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zen Haltung verloren und beantwortete den freudigen Gruß des Schaff ners mit einem herablassenden Kopfnicken. „Gott sei Dank!" fmurmelte letzterer, die Koupeetbür schließend, „habe doch geheime Angst um ihn ausgestanden. — Wo nun wohl sein Kammerdiener hingeweht sein mag? — na, der wird sich schon wieder zurecht finden " Der Zug setzte fick in Bewegung, und ächzend arbeiteten die Lo komotiven sich durch Sturm und Unwetter, um ihre Passagiere an das ersehnte Ziel zu führen.(Forts, f.) Vermischtes. Karlsruhe, 7. Januar. Ein heute früh im Arbeitszimmer der Fran Großherzogin entdeckter vom französischen Kamin ausgehender Brand wurde in Zeit von zwei Stunden ohne Alarmirung der Feuer wehr bewilligt. Der Brand hatte auch die Decke im Arbeitszimmer des Großherzogs^ bereits durchbrochen. Die Wiederherstellung wird mehrere Wochen in Anspruch nehmen. * 1,809,483 Stadtbriefe, etwa 30,000 Mehr als tim Vorjahre, sind am letzten Neujahrstage in Berlin aufgeliefert. Darunter befan den sich 9166Aunfrankirte Briefe, 1,007,514Mit 10 Pfg., 224,855 mit 5 Pf. frankirt, 177,316 waren Postkarten und 290,632 Drucksachen. * Frau: JchAweiß wahrhaftig nicht, von wem von uns beiden unsere Tochter^'die böse Zunge geerbt hat,"lvonMir gewiß nicht. — Mann: Sehr richtig,'denn Du hast Deine noch! * Eine sehr elegante Dame machte in Paris^verschiedene Ein käufe in einem Laden. Bereits hatte sie ein Paar Uhrgehänge im Preise von 300 Francs gekauft und der Juwelier gab ihr eben auf eine Banknote von 1000 Fr. heraus, M ein finster aussehender Herr plötzlich in-den Laden tritt und mit Donnerstimme" ruft:'?„Da also, Madame, kömmt all' mein Geld hin!" und indem er dies sagte, ohr feigte er (die Dame, welche ohnmächtig niederfällt.?" Der Herr aber streicht, ohne sie anzusehen, das Geld zusammen und geht, die Thür zuwerfend, daß die Scheiben klirrten, schimpfend und fluchend hinaus, ehe der Bijoutier und das Ladenmädchen Zeit hatten, sich von ihrem Schrecken zu^erholen. — Man springt endlich'der Dame, bei, welche erst nach und'nach wieder zur Besinnung kam. „Madame," stotterte der Bijoutier, „Ihr Gemahl nahm die 700 Fr. (mit." — ,,Mein Gemahl? :—' jMeiw'Gemahl? — Ich bin Wittwe! . . ." Es war ein Dieb, welcher den ersten glücklichen Versuch mit diesem neuen Dieb^ ihls-Versuch gemacht hatte. * Eine ergötzliche Geschichte, so schreibt man der „N. Mühlhauser Ztg.", passirte jüngst in einem Orte unweit Münster (Elsaß) einem Nimrod, der wohl nicht ohne Grund zu der Klasse der Sonntagsjäger gezählt werden darf. Ihm wollten nämlich einige Kameraden einen Streich spielen, indem sie einen ausgestopsten Hasen in ein Krautfeld setzten. Gesagt, gethan. Einer der Verschwörer hatte jedoch das Spiel verrathen. Der Jagdtag kommt heran und die Jagdgesellschaft rückt aus. Außerhalb des Dorfes kommen die Herren an einem Krautfeld vorbei, als Plötzlich ein Hase in demselben oufspringt und mit raschen Sprüngen das Weite sucht. Unser Nimrod rührt sich nicht, und als einer der Begleiter ihm zuruft, doch auf den Hasen zu schießen, erhält er zur Antwort: „Meinscht, i ben so dumm, daß i off de ausgestoffte Has schese soll!" Sprach's und ging weiter. Unter großem Gelächter seiner Kameraden wurde ihm nun in einem anderen Krautfelde der wirklich ausgestopfte Hase gezeigt. * An die falsche Adresse. Vor einiger Zeit kam in der Re sidenz eines Herzvgthums eine fremde Sängerin an, um dort lebende entfernte Verwandte zu besuchen. Der Regent hörte davon, daß die berühmte * in seiner Kapitale weile, und er beeilte sich, ihr durch den Hofmarschall w'gen eines bevorstehenden Hofkonzerts einen Wink geben zu lassen. Die Sängerin ließ sich bereit finden, sie sagte ihre Mitwirkung zu und sprach gleichzeitig aus, daß sie kein Honorar da- sür beanspruche. Das Konzert fand statt, auch der Bürgermeister der Residenz, der gerade sein dreißigjähriges Amtsjubiläum feierte, war dazu besohlen worden — als Zuhörer natürlich. Endlich wurde die fremde Sängerin, die Alles entzückt hatte, in Gnaden entlassen. — Am nächsten Tage wurde sie durch das Erscheinen eines Hofbediensteten überrascht, der ein Packet gegen Quittung abzugeben hatte. Die Sänge rin öffnete mit ungeduldiger Neugier das Päckchen und fand zu ihrer nicht zu beschreibenden Ueberraschung eine goldene Schnupftabaks dose. — Nicht minder erstaunt dürfte der würdige Bürgermeister der Residenz gewesen sein, der fast zu gleicher Zeit ein mit Rauten besetztes Armband aus den Händen des Lakais empfing. Natürlich wagte keines der beiden Opfer der Verwechselung, sich gegen sein unpassendes