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samkeit wieder mehr den auswärtigen Dingen, in erster Linie der Suvan-Expedition, zu. Der ängstlichen Spannung, welche durch das Ausbleiben weiterer Nachrichten über das Schicksal der englischen Vor hut unter Oberst Stewart erregt wurde, ist jetzt durch das Eintreffen der erwarteten Nachrichten über Oberst Stewart ein Ende gemacht worden. Dieselben besagen, daß nach heftigen Kämpfen, die vom 17. bis zum 25. Januar währten, Metamneh, die vorgeschobene Position der Sudan-Rebellen am Nil, von den Engländern genommen worden. Die Rebellen verloren hierbei 250 Tobte, darunter 5 Emire, die Eng länder dagegen haben in den Gefechten seit dem 17. v. M. 21 Todte und 104 Verwundete verloren: unter den Gefallenen befinden sich auch die Korrespondenten der „Morning Post" und „Standard". Oberst Stewart selbst ist bei der Einnahme von Metamneh schwer verwundet worden und hat an seiner Stelle Oberst Wilson den Oberbefehl über die englische Avantgarde übernommen. Derselbe ist mit einer Abthei- lung Infanterie mittelst Dampfer bereits nach Khartum abgegangen; ob er aber unbehelligt den Zufluchtsort Gordons erreichen wird, ist nicht fehr wahrscheinlich. Die „St. James Gazette" berichtet: Nach Angaben eines Agenten des Fenier-Häuptlings Rossa aus Boulogne waren die jüngsten Lon doner Explosionen nur Vorläufer viel schrecklicherer Attentate. Künftig sollen nicht mehr isolirte Attentate vorkommen. Die Dynamitards verfügen jetzt über sehr reichliche Fonds und erhielten überdies von einem der eifrigsten Fenier in Philadelphia ein Legat von 200,000 Dollars. Ihr Hauptquartier in Europa sei bald in Antwerpen, Havre, Boulogne, vorwiegend aber in Paris. Das am Sonnabend in London verwendete Dynamit sei durch weibliche Agenten in kleinsten Quantitäten aus Frankreich nach London gebracht und dort zusammen gefügt worden. Gegenwärtig besitzen die Dynamitards genug Dyna mit, um halb London in Asche zu legen. Daß die allgemeine Stimmung in Nordamerika endlich ernst lich eine Wandlung zur klaren Einsicht des verbrecherischen Treibens der dortigen Dynamitarden erfahren hat, geht aus den Zeitungs-Aeuße- rungen über die jüngsten Attentate im Westminster-Palast und im Tower zur Genüge hervor. Alle nordamerikanischen Zeuungen drückten ihren größten Abscheu über die Dynamit-Ausschreitungen in London aus, und erklären deren Verüber für die schlimmsten Feinde Irlands. Die Uebelthäter und deren Helfershelfer werden als Amerikas gemeinste und niedrigste Schwindler bezeichnet. Kein Gesetz — wird hinzugefügt — kann sie erreichen oder von solchen Handlungen Kenntniß nehmen, wie sie hier offen verübt werden, aber der Wunsch für ihre Ausrot tung ist ein herzlicher und allgemeiner. — Auch in der Legislatur von Missouri ist eine Resolution eingebracht worden, die sich gegen die Dynamitattentate ausspricht. Vaterländisches Wilsdruff. (Eingesandt.) Am Dienstage vergangener Woche hatte die hiesige freiwillige Feuerwehr, um die Mittel zum Ankauf eines Feuerlöschgeräthes zu beschaffen, eine Theateraufführung veran staltet. Der Besuch derselben war von Hiesigen wie Auswärtigen ein sehr zahlreicher, so daß, wer spät kam, kaum noch einen Sitzplatz zu erlangen im Stande war; ist doch zweifelsohne unsre freiwillige Feuerwehr ein mit Recht in Stadt und Land sehr beliebtes Institut und hat doch so Mancher schon ihrer Schnelligkeit, Gewandtheit, Um sicht und Furchtlosigkeit Hab und Gut zu danken oder ist wenigstens durch sie vor größerem Schaden