, während sie auf ihren Spaziergängen am Arm des väterlichen Be schützers stets dicht verschleiert war. Nur der fürstliche Leibarzt und der Pfarrer an der Rembertikirche zählten zu den Vertrauten dieser einsamen Familie und genossen Gel tung genug in der guten Gesellschaft, um mit ihrer VersicherunH Glau ben zu finden, daß Baron Einsiedel kein unbefugter Eindringling deS Aristokraten-Viertels, sondern ein wirklicher Edelmann fei, welcher durch verschiedene unglückliche Verhältnisse, die seine Ehre durchaus unberührt gelassen, sich zu einer solchen strengen Zurückgezogenheit einstweilen gezwungen sehe. Man erfuhr, daß der Baron sich viel auf Reisen befunden und feine jetzige zweite Gemahlin, Reginas Stief mutter, aus Westindien, wo ihr Vater dänischer Gouverneur gewesen, mitgebracht habe. Damit mußte die Neugierde sich einstweilen begnügen. Bie furchtbaren Stürme der letzten Tage hatten ausgetobt; freund lich befchien die Herbstsonne die letzten Kinder Floras, welche geknickt ihre Häupter senkten. Regina v. Einsiedel wandelte betrübt durch ihre Blumenbeete. „Alles dahin!" seufzte sie. „Meine stolzen Georginen, die schim mernden Astern und du, meine arme späte Rose, welche neugierig ihre Knospen öffnete; alle, alle hat der Sturm geknickt —" „Wie er gar häufig auch ein Menschenherz zerbricht, meine theure Baroneß!" tönte eine milde Stimme neben ihr. Sie blickte freundlich auf den Pfarrer, welcher unbemerkt den Garten betreten hatte. „Ob die Stürme auch wohl so unbarmherzig im Menschenleben wüthen können?" fragte sie nachdenklich.