Geschenk aufzulehnen. Der Bürgermeister stellte sein Armband in den Silberschrein und die Sängerin zog mit ihrer Schnupftabaksdose ab. Man hat ihr den schlechten Trost gegeben, daß sie damit ihren Bräu tigam beglücken möge, — der aber natürlich auch nicht schnupft. * Der Abschied. Bei den Hochzeiten in der Bretagne bittet die schön geschmückte Braut knieend ihre Mutter um den Segen. Diese schneidet dann mit der Scheere einen Zipfel von dem Gürtel der Ver lobten, wobei sie spricht: „Das Band, welches uns bisher vereinigt hat, ist zerrissen, und mein Haus ist künftig nicht mehr das Deine — so lange Du glücklich bist. Trifft Dich aber Unglück, so ist eine Mutter immerhin Mutter, und ihre Arme bleiben ewig ihren Kindern offen. Ich verließ meine Familie, um meinem Manne zu folgen, Du thuest jetzt desgleichen; das ist Gesetz der Natur, daß die Vögel, wenn sie flügge geworden, das mütterliche Nest verlassen. Wolle Dir Gott, in dessen Namen ich Dich segne, so viel Glück und Freude bescheeren, als er mir in meiner Ehe geschenkt hat." * Der wußte Rath. Bei einem Doktor kehrten eines Tages mehrere unwillkommene Gäste ein. Als er sieht, daß sie die Absicht haben, länger dazubleiben, ruft er ihnen mit der herzlichsten Liebens würdigkeit ein „Willkommen" zu und sagt dann zu seinem Diener: „Heda, Anton, bringe Wein und Frühstück für meine ehreuwerthen Freunde!" und empfiehlt sich dann. — Die Gäste: „Herr Doktor wer- den uns doch nicht verlassen?" — Doktor: „Die Pflicht ruft, meine sehr lieben Freunde, ich komme aber gleich wieder, ich gehe nur zu einem armen Blatterkranken gleich daneben — bei dem ich heute früh gewesen. — Nach fünf Minuten war das Zimmer geräumt. * Hufbeschlag aus Leder. In England ist der Versuch ge macht worden, das Leder als Material zum Beschlagen der Pferde zu verwenden. Frische Ochsenhäute werden von genügender Dicke oder in drei Lagen übereinander in stählerne Formen gepreßt. Diese Pferdeschuhe wiegen etwa den vierten Theil der gewöhnlichen Hufeisen und haben bereits eine ziemlich bedeutende Verwendung gefunden. Stadlgemeinderalhssitznng vom 8. Jmnmr 1884. 1. genehmigte man die vorgelegten, von dem Königlichen Ver messungsingenieur Herrn Maukisch in Meißen angefertigten, die Zer gliederung der der hiesigen Stadtgemeinde gehörigen Parzellen No. 295, 296 und 771 des Flurbuchs für Wilsdruff zum Zwecke Verkaufs von Baustellen davon an Herrn Privatus Adam in Neunimptsch bez. an den Krankeukassenverband im Amtsbezirk Wilsdruff betreffenden Dismembrationsanbringen mit dem Hinzufügen, daß die 18 ^M. Land von der Parzelle No. 771 über die ursprünglich festgesetzte Größe des Krankenhausbauplatzes dem genannten Verbände nur zu dem Preise in Anrechnung gebracht werden sollen, zu welchem die hiesige Stadtgemeinde dieses Land angekauft habe; 2. wurde die anderweit vorgelegte Rechnung des Herrn Maurer meister Hoyer für Herstellung einer Deckschleuße am Stadtgraben und sonstige bei Gelegenheit der Ausführung der Trottoiranlage auf der Zellaerstraße gelieferte Maurerarbeiten nunmehr Passirlich gemacht; 3. verwilligte man aüf sein Gesuch dem hiesigen Geflügelzüchter vereine Behufs Stiftung eines Ehrenpreises bei der demnächstigen Geflügelausstellung hierselbst aus der Stadtkasse einen Geldbetrag von 25 M.; 4. wurde das Gesuch des Herrn Tischlermeister Geißler hierselbst um Erweiterung seiner Befugnisse als Herbergsvater vorgelegt und darauf beschlossen, dasselbe auf sich beruhen zu lassen und Herrn Geiß ler anheim zu geben, nöthigenfalls gegen in seinen Räumlichkeiten anwesende betrunkene und skandalirende Fremde durch die hiesige Po lizei einschreiten zu lassen; 5. sollen die Rechnungen des Herrn Amtszimmermeister Partzsch und des Herrn Röhrmeister Teller auf das Jahr 1884 bez. 4. Quartal 1884 zunächst bei den Herren Stadtgemeinderathsmitgliedern circuliren; 6. soll die vorgelegte Bauanzeige des Fräulein Schreiter hierselbst nebst Zeichnungen an die Königliche Amtshauptmannschaft Meißen mit dem Ersuchen abgegeben worden, bei Genehmigung der projeclirten Baulichkeiten der Gesuchstellerin zur Bedingung zu machen, daß der Neubau des Ateliers wenigstens mit 1 Meter Abstand von der Straße auszuführen sei; 7. wurden die von der Cassen- und Rechnungsdeputation zudem Abgabenrestantenverzeichnisse auf das Jahr 1883 gefaßten Beschlüsse genehmigt; 8. übertrug man Herrn Stadtverordneten Dinndorf bis auf Weiteres die Ueberwachung der Krankenpflege rc. im hiesigen Armen- und Krankenhause. Wilsdruff, den 9. Januar 1885. Der Stadtgemeiuderath. Ficker, Brgmstr. 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