bewahrt geblieben, wie sollte daher auch der gute Zweck ihres Theaterspiels nicht viel Anklang gefunden haben! Es wurde das Stück „Die Waise aus Genf" oder „Unschuld und Verbrechen" von Castelli gegeben; dasselbe ist ein Schauspiel mit dem sittlichen Beweggründe: den Sieg des Guten über das Böse zur Darstellung zu bringen, und schon die Wahl eines Stückes mit solcher Tendenz gereicht unsrer Feuerwehr zur Ehre. Was die Ausführung der einzelnen Rollen anlangt, hatte ein jeder Spieler sich in den Sinn seiner Rolle soviel ihm möglich einzuleben gesucht; es war mit aner- kennenswerthem Fleiße von Allen gelernt worden, und es war das bei dem Umfange einiger Rollen so z. B. bei der der Therese keine Kleinigkeit; die Haltung der Schauspieler wie die ganze Jnscenirung bewies auch: mit welcher Mühe man das Stück eingeübt hatte; es fehlte bei allem Ernste desselben nicht an Stellen, welche die Lach muskeln des Publikums reizten, so die gelungenen Scenen zwischen Werbold und seiner Frau Brigitte. Dem Teuflischen seiner Anschläge wußte der Darsteller Strömborsts wie ein echter Räuberhauptmann Ausdruck zu geben; Pastor Egerton war sein sittlicher Gegner und wurde diese schwere Rolle nach Kräften durchgeführt. Frau Rollstein in ihrer Ruhe und ihr Sohn Karl in seinem festen Glauben an die Unschuld der Geliebten fanden ebenfalls den Beifall des Publikums. Wie wir hören, soll nächsten Sonntag das Stück noch einmal zur Aufführung kommen und der Cassenertrag dem Heizungsfond unsrer Kirche zugeführt werden, möge schon darum der Besuch ein recht zahlreicher und die Einnahme eine hohe sein. — Unser engeres Vaterland Sachsen feiert in diesem Jahre das fünfzigjährige Jubilänm im Eisenbahnwesen; es wurde im Jahre 1835 der Bau der Leipzig-Dresdner Eisenbahn in Angriff genommen. Welche gewaltigen Fortschritte seitdem gemacht wurden, lehrt ein Blick auf das von Jahr zu Jahr zu größerer Ausdehnung gekommene Ei- senbahnnetz. — Für die Opfer der Erdbeben in Spanien sind bei den Sam melstellen in Leipzig bereits 4752,89 Mark ein gegangen. — Tharandt. Der im November 1883 anläßlich der Feier von Luther's 400jährigem Geburtstage durch ocn Ertrag einer Haus- kollekte hier begründete Fond zur Beschaffung eines Luther hauses, in welchem verwaiste oder aus sonst einem Grunde der öffent lichen Fürsorge anheimfallende, noch schulpflichtige Kinder der Gemeinde ein trautes Familienheim finden und zu evangelisch-lutherischen Christen erzogen werden sollen, hat jüngst nicht unerhebliche Zuwendungen er fahren: 1000 M. von einer ungenannt bleiben wollenden Dame, und 239 M. als Ertrag eines vom Männergesanqverein Plauens bei Dresden aus eigenstem Antriebe am vorletzten Sonntag im hiesigen Albertsalon veranstalteten Wohlthätigkeitskonzerts. — Obgleich die Aufhebung des Chausfeegelves erst vom nächsten Jahre ab allgemein erfolgen wird, scheint das k. Finanzministerium bereits jetzt mit allmählicher Aufhebung einzelner Einnahmestellen an minder verkehrsreichen Landstraßen vorzugehen, wenigstens wird am 1. Februar die an der Nossen-Meißener Landstraße gelegene Ein nahmestelle Katzenhäuser eingezogen und das dazu bisher benutzte Grundstück zum Verkauf öffentlich ausgeboten. — In Marienberg starb vorige Woche die verw. Holzhändler Schönherr im 86. Lebensjahre. Dieselbe war die Tochter des viel- gekannten und berühmten Raubschützen, Jäger Karl Stülpner; mit dieser ist der letzte Sprosse Stülpners aus dem irdischen Dasein ge schieden. — Bei der Kgl. Altersrentenbank in Dresden (Altstadt, Landhaus straße 16, im Landhaus) sind im jüngst abgelaufenen Jahresquartal 353,273 M. in 1345 Einlagen eingezahlt worden, das sind 142,900 M. und 956 Einlagen mehr als im gleichen Quartale des Jahres 1883. Die Zunahme beträgt ln der KopitalMnme schon 68"/„, in der Stück zahl der Einlagen aber sogar das 2'/rsache der Zahl des in Vergleich gezogenen Quartals, in welchem 210,373 M. in 389 Einlagen einge- zatflt worden waren; die Stückzahl ist also fast 4 mal so stark, wie die Kapitalsumme der Einlagen gestiegen. Diese Thotsache ist ein höchst erfreulicher Beweis dafür, daß die Altersrentenbank in die Kreise der minder bemittelten Klassen der Bevölkerung — für deren Wohl sie ja ausdrücklich errichtet worden ist, wenn auch der besser situirte Staatsbürger nicht ausgeschlossen sein sollte — nun einzudringen be gonnen hat. Die zahlreich vertheilten Aufforderungen zur Einzahlung in Monatsraten Haden ihr Ziel nicht verfehlt; die kleinen Einlagen von einer und mehreren Mark fließen der Altersrentendank jetzt in weit größerer Menge als früher zu. Gegenwärtig sind es zwar noch die Kreise Les Handels- und Gewerbestandes, aus denen der Alters rentenbank die meisten Einlagen zufließen, aber seit Kurzem fängt auch die laudwirthschaftliche Bevölkerung des Landes an, die Vortheile, die die staatlich garantirte und durch hohe Renten ausgezeichnete König!. Altersrentenbank gewährt, sich zu eigen zu machen und für sie gerade wird die Altersrentendank durch Beseitigung der Altersauszüge und Ersetzung derselben durch baare Rentcnbezüge von ganz besonders segens reicher und weittragender Bedeutung werden. — Der Verein für unentgeltliche Verbreitung von Bibeln und christlicher Volksschnften in Striesen bei Dresden hat in feinem zwölften Geschäftsjahre mit Hülfe inländischer und ausländischer, namentlich englischer Freunde wiederum eine immer ausgedehntere Thäligkeit ent wickelt. Zum Lutherfest verlhellte er an arme Schulkinder von Dres den und Unigegend 454 Bibeln, 81 Nene Testamente und 4500 Stück Evangelien-Adfchnitte, sowie an Krankenhäuser, Droschkenkutscher, Post beamte 2150 Lutherfestzeitungen, an Weihnachten an die Gefangenen sämmllicher größeren Anstalten einen trefflich abgefaßten Weihnachts brief, versorgte öffentliche Anstalten Dresdens fortlaufend mit christ lichen Zeitschriften, und die Bahnwärter säwmtlicher sächsischer Linien regelmäßig mit christlichen Schriften und Predigten als Ersatz für den erschwerten Kirchenbesuch. Auch die Preuß scheu Linien sind dem Ver ein zum großen Theile wieder zugänglich gemacht worden, nachdem die erhobenen konsessionellen Bedenken als unbegründet erkannt worden waren. Lie Zahl der Mitglieder hat sich im letzten Jahre ziemlich verdoppelt. Der Verein nimmt christliche Schriften, Bibeln, Erbau ungsbücher, Predigten u. s. w., die vielfach unbenutzt aufbewahrt liegen, dankbar entgegen, wenn sie portofrei an den Vorsitzenden O. Finger eingesandt werden. — Plauen, 28. Januar. Betreffs der von der Handelskammer Frankfurt herausgegebenen Denkschrift wegen der Sonntagsheilig ung und deren einheitlicher Regelung im deutschen Reiche ist die hie sige Handels- und Gewerbekammer zu dem Beschlusse gelangt, an die k. sächsische Regierung das Gesuch zu richten: Dieselbe wolle dahin wirken, daß die Feier des Hohenneujahrsfestes und des einen Buß tages beseitigt, daß der andere Bußtag im ganzen deutschen Reiche auf einen Tag verlegt und daß das Resormationsfest in den protestan tischen Nachbarstaaten gleichfalls als Festtag gefeiert werde. Daß durch die jetzige Art mancherlei Unzuträglichkeiten entstehen, wurde allseitig anerkannt. — Für alle Diejenigen, welche Spinngewebe für stets geeignet zur Stillung von Blut halten, diene folgende Notiz aus Schwerin zur Warnung: Jüngst wurde dort ein Mann begraben, dessen Todes ursache etwas eigenlhümlich und erwähnenswerth ist. Derselbe war gefallen und hatte sich dabei etwas verletzt. Um das Blut zu stillen, legte man ihm Spinngewebe auf die Wunde. Da nun hiermitzugleich etwas Staub oder Farbe, oder sonst schädliche Stoffe in die Wunde gelangt waren, stellte sich bald eine heftige Blutvergiftung ein, welche den Tod nach wenigen Tagen herbeisührte. — Die Sächsische Vieh-Versicherungsbank in Dresden hat im verflossenen Geschäftsjahr wieder einen glänzenden Erfolg er zielt. Mit größter Genugthuung kann dieses vertrauenswürdige, exakt geleitete Muster-Institut — bekanntlich das größte derartige im deut schen Reiche — auf die erreichten Resultate zurückblickcn. Die Zu gänge au neuen Versicherungen und Prämien sind gegen das Vorjahr bedeutend gestiegen, ebenwohl die Prämien-Reserve, welche durch rr- heblichen Ankauf weiterer Werthpapiere mehr wie gedeckt ist. Alle berechtigten Schadenfälle wurden wieder in voller statutarischer Höhe prompt ausgezahlt. Der Reservefond konnte eine ansehnliche Ver stärkung erfahren und läßt die finanziell gesunde Lage der Bank nichts zu wünschen übrig. Der soliden strebsamen Verwaltung sowohl, als auch der Erhebung fester Prämien ohne jeglichen Nach- oder Zuschuß hat das Institut den bedeutenden Aufschwung zu verdanken. Daher sind auch die der Bank entgegen gebrachten Sympathien von Behör den, landwirthschaftlichen Vereinen und Großgrundbesitzern erklärlich. Der interessante detaillirte Jahresbericht verdient durch das beigefügte reiche statistische Material besondere Beachtung. Versichert waren bis ult. 1884 Mk. 83,691,061. —. und bezahlte Schäden Mk. 1,439,532. 30. — Infolge des emgetretenen Thauwetters hat sich am Sonnabend Nachmittag in den Steinbrüchen bei Schmilka eine vermuthlich durch den starken Frost gelockerte sogenannte Schale abgelöst und bei ihrem Sturze sechs in den Brüchen arbeitende Steinbrecher und zwar den einen tödtlich, die anderen mehr oder weniger schwer verletzt. Nach einer weiteren Meldung des „Dresdner Tgbl." soll bei 3 der Ver letzten keine Hoffnung auf Erhaltung des Lebens sein. — Am Sonnabend verunglückten in der Holzstoff- und Pappen fabrik zu Limmritz die Arbeiter Kunze und Kühne, während sie mit dem Abnehmer, des Wehraufsatzes beschäftigt waren, dadurch, daß sich eine größe Eisscholle löste und die beiden Arbeiter weit über das Wehr in die Flutyen Hinabriß. Kunze verschwand sofort in den letzteren und ist bis jetzt noch nicht aufgefunden worden, während Kühne einen Beinbruch erlitt. Landwirlhschaftlichkr Verein Wilsdruff. Wie kann sich der Landwirth Aufschluß verschaffen über den Reich thum oder die Armuth seines Ackerbodens an Stickstoff (di), Kali (X2O) und Phosphorsäure (kO5), bezugsweise über das besondere Düngebe- dürfniß eines seiner Felder? An der Hand einer Broschüre des Prof. Wagner in Darmstadt versuchte der Vortragende, Herr Gutsbesitzer Kappler in Limbach, in der am 21. d. M. stattgefundenen Versammlung obiges Thema wie folgt zu erläutern. Zur Beantwortung obiger Frage kann die chemische Bodenanalyse nicht herangezogen werden, weil dieselbe wohl zuverlässig den Gesammt- gehalt an Pflanzennährstoffen anglebt, nicht aber, wenigstens bis jetzt